Schöne Epen-Übersetzung gesucht

DerHugo

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Hallo liebe Menschen,

in der Hoffnung, auf diesem Weg den Hardcore-Philologen zu entgehen, wende ich mich direkt an euch. Ich suche eine schöne, verständliche, gut lesbare deutsche Übersetzung dessen, was sich bei Wikipedia (Epischer Zyklus ? Wikipedia - ich hoffe, mit dem Wikipedia-Link falle ich nicht direkt in Ungnade...) unter dem Epischen Zyklus zusammengefasst befindet: Die Kyprien, Ilias, Aithiopis, Kleine Ilias, Iliu Persis, Nostoi, Odyssee, Telegonie. Die Ilias ist mir dabei am wichtigsten, die Odyssee ist mir ebenfalls wichtig, die Fragmente der anderen Epen wären aber auch sehr schön.

Ich möchte die Epen gerne in der Freizeit lesen und mir dabei keine Knoten ins Hirn machen müssen, soll heißen ich lege großen Wert auf eine Übersetzung, die einfach zu lesen ist und nicht versucht, stilistisch mit dem griechischen Original zu wetteifern.
Die Übersetzung der Ilias von Johann Heinrich Voß (Projekt Gutenberg-DE - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur) ist mir leider viel zu straff in das Versmaß gezwängt, selbst wenn das der Übersetzung schadet.
Auf der anderen Seite habe ich auch die "Übersetzung"/Neugestaltung von Raoul Schrott in Auszügen gesehen, die mir schon nach den Auszügen, die sich z.T. auch hier im Forum finden, höchst unsympathisch ist. Ist mir zu vulgär geschrieben und umgedeutet.

Gibt es nichts dazwischen? Die Fragmente der kleineren Epen sind von Hugh G. Evelyn-White in "Hesiod, The Homeric Hymns, and Homerica" (Hesiod, the Homeric Hymns, and Homerica,) sehr schön übersetzt, wie ich finde - leider nur englisch. Ich habe die Texte im Englischen bisher nur überflogen, aber der Stil gefällt mir sehr gut, da dem starren Versmaß entkommen wird, indem absatzweise in Fließtext übersetzt ist.

Eben diese Art der Übersetzung suche ich nun für die Ilias, die Odyssee und am liebsten auch für die Fragmente. Zu der Reclam-Ilias-Übersetzung von Roland Hampe konnte ich leider keine Leseprobe finden - taugt diese eventuell? Auf Erläuterungen oder historische Ergänzungen lege ich keinen Wert, ich würde mich mit den Texten selbst begnügen, Buchform bevorzugt.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Tipps geben oder zumindest mal euere favorisierten Übersetzungen diskutieren könntet.

Viele liebe Grüße
DerHugo
 
Für die Odyssee könntest Du es mal mit der von Christoph Martin versuchen ; die von Schadewaldt bleibt beim Hexameter, ist aber doch etwas näher an unserer Zeit als die von Voß.
 
Vielen Dank für die Antworten! Ich habe einen Auszug aus der Schadewaldt-Übersetzung der Odyssee gelesen und muss sagen, dass mir das sehr gut gefällt. Ist seine Ilias-Übersetzung denn auch zu empfehlen?
 
Also grob gesagt gibt es ja Prosaübersetzungen und metrische Übersetzungen.
Die Prosaübersetzungen haben evtl. den Vorteil, dass sie näher am griechischen Text sind, da sie nicht "passend gemacht" werden müssen. ;) Das trifft aber vielleicht auch nicht immer zu und naja, ein literarisches Werk möchte man ja auch mit Genuss lesen, also man möchte kein philologisches HickHack von wegen Hauptsache möglichst wörtlich usw... ;) ansonsten wäre eine kritische Ausgabe wohl das richtige.

