thanepower
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Bei der Erklärung der Ursachen für den WW1 wird mittlerweile in langfristig wirkende strukturelle Faktoren und kurzfristige Einflüsse unterschieden. Und dieses läßt sich auch für die Entscheidung in Petersburg, in den Krieg im Juli 1914 einzutreten, verdeutlichen.
Dabei können die kurzfristig wirkenden Einflussfaktoren schneller dargestellt werden, aber sie können ohne die langfristigen Faktoren nicht verstanden werden. In der Folge soll dieses anhand des Literaturstands ansatzweise - sicherlich auch subjektiv - geleistet werden.
Separat wird die Darstellung bei Clark, der sich im wesentlichen - fast als "1zu1" Übernahme - auf Lieven und teilweise in der politischen Bewertung auf die kontroverse (um es vorsichtig zu formulieren) Sicht von McMeekin bezieht, gesondert betrachtet.
In Anlehnung an Strachan (S. 101) - so Herwig (Herwig: "Military Doomsday Machine"? The Decision for War 1914, Journal of Military Studies, Vol. 13, Issue 3, 2011) - ist die individuelle Rolle einzelner von Bedeutung für die Entscheidungen zum Kriegseintritt. "What remains striking about those hot July weeks is the role, not of collective forces nor of long range factors."
The First World War: Volume I: To Arms - Hew Strachan - Google Books
Es ist ein gewisser Einfluss auf die Entscheider im Juli 1914 zu erkennen, ihre politischen Entscheidungen auch auf der Basis von "Ehre" vorgenommen zu haben, die nicht selten aus dem Umfeld aristokratischer Werte stammen. Diese Sicht bezieht Herwig und auch Hamilton auf die Arbeiten von Lebow.
A Cultural Theory of International Relations - Richard Ned Lebow - Google Books
Diese individuelle Sicht der Entscheider ist vor allem im Kontext der internationalen Beziehungen (IR) der europäischen Großmächte und ihrer Rivalität als imperiale Mächte zu interpretieren. So stellt Strachan fest: "By July 1914 each power, .....,felt ... that its status as a great power would be forfeit if it failed to act." (Stachan, ebd, S. 101).
In diesem Sinne verfolgten eigentlich alle Großmächte eine Politik der Verteidigung ihrer - vermeintlichen Interessenlage - und setzten diesen tendenzielle defensiven Impuls andererseits sehr aggressiv in praktische Politik um, nicht zuletzt, da vermeintliche "Zeitfenster" die Notwendigkeit für Präventivkriege oder für Krieg als unvermeidlich erschienen ließen.
Vor diesem Hintergrund des internationalen Kontext ist auch die Rolle des ultra autokratischen zaristischen Russlands zu bewerten. Ein Land, in dem die "Verfassung" (vom 06. Mai 1906) dem Zaren die höchste Gewalt im Staate zuspricht und ihn zum Zentrum der Entscheidungen im Bereich der Außenpolitik und der Militärpolitik macht.
Formuliert man im Vorgriff auf die differenzierte Darstellung des Wegs von Russland in den WW1 seinen Anteil am Ausbruch dieses Krieges, dann sind aus meiner Sicht folgende Beurteilungen zutreffend und kennzeichnen den aktuellen Forschungsstand.
In dem Standardwerk zu diesem Thema komt Lieven zu folgendem Schluss:
" Study of the July Crisis from the Russian standpoint indeed confirms the now generally accepted view that the major immediate responsibility for the outbreak of the war rested unequivocaly on the German government." (S. 151). Diese Sicht wird durch die Darstellungen von W.F. Fuller (Strategy and Power in Russia, S. 445 ff) und drch die Arbeiten von Geyer (Der russsiche Imperialismus, S. 189 ff)
Russia and the Origins of the First World War - D. C. B. Lieven - Google Books
Eine neuere Arbeit von Bobroff (War accepted but unsought: Russia`s growing militancy and the July Crisis 1914, S. 251) stellt folgendes fest:
" Russia did not stumble into war, nor engineer it for ist own gain, but turned to military measures as a show of strength that it hoped would resolve ist diplomatic quandary." (Eine Sicht, die vor dem Hintergrund der Ergebnisse von Trachtenberg zur Mobilisierung und seiner Wirkung auf Bethmann-Hollweg in einem folgenden Thread noch eine Rolle spielen wird)...In the face of other states seeking war for gain or survival, the Russians reluctantly stood their ground, because they could no longer see any alternatives" (S. 251).
The Outbreak of the First World War: Structure, Politics, and Decision-Making - Google Books
Von Rich (Russia; Conclusion) wird in ähnlicher Weise folgende Einschätzung vorgenommen "An impotant distinction should be noted here: Russia mobilized; Germany declared war." (vgl. identisch in Hamilton & Herwig: Decision for War, S. 111).
The Origins of World War I - Google Books
Vor diesem Hintergrund trägt Russland im Rahmen seiner Rolle als Großmacht und als Teilnehmer an einem europäischen Wettrüsten seinen Anteil an den langfristigen Ursachen für den WW1. Hinsichtlich der kurzfristigen Faktoren für den Juli 1914 liegt der Anteil seiner Verantwortung eher unter dem anderer Mächte.
