Schreibweise Jerusalems zur Zeit der Kreuzzüge

Hallo.

Meine Frage deutet sich schon im Titel dieses Postings an. Ich hab eine Vermutung, würde diese aber gern bestätigt wissen.
Als nun unsere christlichen Ritter ins heilige Land aufbrachen und die heilige Stadt vor Augen hatten, wie betitelten sie diese?
Jeder in seiner Landessprache oder doch alle gemeinsam in Latein? (welches ich leider nicht kann)

Wie sah die korrekte Schreibweise aus? Meine Vermutung liegt bei: IERVSALEM

Dank vorab.
 
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Ehe man sich der korrekten Schreibweise widmet, muss man sich erst einmal der Frage nach dem Stadtnamen widmen.
Es scheint unterschiedliche Bezeichnungen gegeben zu haben. Der (aus dem Griechischen übernommene) lateinische Name von Jerusalem lautet eigentlich "Hierosolyma". In den "Gesta Francorum", einem anonymen Augenzeugenbericht des 1. Kreuzzugs, wird die Stadt "Hierusalem" genannt. Der Kreuzzugshistoriker Wilhelm von Tyros verwendete beide Bezeichnungen. Bei Albert von Aachen finden sich Hierosolyma und Jerusalem, bei Radulf von Caen Hierosolyma und Jerosolyma.
 
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Zunächst mal sollte man davon ausgehen, dass als Folie für Jerusalem-Erwähnungen die Vulgata als maßgebliche westeuropäische Bibelfassung fungierte. Sprich: Die Vulgata gab vor, wie Jerusalem geschrieben wurde. Allerdings muss man auch bedenken, dass das Lateinische nicht so viele Buchstaben hatte, wie das Deutsche. Das Mittelalter benutzte I/J sowohl als Vokal als auch als Konsonant. Wir unterscheiden. I ist ein Vokal, J ein Konsonant. Im Mittelalter waren beides Schreibformen desselben Buchstaben. Genauso U/V. Hinzu kommt die pseudoetymologische Unsicherheit, ob aspiriert werden müsse oder nicht. So kommt das H ins Schriftbild bei Hierusalem/Ihe-/Jherusalem oder Hiesus/Jhesus/Ihesus, wobei hier auch die griechische Maiuskel ETA (H) ins Lateinische mit hineinspielt.

unser herre, nâch sîner arbeit,
nâch der sigenunft zu lône,
wolde im des siges crône
in der himele Ihêrosolimis
besteten, dâ dehein arbeit is,
sunder fröude ân alle jâmerkeit,
rûe ân alle arbeit.

[...]

Als vor lebende der werde
mit vollem flîze des gerde,
wie an tugenden der vornême
zu Jhêrusalêm er quême
mit êren, als er solde,
sîn kuniclich reht dâ holde:
alsô in in die stat
brâht toten mit êren hât
der patriarke, und doch in jâmerkeit,
die bischofe mit der phafheit,
nâch Cristenlîchem rehte dô
des êrsten zû dem templô;
als im daz ampt dâ geschach,
zum spitâle sie trûgen in dar nâch
mit gesange, doch in ungehabe,
dar nâch zum heiligen grabe,
von dan ûz zu Golgatâ.

Aus der Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwig des Frommen vom Thüringen.

Trierer Silvester
:

edile keisir Constantin ,[...] daz du geloubis ane Krist ,
der uon den iuden geboren | ist
vnde zv̊ Iherusalem leit den tot,
durch wäre schůlt | [ uir]damnot.
 
Na das scheint mir ja dann doch alles diffiziler zu sein als gedacht. Mundart und örtliche Herkunft des Nutzenden sind also nicht zu verachten.
Wie schaute das zu dieser Zeit dann nun in feinstem Latein aus, wenn wir die Nutzung von I/J und V/U beachten?
Und nur am Rande, weil mir noch etwas durch den Kopf ging. Zahlen zu dieser ausgedrückt in römischer Version oder?
 
Der Stadtname sicher :D, nur die Schreibweisen. Wie gesagt, mich interessiert hier nun eigentlich nur noch die korrekte lateinische Schreibweise aus besagter Zeit.
 
Eine "korrekte" Schreibweise in unserem Sinne gab es nicht. Deshalb findest du teilweise in denselben Dokumenten mehrere verschiedene Schreibweisen.
 
Zunächst mal sollte man davon ausgehen, dass als Folie für Jerusalem-Erwähnungen die Vulgata als maßgebliche westeuropäische Bibelfassung fungierte. Sprich: Die Vulgata gab vor, wie Jerusalem geschrieben wurde.
Bereits in der Vulgata finden sich "Hierosolyma" und "Hierusalem" nebeneinander.
 
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