Schildmotive 12. Jahrhundert

Negativ

Neues Mitglied
Hallo,

ich hoffe, ich kann diese Frage hier unterbringen und sie ist nicht deplaziert.

Ich plane mir einen Dreieckschild im Stil des 12. Jahrhunderts zu bauen. An sich ist die Konstruktion kein großes Thema und ich habe erfahrene Unterstützung. Ich bin jedoch noch total unentschlossen, was die Schildbemalung, bzw. das dargestellte Motiv angeht. Könnt ihr mir Quellen nennen, wo man sich Inspirationen holen kann? Danke im voraus. :winke:

Meines Wissens befand sich die Heraldik damals noch in den Kinderschuhen.
 
Ich plane mir einen Dreieckschild im Stil des 12. Jahrhunderts zu bauen.
...
Ich bin jedoch noch total unentschlossen, was die Schildbemalung, bzw. das dargestellte Motiv angeht. Könnt ihr mir Quellen nennen, wo man sich Inspirationen holen kann?

Hast Du diesen Thread schon gefunden?
http://www.geschichtsforum.de/f83/wesen-und-entwicklung-der-heraldik-9556/
Ich erlaube mir, dazu insbesondere auf einen meiner Beiträge dort zu verweisen:
http://www.geschichtsforum.de/143698-post5.html

Daneben lohnt auch ein Blick ins Portal der historischen Darstellung Mittelalter - hier gibt es einen Artikel zum Schildbau (auch wenn es da primär um die Schildformen in ihrem Wandel und nur am Rand um die Schildbemalung geht):
Tempus vivit! - Bibliothek
Und es gab dort auch einmal eine Diskussion zum Thema heraldischer Umsetzungen, wenngleich die meisten Leute dort späteren Darstellungszeiträumen folgen:
Tempus vivit! - Thema: Heraldik

Meines Wissens befand sich die Heraldik damals noch in den Kinderschuhen.

Sagen wir es so: die Entwicklung der Heraldik begann im 12. Jh.; Wappen als unterscheidendes Symbol kamen etwa ab 1150 auf. Einzige Ausnahme waren die Ritterorden (Templer, Johanniter), deren unterscheidende Symbolik bereits in den 1130ern festgelegt wurde.
 
Danke für deine Antwort. Den Thread hatte ich noch nicht gefunden, allerdings ist mir inhaltlich einiges schon bekannt (Farben, Farbgebung, etc.). Mich interessieren konkrete Beispiel von Schnitten, aber da finden sich ja auch welche.

Beispiele für Figuren sind etwa die drei schreitenden goldenen Löwen auf Rot des englischen Königs, Beispiele für Schnitte der sog. Fränkische Rechen im Zickzackschnitt Rot über Silber, das blau-silbern schräggerautete Wappen der Wittelsbacher (ursprünglich Wappen der Grafen von Bogen) oder das von Rot und Silber dreimal schrägrechts geteilte Wappen der Schönburger
Werde mal danach googeln oder hast du Links dazu?. Vielen Dank nochmal. :winke:

P.S. Die tempus-vivit Sachen kenne ich. ;)
 
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Werde mal danach googeln oder hast du Links dazu?

Ich würde diesbezüglich Literatur vorziehen, z.B. den im hiesigen Heraldik Thread genannten Neubecker.

Aber natürlich finden sich auch einige Links, wo Du etwas zu heraldischen Schnitten erfahren kannst:
Das Münchener Hoch-Mittelalter - Heraldik - Communitas Monacensis e.V.
Wie lese ich ein Wappen?:Â Verwaltung - Land Steiermark
Etwas großzügig, aber anschaulich dargestellt sind Schnitte auf folgenden Seiten:
Heroldsbilder
Heroldsbilder
Heroldsbilder
http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/rang.htm
(da geht es zwar eigentlich um die für das 12. Jh. noch nicht interessante Rangordnung, welche erst später fetsgelegt wurde, aber die Schemata sind gut)
http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/stellung.htm
(Fokus ist hier zwar die figürliche Ordnung, aber auch dort finden sich gute Schemata)
Die Hauptseite dazu ist http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/home.htm

Eine Schlußanmerkung noch dazu...
Bei heraldischen Schnitten durch Teilungen, gelten folgende Korrelationen - egal ob es sich um waagerechte (geteilt), senkrechte (gespalten), schräglinke (schräglinks geteilt) oder schrägrechte (schrägrechts geteilt) Teilungen handelt:
n-fach ... geteilt -> n+1 Teile
z.B. einfach gespalten -> 2 Schildteile (Farbe/Metall oder Metall/Farbe); zweimal gespalten (1 Pfahl) -> 3 Schildteile (Farbe/Metall/Farbe oder Metall/Farbe/Metall) usw.

