Sängerkrieg auf der Wartburg

Festus621

Mitglied
Hat der Sängerkrieg auf der Wartburg (1207?) überhaupt stattgefunden oder ist er Dichtung?

Wie hat man sich den Ablauf vorzustellen? War der Sängerkrieg ein Vorläufer heutiger Sangeswettbewerbe?

Wer war neben Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach noch beteiligt?
 
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Hallo Festus,

unter diesem Link findest Du die digitalisierte Ausgabe des Wartburgkrieges von Karl Simrock, 1858, einschließlich seines Kommentars und einer nicht besonders gut gelungenen Übersetzung.
Da im Wartburgkrieg aber auch fiktive Figuren vorkommen (Klingsor* im Rätselspiel und der Teufel Nasion) ist er eindeutig Dichtung. Zudem gibt es mehrere Versionen des Wartburgkrieges und er wurde des öfteren redaktionell überarbeitet, so, dass es innerhalb des Textes logische Brüche gibt.

El Quijote

*Klingsor ist eine Figur aus dem Parzival (Clinschor), der sich im Rätselspiel mit Wolfram von Eschenbach (im Wartburgkrieg häufiger Eschelbach) "duelliert". Bezeichnenderweise ist aber Wolfram de Autor des deutschen Parzival!
 
Festus621 schrieb:
Hat der Sängerkrieg auf der Wartburg (1207?) überhaupt stattgefunden oder ist er Dichtung?

Wie hat man sich den Ablauf vorzustellen? War der Sängerkrieg ein Vorläufer heutiger Sangeswettbewerbe?

Wer war neben Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach noch beteiligt?


Thüringen schon damals ein Hort der Musen :yes:

Der Wartburgkrieg: Spruchdichtung von unbekannten Verfassern, entstanden um die Mitte des 13. Jhd. in Thüringen.
Größter Textcorpus in der Kolmarer Meistersinger-Handschrift.

Ausgaben:
a) K. Simrock (Hg): mmit Übersetzung, 1858
b) T.A. Rompelmann: Amsterdam 1939
c) W. Fischer (Hg): Eisenach 1953



Hermann I. förderte als Mäzen der Minnesänger und Dichter die Kunst des Adels und der Ritter, was in der Überlieferung vom Sängerkrieg auf der Wartburg erhalten ist. Am Hofe Hermanns hielten sich berühmte Dichter der Zeit wie Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und Heinrich von Veldeke auf..........

http://www.mdr.de/geschichte/personen/117399.html


m.M. nach durchaus möglich, daß sich prominente Sänger und Dichter zeitgleich auf Einladung des Landgrafen Hermmanns I. auf der Burg aufgehalten haben könnten und daraus so etwas wie ein "Sänger-Event " zustandegekommen ist .

..alles weitere bei unserem Mitglied " Thannhäuser " er plaudert bestimmt gern aus dem Nähkästchen :pfeif:
 
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Festus621 schrieb:
Hat der Sängerkrieg auf der Wartburg (1207?) überhaupt stattgefunden oder ist er Dichtung?

Er ist Dichtung.
Festus621 schrieb:
Wie hat man sich den Ablauf vorzustellen? War der Sängerkrieg ein Vorläufer heutiger Sangeswettbewerbe?
Da er nicht historisch sondern Dichtung ist, wurde er zum Mythos. Den hat das 19. Jahrhundert gern aufgegriffen und ausgemalt.
Festus621 schrieb:
Wer war neben Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach noch beteiligt?

Das findest du hier:
http://www.wartburg-mythos.de/saenger_01.htm

Eine Kurzübersicht zum Spektakel:
http://www.eisenach.de/index.php4?p...18&PHPSESSID=0b83d6c028b3155c9cefbbe516665fba
 
Ausführliches zur Geschichte und Rezeption des Sängerkrieges findet sich hier:
Es waren insgesamt sechs Sänger, wobei vier davon auch an anderer Stelle überliefert sind: Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Der tugendhafte Schreiber und Reinmar (von Zweter). Die ersten drei sind Zeitgenossen des Landgrafen Hermann I., an dessen Hof der Sängerstreit ja spielt, das in der späteren Überlieferung genannte Datum 1206 könnte sie alle zusammengeführt haben. Ein Problem stellt Reinmar dar, denn Reinmar von Zweter lebte erst später (1200 bis 1250). Die Miniatur in der Manesse-Handschrift nennt statt dessen "Reinmar, den Alten" (Reinmar von Hagenau) als Kontrahenten. Er starb um 1210 und passt auch in den Kontext, da er eng mit Walther von der Vogelweide und dem Hof Leopolds verbunden war.

Der Provokateur Heinrich von Ofterdingen kommt außerhalb des Sängerkriegskontexts nicht vor, er könnte eine literarische Fiktion sein. Gleiches gilt für Bitterolf, dessem Namen man nur aus einem Sagenkontext um Dietrich von Bern kennt.

Zu den 6 Sängern, die beim "Fürstenlob" streiten, kommt in einem zweiten Teil ein weiterer hinzu: Klingsor von Ungarland. Der als bekanntester Meistersänger seiner Zeit eingeführte Mann (was historisch nicht haltbar ist, denn auch von ihm gibt es außerhalb der Legende keine Spuren) steht mit weißer und schwarzer Magie im Bunde.

> Am 15.6.2013 gibt es eine Annäherung an den Sängerkrieg mit einigen der bekanntesten Interpreten der deutschen Minnesangszene: Knud Seckel, Jochen Faulhammer, Hans Hegner und Holger Schäfer sind mit dabei, wenn mehr als 20 Akteure auf Schloss Berlepsch den "Sängerkrieg auf der Wartburg" nachspielen. Dabei erklingen auch die Melodien, die die Jenaer und Kolmarer Liederhandschrift dem Geschehen zuordnen, zusätzlich weitere Lieder der Protagonisten, gesungen zu einem historischen Instrumentarium. Ticketss gibt es über den Kultursommer Nordhessen.
 
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