Schlacht bei Lauban - letzte Offensive der Wehrmacht?

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Gast

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Hallo ich habe in einer Wehrmachtsdoku vom zdf gesehen, dass die Wehrmacht noch kurz vor Kriegsende die rote Armee noch einmal schlagen konnte. Ich frage mich wie das möglich war ?
Wunderwaffen oder was ?

Kann mir da jemand helfen ?Danke im Vorraus
 
Keine Wunderwaffen.

Es gelang, aus einigen dezimierten Divisionen/Panzerdivisionen der deutschen Wehrmacht einen operativen Schwerpunkt zu bilden und Teile der sowjetischen 3. Garde-Panzerarmee bei Lauban zu überraschen. Siehe auch hier:

Upper Silesian Offensive - Wikipedia, the free encyclopedia

Der rein "örtliche" und nicht nachhaltige Erfolg wurde propagandistisch gewaltig ausgeschlachtet (Deutsche Wochenschau), um die Durchhalteparolen zu stärken, siehe zB hier:
File:Bundesarchiv Bild 183-J31305, Auszeichnung des Hitlerjungen Willi Hübner.jpg - Wikimedia Commons
 
Die aus dem südlichen Schlesien nach Sachsen führende Eisenbahnlinie Neisse, Glatz, Hirschberg, Lauban,Görlitz war für den Abtransport der Flüchtlinge und für die Versorgung der Truppe von herausragender Bedeutung. Ende Februar wurde sie bei Lauban von der vorrückenden Roten Armee unterbrochen.

Für den Auftrag, die Bahnlinie wieder freizukämpfen, wurde unter General Nehring die Panzergruppe Nehring zusammengestellt, die aus insgesamt drei Panzerdivisionen und mehreren Infanteriedivisionen bestand. Dabei waren auch die sog. „Führer“-Divisionen, dh. die Führer-Grenadierdivision und die Führerbegleitdivision, Eliteeinheiten, die direkt dem OKH unterstanden. Für diese Spätphase des Krieges war das eine sehr beachtliche Streitmacht, obwohl viele dieser Divisionen natürlich nicht mehr den vollen Kampfwert hatten.

Am 2. März 1945 begann der Angriff, der bis zum 5. März dauerte und ein voller Erfolg war. Die Rote Armee wurde zurückgeschlagen, verlor mehrere hundert Panzer, und am 9. März nahm die Bahnlinie ihren Betrieb wieder auf. Mit zwar unterlegenen Kräften, aber nicht hoffnungslos unterlegenen, und einem begrenzten Ziel, nämlich der Wiedergewinnung der Bahnlinie, nicht der Forderung nach Unerreichbarem, konnte auch in dieser Phase noch ein begrenzter Erfolg erzielt werden. Wunderwaffen waren dazu nicht nötig.
 
Am 2. März 1945 begann der Angriff, der bis zum 5. März dauerte und ein voller Erfolg war. Die Rote Armee wurde zurückgeschlagen, verlor mehrere hundert Panzer, und am 9. März nahm die Bahnlinie ihren Betrieb wieder auf.

Die "Hunderte Panzer" würde ich der üblichen Fehlerquote der Wehrmacht in solchen Berichten zuschreiben, statt der ca. 170 (?) im Wehrmachtsbericht also etwa 100-120 Ausfälle. Die Wehrmachtsverluste waren übrigens ebenfalls horrend (speziell bei Sturmgeschützen und Jagdpanzer)

Der "volle Erfolg" war in 20 (?) Tagen Verzögerung zu messen.

Wie gesagt, Lauban wurde durch die Propaganda reichlich ausgeschlachtet. Dabei stand wieder einmal Schörner im Mittelpunkt. Die Anwesenheit von Goebbels in Lauban am 9.3.45 spricht Bände.

Die sowjetische 3. GPA war auch nicht vernichtet (der Materialersatz von ca 1/4 dürfte 10-14 Tage gedauert haben), sondern nahm im April 1945 das Haupquartier des OKH in Zossen ein.
 