Noch einhilfreiches Online Dokument dazu: http://www.bevoelkerungsschutz.admi...ntentPar.0002.DownloadFile.tmp/wappenII-d.pdf
 
Du solltest aufpassen, daß Du kein eingetragenes Wappen verwendest. Ansonsten kann das ziemlichen Ärger geben und falls Du doch ein bestimmtes in der Wappenrolle Eingetragenes benutzen möchtest, empfiehlt sich auf jeden Fall die vorherige Konsultation mit der betreffenden Familie, um mögliche Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.
 
Ja, natürlich mußt Du noch aufpassen, daß Du kein eingetragenes Wappen verwendest (Danke für den Hinweis @Hamburger)...

Worauf dabei insbesondere - neben den bereits genannten Dingen - zu achten ist, sind folgende Aspekte:
  1. Verwende kein Wappen, welches ein Land und/oder eine Region repräsentiert (Bsp. Fränkischer Rechen)! Diese haben ihren Ursprung in Familienwappen und/oder Titularwappen (der Fränkische Rechen bspw. ist mit dem Bistum Würzburg verbunden).
  2. Verwende kein Wappen, welches einer noch existenten Familie zuzuordnen ist (Bsp. Bayerischer Rautenschild, der von den Wittelsbachern bzw. urspr. den Grafen von Bogen herrührt, aber bspw. auch den mit den Wittelsbachern verbandelten Pfälzer Löwen)! Dies birgt die Gefahr von Rechtsstreitigkeiten!
  3. Verwende kein Wappen einer bereits im Mittelalter freien Reichsstadt (Bsp. Köln)! Dies ist für einen berufsmäßig Kämpfenden, der nicht zu einer Stadtmiliz o.ä. gehört, unglaubwürdig.

Dazu noch etwas zum Nachschlagen: WAPPENBUCH - Wappen - Wappenrolle - Adel - Siegel
 
Du solltest in jedem Fall darauf achten,daß die Darstellungen der gemeinen Figuren im Schild auch dem Stil des 12.Jahrhunderts entsprechen.Die heraldische Darstellung z.B.des Löwen variierte im Laufe der Zeit gewaltig.
Und vermeide überfrachtete Kombinationen von diversen Heroldsbildern und gemeinen Figuren,denn die gab es ebenfalls erst in späterer Zeit.

Was die von timo angesprochenen rechtlichen Probleme betrifft, so definiert sich ein Wappen (außer bei Kommunalwappen) aus Schild,Helm mit Helmdecke und Helmzier.Das bedeutet , daß Wappen bereits dann als verschieden anzusehen sind, wenn sie sich ,bei gleichem Schildmotiv ,nur in der Helmzier unterscheiden.Dies gilt besonders bei einfachen Heroldsbildern oder einfachen gemeinen Figuren.
Den solitären "Pfälzer Löwen" kannst Du übrigens verwenden, denn der ist eigentlich der alte staufische Löwe und die Staufer sind ausgestorben.Erst in Kombination mit den Bogener Rauten wird das geschützte Wittelsbacher Stammwappen draus,( welches dokumentiert,daß Bayern mal zur Pfalz gehört hat ;) :pfeif: :D)
 
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Bezüglich der angesprochenen Wappenverschiedenheit bin ich mir zwar nicht sicher, ob man durch Verwendung des bloßen Wappenschildes ohne Helm, Helmdecke und Helmzier aus dem Schneider ist, aber ich weiß es nicht besser und lasse es deshalb einmal so stehen.
Was natürlich für das 12. Jh. gilt, ist die Tatsache, daß die "Beiwerke" Helm, Helmdecke und Helmzier noch keine Rolle spielen, da diese erst ab dem 14. Jh. auftauchen - einmal abgesehen davon, daß der zur Schutzbewaffnung zu rechnende Schild ehedem lediglich das Schildmotiv trägt.

