Sachsens Glanz

Arcimboldo

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Großartige Sache, die wirklich zum Feiern ist. Macht einen schon ein wenig stolz, wenn man ein kleines Bisschen dazu beigetragen hat :)

Eine Aufgabe ist damit so gut wie abgehakt, auf geht es zur nächsten: Dem Berliner Stadtschloß/Humboldt-Forum. Der Abriss der Asbest-Volksruine geht im November los. :hoch:
 
Arne schrieb:
Großartige Sache, die wirklich zum Feiern ist. Macht einen schon ein wenig stolz, wenn man ein kleines Bisschen dazu beigetragen hat :)

Eine Aufgabe ist damit so gut wie abgehakt, auf geht es zur nächsten: Dem Berliner Stadtschloß/Humboldt-Forum. Der Abriss der Asbest-Volksruine geht im November los. :hoch:

...aber das gehört unter Preußens Gloria.........:D
 
Ich finde es großartig was in Dresden geschehen ist - nicht nur eines der bedeutendsten Baudenkmäler Europas ist wiedererstanden, sondern eigentlich viel mehr.
Man gestatte mir den folgenden Pathos - der Wiederaufbau der Frauenkirche ist für mich wie ein gebautes Statement gegen Materialismus und Utilaritätsdenken unserer Zeit. Menschen aus vielen Ländern helfen zusammen um durch Schönheit, Kunst und Architektur ein Zeichen für Versöhnung zu setzen.

Mir geht ein Zitat von Marion Gräfin Dönnhof nicht mehr aus dem Kopf das ich im Ausstellungsraum des Fördervereins "Berliner Stadtschloss" gelesen habe:

"Ich bin für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses, weil alles, was Geschichte deutlich wahrnehmbar werden lässt, für das Selbstverständnis der lebenden und der kommenden Generationen unentbehrlich ist. Es wäre ja abwegig, sich diesen Weg mit dem Argument zu verbauen, eine Kopie sei doch nur eine Fälschung.Warschau, das auf Hitlers Wunsch total zerstört worden war, ist ein gutes Beispiel. Von einer Millionenstadt war es auf 2000 Einwohner reduziert worden. Ich habe Anfang der 60er Jahre den polnischen Außenminister Rapacki gefragt, ob es nicht richtiger gewesen wäre, erst einmal Wohnungen für die in den Ruinen und Kellern Vegetierenden zu bauen, anstatt den gewiß einzigartigen alten Markt neu zu erstellen. Seine fast empörte Antwort: "Aber, Madame, Sie vergessen, was Geschichte für Polen bedeutet."
 
Rovere schrieb:
Ich finde es großartig was in Dresden geschehen ist - nicht nur eines der bedeutendsten Baudenkmäler Europas ist wiedererstanden, sondern eigentlich viel mehr....



Die berühmte Sandsteinkuppel setzte George Bähr seinerzeit gegen viele Kritiker durch ;...

Beim komponieren des „Parsifal „ erinnerte sich Richard Wagner an den faszinierenden klanglichen Effekt, den der Gesang der Kruzianer ( Dresdner Kreuzchor) aus der Kuppel der Dresdner Frauenkirche hervorrief. R. Wagner besuchte von 1822-1827 die Kreuzschule in Dresden. Als Kreuzchorist gehörte es zu den Aufgaben ,an bestimmten Feiertagen in der Frauenkirche zu singen, der junge Richard ging aber lieber in die Oper.
Doch bei den Gottesdiensten in der Kreuzkirche lernt er das „Dresdner Amen“ kennen,das er in seiner letzten Oper Parsifal zu einem seiner musikalischen Leitmotive macht. Die Gralsszenen sind hiervon direkt beeinflußt, so der Gesang der Knaben ( Frauenstimmen )“Der Glaube lebt“ aus der äußersten Höhe der Kuppel im 1. Akt.
So galt die Kuppel der Frauenkirche auch als bühnenbildnerisches
Vorbild für die Uraufführung des Parsifal 1882 in Bayreuth.( siehe Bild )
 
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In einem Bericht las ich kürzlich, daß der Unterbau ursprünglich für eine Holzkuppel konstruiert war und als es dann zur Steinkuppel kam, versuchte der Architekt mit Abstützungsmaßnahmen die Statik soweit zu verstärken, daß nicht alles zusammenbrach. :S
Das gelang nur teilweise, immer wieder mußte nachgebessert werden (zuletzt wohl noch in den 1940er Jahren!). Beim Neu-/Wiederaufbau wurde dieser Baufehler, wenn ich das richtig verstanden habe, durch moderne Ringanker(?) jetzt berichtigt: Der Druck verteilt sich gleichmäßiger auf den Unterbau.
 