Goebbels hat sich in seinen letzten Tagebüchern zu Lauban ausgelassen. Er ist es auch, der auf dem von @Silesia verlinkten Foto den Hitlerjungen auszeichnet.

EDIT: Die Goebbels-Tagebücher sind keineswegs Konterbande, sondern sollten gedruckt in jeder besseren Bibliothek liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man in diese Gesichter schaut, kann es einen gruseln:

MÄRZ 1945
[im Westen standen die US-Truppen vor Kassel und am "Ruhrkessel", die KZs im Harz etc. wurden durch die "Todesmärsche" aufgelöst, und die unbesetzten deutschen Städte versanken in Trümmern des Bombenkrieges]

Und es ging immer noch weiter, ...
 
Meine Güte, womit habe ich mir eigentlich diese Aufgeregheit verdient? Ich habe doch nur versucht, auf eine kurze Frage eine kurze, aber die wesentlichen Elemente umfassende Antwort zu geben!

Dabei schien mir weder ein Exkurs auf die Todesmärsche der KZ-Insassen im Harz zur Sache etwas beizutragen, noch einer auf die weitergehenden Bombenangriffe der Alliierten, dies obwohl ich selbst am 12. März 1945 beim schwersten Einzelangriff des WKII in Europa (4851 to Sprengbomben) eine Stunde hinlänglich gezittert habe, trotz 4 m Abraum und 8 m gewachsenem Fels über mir.

Auch die Betrachtung der Situation an der Westfront schien für die Beurteilung der Aktion bei Lauban nicht hilfreich. Zu diesem Zeitpunkt, lieber Silesia, standen die Amerikaner übrigens keineswegs vor Kassel und es gab, das kann ich dir aus eigener Anschauung versichern, auch keinen Ruhrkessel. Vielmehr kämpften sich die Briten und Amerikaner langsam an die Rheinlinie heran, die sie am 10. März, also nach der Aktion Lauban, an Nieder- und Mittelrhein auf voller Länge erreichten.

Sicher hat Goebbels die Lauban-Aktion propagandistisch ausgeschlachtet, eine solche Gelegenheit hatte er ja schon sehr lange nicht mehr gehabt. Aber was sagt das über den Angriff der Panzergruppe Nehring aus? Nichts. Sowohl im Wehrmachtbericht als auch im Kriegstagebuch des OKW wird über diese Aktion sogar eher zurückhaltend berichtet.

Zum Angriff selbst ließen sich allerdings noch einige Details ergänzen.

Z.B. Konevs Mitteilung, Stalin habe ihn in diesen Tagen mehrfach besorgt angerufen und nach der Entwicklung der Situation befragt, oder z.B. sein Befehl vom 10. März 1945, alle weiteren Angriffsoperationen in diesem Frontbereich einzustellen. Sicher war dieser Befehl nicht nur der Angriffsoperation Nehrings geschuldet, sondern auch der auf Konevs rechtem Flügel und in seinem Mittelabschnitt aufgetretenen „unangenehmen Überraschungen“ (Konev). Aber ohne Nehrings Angriff wäre dieser Befehl wohl nicht erteilt worden. In der Folge blieb die Front hier jedenfalls bis zum 8. Mai unverändert, und ein breiter Korridor für die Fluchtbewegungen aus Schlesien nach Sachsen blieb offen.