Erst in Kombination mit den Bogener Rauten wird das geschützte Wittelsbacher Stammwappen draus,( welches dokumentiert,daß Bayern mal zur Pfalz gehört hat ;) :pfeif: :D)

Oder andersherum... :cool::devil::pfeif:
Egal - ein bißchen Spaß muß sein =)

Aber ernsthaft: für einen Grobüberblick zu diesem Kontext siehe bspw. Wittelsbach - Wikipedia
:fs:
 
Nun will ich noch nochmal was Schlaues beisteuern. :winke:

Als quasi Pflichtlektüre zum Thema "Heraldik" solltest du @Negativ unbedingt in die "Wappenfibel - Handbuch zur Heraldik" werfen. Dort findest du zumindest einen Grobüberblick, was den Stil anbelangt, wie also die Schildmotive gestaltet sein sollten, damit alles stilecht ist. Weitergehende Literatur wäre hierzu "Das große Buch der Wappenkunst".

Einfache Heroldsbilder und gemeine Figuren, die für die Frühzeit der Heraldik eben üblich waren, dürften in aller Regel bereits belegt sein. Das ist also schwierig, den Schild so einfach zu halten. Die Übernahme existierender Wappen ist natürlich nicht statthaft. Zwar gibt es da m.W. keine entsprechenden Urteile, aber zumindestens gehört es sich einfach nicht.

Natürlich liegt bei unterschiedlicher Helmzier und gleichen Schildinhalt theoretisch bereits ein anderes Wappen vor. Da aber die Darstellung des Schildes allein auch möglich ist, bekommen wir da dann das Problem der Unterscheidbarkeit, zumal du ja eben nur mit Schild auflaufen willst, wenn ich es richtig verstanden habe.

Welche Wappen du nicht verwenden darfst, hat timo ja bereits erwähnt. Allerdings muß ich die Liste noch ergänzen. Du kannst nicht nur keine Kommunal-, Landes-, Bundes-, Stadt- oder Adelswappen verwenden, sondern garkeine bereits geführten (Familien-)Wappen. Dabei kommt es nicht mal unbedingt auf einen irgendwie gearteten Eintrag desselben - wo auch immer - an.

Meine Ausführungen sollen dich nun aber keinesfalls abschrecken, dein Vorhaben zu verwirklichen. Aber du siehst, daß die ganze Sache nicht unbedingt einfach ist - so du es richtig machen willst. Um dir zu deinem Anliegen was genaueres sagen zu können, bräuchte es allerdings auch detaiierterer Informationen.

Bei weiteren Fragen steh ich dir natürlich gern zur Verfügung. ;)
 
Wobei es gerade bei einfachen Heroldsbildern und gemeinen Figuren durchaus Mehrfachgebrauch gibt.Ich kenne aus der Lameng z.B. alleine 5 Wappen völlig verschiedener Familien,die einen weißen Balken auf rotem Schild zeigen .Bei solch einfachen Wappenbildern müßte es daher m-.E. ausreichen ,die Region zu berücksichtigen.,in der das Wappen präsentiert werden soll.
Außerdem gibt es ja noch die Beizeichen mit denen man ein Wappen abwandeln kann.
PS:
Timo ,neee andersrum gilt nicht ,obwohl es die Bayern nicht wahr haben wollen.
Die bayrische Linie der Wittelsbacher starb 1777 aus. Ihr folgte mit Karl Theodor die Linie Pfalz-Sulzbach, die schon über die Kurpfalz herrschte. Nach dem Tod Karl Theodors 1799 erlangten die Herzöge von Zweibrücken die Kurwürde
:yes: :devil: :rofl:
 
Außerdem gibt es ja noch die Beizeichen mit denen man ein Wappen abwandeln kann.
Die Brisur ist allerdings für die deutsche Heraldik eher untypisch, wohingegen dieses "Beizeichen(un)wesen" in England wahrlich Blüten trieb. Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei aber nicht um ein generelles Unterscheidungsmerkmal, sondern kennzeichnet lediglich abgeteilte Linien oder jüngere Geburt. Für den vorliegenden Fall also denkbar ungeeignet. :winke:
 