Arne schrieb:
In einem Bericht las ich kürzlich, daß der Unterbau ursprünglich für eine Holzkuppel konstruiert war und als es dann zur Steinkuppel kam, versuchte der Architekt mit Abstützungsmaßnahmen die Statik soweit zu verstärken, daß nicht alles zusammenbrach. :S
Das gelang nur teilweise, immer wieder mußte nachgebessert werden (zuletzt wohl noch in den 1940er Jahren!). Beim Neu-/Wiederaufbau wurde dieser Baufehler, wenn ich das richtig verstanden habe, durch moderne Ringanker(?) jetzt berichtigt: Der Druck verteilt sich gleichmäßiger auf den Unterbau.

Ursprünglich war die Kuppel als Holz-Kupfer Konstruktion geplant. Knapper werdende Mittel haben G. Bähr dazu veranlaßt, die preiswertere Steinvariante vorzuschlagen, die dann gegen verständliche Widerstände beim Rat aber durchkam. Gott sei Dank aus Stein..denn sonst hätten die Sau-Preißen schon im Siebenjährigen Krieg die schöne Kuppel zerstört, so prallten die Kugeln vom harten Elbsandstein ab. Allerdings lag die Stadt ansonsten in Trümmern damals.
p.s. Als die Engländer 1812 die Holz Kuppel des Capitols in Washington in Brand schossen, wurde diese dann schließlich 1851 in Guß-Eisen konstruiert.
Find ich aber die in Dresden schöner....:rofl:
 
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Da ich in Sachsen wohne, kenne ich die Frauenkirche noch aus der Zeit, wo sie ein Trümmerhaufen mit zwei Mauerrümpfen war und an einen Wiederaufbau noch nicht zu denken war. Und Anfang der Neunziger konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemals über 200 Mio. DM zusammenkommen könnten, um sie wieder aufzubauen. Es ging doch und seitdem habe ich die Kirche bei jedem Dresdenbesuch wachsen sehen. Als ich das letzte mal dort gewesen bin, war sie von außen schon fertig, nur der Innenausbau lief noch. Die letzte Etappe werde ich nun bald selbst erleben können.
 
Besonders beeindruckend finde ich, dass viele Gelder aus Coventry kamen. Für mich ein Zeichen, dass die Völkerverständigung auch bei den Bürgern selbst angekommen ist! Für mich ist der Wiederaufbau der Frauenkirche daher auch ein Denkmal für die Völkerverständigung!
 
El Quijote schrieb:
Besonders beeindruckend finde ich, dass viele Gelder aus Coventry kamen. Für mich ein Zeichen, dass die Völkerverständigung auch bei den Bürgern selbst angekommen ist! Für mich ist der Wiederaufbau der Frauenkirche daher auch ein Denkmal für die Völkerverständigung!


.....z.B. das vergoldete Kuppelkreuz außen ganz oben , kommt aus einer Londoner Silberschmiede. Der ausführende Handwerksmeister ist der Sohn eines der Bomberpiloten vom Februar 1945.
 
Das Kreuz ist ja auch eine Schenkung Grossbritanniens (oder der Windsors :confused: ) und wurde uebrigens vom Cousin der Queen ueberreicht, weiss nicht mehr wie er hiess.
 
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Dresden hat seinen Mythos wieder

Eben laufen die Bilder der Eröffnung der Frauenkirche - und mein Respekt vor dieser Stadt Dresden wird immer größer!

Dresden zählte für Jahrhunderte zu den großen Metropolen Europas, nicht wegen ihrer politischen Bedeutung, sondern ihrer kulturellen Strahlkraft. Allein die Tatsache dass es vor 270 Jahren möglich war, eine derartige Kirche zu errichten, zeugt von der Tradition dieser Stadt. Und nun gelang es den Dresdner über 100 Millionen Euro aufzutreiben um diese Kirche wieder erstehen zu lassen!
Die ganze Welt ist beeindruckt davon - und ich bin mir sicher dass sich dieser Einsatz für Dresden auszahlen wird! Die Elbmetropole rückt nun in die erste Reihe der europäische Städtedestinationen - und es beweist wieder welche Impulse Kultur für wirtschaftliche Entwicklung einer Region geben kann.

Mein Kompliment an diese Stadt - ich kanns kaum erwarten sobald wie möglich nach Dresden zu fahren um dem wiedererstanden "Elbflorenz" die Refernz zu erweisen.
 
Ich grüße auf diesem Weg meine brave Mutti in Oberösterreich, sie hat 3 Steine herangeschafft!
 
ning schrieb:
Ich grüße auf diesem Weg meine brave Mutti in Oberösterreich, sie hat 3 Steine herangeschafft!
Ich schliesse mich diesen Grüßen an die Ningsche Frau Mama an!