Dabei können die kurzfristig wirkenden Einflussfaktoren schneller dargestellt werden, aber sie können ohne die langfristigen Faktoren nicht verstanden werden. In der Folge soll dieses anhand des Literaturstands ansatzweise - sicherlich auch subjektiv - geleistet werden.
Separat wird die Darstellung bei Clark, der sich im wesentlichen - fast als "1zu1" Übernahme - auf Lieven und teilweise in der politischen Bewertung auf die kontroverse (um es vorsichtig zu formulieren) Sicht von McMeekin bezieht, gesondert betrachtet.
In Anlehnung an Strachan (S. 101) - so Herwig (Herwig: "Military Doomsday Machine"? The Decision for War 1914, Journal of Military Studies, Vol. 13, Issue 3, 2011) - ist die individuelle Rolle einzelner von Bedeutung für die Entscheidungen zum Kriegseintritt. "What remains striking about those hot July weeks is the role, not of collective forces nor of long range factors."
The First World War: Volume I: To Arms - Hew Strachan - Google Books
Es ist ein gewisser Einfluss auf die Entscheider im Juli 1914 zu erkennen, ihre politischen Entscheidungen auch auf der Basis von "Ehre" vorgenommen zu haben, die nicht selten aus dem Umfeld aristokratischer Werte stammen. Diese Sicht bezieht Herwig und auch Hamilton auf die Arbeiten von Lebow.
A Cultural Theory of International Relations - Richard Ned Lebow - Google Books
Diese individuelle Sicht der Entscheider ist vor allem im Kontext der internationalen Beziehungen (IR) der europäischen Großmächte und ihrer Rivalität als imperiale Mächte zu interpretieren. So stellt Strachan fest: "By July 1914 each power, .....,felt ... that its status as a great power would be forfeit if it failed to act." (Stachan, ebd, S. 101).
In diesem Sinne verfolgten eigentlich alle Großmächte eine Politik der Verteidigung ihrer - vermeintlichen Interessenlage - und setzten diesen tendenzielle defensiven Impuls andererseits sehr aggressiv in praktische Politik um, nicht zuletzt, da vermeintliche "Zeitfenster" die Notwendigkeit für Präventivkriege oder für Krieg als unvermeidlich erschienen ließen.
Vor diesem Hintergrund des internationalen Kontext ist auch die Rolle des ultra autokratischen zaristischen Russlands zu bewerten. Ein Land, in dem die "Verfassung" (vom 06. Mai 1906) dem Zaren die höchste Gewalt im Staate zuspricht und ihn zum Zentrum der Entscheidungen im Bereich der Außenpolitik und der Militärpolitik macht.
Formuliert man im Vorgriff auf die differenzierte Darstellung des Wegs von Russland in den WW1 seinen Anteil am Ausbruch dieses Krieges, dann sind aus meiner Sicht folgende Beurteilungen zutreffend und kennzeichnen den aktuellen Forschungsstand.
In dem Standardwerk zu diesem Thema komt Lieven zu folgendem Schluss:
" Study of the July Crisis from the Russian standpoint indeed confirms the now generally accepted view that the major immediate responsibility for the outbreak of the war rested unequivocaly on the German government." (S. 151). Diese Sicht wird durch die Darstellungen von W.F. Fuller (Strategy and Power in Russia, S. 445 ff) und drch die Arbeiten von Geyer (Der russsiche Imperialismus, S. 189 ff)
Russia and the Origins of the First World War - D. C. B. Lieven - Google Books
Eine neuere Arbeit von Bobroff (War accepted but unsought: Russia`s growing militancy and the July Crisis 1914, S. 251) stellt folgendes fest:
" Russia did not stumble into war, nor engineer it for ist own gain, but turned to military measures as a show of strength that it hoped would resolve ist diplomatic quandary." (Eine Sicht, die vor dem Hintergrund der Ergebnisse von Trachtenberg zur Mobilisierung und seiner Wirkung auf Bethmann-Hollweg in einem folgenden Thread noch eine Rolle spielen wird)...In the face of other states seeking war for gain or survival, the Russians reluctantly stood their ground, because they could no longer see any alternatives" (S. 251).
The Outbreak of the First World War: Structure, Politics, and Decision-Making - Google Books
Von Rich (Russia; Conclusion) wird in ähnlicher Weise folgende Einschätzung vorgenommen "An impotant distinction should be noted here: Russia mobilized; Germany declared war." (vgl. identisch in Hamilton & Herwig: Decision for War, S. 111).
The Origins of World War I - Google Books
Vor diesem Hintergrund trägt Russland im Rahmen seiner Rolle als Großmacht und als Teilnehmer an einem europäischen Wettrüsten seinen Anteil an den langfristigen Ursachen für den WW1. Hinsichtlich der kurzfristigen Faktoren für den Juli 1914 liegt der Anteil seiner Verantwortung eher unter dem anderer Mächte.
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