Auch zum Thema „Wunderwaffe“ könnte man noch etwas sagen, allerdings wohl nicht im dem vom Fragesteller gemeinten Sinne. Am Angriff der Panzergruppe Nehring war eine deutsche Division beteiligt, die mit einer Abteilung des Jagdpanther ausgerüstet war, der sonst fast nur an der Westfront in kleinen Gruppen im Einsatz war. Gegen seine lange 8,8 cm-Pak hatten die sowjetischen Panzer auch auf größere Gefechtsentfernungen von 3000 m kaum eine Chance. Vielleicht ist darauf die relativ hohe Abschusszahl zurückzuführen, ich weiß es nicht. Ich gebe zu, dass ich die vage Zahl, die ich oben genannt habe, nicht genau ermittelt habe. Ich habe sie aus den von den Divisonen für den ersten Angriffstag gemeldeten Abschusszahlen (nämlich 132) extrapoliert Für die übrigen Tage habe ich keine Zahlen. Und natürlich, lieber Silesia, wurde die 3. GPA Konevs nicht vernichtet, das habe ich nicht behauptet, aber nach meiner Kenntnis auch sonst niemand. Wenn eine sowjetische Einheit vernichtet wurde, dann das LXXXXIX. Sch.Korps.

Zusammenfassend, lieber Silesia, bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass der Angriff der Panzergruppe Nehring ein voller taktischer Abwehr-Erfolg war, der seine Ursache in der Kombination von Ansatz nicht zu kleiner Kräfte mit einem erfüllbaren Kampfauftrag hatte. Die Eisenbahn wurde freigekämpft und bis zum Tag des Waffenstillstands wurde ein Korridor für die flüchtende Bevölkerung offen gehalten. Sicher sind acht Wochen nicht lang, aber nachhaltiger als bis zum Waffenstillstand konnte ein Erfolg nach Lage der Dinge nicht sein.
 
Meine Güte, womit habe ich mir eigentlich diese Aufgeregheit verdient? Ich habe doch nur versucht, auf eine kurze Frage eine kurze, aber die wesentlichen Elemente umfassende Antwort zu geben!

Da hast Du etwas gründlich mißverstanden.

Meine Hinweise bezogen sich auf Goebbels und die Lauban-Propaganda bis hin zur Wochenschau (auch Zeitungen aus dem fraglichen Zeitraum), nicht auf Deine Darstellung.

Mit Dir oder operativen Details bei Lauban hatten die weiteren Bemerkungen nichts zu tun.

[P.S. die Bemerkung "März 1945" bezog sich übrigens auf die Ereignisse bei Medebach (Ruhrkessel) bis Fritzlar]
 
Wenn eine sowjetische Einheit vernichtet wurde, dann das LXXXXIX. Sch.Korps.

Also, das 99 Schützen-Korps wurde Dezember 1943 zusammengestellt. Im Dezember 44 wurde es in 40. Garde-Schützen-Korps umbennannt.

Hm, dann müßte eigentlich eine "Phantomeinheit" vernichtet worden sein, da eine Neuaufstellung nicht verzeichnet ist (Slaughterhouse. The Handbook of the Eastern Front, S.343).

Naja, über die Bedeutung dieses taktischen Erfolg mag man streiten und die "einschlägigen" Quellen (Guderian oder Tippelskirch) gehen auch nur am Rande auf diese Operation ein.

Zumal wenn man diesen taktischen Erfolg bzw. die eingesetzten Kräfte in das Verhältnis setzt zu dem Angriff der Armeegruppe E mit ca. 431.000 Soldaten und 877 Panzer auf die 2. und 3. Ukrainische Front in Ungarn im Februar / März 1945 (Erickson: The Road to Berlin, S.510ff), wird die lokale Bedeutung ersichtlich.

Insgesamt sollte man deutlich sagen, dass es sich bei den oben genannten Operationen um das verzweifelte Aufbäumen von Hitler handelte, aber mit einer rationalen Kriegsführun nichts mehr zu tun hatte.

Die Wehrmacht und auch die Waffen SS lag zu diesem Zeitpunkt, sieht man von Ausnahmen ab, in einem Zustand der Agonie. Sehr informativ ist in diesem Zusammenhang A. Kunz: Wehrmacht und Niederlage.

Damit will ich die Einschätzung auch nicht in Frag stellen, dass Nehring einen taktischen Erfolg erzielt hat.
 
Also, das 99 Schützen-Korps wurde Dezember 1943 zusammengestellt. Im Dezember 44 wurde es in 40. Garde-Schützen-Korps umbennannt.
... welches im Verband der 19. Armee vor Gdingen ("Gotenhafen") stand.

