"Schanddiktat" von Versailles und Auswirkungen auf die Demokratie?

elcativo

Neues Mitglied
Erst mal hallo an alle Geschichtsfans ;)
Ich hab eine Frage und zwar, welche Auswirkungen hatte das "Schanddiktat"von Versailles auf die Demokratie?
ich hab mich zwar schon ein bisschen bei wikipedia erkundigt, aber da steht nichts spezielles was die auswirkungen auf die demokratie betrifft!
oder sind damit die gebietsabtretungen gemeint und die militärischen bestimmungen, wie die entmilitarisierung?
ich danke euch im vorraus!

elcativo
 
Zuletzt bearbeitet:
Fang am besten mal an mit Begriffen wie "Dolchstoßlegende" oder "Erfüllungspolitiker". Buchempfehlung: Winkler, Heinrich August: Weimar : die Geschichte der ersten deutschen Demokratie. - München: Beck (es gibt auf der Welt noch mehr als Wikipedia und Google...)
 
Hier im Forum gibt es mehrere Threads zum Versailler Vertrag, wühl dich da mal durch. Ich schätze es besteht wenig Interesse das hier nochmals zu beginnen... :rolleyes:
 
@ "elcativo": der Friedensvertrag von Versailles war alles andere als maßvoll und belastete Deutschland sowohl innen- wie außenpolitisch schwer.
Es gab eine ganze Menge von Auswirkungen. Die vermutlich wichtigsten Punkte:

- Gebietsabtretungen (vor allem vor Deutschland alle seine Kolonien, aber auch große Gebiete in Westpreußen).
- Reparationszahlungen: schwächten die deutsche Wirtschaft, wobei die Forderungen in verschiedenen Verträgen immer weiter zurückgeschraubt wurden (Dawes-Plan, Young-Plan, Konferenz von Lausanne).
- Reduzierung der Armee: die deutsche Wehrmacht durfte nur noch 100 000 Mann haben, moderne Waffengattungen wie Luftwaffe oder Panzer waren ebenso verboten wie große Kriegsschiffe.

Noch eine Anmerkung: Obwohl Deutschland ohne Zweifel unter dem Vertrag zu leiden hatte, ist der Begriff "Schanddiktat" ein politischer Kampfbegriff, den die Gegner der Demokratie pflegten. Ähnliches gilt für die Dolchstosslegende. Tatsächlich blieb den deutschen Politikern und Militärs - egal, ob rechts oder links - aufgrund der Schwäche des Landes keine andere Wahl, einerseits 1918 mit Waffenstillstandsverhandlungen zu beginnen, andererseits später dann den Versailler Vertrag zu unterzeichnen.
 
Danke leute für die schnellen infos

danke für eure antworten!
@tannhaeuser: jo sicherlich gibt es noch mehr als nur wikipedia und google, aber ich brauch ja " nur" die wichtigsten und schwerwiegendsten auswirkungen auf die demokratie zu dieser zeit, da ich diese am montag im geschichtsunterricht knapp(!), also ca. 5-10 min. erklären sollte und aufzeigen soll und sich dafür extra ein buch zu kaufen ist mir zu schade(auch wenn das thema es wohl wert wäre)
deswegen hab ich mich bei wikipedia erkundigt, weil ich diese seite persönlich sehr zuverlässig finde!


also denkt ihr, dass wenn mein lehrer meint, ich solle die "belastungen" der demokratie aufweisen durch den friedensvertrag, dass er damit solche meint wie die reparationen,entschädigungen,gebietsabtrennungen?
aber ich glaube,dass ich da einen kleinen denkfehler habe, denn ich weiss nicht genau, ob er mit "Demokratie" die Weimarer Republick meint oder einfach politisch gesehen die "demokratie"!aber ich denke mal, dass er wohl "weimarer republik" meint(hoffe man kann mir noch folgen^^)
danke elcativo
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Versailler Vertrag war nicht gerade positiv für Deutschland - zu den Bestimmungen findet sich was in der Wikipedia.

Die alten Machthaber (Kaiser aber mehr noch Militär) hatten es verstanden, die Verantwortung ganz am Ende des Krieges plötzlich an die Parteien abzugeben und dann später auch die Schuld an der Niederlage auf die (demokratisch gesinnten) Parteien/Politiker abzuwälzen - vor allem die SPD.

Da nun die Parteien, die dann später in der Weimarer Republik diejenigen waren, die diese Republik "trugen", in den Augen eines größeren Teil des Volkes verantwortlich für Niederlage und ungerechten Frieden waren, belastete dies auch die Republik - sie wurde nicht akzeptiert.

Belastender als die Gebietsabtretungen war sicher der Artikel 231 des Versailler Vertrags: er beinhaltete die Alleinschuld Deutschlands und Österreichs am Krieg und daraus abgeleitet Reparationsforderungen in zunächst unbestimmter Höhe.

Der Versailler Vertrag ging trotz seiner Härten Frankreich nicht weit genug und so wurden überzogene Reparationsforderungen für die nächsten Jahre ein Druckmittel Frankreichs, um Deutschland weiter zu schwächen und evtl. sogar dt. Gebiete als Faustpfand für die Leistung der Reparationen (oder als Strafe für Nichtleistung) sich einverleiben zu können.
 
ich hab diese überschrift so gewählt, da auf meinem zettel für den arbeitsauftrag draufstand:
"Schanddiktat" von Versailles, Reparationen
Bestimmungen nur stichpunktartig herausarbeiten, was Demokratie belastete

ich konnte ja nicht ahnen, dass dieses wort so negativ aufgefasst wurde und dachte halt, wenn mein lehrer des so schreibt, wird das ganze schon passen!

ich bitte um entschuldigung und vielen dank für ganzen netten und aufklärenden antworten;)
 
Jetzt muss ich aber auch mal was loslassen: "Schanddiktat" wurde in Anführungszeichen gesetzt. Und damit gibt es überhaupt keinen Grund, elcativo zu kritisieren. Es gibt Begriffe, die negativ besetzt sind, richtig. Aber sie werden auch in der Wissenschaft in bestimmten Zusammenhängen verwendet - und es ist durchaus üblich, sie dann in Anführungszeichen zu setzen, um deutlich zu machen, dass man hier einen Begriff "zitiert", wie er von bestimmten Gruppen eben verwendet wurde.

Durch die Anführungszeichen zeigt ein Autor deutlich, dass dies kein Begriff ist, den er von sich aus so verwenden würde.

Weder elcativo noch dem Lehrer sind hier meines Erachtens nach irgendwelche Vorwürfe zu machen. Man kann die "political correctness" bzgl. der Verwendung von Begriffen in Foren auch übertreiben.
 
Nicht nur die Gegner der Demokratie, auch die demokratischen Kräfte in Deutschland lehnten den Diktatfrieden von Versailles ab:
Reichskanzler Scheidemann: ...Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legt...
Natürlich konnten aber die antidemokratischen Kräfte nach der mehr oder weniger erzwungenen Annahme des Friedensvertrages durch den Reichstag (und damit durch die Demokratie) mit Polemik gegen eben diesen Punkten.
Im Grunde liegt meiner Meinung nach im Versailler Vertrag eine der Hauptursachen des Scheiterns der 1. Republik.
 
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