Auf dieser Seite: klick mich ist eine Liste mit Übersetzungen, wenn du etwas runterscrollst. :winke:

Öhm... betrifft erstmal nur die Ilias... mit der Odyssee und dem anderen hab ich mich noch nich so sehr auseinandergesetzt.
 
Hallo liebe Menschen,

in der Hoffnung, auf diesem Weg den Hardcore-Philologen zu entgehen, wende ich mich direkt an euch. Ich suche eine schöne, verständliche, gut lesbare deutsche Übersetzung dessen, was sich bei Wikipedia (Epischer Zyklus ? Wikipedia - ich hoffe, mit dem Wikipedia-Link falle ich nicht direkt in Ungnade...) unter dem Epischen Zyklus zusammengefasst befindet: Die Kyprien, Ilias, Aithiopis, Kleine Ilias, Iliu Persis, Nostoi, Odyssee, Telegonie. Die Ilias ist mir dabei am wichtigsten, die Odyssee ist mir ebenfalls wichtig, die Fragmente der anderen Epen wären aber auch sehr schön.

Ich möchte die Epen gerne in der Freizeit lesen und mir dabei keine Knoten ins Hirn machen müssen, soll heißen ich lege großen Wert auf eine Übersetzung, die einfach zu lesen ist und nicht versucht, stilistisch mit dem griechischen Original zu wetteifern.
Die Übersetzung der Ilias von Johann Heinrich Voß (Projekt Gutenberg-DE - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur) ist mir leider viel zu straff in das Versmaß gezwängt, selbst wenn das der Übersetzung schadet.
Auf der anderen Seite habe ich auch die "Übersetzung"/Neugestaltung von Raoul Schrott in Auszügen gesehen, die mir schon nach den Auszügen, die sich z.T. auch hier im Forum finden, höchst unsympathisch ist. Ist mir zu vulgär geschrieben und umgedeutet.

Gibt es nichts dazwischen? Die Fragmente der kleineren Epen sind von Hugh G. Evelyn-White in "Hesiod, The Homeric Hymns, and Homerica" (Hesiod, the Homeric Hymns, and Homerica,) sehr schön übersetzt, wie ich finde - leider nur englisch. Ich habe die Texte im Englischen bisher nur überflogen, aber der Stil gefällt mir sehr gut, da dem starren Versmaß entkommen wird, indem absatzweise in Fließtext übersetzt ist.

Eben diese Art der Übersetzung suche ich nun für die Ilias, die Odyssee und am liebsten auch für die Fragmente. Zu der Reclam-Ilias-Übersetzung von Roland Hampe konnte ich leider keine Leseprobe finden - taugt diese eventuell? Auf Erläuterungen oder historische Ergänzungen lege ich keinen Wert, ich würde mich mit den Texten selbst begnügen, Buchform bevorzugt.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Tipps geben oder zumindest mal euere favorisierten Übersetzungen diskutieren könntet.

Viele liebe Grüße
DerHugo

Von Roland Hampe habe ich sowohl die "Ilias" als auch die "Odyssee" gelesen. Ich finde beide Übersetzungen gut.

Empedokles
 
Eben diese Art der Übersetzung suche ich nun für die Ilias, die Odyssee und am liebsten auch für die Fragmente. Zu der Reclam-Ilias-Übersetzung von Roland Hampe konnte ich leider keine Leseprobe finden - taugt diese eventuell?

Dafür könntest du auch in einen Buchladen gehn und einfach mal reinlesen, die Reclam-Bücher haben sie doch bestimmt. Vor allem diese beiden, das sind ja keine zu "ungewöhnlichen" Texte.
 
