Sachsen im Frühmittelalter

CaptainJack

Mitglied
Hallo,
ich bin neu hier. Erst mal viele Grüße an alle.
In letzter Zeit beschäftige ich mich besonders mit den Sachsen im Frühmittelalter. Es gibt hier einen eigenen Thread "Franken", aber bei den Sachsen bin ich mir nicht sicher, wo die am besten "aufgehoben" sind. Hier - bei Sonstiges?
Im Moment bin ich vor allem bei der Hoohseoburg und dem sächsischen "Großen" Theoderich / Dietrich. Ich kann keinen neueren Stand finden, als den bei Wikipedia, dass es sich wohl um die Hünenburg bei Watenstedt handelt. Hat da jemand etwas Fundierteres dazu?
Viele Grüße
Markus
 
Hallo Markus,
welchen Wiki-Artikel zitierst du?
Unter dem Lemma Hoohseoburg werden zwei Kandidaten angegeben:

Bis heute ist nicht sicher, wo genau die Hoohseoburg gelegen hat. Es wird seit längerer Zeit angenommen, dass es sich dabei um die Seeburg in Sachsen-Anhalt handelt.[1] Die Ergebnisse jüngerer Ausgrabungen (1998–2011) am Heeseberg im niedersächsischen Landkreis Helmstedt lassen aber auch die Hünenburg bei Watenstedt als Standort für die Hoohseoburg möglich erscheinen.[2]

Dort findest du auch Literaturangeben, den Artikel von Heiko Steuer im RGA und etwas zu den Grabungen.
Der Artikel von Steuer ist insofern interessant, als dass dieser sich der Auffassuung anschließt, dass es die Seeburg in Sachsen-Anhalt sei, aber kritisch dazu anmerkt:

Funde der KaZ gibt es jedoch bisher nicht.​

KaZ=Karolingerzeit
 
Hallo.

Da sieht man mal wieder, wie sehr man im eigenen Kopf gefangen ist. Ich habe schon meine eigenen Schlüsse eingebaut.
Stimmt natürlich, in dem Artikel bleibt es offen. Ich finde nur, dass das Fehlen entsprechender Funde sehr gegen Seeburg spricht. Außerdem liegt es am Ufer, ich frage mich, warum es als "hooh" - "hoch" bezeichnet worden sein soll.
Die fehlenden Funde lassen sich ggf. dadurch erklären, dass da viel überbaut wurde. Bei der Hünenburg bei Watenstedt ist das nicht der Fall.

Viele Grüße
Markus
 
Hoohseoburg.jpg
Hallo nochmal
ich bin weiter in die Quellen eingestiegen und dabei ist mir zunächst Folgendes aufgefallen:
Zum Jahr 743 wird allgemein von der "Hoohseoburg" oder dem ähnlich geschriebenen Wehrbau berichtet.
Zum Jahr 744 ist nur von dem widerspenstigen "Theodericus" die Rede, es wird nicht gesagt, ob er sich auf dieser Burg befand. Er kann wer weiß wo gewesen sein, als man ihn dann gefangen nahm.
Zum Jahr 747 0der 48 berichten nur die Metzer Annalen nochmal von der Burg und diesem Theoderich, alle anderen Quellen sprechen nur von Gripho und Pippin. Ich hoffe, ich habe nichts überlesen!

Sind also die Nachrichten in den Metzer Annalen nur verdoppelt und "verrutscht"? Sollten sie zutreffen, ist zu bedenken, wo sich Pippin dann weiter aufhält. Vor allem wird von "Scahaningi" berichtet, das eindeutig mit Schöningen zu identifizieren ist und von "Horaheim", klar Ohrum.
Ich habe mal in eine grob nachgezogene Karte eingezeichnet, wo die für die Hoohseobrug "verdächtigen" Orte liegen und Ohrum und Schöningen. Wenn die Nachricht von 747 authentisch ist, scheint mir klar, wo die Hoohseoburg zu suchen ist.
 
Es gibt einfach nicht genügend Quellen, um die Lage sicher festzulegen. Es kann nur begründete Vermutungen geben.

Im Frühmittelalter muss man nicht immer ganz pingelig sein, sonst kann man zu einer ganzen Menge nichts sagen. Aber im Hinterkopf muss man doch immer haben, dass solche Aussagen nicht so begründet sind, wie in anderen Zeiten.

Anders ausgedrückt: Die Möglichkeit kann man nicht ausschließen, weise ist es aber, zu sagen, dass es sich um eine Möglichkeit handelt und nichts weiter.
 
Es gibt einfach nicht genügend Quellen, um die Lage sicher festzulegen. Es kann nur begründete Vermutungen geben.

Das macht meiner Meinung nach gerade das Frühmittelalter so spannend.
Ergo: "Es sind die Kleinigkeiten, auf die es ankommt." (Sherlock Holmes)

Anders ausgedrückt: Die Möglichkeit kann man nicht ausschließen, weise ist es aber, zu sagen, dass es sich um eine Möglichkeit handelt und nichts weiter.

Kann ich nur unterstreichen.
Viele Grüße an alle
 
Hallo
@dekumatland
Das Buch von Springer ist für mich die wesentliche Sekundärliteratur zum Thema. Wenn inzwischen auch schon vor 14 Jahren geschrieben, habe ich nichts Neueres dazu gefunden.
Manchmal nimmt er andere Meinungen mit sehr großem Selbstvertrauen auseinander, meist kann ich seiner Argumentation aber folgen.
Ich habe das Buch bis jetzt nur immer wieder entliehen, werde es mir aber bald auch mal kaufen. Gebraucht ist es leider nicht zu kriegen (außer zu einem höheren Preis als neu :confused:).
 
Das Buch von Springer ist für mich die wesentliche Sekundärliteratur zum Thema.
für mich auch :)
Das Thema Seeräuber/Piraten - sächsische (?) Piraten - sächsische (und weitere) Föderaten - angelsächsische Landnahme - Stammesverband der Sachsen (Festlandsachsen) --- das alles dröselt Springer akribisch auf. Gerade hierzu, also zu den Saxones der Spätantike, ist ein ungewöhnlich umfangreicher Tante Wiki Artikel interessant, obwohl er sich weniger mit den ethnografischen Zuschreibungen als mehr mit der Abwehr der Piraten befasst: Sachsenküste – Wikipedia
 
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