Schädeldeformationen bei Hunnen und anderen.

Legat

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Die Hunnen und laut Wikipedia von ihnen beeinflussten gentes (Alamannen, Thüringer und Burgunder)haben ja gerne ihre Schädel von Geburt an derart deformiert, dass sie höher und schmaler wurden.

Meine Fragen dazu:
Wie weit verbreitet war dieser Brauch? Nur bei dem "Adel"? Also den Leuten die relativ reich und einflussreich waren? Und warum? Um sich mit den deformierten Schädeln als noch besonderer zu echauffieren?
Wie lange hielt dieser Brauch an?

Was berichten antike Quellen dazu?
 
Die Hunnen und laut Wikipedia von ihnen beeinflussten gentes (Alamannen, Thüringer und Burgunder)haben ja gerne ihre Schädel von Geburt an derart deformiert, dass sie höher und schmaler wurden.

Meine Fragen dazu:
Wie weit verbreitet war dieser Brauch? Nur bei dem "Adel"? Also den Leuten die relativ reich und einflussreich waren? Und warum? Um sich mit den deformierten Schädeln als noch besonderer zu echauffieren?
Wie lange hielt dieser Brauch an?

Was berichten antike Quellen dazu?


Die Sache mit der Schädeldeformation stellt in der Forschung noch immer ein großes weißes Loch auf der wissenschaftlichen Landkarte dar.

Um es kurz zu machen: Es weiß niemand welchen Sinn dieser Brauch hatte. Nach Auswertung der bisher bekannten KDS (künstlich deformierten Schädel) gibt es einen Unterschied zwischen Europa und den eurasischen Gebieten hinsichtlich der Verteilung auf Männlein und Weiblein. Während in Eurasien die Geschlechter relativ paritätisch vertreten sind, und dies in erstaunlich hoher Anzahl, war es in Europa nach den Verhältnissen eher bei Frauen als bei Männern verbreitet und die Verbreitungszahlen waren allgemein nicht derart hoch wie in der eurasischen Steppe.
Konkrete Zahlen habe ich derzeit nicht im Kopf. Kann Sie aber bei Bedarf nachschauen. Das Begleitbuch zur Hunnenausstellung enthält übrigens die derzeit aktuellsten Forschungsergebnisse.

Die KDS ziehen sich im übrigen durch alle Gesellschaftsschichten, waren also mitnichten nur ein Brauch des sogenannten Adels! Dies gilt für den hunnischen Verband wie auch für die darin nicht subsumierten "Verbündeten". Also die von dir genannten Thüringer, Alamannen usw.
Es gibt keine antike Schriftquelle die konkret Bezug nimmt auf die deformierten Schädel. Lediglich die allgemeinen Aussagen antiker Schriftsteller über das schreckliche Aussehen der Hunnen, worin man diese Deformationen mit viel Wohlwollen hinein interpretieren kann.

Die Sitte der KDS nimmt relativ bald nach dem Ende des Attilareiches in Europa ab und verschwindet im 6. Jh. nahezu vollständig. Eines der jüngsten Beispiele ist die Dame von Dossenheim, ihreszeichens eine Fränkin, die wohl an der Wende 5./6. Jh. lebte.
 
Interessant, dass solche Schädeldeformationen auch z. B. bei den Maya und den Ägyptern üblich waren, offenbar bevorzugt bei Adeligen und/oder Priestern.

Die nächstliegende Erklärung ist für mich, dass die herrschende Klasse sich auch anatomisch als Elite oder gar als gottartig darstellen wollte (in Europa ließen Adelige sich gern als "blaublütig" titulieren).

Ich möchte die - bereits im Forum diskutierte - Frage wiederholen, ob Trepanationen (kreisrunde oder quadratische Öffnung der Schädeldecke), die in verschiedenen Kulturen seit der Steinzeit beobachtet werden, auch eine andere als medizinische Begründung (Druckreduzierung bei Schädelverletzungen) haben und evtl. im Zusammenhang mit diesen Deformationen gesehen werden könnten.

Ich dachte dabei an eine Veränderung der Gehirnfunktionen, mit dem Ziel, etwa als Priester einen anderen (höheren, göttlicheren) Bewusstseinszustand zu erreichen.

Weiss man etwas über die mentale Wirkung solcher Deformationen ?
 
Die KDS ziehen sich im übrigen durch alle Gesellschaftsschichten, waren also mitnichten nur ein Brauch des sogenannten Adels!

Interessant, dass solche Schädeldeformationen auch z. B. bei den Maya und den Ägyptern üblich waren, offenbar bevorzugt bei Adeligen und/oder Priestern.