Um Lauban standen die Korps der 3. GPA (6., 7. GdPzK, 9. MechK, dazu weitere kleinere Verbände), die dann im Rückzug durch Verbände der 52. Armee verstärkt wurden.
 
Hm, dann müßte eigentlich eine "Phantomeinheit" vernichtet worden sein, da eine Neuaufstellung nicht verzeichnet ist (Slaughterhouse. The Handbook of the Eastern Front, S.343).

Mag sein. Meine Quelle ist der Hillgruber/Hümmelchen S. 267, ein nach meiner Erfahrung recht zuverlässiges Werk.
Aber auf dieses Detail kommt es mir auch nicht an. Ich denke, dass ich das klar gemacht habe.
 
Der Mythos von Lauban basiert, wie oben bereits erwähnt, auf der propagandistischen Ausschlachtung. Diese Motive wurden bei den Nachkriegsdarstellungen (zu den beteiligten Divisionen, aber auch bei General Nehrings Darstellung im Deutschen Soldatenhandbuch 1970) fortgesetzt. Bei näherer Betrachtung verflüchtigten sich manche Details, darauf beruhten die kritischen Anmerkungen.

1. Addiert man die Abschussmeldungen der beteiligten deutschen Divisionen, so kommt man auf über Tausend. Die ausschließlich engagierte russische 3. Garde-Panzerarmee verfügte Anfang März über ca. 420 Panzer und Sturmgeschütze. Nach Abschluss der Kämpfe und Herausziehen der Panzerarmee verfügte diese einsatzfähig über 250 Panzer und Sturmgeschütze; das Herausziehen war bereits vor Beginn der deutschen Offensive angeordnet und hatte mit dem Ergebnis der Kämpfe nichts zu tun.

2. Völlig unklar ist die Bedeutung der Eisenbahnlinie. Richtig ist hier, dass die deutschen Nachkriegsdarstellungen darauf (auf dieses elektrifizierte Strecke) verweisen. Es gibt außerdem den Verweis Speers auf die die Tages-Abfahrleistung von rd. 8000 Waggonladungen Kohle aus den schlesischen Gebieten, was den Großteil der Bahnkapazitäten gebunden haben muss. Abgefahren wurde allerdings seit Mitte Februar nach Südwesten und Süden (Tschechei etc.), die Abfahrleistungen wurden auch im März erreicht, ohne Benutzung von Lauban. Weiterhin wurde die Strecke für die Versorgung/Verschiebung der in Schlesien kämpfenden Wehrmachtsverbände benutzt. Genaueres dazu ist nicht bekannt.

3. Das eigentliche Ziel des Angriffs (-> Mehner, Geheime Lageberichte der Wehrmachtsführung) kann man auf drei Aspekte beziehen:

- Bindung der vermutet bereits herausgezogenen Verbände der sowjetischen 3. Panzerarmee zur Verzögerung weiterer Offensiven gegen Berlin und Schlesien. Das ist nicht gelungen. Es lief bereits die Ablösung durch die sowjetische 52. Armee.
- Einkesselung der Verbände der sowjetischen 3. Panzerarmee (befehlsgemäß bei Naumburg). Dies ist nicht bzw. nur erfolgslos teilweise gelungen, da sich die Masse der Einschließung entzog.
- Die Einkesselung wird in den Geheimen Lageberichten als erste Voraussetzung für eine Entsatz-Offensive (2. Abschnitt der Planung) für das eingeschlossene Breslau genannt. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, da die Vernichtung der sowjetischen Verbände misslang.