Ok,war vielleicht falsch ausgedrückt.
Ich meine jetzt nicht die Brisur im engeren und schon gar nicht im englischen Sinne, vielmehr einen Zusatz ,der ein bestehendes heraldisches "Grundmotiv" so abwandelt,daß dadurch ein neues Wappen entsteht.
Nimm zum Beispiel als Grundform: goldner Löwe auf rotem Grund
Du kannst das Feld mit kleinen Beizeichen (Kreuze,Herze,Rauten,Nägel ,Sterne,usw.) belegen, dem Löwen irgend einen Gegenstand in die Hand geben (Schwert,Axt,Streitkolben,Hammer,Sichel etc.) ,auf den Kopf setzen (Krone,Helm,Hut) ,um den Hals hängen (Kette,Tunierkragen,Band) oder das arme Tier durch aufgelegte Heroldsbilder teilen,vierteln, streifen oder karieren.
Außerdem kannst Du größere solitäre. Beizeichen (Sterne,Mond,Kreuz ,Rad usw. )hinzufügen.
In jedem Falle entsteht dann ein eigenständiges Wappen.:winke::winke:
 
Im vorliegenden Fall - nämlich des 12. Jh. als Hintergrundzeitraum - muß an der Stelle freilich nochmals betont werden, daß dieser Zeitraum den Beginn der unterscheidenden Wappen darstellt, was u.a. stark mit der Geschichte der Kreuzzüge verbunden ist.

Zudem ist unbedingt noch zu berücksichtigen, daß im europäischen Mittelalter allgemein und im europäischen Hochmittelalter speziell die heraldischen Figuren auch noch mit einer starken Symbolik verbunden waren und dies auch entsprechend wirksam war.

Dazu erlaube ich mir einige relevante Textstellen aus Ottfried Neubecker "Heraldik. Wappen - Ihr Ursprung, Sinn und Wert", Frankfurt/M. 1977:
Die häufigsten Zeichen im europäischen Mittelalter schrieb:
Die Hauptfiguren der Heraldik sind Kreuz, Adler, Löwe und Lilie... dazu noch den Drachen und seine Vettern (Gemeint ist damit der Greif - Anm. von mir)... die Lilien daneben weisen auf einen über ganz Frankreich herrschenden erblichen König hin, der seine Legitimität unmittelbar von Gott herleitet.

Im einzelnen zu diesen heraldischen Figuren:
Das Kreuz schrieb:
Im Mittelalter kann man das Abendland als mit der Christenheit identisch ansehen. Deren Abzeichen, das Kreuz, hat seinen geistlichen Charakter zwar nicht voll bewahrt, aber auch nicht ganz eingebüßt...
Daß die Kreuzfahrer sich an der westlichen Mittelmeerküste einschifften, schlug sich in den dortigen Kreuzwappen nieder.
Der Adler schrieb:
Der Adler als Sinnbild des alten römischen Reiches blieb nach seiner Wiederbelebung durch Karl den Großen das Symbol der weltlichen Herrschaft, an deren Spitze der Kaiser stand.
Das galt auch später, nachdem der Doppleadler Kaiserenblem geworden war...
Der Löwe schrieb:
Der Löwe wird als "König der Tiere" zum Widerpart des Königs in den Lüften (Adler - Anm. von mir; siehe dort) und symbolisiert deutlich die partikularen Interessen der Landesfürsten.
Die Lilie schrieb:
Die Lilie, das Symbol der Heiligen Maria, ist in Frankreich zum Staatshoheitszeichen geworden, das nicht nur dank seiner schönen Gestalt, sondern auch machtpolitisch weite Verbreitung fand...
Drache und Greif schrieb:
Der Drache und der ihm legendenbiologisch verwandte Greif müssen als das Symbol des Windes, in dem sie schweben, angesehen werden, und sind damit ein "redendes" Symbol der Wenden (Neubecker will dies im Kontext verstanden wissen, daß der Greif v.a. im damaligen Wendengebiet an der Ostseeküste starke Verbreitung fand, vgl. z.B. den pommerschen Greif - Anm. von mir).
Der Drache von Wales geht auf die orientalischen Truppen in Diensten der einstigen römischen Besatzungsmacht zurück.
 