Die nächstliegende Erklärung ist für mich, dass die herrschende Klasse sich auch anatomisch als Elite oder gar als gottartig darstellen wollte (in Europa ließen Adelige sich gern als "blaublütig" titulieren).
Anscheinend nicht immer so naheliegend.

Wobei ich mir bei Blaublütigkeit auch nicht sicher bin, ob das als Kompliment oder Spott entstand und weiterhin verwendet wurde.
 
Wobei ich mir bei Blaublütigkeit auch nicht sicher bin, ob das als Kompliment oder Spott entstand und weiterhin verwendet wurde.
Ich sehe es weder als Kompliment noch als Spott. Es ist einfach die Beobachtung, dass der Adel zum Zeitpunkt der "Entstehung" so wenig im Freien tätig war, dass die Blässe der Haut die Adern blau durchschimmern ließ. Siehe auch Tante Wiki.

Solwac
 
Auch die Blässe ist ein solches Signal an die niederen Stände :
Schaut her, ich bin besser ihr, denn ich brauche mich nicht mit niederer Feldarbeit abzugeben sondern mit edeler Denkarbeit. Daher bin ich blass und habe einen Eierkopf. Und das ist anatomisch so, also quasi angeboren. Daher ist auch mein hochwohlgeborener Sohn von Geburt an legitimiert, Euch zu regieren.
 
Ich sehe es weder als Kompliment noch als Spott. Es ist einfach die Beobachtung, dass der Adel zum Zeitpunkt der "Entstehung" so wenig im Freien tätig war, dass die Blässe der Haut die Adern blau durchschimmern ließ.
Keine Frage. Aber wenn ich die blonden Haare einer Bekannten erwähne, rührt das meist auch einfach von einer Beobachtung her, kann aber sowohl als spöttisch als auch bewundernd hervorgebracht werden. Ich fragte mich daher, wie die Bezeichnung damals motiviert war.
 
Weiterleben der Schädeldeformation

Entgegen Marbods Meinung über das Aufhören der Schädeldeformation muss ich feststellen, dass diese Sitte im französischen Languedoc, ehemals westgotisches Siedlungsgebiet, noch lange weiterlebte, wenn auch nicht generell
Sie wurde dort nämlich bis zum ersten Weltkrieg praktieiert.
Meine Quelle sind zwei Aufsätze in einer französischen ethnologischen Fachzeitschrift, die ich vor fast 30 Jahren gelesen habe.Da mich das damalsnicht weiter interessierte, und ich es daher nur als Kuriosität im Gedächtnis behielt, kann ich leider keine Referenzen angeben.
Interessant ist dabei vor Allem die Begründung:
Diese Deformation erzeugt eine "Hohe Stirne", wenn auch eine fliehende , und die gilt, im Folklore vieler europäischer Landschaften, als ein Zeichen von Intelligenz. Im Languedoc jedenfalls wurde das ausdrücklich als Begründung angegeben.
Ich nehme daher an, dass, in Umkehrung von Ursache und Wirkung, die eigentlichen Erfinder, die Sarmaten damit ihren Nachwuchs klug machen wollten.
(Nach denselben Essais gab es auch in der Normandie eine Schädeldeformation durch Bandagierung, die aber eher den Occiput applattierte und weniger auffallend war. Ob es sich da um eine Variante der vorigen Deformation handelte, oder eine selbständige Erfindung aus ungeklärten Gründen, blribt dahingestllt)
 
Zuletzt bearbeitet:
Blaublütigkeit

Die Weisshäutigkeit als Standesmerkmal traf eigentlich nur für Damen zu.Die Männer waren oft und lange genug draussen, zum Jagen, Kriegführen, Untertanen beaufsichtigen, um sicher ganz schön braun zu werden.
Anders steht es mit der "Blaublütigkeit:
Hervorstehende Adern, die bläulich schimmern, treten fast ausschliesslich in vorgerücktem Alter auf (Greise halten sich auch mehr drinnen auf als ihre jüngeren Angehörigen.)
Nun steht es aber ausser Zweifel, dass die Adligen, soweit sie die rauflustigen Jugendjahre hinter sich hatten, wesentlich länger lebten als die von ihnen Abhängigen.Denn ihre Lebens-Umstände waren unvergleichlich besser, in jeder Hinsicht.
"Die mit den blauen Adern, die Blaublütigen", waren also nicht nur im Adel weitaus zahlreicher als im "gemeinen Volk", sie waren auch sichtbarer in der Öffentlichkeit.
(Pensionierte Politiker sind auch heutzutage öfter im Fernsehen als Austragsbauern.)
Der verallgemeinernde Schluss lag auf der Hand:
"Adlige (alte) haben "blaues Blut" in den Adern, also ist es ein Kennzeichen von Adel."
Das dürfte vor Allem auf den Hochadel zugetroffen haben, während die Lebensweise und Lebenserwartung des Kleinaadels (Ministerialen, Kleinlehensträger) sich nur geringfügig von der eines leidlich begïterten Bäuerleins unterschieden, also wohl kaum "Blaublütige Greise "hervorbrachten.
Eine Argumentation wie sie Klaus dem Adel in den Mund legt, entspricht nicht desssen Ideologie, dem Denken in Kategorien einer "gottgewollten" ständischen Ordnung, die keiner Begründung bedurfte, sondern ist bürgerliches Gedankengut vom Anfang des 19.Jahrhunderts. Der Kapitalismus musste sich (vor sich selber) rechtfertigen, nicht so der Feudalismus.
 
