Schlacht bei Hattin bzw. Ḥaṭṭīn

jeckedoll

Neues Mitglied
Hallo,
ich bin sehr intressiert an den Kreuzzügen. Hierzu habe ich schon einges gelesen wie zB. "Die Geschichte der Kreuzzüge" von Steven Runciman.
Zurzeit befasse ich mich intensiv damit Infos zur Schlacht bei Hattinzu suchen, allerdings nicht mit besonders großem Erfolg. Was ich insbesonde Suche sind Infos zu den Waffenröcken die getragen wurden. Trug Guy de Lusignan zB. den Waffenrock des Königreiches oder einen anderen? Welchen trug die Masse des Hauptheeres?
Allerdings gibt es da auch noch andere Dinge: Wie die Zusammensetzung des Heeres im einzelnen. Ich habe gelesen das die Templer und Hospitaliter dabei gewesen sind, aber nicht in welcher Anzahl. Auch das Boehmund von Antiochia, Raymond von Tripoli da waren. Aber auch bei diesen finde ich nichts zu Truppenstärke und Waffenrock oder Banner.
Zu diesem Thema würde ich auch gerne ein Buch lesen, finde jedoch nichts geeignetes. Vielleicht kann mir ja jemand etws emmpfehlen!
 
Hallo Jeckedoll,

jeckedoll schrieb:
ich bin sehr intressiert an den Kreuzzügen.
Hierzu habe ich schon einges gelesen wie zB. "Die Geschichte der Kreuzzüge" von Steven Runciman.

das freut mich sehr - in beiden Fällen, wobei Du aber beim Schlußkapitel in Runcimans sehr guten Werk bedenken mußt, daß er das Buch vor 1960 geschrieben hat :cool: ;) :cool:

jeckedoll schrieb:
Zurzeit befasse ich mich intensiv damit Infos zur Schlacht bei Hattinzu suchen, allerdings nicht mit besonders großem Erfolg. Was ich insbesonde Suche sind Infos zu den Waffenröcken die getragen wurden. Trug Guy de Lusignan zB. den Waffenrock des Königreiches oder einen anderen?
Welchen trug die Masse des Hauptheeres?

Dies ist nicht leicht zu beantworten, aber es läßt sich allgemein sagen, daß das Bild der weltlichen Ritterschaft bis ins 13. Jh. nicht uniformiert war.
Im Heeresverband trug ein weltlicher Ritter seinen eigenen - meist einfarbigen - Waffenrock.
Guy de Lusignan als König trug gewiß seinen eigenen Waffenrock in Blau (eine der Grundfarben des Hauses Lusignan)und dazu den Wappenschild Jerusalems (goldenes Jerusalemkreuz auf silbernem Grund). Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, daß das Wappen bereits auf dem Waffenrock aufgebracht war, denn das kam im französischen Kulturraum (Frankreich, England, Hl. Land) erst ab 1200 auf, im deutschen Kulturraum (Heiliges Römisches Reich, Polen) ab 1250.
Das weltliche Ritterheer dürfte dementsprechend ein sehr buntes Bild abgegeben haben...
Anm.: Im deutschen Raum wurden übrigens erst ab 1200 Waffenröcke getragen, bis dahin dominierte bspw. in den frühstaufischen Heeren noch der blanke Kettenpanzer.

Einheitlicher stellten sich die Ordenskontigente dar: hier war seit 1147 vorgeschrieben, wie das Habit auszusehen hatte.
Das bedeutete grundsätzlich, daß die Tempelritter den weißen Waffenrock und Mantel mit dem roten Tatzenkreuz trugen, während die Hospitalsritter (Johanniter) den schwarzen Waffenrock und Mantel mit dem weißen Achtspitzkreuz trugen.
Hier gibt es aber wiederum zwei Spezifika zu beachten:
1. Die Kreuzformen waren vor 1300 nicht einheitlich, d.h., die Form des angesprochenen Tatzenkreuzes bzw. des erwähnten Achtspitzkreuzes differierte von Zeit zu Zeit sowie von Region zu Region. Letztgenanntes Achtspitzkreuz war aber keinesfalls bereits identisch mit dem späteren Malteserkreuz!
2. Bei den Templern unterschieden sich von Anbeginn Ritterbrüder, Priesterbrüder und dienende Brüder durch ihre Habitfarbe: Ritter weiß, Priester braun, Servianten schwarz - alle trugen sie aber die rote Tatze. Demnach dürften im Templerkontigent neben den "Weißen" nicht weniger "Schwarze" mit den roten Kreuzen aufgetreten sein.

jeckedoll schrieb:
Allerdings gibt es da auch noch andere Dinge: Wie die Zusammensetzung des Heeres im einzelnen. Ich habe gelesen das die Templer und Hospitaliter dabei gewesen sind, aber nicht in welcher Anzahl. Auch das Boehmund von Antiochia, Raymond von Tripoli da waren. Aber auch bei diesen finde ich nichts zu Truppenstärke und Waffenrock oder Banner.

Die genauen Zahlen sind aufgrund dessen, daß die Quellen ungenau sind, häufig übertreiben und sich oft auch gar gegenseitig widersprechen, schwierig zu rekonstruieren.
Für Hattin ist der Wissenschaft dennoch eine recht gute Rekonstruktion gelungen...

Kreuzfahrer (christliches Heer): insges. ca. 15000 Mann
Saladins Heeresverband (islamische Heere): insges. ca. 18000 Mann
Vom erstgenannten Heer (Heer des Kgr. Jerusalem) war die Aufteilung wie folgt:
1200 Ritter (weltlich)
600 Vasallen
300 Templer
300 Johanniter
10000 Mann Fußvolk
restl. gehörten zur leichten Turkopolenreiterei

Anm.: Das Johanniterkontigent konnte an den taktisch-strategischen Entscheidungen nicht mitwirken, sondern lediglich folgen, weil der Großmeister des Ordens, Roger des Moulins, bereits vorher während der Schlacht bei den Quellen von Cresson (1. Mai 1187) gefallen war...

jeckedoll schrieb:
Zu diesem Thema würde ich auch gerne ein Buch lesen, finde jedoch nichts geeignetes.

Die Angaben sind aus Walter Zöllner "Die Geschichte der Kreuzzüge" - ich habe die überarbeitete Ausgabe vom Panorama Verlag, Wiesbaden von 1990. Die Originalausgabe ist vom VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983 - ergo aus der DDR und von daher ideologisch einigermaßen "überfrachtet", was beim Lesen zu beachten ist.

In diesem Sinne

Timo
 
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