Der gute Herr Neubecker in allen Ehren,aber ich weiß nicht ob man die Symbolik so überstrapazieren sollte.
Kreuzwappen sind über ganz Europa verbreitet und Löwenwappen ebenso und nicht nur bei Wappen von Partikularfürsten. Sogar Kaisergeschlechter wie die Staufer führten den Löwen im Wappen.
Auch mit Adlerwappen verhält es sich so .Auch die sind keineswegs auf den Reichsbezug beschränkt.Das hat eigentlich nur im Bezug auf die Kommunalheraldik der Reichsstädte Gültigkeit, nicht jedoch im Bezug auf Familienwappen.
Für Lilie und Rose (!) gilt ähnliches, wobei erstere zwar im französischen Raum auch als royales Gnadenzeichen in Form einesr Brisur verwendet wird, aber als heraldisches Hauptmotiv keineswegs auf den König und dessen Entourage beschränkt ist.

Die Deutung des Drachen und des Greifen als redendes Symbol der Wenden halte ich schlicht für abenteuerlich.Hier mag ,wie bei so manchem in der Heraldik das romantisch-symbolistische 18.und 19.Jahrhundert eher zur Interpretation beigetragen haben als die Zeit ,in der die Wappen entstanden sind. Fabeltiere und Mischwesen finden sich ebenfalls auf Wappen quer durch Europa .

Wenn schon eine gewisse allgemeingültige Symbolik bei gemeinen Figuren in Betracht kommen sollte, dann wohl am besten in Anlehnung an den "Physiologus",denn dieses "populärwissenschaftliche" Werk dürfte vielleicht den einen oder anderen gelehrten Heraldiker oder Wappenträger des Mittelalters bei der Motivwahl beeinflusst haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der gute Herr Neubecker in allen Ehren,aber ich weiß nicht ob man die Symbolik so überstrapazieren sollte.

Überstrapazieren sicherlich nicht, aber vielleicht etwas im Hinterkopf behalten.
Und natürlich ist da einige Interpretation bezüglich der Symbolik dabei, aber mir scheint, daß da einige Zitate mißverständlich ankamen: das ist auch nicht weiter schlimm, und ich erlaube mir, einige Erklärungen dazu nachzureichen...

Zunächst eine grundsätzliche Anmerkung: Grundlage der Ausführungen ist die Häufung bzw. das verstärkte Vorkommen der genannten Figuren während des europäischen Mittelalters, welches in einer Übersichtskarte veranschaulicht ist.

Kreuzwappen sind über ganz Europa verbreitet

Ich habe in meinem Beitrag nichts anderes behauptet, und auch Neubecker tut dies in seinem Buch nicht - im Gegenteil: der Satz
Im Mittelalter kann man das Abendland als mit der Christenheit identisch ansehen.
ist genauso zu verstehen. Daß er - übrigens neben anderen Beispielen, die ich für den kurzen Abriß der Übersichtlichkeit halber nicht wiedergegeben habe - die Wappen im westlichen Mediterran mit ihrem speziellen Kontext anführt, ist eine exemplarische Erklärung zur im Buch abgebildeten Übersichtskarte.

... Löwenwappen ebenso und nicht nur bei Wappen von Partikularfürsten. Sogar Kaisergeschlechter wie die Staufer führten den Löwen im Wappen.

Auch die englischen bzw. angevinischen Könige der Dynastie Anjou-Platagnenet führten Leoparden (schreitende hersehende Löwen) im Wappen - um noch ein weiteres zumindest königliches Beispiel zu nennen.
Dabei geht das Stauferwappen mW jedoch auf die schwäbische Herzogswürde zurück; während die englischen Leoparden sich mW darauf zurückführen lassen, daß der englische König aus dem Hause Anjou-Plantagenet zuvorderst auch selbst Lehensträger in Frankreich war (durch Normandie, Poitou, Aquitanien etc.).