Dazu einige Zitate:

„Der wichtige Bahnknotenpunkt (sic!) Lauban muss wieder freigekämpft werden, um den Nachschub in Richtung Breslau (!) sicherzustellen. …
In den Nachmittagstunden (2.3.45) steht der Divisionskommandeur der Führer-Grenadier-Division vor der Entscheidung, in welcher Richtung der Angriff weiterzuführen ist. Laut Befehl müsste er nunmehr nach Norden … erfolgen. … Andererseits wäre ein Einschwenken … nach Osten … der kürzere Weg …; allerdings wäre auch der zu bildende Kessel kleiner, der Erfolg damit geschmälert. Keiner wollte nun die Verantwortung tragen. Sowohl General Decker wie GenMaj. Mäder (FGD) entschließen sich schließlich für die kleinere Umfassung. … Die eigenen Verluste sind relativ sehr hoch, besonders bei der rechts eingesetzten Führer-Begleit-Division. …
Am 4. März … Der Kessel ist geschlossen, die Zahl der Gefangenen bleibt gering, … Die schweren Flankierungskämpfe der FBD und damit die zeitliche Verzögerung des Zusammentreffens mit der FGD haben eben doch die Masse der Sowjets entwischen lassen.“
Nur wenige Tage nach der Einnahme von Lauban erfolgte Anruf … von GFM Schörner, sofort ein Bataillon (!) nach Lauban zu entsenden, das bei einem Besuch Laubans durch Reichsminister Goebbels mitwirken soll, zumal der Minister eine Rede an die Frontsoldaten zu halten wünsche. Nach vielem Hin und Her gelang es schließlich, etwa 100 Mann zusammen zu bekommen… Lobpreisungen auf Schörner, Lobpreisungen auf Goebbels, … Einige Hitlerjungen werden mit dem E.K. ausgezeichnet, von den Männern der Einheiten erhält niemand eine Auszeichnung.“
[Spaeter, Geschichte des Panzerkorps Großdeutschland, Band III).

„Die durch Lauban führende strategisch wichtige Eisenbahnlinie von Görlitz nach Schlesien war praktisch gesperrt. …
Ende Februar 1945 spielte die oberste Führung mit dem Gedanken, [das] …eingeschlossene Breslau durch einen Gegenangriff zu entsetzen. Voraussetzung für den Aufmarsch der dafür vorgesehenen Truppen (!) war die Freikämpfung der Eisenbahnlinie Görlitz-Lauban-…-Oberschlesien, die bei Lauban durch die Russen unterbrochen war. …
… jedoch gemessen an der Gesamtstärke der Russen, begrenztem Erfolg. Nichtsdestoweniger hat die deutsche Propaganda (Goebbels) den Erfolg bei Lauban weidlich ausgeschlachtet.“
[Kortenhaus, Der Einsatz der 21. Panzer-Division 1944/45)

Tagesmeldung 3.3.1945: „Gruppe Nehring trat mit zwei Panzerkorps … im Raum beiderseits Lauban zum Angriff an … und kam gegen den zunächst überraschten Feind mit beiden Angriffsgruppen gut vorwärts. Während die rechte Angriffsgruppe planmäßig … auf Naumburg (!) eindreht, steht die linke Angriffsgruppe im Kampf mit dem … sich verstärkenden Feind.“
Tagesmeldung 4.3.1945: „In Niederschlesien brachte der eigene Angriff zweier Panzerkorps im Raum Lauban nicht den erwarteten Erfolg und lief sich zunächst fest. Von dem weiteren Verlauf … wird es abhängig sein, ob der Feind veranlasst wird, Teile der vermutlich zur Auffrischung herausgezogenen 3. Panzer-Armee einzusetzen, wodurch voraussichtlich eine wesentliche Störung der Feindabsichten hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs seiner Planung eintreten würde.“
Tagesmeldung 5.3.1945: „In Niederschlesien gewann im Raum Lauban der eigene Angriff nach Umgruppierung einige Kilometer Boden.“
Tagesmeldung 6.3.1945: „In Schlesien erreichte im Raum Lauban der eigene Angriff ... den Queis-Abschnitt 6 km n-o Lauban, während die östliche Angriffsgruppe durch Flankenangriffe des Feindes nur unwesentlich vorwärts kam.“
Tagesmeldung 7.3.1945: „In Schlesien erreichte im Raum Lauban der eigene Angriff im Wesentlichen (!) die gesteckten Ziele. Starke Gegenangriffe wurden abgewiesen und eine feindliche Kräftegruppe eingeschlossen.“
Tagesmeldung 8.3.1945: ---