Die Weisshäutigkeit als Standesmerkmal traf eigentlich nur für Damen zu.Die Männer waren oft und lange genug draussen, zum Jagen, Kriegführen, Untertanen beaufsichtigen, um sicher ganz schön braun zu werden.
Anders steht es mit der "Blaublütigkeit:
Hervorstehende Adern, die bläulich schimmern, treten fast ausschliesslich in vorgerücktem Alter auf (Greise halten sich auch mehr drinnen auf als ihre jüngeren Angehörigen.)
Nun steht es aber ausser Zweifel, dass die Adligen, soweit sie die rauflustigen Jugendjahre hinter sich hatten, wesentlich länger lebten als die von ihnen Abhängigen. Denn ihre Lebens-Umstände waren unvergleichlich besser, in jeder Hinsicht.
"Die mit den blauen Adern, die Blaublütigen", waren also nicht nur im Adel weitaus zahlreicher als im "gemeinen Volk", sie waren auch sichtbarer in der Öffentlichkeit.
(Pensionierte Politiker sind auch heutzutage öfter im Fernsehen als Austragsbauern.)
Der verallgemeinernde Schluss lag auf der Hand:
"Adlige (alte) haben "blaues Blut" in den Adern, also ist es ein Kennzeichen von Adel."

Das sehe ich ein wenig anders: Der Begriff der Blaublütigkeit stammt ursprünglich aus Spanien (sangre azul). Wer arbeiten musste, musste auch in die Sonne und war sonnengebräunt. Privilegierte Leute konnten sich dagegen - insbesondere im Sommer den Aufenthalt in schattigen Räumen erlauben, blieben also blass und man sah ihre Venen. Daher der Ausdruck Blaublütigkeit. Hat also nichts mit dem Alter zu tun.
 
Blaublütigkeit

Hallo El Quijote
Vielen Dank fûr deine Präzisierung bezüglich der Herkunft des Begriffes "blaublütig".
Das wusste ich nicht.
Ein Einwand gegen meine Hypothese scheint es mir jedoch nicht zu sein, denn abgesehen von Sonderfällen (Krankheit, vor allem Schwindsucht) treten bläuliche Venen, speziell in der Stirn-Schläfengegend, allgemein erst über fünfzig auf. Das aber ist eben ein Alter, das bei dem "gemeinen Mann" nur Individuen erreichten, die so robust waren, das dieses Symptom bei ihnen eben nicht vorkommt.
Auch die blaurote Trinkernase des Alkoholikers braucht, bei vergleichbarem individuellem Konsum, zu ihrer Entwicklung eben mehr Jahre, als dem Mann aus dem Volke im Allgemeinen zugemessen war, der nicht nur von Jugend auf schlechter ernährt war, stärker beansprucht, Seuchen mehr ausgesetzt und schliesslich im Alltag mehr "accident-prone" war als der Adlige, speziell der Hochadlige.
Du hast zweifellos recht mit Deinem Hinweis auf das geschontere Leben des Adligen, aber das Symptom der blauen Venen zeigt sich eben allemal erst gegen die Sechzig, nicht aber bei zwanzigjährigen Rittern und "Kriegsknechten (knights)", deren von mir erwähntes, aktives Freiluftleben sie wohl kaum weniger gebräunt sein liess als ihre Leibeigenen.
Vergiss auch nicht, dass eben "Weisshäutigkeit" und "Blaublütigkeit" zwar kausal zusammenhängen, aber nicht identisch sind, und nur das letztere Kriterium als Adels-Merkmal galt.
Mir ging es °ubrigens auch mehr um das Argument von Klaus //"ich bin besser ihr, denn ich brauche mich nicht mit niederer Feldarbeit abzugeben sondern mit edeler Denkarbeit. Daher bin ich blass und habe einen Eierkopf."//.
Das entpricht, wie erwähnt, einer frühkapitalistischen Attitüde und ist in einer mittelalterlichen "Drei-Stände-Gesellschaft"völlig anachronistisch und "edele Denkarbeit" war sowieso nicht Sache des Adels, sondern der Geistlichkeit, ganz zu schweigen davon, dass es nicht die Schädel-Deformation erklärt, die unabhängig von Stand ynd Geschlecht war.

