Schachnovelle- Isolationshaft

DerNuntius

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Guten Abend, ich hätte eine kurze Frage zur Schachnovelle über die ich jetzt demnächst mal eine Arbeit schreiben muss: es geht mir darum, ob Isolationshaft in der im Buch geschilderten oder ähnlicher Form zur NS-Zeit tatsächlich stattgefunden hat. Habe bis jetzt im INternet noch nichts weiter gefunden, aber das liegt wahrscheinlich an mangelhafter Recherche...
Also wenn jemand was weiß, ich würd mich über Antworten freuen
DerNuntius
 
Guten Abend, ich hätte eine kurze Frage zur Schachnovelle über die ich jetzt demnächst mal eine Arbeit schreiben muss: es geht mir darum, ob Isolationshaft in der im Buch geschilderten oder ähnlicher Form zur NS-Zeit tatsächlich stattgefunden hat. Habe bis jetzt im INternet noch nichts weiter gefunden, aber das liegt wahrscheinlich an mangelhafter Recherche...
Also wenn jemand was weiß, ich würd mich über Antworten freuen
DerNuntius

Ich kenne leider die Schachnovelle nicht. Wie wird dann die Isolationshaft darin beschrieben? Ich kenne "nur" die Haftbedingungen der Frauen die im Widerstand waren und könnte dir da schon ein paar Berichte geben.
 
@ Ursi: die Schachnovelle kann ich dir empfehlen, es ist die sehr eindringliche Geschichte eines Mannes, der unter den Nazis in U-Haft gerät. Das Schachspiel lenkt ihn eine Weile von der quälenden Isolation ab, die sonst nur durch wenige Verhöre abgebrochen wird. Mit der Zeit wird er aber nahezu verrückt über das Schachspiel, er bekommt ein "Schachfieber", wie es Zweig ausdrückt.

@ DerNuntius: Beispiele für Isolationszellen gibt es etwa in Buchenwald, über die Eugen Kogon schreibt. Die waren dort im berüchtigten Bunker.
Dieser Mann starb in Isolationshaft:

http://www.ekd.de/aktuell_presse/news_2004_07_12_1_gedenken_paul_schneider.html

Ich denke aber, dass Isolationshaft vielleicht deshalb nicht so typisch für das Dritte Reich gewesen ist, weil sie sich härterer Methoden der Folter und nicht zuletzt auch der Sippenhaft bedienen und so ihre Opfer noch stärker unter Druck setzen konnten.
 
Ich kenne leider die Schachnovelle nicht. Wie wird dann die Isolationshaft darin beschrieben? Ich kenne "nur" die Haftbedingungen der Frauen die im Widerstand waren und könnte dir da schon ein paar Berichte geben.
In der Schachnovelle geht es um einen Anwalt, der eine altehrwürdige Kanzlei führt, die die Interessen der (ehemaligen) k.u.k-Monarchen, des Adels und der Kirche vertritt. Einen Tag vor Hitlers Einmarsch wird er dann von der SS verhaftet und in ein Hotel gebracht, wo er ein recht gut ausgestattetes Zimmer bekommt, also Bett, Stuhl, Tisch, Sessel, etc. Allerdings kein Papier, kein Sift, nichts, sodass er also im "Nichts" lebt und ein "Sklave" desselben wird. Naja, laut der Aussage ebenjenes Häftlings geht es den Nazis drum, ihm auf diese Art der Folter Informationen über seine Tätigkeiten in Kooperation mit den Organen des alten Österreich zu entlocken, die er noch rechtzeitig hatte in Sicherheit bringen können...
genau, und da ich nun den Realitätsbezug der Schachnovelle untersuchen soll, will ich ganz gerne herausfinden, ob das so stattgefunden hat/ haben könnte.
@Ashigaru: danke schonmal für den Link.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne leider die Schachnovelle nicht.

Diese Novelle schrieb kein geringerer als Stefan Zweig und sie ist sehr zu empfehlen! ;)

In der Schachnovelle geht es um einen Anwalt, der eine altehrwürdige Kanzlei führt, die die Interessen der (ehemaligen) k.u.k-Monarchen, des Adels und der Kirche vertritt. Einen Tag vor Hitlers Einmarsch wird er dann von der SS verhaftet und in ein Hotel gebracht, wo er ein recht gut ausgestattetes Zimmer bekommt, also Bett, Stuhl, Tisch, Sessel, etc. Allerdings kein Papier, kein Sift, nichts, sodass er also im "Nichts" lebt und ein "Sklave" desselben wird. Naja, laut der Aussage ebenjenes Häftlings geht es den Nazis drum, ihm auf diese Art der Folter Informationen über seine Tätigkeiten in Kooperation mit den Organen des alten Österreich zu entlocken, die er noch rechtzeitig hatte in Sicherheit bringen können

Ja, und - wenn ich mich richtig erinnere - gelingt es dem Anwalt, bei einem Verhör heimlich ein Buch mitgehen zu lassen. Wieder in seinem Zimmer eingesperrt, stellt er voll Entsetzen fest, dass es ein Schachbuch ist. Dennoch beschäftigt er sich mit dem Buch, um nicht die Kontrolle über sich selbst oder sein Denken zu verlieren. Er lernt sämtliche im Buch beschriebenen Patien auswendig und spielt sie imaginär in seinen Gedanken immer wieder durch...

Allerdings ist auch mir nichts über solche Isolationshaft durch die Nazis oder die SS bekannt.


P.S.: Aus dem Index des Buches:

"Auf einem Passagierdampfer, der von New York nach Buenos Aires unterwegs ist, fordert ein Millionär gegen Honorar den mit einer Art mechanischen Präzision spielenden Schachweltmeister Mirko Czentovic zu einer Partie heraus. Der mitreisende Dr. B., ein österreichischer Emigrant, greift beratend ein und erreicht so ein Remis für den Herausvorderer. Er hat sich, von der Gestapo, die ihn verhaftete, in ein Hotelzimmer gesperrt und von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen, monatelang mit dem blinden Spiel von 150 Partien beschäftigt, um sich so seine intellektuelle Widerstandskraft zu erhalten. Durch diese einseitige geistige Anstrengung ergriff ihn ein Nervenfieber, dessentwegen man ihn entließ. Jetzt spielt Dr. B. zum ersten Mal wieder gegen einen tatsächlichen, freilich roboterhaft reagierenden Gegner. Es geht ihm bei dieser Partie lediglich darum, festzustellen, ob sein Tun damals während seiner Haft noch Spiel oder bereits Wahnsinn gewesen ist. Er schlägt den Weltmeister in der ersten Partie souverän, läßt sich aber, eigentlich gegen seinen Willen, auf eine Revanche ein. Während dieser zweiten Partie ergreift ihn wieder das Nervenfieber: er bricht die Partie ab und wird nie wieder ein Schachbrett berühren."


Saludos!
 
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