Hallo zusammen und guten Abend von meiner Seite, ich bin eher stiller Leser in diesem Forum, möchte aber in dem Zusammenhang mit den vermeintlichen Marschlagern in Aken meine 2 Cents mal einbringen, da es sich im entfernteren Sinn auch um meine Heimat, ich bin im Saalekreis bzw. Merseburg-Querfurt zu Hause, handelt.
Zuallererst gibt und gab es sicherlich in der Vergangenheit einige Stellen in der Elbe, die für größere Schiffe schlecht oder gar nicht passierbar waren, man denke an die Hungersteine, die nach langen Dürren hier und da zum Vorschein kommen.
Gleichzeitig hätte es sich natürlich angeboten die Elbe soweit wie möglich flussaufwärts zu fahren, um somit möglicherweise im Rücken Marbods oder anderer Warlords zu landen.
Nichtsdestotrotz benötigt man bei einer solch lang gedehnten „Angriffslinie“ Brückenköpfe, um den Nachschub zu sichern , womöglich waren die Lager zum eines das und zum anderen eine Art „Schleuse“ um von einem schiffbaren Teil der Elbe, Mensch und Material auf den anderen schiffbaren Teil der Elbe umzusetzen. Ich meine Pflug schrieb hier auch von solch einer Schwelle auf dem Grund der Elbe in der Nähe von Aken.
„Allerdings kann der Flottenvormarsch elbaufwärts nicht allzuweit vor sich gegangen sein, denn halbwegs zwischen Aken und Dessau lagert oberstrom von Brambach auf der Höhe der Wüstung Reno oder Reina in 2 km Länge eine geologische Formation in Gestalt einer Gesteinsschicht quer durch das Flußbett. Frühere Untersuchungen haben ergeben, daß sich die Elbtalsohle hier in den letzten 2000 Jahren um rund 3 m gehoben hat. Das wurde nachgewiesen durch eine Reihe urgeschichtlicher Funde in 3 bis 6 m Tiefe unter dem Strombett und durch den 3 m tiefer liegenden Grund der Altwässer der Elbe, z. B. des Kühnauer Sees 18. Das Gesteinsmassiv bildete östlich Brambachs bei der Wüstung Reno oder Reina, also zur Römerzeit eine Untiefe, die als Stromsperre der Flotten-bewegung ein Ende setzte. Sie zu beseitigen bedeutete einen großen, auch für die enorme Macht der Römer schwer zu bewältigenden Arbeitsauf-wand. Die Steinschichtung ist auch heute noch bei Niedrigwasser eine Gefahr für die Schiffahrt, so daß Lotsen eingesetzt werden müssen, um die Schiffe in einer Fahrrinne entlangzusteuern. Da damals somit die Elbflotte nicht weiter stromauf vordringen konnte, ergab sich hier ihr natürlicher Treffpunkt mit dem Heer. Die Örtlichkeit des großen kaiserlichen Hauptquartiers ist durch diese Gegebenheiten theoretisch eigentlich deutlich genug bestimmt: zwischen Aken und Dessau.“
Zum anderen bietet die Gegend, wie schon mehrfach erwähnt, ein großes Potential an fruchtbaren Böden, welche mit römischen Know-how bewirtschaftet sicherlich wesentlich höhere Erträge ggü. der Bewirtschaftung durch die Germanen geliefert haben könnten. Auf jeden Fall hätte so eine Kornkammer entlang der Aufmarschlinien, die Nachschublinien entlastet da wie wir ja wissen: „Amateurs Talk strategy, Profis Talk logistics!” ein Hauptthema in Konflikten seit jeder ist.
Auf dem Weg entlang der Saale und Unstrut scheint es weitere ertragreiche Gebiete gegeben zu haben, bzw. gibt es diese noch heute. Heinrich der 1. hatte seine erste Frau ins Kloster verbannt, sich aber die Güter ihres Vaters rund um Merseburg gesichert, die wohl auch ein Stückweit Grundstock seines Aufstiegs waren.
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Die Pfalz in Merseburg war zumindest bei den Ottonen sehr beliebt, da sie doch das Gefolge der sächsischen Könige und Kaiser über Wochen aus ihren Vorräten ernähren konnten.
"Über Jahrhunderte hielt sich hier eine intensive Verehrung für ihn"
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Der letzte Ottonen-Kaiser hat in Merseburg 1021 das Bistum neu gegründet. Als Heinrich der Zweite starb, wurde er heilig gesprochen. Von seiner Verehrung erzählt jetzt auch eine neue Ausstellung im Merseburger Dom.
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Gleiches scheint auch für Memleben, gelegen am Ende der Diamantenen Aue, welche an die Goldene Aue angrenzt, zu gelten.
In Sachsen-Anhalt haben Archäologen erneut einen bedeutsamen Fund gemacht: Am Kloster Memleben haben sie die Kirche entdeckt, in der König Heinrich I. gestorben sein soll.
t.co
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Möglicherweise hat die Unstrut mit ihren jährlichen Frühjahrsüberschwemmungen für ähnliche, wenn auch im wesentlich kleineren Maßstab, fruchtbare Böden gesorgt, wie dies im alten Ägypten der Fall war.
Vor allem wenn man sich die derzeitigen Ausgrabungen in der Pfalz und die in der Nähe lokalisierten Höhenburgen anschaut, scheint man damals wesentlich mehr Menschen als heute in Memleben verköstigt zu haben.
In Sachsen-Anhalt haben Archäologen erneut einen bedeutsamen Fund gemacht: Am Kloster Memleben haben sie die Kirche entdeckt, in der König Heinrich I. gestorben sein soll.
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Im Umfeld von Pfalz und Kloster Memleben ist Sachsen-Anhalts Landesarchäologen ein neuer spektakulärer Fund gelungen. Sie endeckten eine mittelalterliche Wehrsiedlung mit einer Wall-Grabenanlage und großen Steinbauten.
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Ein gescheitertes Prestigprojekt der Ottonen?
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Last but Not least darf man nicht vergessen, dass der Boden hier, selbst ohne Zutun des Menschen, sprich Düngung über Jahrhunderte vergleichsweise hohe Erträge einbrachte, was man mit dem Versuch des ewigen Roggens von der MLU Halle versucht zu beweisen.
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Von daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Gegend um Aken bis möglicherweise nach Merseburg, Freyburg und Naumburg eine Art Brückenkopf für weitere Expansionen der Römer in die Fläche als auch entlang von Elbe und Saale darstellte.