Ich Habe mir jetzt mal ein paar Quellen durchgesehen und habe festgestellt, dass die Mehrheit der Historiker davon ausgehen, dass Philipp sich absichtlich zurückgezogen hat. Ich vermute er täuschte einen Rückzug vor. Die Griechen rückten selbstbewusst vor und verfolgten den scheinbar entmutigten Feind. Dabei geriet die Formation in Unordnung, was bei der Phalanx ja verhänglich sein kann. Phillipp liess seine Phalanx anhalten und die Griechen auf seine Lanzen auflaufen. Derweil nutzte Alexander die Lücke in der griechischen Schlachtordnung und brach mit seiner Reiterei durch. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Was meint ihr?
Einsprüche?
Hab das ganze zufällig gestern bei Delbrück gelesen (weiß allerdings nicht, ob der von der Forschung inzwischen überholt ist):
Seine wesentlichen Thesen: Das makedonische Heer war so aufgestellt, dass die Schlachtentscheidung stets durch die Kavallerie (hier unter Alexander auf dem linken Flügel) gesucht wurde, während die Phalanx in erster Linie dazu diente, den Gegner aufzuhalten und zu beschäftigen, bis ihm die Kavallerie in Flanken und Rücken angreifen konnte.
Philipp hatte die Anwendung der schiefen Schlachtordnung institutionalisiert. Das heißt, sein rechter Flügel sollte sich dem gegenüberstehenden feindlichen Flügel versagen und dessen Kräfte binden und es Philipp gleichzeitig erlauben, seine Kräfte (besonders die Hetairenreiterei) auf dem linken Flügel zu massieren. Dadurch konzentrierte sich das Heer erst darauf, mit diesem überstarken linken Flügel die Böoter zu schlagen, ehe beide Flügel sich nach einer Hammer-und-Amboß-Taktik der Athener auf dem linken Flügel der makedonischen Gegner annahmen.
Übrigens schreib Delbrück noch, dass auf Grund der bäuerlichen Wirtschaftsverfassung Makedoniens es durchaus möglich sein kann, dass nur die vorderen Glieder der makedonischen Phalanx mit der teuren Panoplie gepanzert war und die Kämpfer der hinteren Glieder sich diese zunächst ersparen mussten und auch konnten, da sie bereits durch ihre Vorderleute ausreichend gedeckt waren.
Darüberhinaus führt er die These ins Feld, dass das erste, möglicherweise auch das zweite Glied der Phalanx mit kürzeren Spießen ausgestattet gewesen sein könnten und erst die dahinter stehenden Glieder die lange Sarisse einsetzten. Des weiteren überraschte er mich mit der Behauptung, dass auch die lange Sarisse nur so lang gewesen sein könnte, dass sie noch mit einer Hand zu führen sein konnte, damit die Phalangiten agiler und gefährlicher Stechen und Stoßen konnten. Das könnte eventuell eine Begründung für obige Aussage über die "beweglicheren Sarissakämpfer" sein, da die Phalanx selbst ja eine extrem statische Formation war.
Die extrem dicht gedrängte Phalanx mit den überlangen Sarissen bezeichnet er als eine erst spätere Entwicklungsstufe.
Wie gesagt, die Thesen (alles aus dem Lesegedächtnis) sind schon ein bisserl alt, aber immerhin einleuchtend.