[Mehner, Geheime Tagesberichte der Deutschen Wehrmachtsführung - Die gegenseitige Lageunterrichtung der Wehrmachts-, Heeres- und Luftwaffenführung über alle Haupt- und Nebenkriegsschauplätze, Band 12]

„Das 99. Mechanisierte Korps der Sowjets wird stark angeschlagen“ (Dinglreiter, Die Vierziger – Geschichte des PGR 40 der 17. Panzerdivision) – dies klärt mE den Irrtum oben: gemeint ist das 9. Mechanisierte Korps der 3. Panzerarmee.

Den lokalen Angriff, der im Wesentlichen (Zerschlagung bzw. Bindung starker Panzerkräfte und Verzögerung der sowjetischen Offensive in Oberschlesien, in der Lücke zwischen 17. Armee und 4. Panzerarmee, an den Oder-Brückenköpfen) die Kesselbildung bei Naumburg (nicht: Lauban!) vorsah und Vorbereitung für eine Entsatz-Offensive Breslau darstellen sollte, wurden propagandistische Durchhalteparolen abgeleitet. Für den „strategischen Wert“ der Eisenbahnlinie gibt es keine Hinweise. Ein Schlaglicht wirft hierauf der Hinweis, dass diese Linie für die 8.000-Tages-Waggons der Kohleabfuhr auch nach der Freikämpfung nicht mehr genutzt wurde. Die Strecke wurde danach im Dampfbetrieb wieder aufgenommen, der bereits Mitte Februar zurückgezogene E-Betrieb wurde nicht wiederhergestellt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Zgorzelec–Wałbrzych#Im_Zweiten_Weltkrieg
sowie Fuchs, Wirtschaftsgeschichte Oberschlesiens 1871-1945 (zu dem Kohleproblem).

Lauban ist mE ein Musterbeispiel für die Verzerrung von Abläufen in der Endphase des Krieges. Falls gewünscht, kann ich noch eine "Tagesmeldung" hier abbilden, in der Lauban für den Kampf- und Durchhaltewillen der Truppen ausgeschlachtet wird.
 
Ein wichtiger Teil der späteren - oben kritisierten - Wahrnehmung der von Lauban waren die dort eingesetzten Truppenverbände, nämlich die "Führer-Grenadier-Division" (FGD) und die "Führer-Begleit-Division" (FBD), gewissermaßen auf dem Papier Derivate des alten Eliteverbandes "Großdeutschland".

Kommandeur der FBD war Ernst-Otto-Remer
Otto Ernst Remer – Wikipedia


Die beiden neu geschaffenen Verbände hatten im Januar 1945 nur Brigadestärke, 5.000 bzw. 7.000 Mann. Auf Verlangen Hitlers wurden daraus Divisionen gebildet, wobei alles Greifbare (darunter ein Radfahr-Bataillon und Soldaten des Ersatzheeres) verwendet wurden.

Die Brigaden besaßen bereits im Kern Panter- bzw. Sturmgeschützverbände des Heeres, die eingegliedert wurden. Zusätzlich wurden - um Hitlers Wunsch nachzukommen - Teile der Produktionslieferungen vom Januar und Februar 1945 an Panzern und Sturmgeschützen zugeteilt (ca. 40 Panther Panzer V, ca. 40 Sturmgeschütze, die oben schon angesprochenen 10 Jagdpanther). Die Zuführungen erfolgten hastig, zT wurden die Verstärkungen während laufender Eisenbahntransporte in die Einheiten eingegliedert.