Epen-Übersetzungen sind Geschmackssache. Man kann bei ihnen leider nicht alles haben, leichte Verständlichkeit und Originaltreue. Für mich persönlich sind Prosaübersetzungen ein absolutes Unding. Nur metrische Übersetzungen lassen den Reiz des Originals zumindest erahnen. Dass sie allerdings meist etwas schwieriger zu lesen sind, auch von der oft etwas seltsamen Satzstellung her, ist dabei nicht unbedingt ein Nachteil: Auch die griechischen Originale waren nicht in Alltagsgriechisch verfasst, auch da waren Satzstellung und Ausdrucksweise mitunter etwas gewöhnungsbedürftig. Aber auch heute kann man sich auch in metrische Übersetzungen meist gut einlesen, nach einigen Versen klappt es dann schon.

Also grob gesagt gibt es ja Prosaübersetzungen und metrische Übersetzungen.
Die Prosaübersetzungen haben evtl. den Vorteil, dass sie näher am griechischen Text sind, da sie nicht "passend gemacht" werden müssen.
Das trifft manchmal zu, aber nicht immer. Es gibt durchaus auch metrische Übersetzungen, die nahe am Wortlaut des Originals bleiben, allerdings oft auf Kosten der literarischen Qualität.
 
Eine wirkliche Epen-Übersetzung habe ich zwar nicht, aber ein tolles Buch über die Griechische Mythologie. Es heißt: Das große Sagenbuch des klassischen Altertums von Michael Köhlmeier
Tolles Buch. Viele Sagen sind zusammengefasst in kurze Kapitel. 637 Seiten.
P.S.:Kenn es schon fast auswendig
 
Es gibt noch eine verhältnismäßig neue Übersetzung der Odyssee von Kurt Steinmann im Hexameter. Das Gute an dieser Übersetzung ist, dass man sie sich mal schnell zum Eindruck-verschaffen anhören kann, weil es online nebst einer Kurzbeschreibung auch eine Hörprobe gibt.

Aus dem Online-Text zur Übersetzung:

"Mit Rücksicht auf Melodie und Rhythmus Homers hat Steinmann eine Übersetzung fertig gestellt, die originale Bilder und Metaphern ungewöhnlich lebendig wiedergibt und wunderbar lesbar macht. »Nicht mechanisch fällt bei Steinmann immer der Wortakzent mit dem Versakzent zusammen, das nimmt seiner Sprache die Schwere« (Hans-Albrecht Koch in der NZZ). Kurt Steinmann ist auf dem neuesten Stand der Forschung und hat alle relevanten Kommentare berücksichtigt. Mit der neuen Vers-Übertragung ist dieser Band eine prächtige Referenzausgabe für Odyssee-Kenner wie -Entdecker."

Die Übersetzung war mal für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht kann ich ein Stück weiter helfen. Ich besitze von ILIAS und ODYSSEE zwei Büchlein nach der Übersetzung von H. Voß. Sie sind im Versmaß, aber nach meiner Auffassung gut aufbereitet. Die Odyssee ist aus dem Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig Nr. 280 von 1964 und die Ilias aus dem Goldmann-Verlag ISBN 3-442-07501-7. Viel Spaß beim lesen.
Theseus
 
Liebe Menschen,


ich will dieses Thema aus grauer Vorzeit noch einmal ausgraben, um mich herzlich bei allen Beratenden zu bedanken!

Ich habe die letzten Monate Schadewaldts Übersetzungen der Ilias und der Odyssee gelesen und habe mich sowohl an Inhalt als auch Sprache sehr gefreut. Mir hatte die Übersetzung von Voß nicht zugesagt, da sie an Stellen zu verkniffen und künstlich gestreckt wirkte, da war Schadewaldts Prosa für mich definitiv die bessere Wahl. Im Nachwort zur Odyssee geht Schadewaldt noch einmal ausführlich auf die Beweggründe zur Prosaübersetzung ein und spricht mir damit aus der Seele.

Jedem Unentschlossenen kann Wolfgang Schadewaldts Übersetzungen der Ilias und der Odyssee nur empfehlen!

Und jetzt auf zu neuen Ufern mit Gustav Schwabs schönsten Sagen des klassischen Altertums!


Liebe Grüße
DerHugo
 
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