Und bin doch etwas verwundert dass dieses nicht nur für Dresden so wichtige Ereignis heute in diesem Forum (ausser der Österreicher-Fraktion) anscheindend niemand interessiert.

Mehrere historische Epochen - barocker Bürgersinn, Krieg und Zerstörung, Sozialismus und Widerstand, Wende und Neuanfang - sind mit diesem Gebäude verwoben. Und ein Aspekt, der mich (anscheinden nur mich?) so berührt dabei ist wie Kulturgut einer ganzen Stadt Schwung verleihen kann.

Wir Österreicher (ich schliess da mal Ning mit ein und hoffe auch auf Schinis Zustimmung) gratulieren jedenfalls Dresden zu diesem Tag!

:respekt: Die Sachsen sind eben eine Kulturnation:respekt:

(kein Wunder warum wir dauernd verbündet waren:D )*



*Diese Provokation müsste ja zumindest einige aufrütteln
 
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Rovere schrieb:
Und bin doch etwas verwundert dass dieses nicht nur für Dresden so wichtige Ereignis heute in diesem Forum (ausser der Österreicher-Fraktion) anscheindend niemand interessiert.


.... von Ausnahmen abgesehen...:winke: wie soll ich dazu was schreiben, wenn ich stundenlang live an der Glotze dabei bin.

"Ich bin ein Dresdner" ( wenigstens im Geiste )
 
Hallo liebe Leute,

mit einem Gruß aus Dresden möchte ich Euch für Euer Mitfiebern bedanken.

Ich komme gerade vom Gottesdienst zur Weihe. Die Stimmung vor der Frauenkirche war fröhlich und ausgelassen. Ein bißchen skuril wirkten allerdings die Scharfschützen auf dem Dach am Neumarkt. Die waren allesamt vermummt und sahen aus, wie man sich arabische Terroristen vorstellt, was das ältere Publikum dann doch etwas verunsichert hat.

Die meisten Dresdner kannten natürlich den Bau von Aussen schon und waren deshalb um so mehr auf die ersten Bilder vom Innern der Kirche gespannt und die waren - so fand ich die - einfach großartig. Meiner besseren Hälfte gelang es sogar nach dem Gottesdienst sich das Innere der Kirche anzuschauen *NEID!*, währenddessen ich als Jurist den dabei angewandten Trick einfach als zu unehrlich empfand mit der Folge, dass mir der Blick ins Innere vielleicht morgen (sehr unwahrscheinlich), realistischerweise erst am Dienstag/Mittwoch vergönnt sein wird *so lange noch*.

Die Dresdner haben den Wiederaufbau ihrer Frauenkirche in den letzten Jahren beständig und interessiert verfolgt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sie am Wochende in Strömen an die Baustelle pilgerten, um sich aufgrund den Höhenangaben, die auf der Verkleidung des Gerüsts aufgedruckt waren, über den Baufortschritt zu informieren. Als der Rohbau dann abgeschlossen und das Gerüst abgebaut war, konnte man die Kuppel und Kuppelspitze in der Stadt an den verschiedensten Stellen in ganz unterschiedlicher Weise wahrnehmen: mal dominierend und mal fast unscheinbar. Spätestens ab diesem Moment dürften die meisten Dresdner, die über den Wiederaufbau der Kirche durchaus strittig diskutierten, verstanden haben, dass der Stadt bisher schon rein optisch etwas Wichtiges gefehlt hat.

Doch die Lücke war auch durchaus geistig-kultureller Natur und konnte bisher allein durch den Bau noch nicht geschlossen werden. In der religionsfeindlichen ehemaligen DDR befindet sich das Christentum in der Diaspora und mit ihr auch christliche Wertvorstellungen. Von daher wird es spannend sein, ob es der Kirche gelingt, diese Lücke zu füllen. Die in diese Richtung zielende Predigt des Landesbischofs Bohlen, sieht aus wie Pfarrer Fliege, hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Eines ist jedenfalls ganz gut vorangekommen. Durch ihre Beteiligung am Wiederaufbau konnten die zu DDR-Zeiten doch recht stark verdammten Angelsachsen sichtbare Zeichen der Versöhnung setzen. Der Gedanke der Versöhnung ist in Dresden heute viel tiefer verwurzelt als dies noch zu Zeiten der Ruine war, die ja auch als stille Anklage benutzt und verstanden werden konnte.

In Sachsen wird morgen selbstverständlich noch der Reformationstag ordentlich begangen. Mit anderen Worten: bei uns ist morgen noch ein gesetzlicher Feiertag, so dass das Kirchweihfest noch weitergeht. Und wie gepostet, vielleicht kann ich dann euch schon morgen aus dem Innern der Kirche berichten.

Gruß aus dem Elbflorenz

Gandolf
 
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