Auch mit Adlerwappen verhält es sich so .Auch die sind keineswegs auf den Reichsbezug beschränkt.Das hat eigentlich nur im Bezug auf die Kommunalheraldik der Reichsstädte Gültigkeit, nicht jedoch im Bezug auf Familienwappen.

Jein, denn bzgl. Familienwappen trifft Neubecker keine direkten Aussagen dazu. Adlerwappen finden sich aber bspw. im Mittelalter gehäuft in Gebieten, welche entweder Marken oder mit dem Reich anderweitig verbundene Territorien (z.B. Deutschordensstaat) sind. Darum geht es in diesem Kontext im Buch...

Für Lilie und Rose (!) gilt ähnliches, wobei erstere zwar im französischen Raum auch als royales Gnadenzeichen in Form einesr Brisur verwendet wird, aber als heraldisches Hauptmotiv keineswegs auf den König und dessen Entourage beschränkt ist.

Natürlich ist die Lilie nicht auf den König beschränkt, denn die Seitenlinien bzw. verwandten Linien der Kapetinger führten es auch.
Neubecker schreibt ja auch:
Die Lilie, das Symbol der Heiligen Maria,... das... auch machtpolitisch weite Verbreitung fand...
Er führt dazu sogar weiterhin aus:
... durch französische Prinzen (gemeint ist das Haus Anjou - Anm. von mir) gelangte es bis nach Ungarn.

Anm.: Zur Rose hatte ich nichts geschrieben, aber an der Stelle bitte ich um Erklärung; denn mW wird die Lilie in seitlicher Ansicht stilisiert und die Rose in Draufsicht...

Die Deutung des Drachen und des Greifen als redendes Symbol der Wenden halte ich schlicht für abenteuerlich.

Da gebe ich Dir Recht, daß dies eigenartig klingt; dazu kann ich nichts weiter sagen.

Fabeltiere und Mischwesen finden sich ebenfalls auf Wappen quer durch Europa.

Neubecker ging es um die Häufung jener Wappen im mittelalterlichen Europa; dabei zeigen sich zwei Schwerpunkte - eben das Baltikum und Wales.

Wenn schon eine gewisse allgemeingültige Symbolik bei gemeinen Figuren in Betracht kommen sollte, dann wohl am besten in Anlehnung an den "Physiologus",denn dieses "populärwissenschaftliche" Werk dürfte vielleicht den einen oder anderen gelehrten Heraldiker oder Wappenträger des Mittelalters bei der Motivwahl beeinflusst haben.

Auf diesen Physiologus bezieht sich Neubecker im besagten Kapitel seines Buches übrigens dabei :fs:
 
Grundlage der Ausführungen ist die Häufung bzw. das verstärkte Vorkommen der genannten Figuren während des europäischen Mittelalters
ok,daß ich Neubecker gelesen habe,ist schon ein paar Jahre her,deshalb habe ich mich auch nur auf die von Dir zitierten Stellen bezogen.
Bezüglich der Häufungen ist es allerdings m.E. ein Fehler, Kommunal- und Territorialheraldik in die Betrachtungen mit einzubeziehen,da das zu falschen Rückschlüssen führt. Bei größeren Herrschaftsgebieten wurde nämlich oft das Wappen der Herrscherfamilie als Wappenteil in die Kommunal- und Territorialheraldik integriert,um damit auch den Herrschaftsanspruch zu dokumentieren.Das führt natürlich zu einer regionalen Häufung bestimmter Wappenmotive, wie z.B. die Verbreitung des "tolosanischen Kreuzes" in Südfrankreich zeigt.
Deshalb kann man ,was Neubecker m.W. nicht macht, Rückschlüsse auf Häufungen eigentlich nur dann ziehen, wenn man sich auf die echte Familienheraldik beschränkt und die Territorialheraldik ,so lange sie nicht im lokalen Rahmen gleichzeitig Familienheraldik ist, außen vor läßt.
 