Nach der Papierform wurde von diesen beiden Einheiten "Besonderes" erwartet, sie verfügten Ende Februar neben den Monats-Neuzuteilungen (ca. 90, s.o.) über weitere 100 Panzerfahrzeuge. Die Einsatzstärken waren dagegen deutlich geringer, auch aufgrund der Neuzuführungen:
FBD: etwa 40 P IV/V sowie ca. 50 Sturmgeschütze
FGD: etwa 40 P IV/V sowie ca. 50 StuG und Jagdpz.
Davon je etwa die Hälfte Anfang März einsetzbar, der Rest in Instandsetzung.

Der erste hastige Einsatz in Divisionsstärke ergab sich über Verladungen von Cottbus nach Stettin im Rahmen der Operationen im Raum Arnswalde, um dort dem Vormarsch der Roten Armee entscheidend in die Flanke zu fallen
Operation Solstice - Wikipedia, the free encyclopedia

Nach relativ erfolglosem Abbruch der Kämpfe waren beide Verbände für die Offensive bei Lauban vorgesehen und wurden wiederum im Eisenbahntransport von Stettin nach Görlitz geworfen, also zurück an den Ausgangspunkt. Bei diesen chaotischen Dispositionen innerhalb von 14 Tagen muss man sich den logistischen Aufwand klarmachen, pro Division dürften min. 40 volle Eisenbahnzüge angefallen sein (da wieder ein Teil der Verstärkungen direkt nach Görlitz ging), also mind. etwa 1000 Waggonladungen mit Truppe und Material. Dieser Umfang muss vor dem Hintergrund der Belastungen der Reichsbahn durch Rückführungen/Räumungen, Kriegsschäden, Flüchtlingstransporte, Versorgung gesehen werden. Umgekehrt leisteten die Verschiebungen sicher einen Beitrag für die geringe Zahl einsatzfähiger Fahrzeuge, da die komplexe Instandhaltungsstruktur mit verlegt werden mußte.

Die eiligen Aufstockungen solcher Verbände wie FBG, FGD - die nach der Papierform kampfstark aussahen - waren in der Wehrmacht inzwischen Methode. Man stellte lieber neue Verbände auf, anstatt erfahrene, geschwächte ältere Divisionen aufzufrischen. Im weiteren Umfeld Lauban waren auch die 8., 16., 17. und 21. Panzerdivision eingesetzt. Diese Verbände verfügten nur über geschwächtem Fahrzeugbestand und zT über erhebliche Reserven an Panzerbesatzungen, die über kein Gerät mehr verfügten. Diese Besatzungen wurden inzwischen infanteristisch eingesetzt. Trotzdem wurden diese Verbände (hier 8., 16. und 17. PD) nicht bevorzugt mit neuem Gerät ausgestattet.
 
Die letzte halbwegs relevante Offensive war doch eigentlich die Plattenseeoffensive im Frühjahr 45, wo man zumindest gewisse Geländegewinne erreichte und strategische Vorteile erlangte.
 
Die letzte halbwegs relevante Offensive war doch eigentlich die Plattenseeoffensive im Frühjahr 45, wo man zumindest gewisse Geländegewinne erreichte und strategische Vorteile erlangte.
Naja. Diese Offensive war so "erfolgreich", dass Gröfaz wutentbrannt der 1. SS-Panzerdivision "Leibstandarte Adolf Hitler" die Ärmelstreifen aberkannte.
 
Die letzte halbwegs relevante Offensive war doch eigentlich die Plattenseeoffensive im Frühjahr 45,

Da gebe ich Dir völlig recht.

Beim Rapport von Krämer (Führer-Grenadier-Division) im FHQ war angeblich die Rede davon, dass diese Operation Dietrich die Gelegenheit geben soll, die "Scharte" von der Ardennenoffensive auszuwetzen. Mißlinge diese Offensive, dann müsse Hitler "wegen des Bauxits den Krieg liquidieren".
(nach Spaeter, Panzerkorps Großdeutschland, III)

So ähnlich klang das übrigens schon mal 1942, nur bezüglich des Öls in Baku.

So ähnlich ist auch die Szene in "Der Untergang".
 
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