PS. Ich habe zur Schädel-Deformation auf ihr langandauerndes Auftreten im Languedoc und in der Normandie hingewiesen.
Inzwischen habe ich den von balticbirdie eingerichteten Link dazu aufgemacht und zu meinem Vergnügen da eine mir bisher unbekannte Referenz zu meiner Behauptung gefunden, denn Toulouse ist die Hauptstadt des Languedoc und das Departement Seine-Maritime gehört zur Normandie.
Dankeschön, Ostsee-Vögelchen.
Boiorix

PPS.
El Quijote? (Veritas Veritatum esse?)
Ignis quis vir multum ab audere et exclamavit:
" o meam impedire."
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Hinweis auf die Deformationen in der Normandie ist in der Tat sehr interessant.

Die spätantiken Gräberfelder wie St. Martin de Fontenay weisen Ende des 5. - Anfang des 6. Jh. noch einige Schädeldeformationen auf. Auch das "donauländische Inventar" der Gräber zeigt eine Herkunftsrichtung oder kulturelle Beziehungen der dort Bestattenen an.

Interessant wäre es jetzt natürlich mehr Informationen über eine Kontinuität der Deformationen in dieser Region zu bekommen. Bis jetzt erstreckt sich mein Kenntnisstand durch die hier angesammelten Informationen über das Auslaufen der KDS Tradition im 6. Jh. und ein "plötzliches" Auftauchen im 19. Jh. Dazwischen gilt es nun eine große Lücke zu schließen.
 
Zur Information: Ich bin garantiert keine über 50 und kann mich seit Gedenken daran erinnern, dass ich zu mindest an der Innenseite meiner Unterarme keine Probleme habe die blau durchscheinenden Venen zu erkennen.
Ebenfalls bei Altersgenossen, also ist das nicht nur auf mich beschränkt :)
 
Blaublütigkeit und Schädelform

Hallo, Legat!
Wir kommen da freilich um Einiges vom Thema ab, aber ich will Dir doch antworten.
also, damit eine Eigenschaft Standes- oder, wenn Du willst, Klassenspezifisch wird, muss sie bei einer Mehrheit der bezüglichen Gruppe auftreten und leicht zu beobachten sein.
Nun kommen freilich, wie Du zu Recht feststelltest, blaue Venen an den Armen auch in jüngeren Jahren vor, ebenso wie ihre bösartige Variante, die Krzmpfadern an den Unterschenkeln.
Diese Körperteile waren aber normalerweise bedeckt, und selbst wenn der Bauer nur Kniehosen trug und die Ärmel aufkrempelte, so nahm man doch keine Notiz davon.
Ganz anders mit den bläulichen Venen an Schläfe und Stirn. Die entwickeln sich eben im Alter und "springen ins Gesicht" (des Beobachters).
Nun ist es ganz klar, dass das prozentuale Verhältnis Volk: Adel nicht in allen Altersklassen gleich war. Je höher die Zahl der Jahre, desto höher der Prozentsatz an Adel (und an blauen Schläfenadern).
Kriegführen in der Jugend merzte adlige Schwächlinge aus, aber anschliessend lebte es sich leichter.Das lebenslange Schuften des Volkes ging immer weiter und legte auch Stärkere aufs Kreuz.
Wenn ich recht unterrichtet bin, dann war die Lebenserwartung im Mittelalter für Zweijährige (also nach der Säuglings-Sterblichkeit) etwa 36 Jahre. Das war eine junge Bevölkerung, und wenn die Mehrzahl der Alten (60-80) eben von Adel war, und die weniger Robusten unter ihnen eben blaue Adern auf der Stirn, dann lag für den damaligen Beobachter der Schluss auf der Hand: Blaues Blut =Adel.
Es gab ja auch andere Fehlschlüsse: In einer Zeit, wo man sich regelmässig oder auch bei Krankheiten vom Bader "zu Ader liess", das "schlechte Blut abzapfen", da wurden auch ständig blutende Hämorhoiden als Segen empfunden, als "Güldene Ader" denn das "schlechte Blut" ging kontinuierlich ab. Man brauchte da keinen Bader.
Was dagegen die von Klaus gezogene Verbindung von "Eierkopf alias Schädeldeformation" gleich Intellektueller gleich Adliger angeht, so ist sie wie schon gesagt völlig anachronistisch.
Die "Jugendlichkeit" der Bevölkerung dauerte übrigens bis zum 19. Jh. Noch in Balzacs Romanen ist "Die Frau von Dreissig Jahren" ganz selbstverständlich eine Matrone.
Gruss
Boiorix
 
Die Wikipedia - aber woher weiß sie das? - schreibt, dass der Ausdruck "Blaues Blut" erst um 1810 in Mitteleuropa auftritt.