Anm.: Zur Rose hatte ich nichts geschrieben, aber an der Stelle bitte ich um Erklärung; denn mW wird die Lilie in seitlicher Ansicht stilisiert und die Rose in Draufsicht...
Das ist völlig korrekt! :friends:

Bezüglich der Häufungen ist es allerdings m.E. ein Fehler, Kommunal- und Territorialheraldik in die Betrachtungen mit einzubeziehen
Die heutige "Kommunal- und Territorialheraldik" ist noch recht jungen Datums, im MA war soetwas, nehmen wir mal die Städte raus, noch unbekannt. Vielmehr muß die Wappenführung jener Tage gänzlich unter dem Aspekt der Familienheraldik betrachtet werden; nicht ein Gebiet hatte ein Wappen, sondern der jeweilige Herrscher. Aus tatsächlichen Erwerbungen, Erbfällen und Anspruchserhebung entwickelten sich im Laufe der Zeit die für den Adel typischen vielfeldrigen Wappen.
Der Kaiser wiederum hatte mit dem Adler ein eigenes Symbol, welches gern auch von freien Städten in ihr Wappen eingefügt wurde, um die Unmittelbarkeit auch deutlich zu demonstrieren.
 
Nee,ist nicht so ganz richtig.Neben der Entstehung von Territorialheraldik aus Familienwappen entstand auch welche aus regionalen Bannern und Feldzeichen (z.B. Jerusalem,Wales,Manx,) und die Kommunalheraldik (Stadtwappen) ist auch relativ alt und nicht familiengebunden.Überdies wurden frühe familiengebunden Wappen oft recht schnell zu Wappen, die an die Grundherrschaft eines bestimmten Gebietes gebunden warenb und so dem jeweiligen Grundherrn folgten,wie viele "große "Wappen beweisen.

Um zu Neudecker zurück zu kommen: Ich halte seine Theorie der Motivhäufung für nicht belegt.
Beispiel:
Daß die Kreuzfahrer sich an der westlichen Mittelmeerküste einschifften, schlug sich in den dortigen Kreuzwappen nieder.
Die Kreuzwappen Im westlichen Mittelmeerbereich Südfrankreich/Nordostspanien)lassen sich , zumindest wenn man die Auflistung von http://early blazon.com zu Grunde legt, fast an einer Hand abzählen:Toulouse+Nebenlinien(Tolosaner Kreuz)/ Comminges / Niort /Adhemar / d`Aubusson /de Rada und dann wird es schon eng mit den Kreuzwappen.Ähnlich sieht es mit anderen Motiven auch aus.
 
Du willst mich mißverstehen? :grübel:
:cool:

Um zu Neudecker zurück zu kommen: Ich halte seine Theorie der Motivhäufung für nicht belegt.
Beispiel:
Die Kreuzwappen Im westlichen Mittelmeerbereich Südfrankreich/Nordostspanien)lassen sich , zumindest wenn man die Auflistung von http://early blazon.com zu Grunde legt, fast an einer Hand abzählen:Toulouse+Nebenlinien(Tolosaner Kreuz)/ Comminges / Niort /Adhemar / d`Aubusson /de Rada und dann wird es schon eng mit den Kreuzwappen.Ähnlich sieht es mit anderen Motiven auch aus.

Worum ging es bei diesem Beispiel, welches ich mir - wie ich bereits ausführte, exklusiv und ohne Nennung der vielen anderen Beispiele von Kreuzwappen des europäischen Mittelalters, die natürlich genauso genannt werden müßten - mit zu zitieren erlaubte?
Daß die Kreuzfahrer sich an der westlichen Mittelmeerküste einschifften, schlug sich in den dortigen Kreuzwappen nieder.

Aus diesem Satz wird ersichtlich, daß es hierbei um den Kontext der Seestädte geht, welche für die Orientkreuzzüge Bedeutung hatten - Beispiele auf der Karte sind dafür bspw. Barcelona, Marseille, Toulon und Genua.

Nirgendwo wird behauptet - weder in jenem Buch noch von mir -, daß auf einer besonderen Häufung im westlichen Mediterran zu insistieren sei. Dort ergeben sich jedoch - exemplarisch dargelegt - die Kreuzwappen jener Seestädte eben aus ihrer Bedeutung als Verschiffungshäfen für die Kreuzfahrer während der Orientkreuzzüge.
PS: Übrigens heißt der Mann Neubecker, aber ich schätze, das war zuletzt ein Tippfehler... :fs:
 
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