Im Umkehrschluss muss man also folgernd, dass das bekannte "sangre azul" eine rein lokale spanische Angelegenheit war = Hinweis auf unvermischte westgotische Abstimmung - und nichts anderes.
 
Also ich kenne einige zeitgenössische Abbildungen wo Bauern bei der Feldarbeit dargestellt sind. Bis auf die Bruche (= Unterhose) tragen die nichts. Bratenalso schön in der Sonne und werden knackig braun. Adelige werden aber immer bekleided dargestellt. Besonders die Frauen deren Gebende und Schleier einen Großeteil des Kopfes und Gesichtes bedeckt.

Aber das wird langsam wirklich was OffTopic. Vielleicht sollte ein Mod diesen Gesprächszweig wo anders hinverelegen?
 
Normannische Schädeldeformation

@ Marbod:
Du schriebst , ich zitiere:
//Die spätantiken Gräberfelder wie St. Martin de Fontenay weisen Ende des 5. - Anfang des 6. Jh. noch einige Schädeldeformationen auf. Auch das "donauländische Inventar" der Gräber zeigt eine Herkunftsrichtung oder kulturelle Beziehungen der dort Bestattenen an.//
Dieses St. Martin liegt, soviel ich weiss, in der Basse Normandie. Ich bin überzeugt, dass die grosse Invasion von 406 auch diese Gegend erreicht hat.
Bereits nach den Unruhen des III. Jh scheint ja der Limes nördlich von Xanten aufgegeben und durch eine Reihe von Kastellen ersetzt, die wohl die Strasse Boulogne- Bavai-Tongern-Köln schützen sollten. Bei Tongern (wohl nördlich davon) dürfte wohl das "Toxandria" gelegen haben, wo, laut Ammian, Kaiser Julian 358 die salischen Franken schlug.
Danach eroberte , laut Gregor von Tours, deren König Chlogio, ( Mitte V.Jh ) Cambray und dessen Sohn Childerich, wurde noch weiter westlich begraben, in Tournay, unter Umständen (Pferdeopfer) und mit Beigaben, die deutlich einen östlichen, donauländischen Einfluss zeigen.
Es hat also unter den salischen Franken einerseits einen deutlichen Drang nach Westen gegeben, eben in Richtung auf die spätere Normandie hin, und zugleich ein östliches Element, das sich sicher nicht auf die Dynastie der Merowinger beschränkte, und auf das Gregor von Tours anspielt, wenn er behauptet, die Franken seien "herabgestiegen von Pannonien".
Freilich beweist das nicht die Bewahrung der Schädel- Bandagierung über mehr als ein Jahrtausend hinweg, aber ich kann mit vorstellen, dass der Volksglaube "Hohe Stirne = Klugheit" sich bewahrt hat, und gelegentlich immer wieder mal dazu führte, der Natur durch Bandagierungen nachhelfen zu wollen.
Man hat ja auch noch im 19. Jh Säuglinge fest bandagiert und verschnürt (Fatschenkinder), in der Meinung, so bekämen sie starke Gliedmaszen.
PS:
@ Legat:
Die Frage ist ja nicht "Weisshâutigkeit contra Sonnenverbranntheit", sondern die Identifikation " Blaue Adern = Adel".
Ich glaube allerdings nicht, dass die Frage einen eigenen Thread lohnt.

@ de Silva:
Ich sehe keine Verbindung zwischen Blaublütigkeit und Gotischer Herkunft, auch wenn der spanische Adel sich solcher ft rühmte.

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Zuletzt bearbeitet:
@ de Silva:
Ich sehe keine Verbindung zwischen Blaublütigkeit und Gotischer Herkunft, auch wenn der spanische Adel sich solcher ft rühmte.
Die gibt es wohl auch nicht. Es ist wie im Nordamerikanischen 19. Jh.: Die Großmutter eines Südstaatenpflanzers hatte einfach keine Negerin oder Indianerin zu sein.

Möglicherweise war geringe Pigmentierung sogar ein besonderer Zug der Keltiberer? Da weiß man auch recht wenig drüber....
 
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