Schulz’ Methode der Herodot-Interpretation (Ionischer Aufstand)

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Aufgabe:
Lesen Sie Schulz, Perserkriege, Kapitel 5 (69-83).Skizzieren Sie kurz die Methode, auf die Schulz seine eigene These stützt.

Das hier ist die Stelle indem er über die Thesen spricht, jedoch ist mir nicht wirklich klar, was seine These ist und ist mit der Methode die stelle gemeint, wo Schult über diese Maßnahmen spricht oder irre ich mich? ich markier das mal fett, damit es schneller zu finden ist :

Ursachen und Kontexte des Aufstandes (S.72-73)

Herodot konzentriert das Geschehen auf das Handeln von Personen. Die eigentlichen Initiatoren sind die milesischen Tyrannen Aristagoras und Histiaios. Diese Sicht muss nicht grundsätzlich falsch sein, doch hat sich die Forschung hiermit selten begnügen wollen, sondern zusätzlich nach strukturellen Gründen gesucht. So meinte man wirtschaftliche Veränderungen ausmachen zu können, welche die kleinasiatischen Griechen zum Aufstand getrieben hätten: Die persische Inbesitznahme der Hellespontre- gion sowie Ägyptens hätten den Handel der Hafenstädte gestört oder sogar gänzlich zum Erliegen gebracht. Ferner sei im fernen Westen mit dem Untergang von Sybaris ein wichtiger Handelspart- ner ausgefallen und zusätzlich wären persische bzw. phönikische Zwischenhändler zu bedrohlichen Konkurrenten der griechischen Poleis herangewachsen (Welwei 1999, S. 28).

All diese Thesen haben sich als wenig stichhaltig erwiesen. Sie verraten zum Teil anachronistische Übertragungen moderner Auf- fassungen, lassen sich in den Quellen nicht belegen oder wider- sprechen ihnen sogar (Cawkwell 2005, S. 73 f.). So sagt z. B. Herodot (5,28) selbst, Milet habe sich (unmittelbar vor dem Aufstand) „in so hoher Blüte wie nie zuvor und nachher“ befunden. Jüngere Forschungen deuten denn auch viel eher auf eine wirtschaftliche Prosperität hin (ablesbar an der Münzzirkulation, den öffentlichen Bauten etc.), die mit der Ausweitung der persischen Herrschaft, der hierdurch gesicherten Stabilität, der Schaffung neuer Bedarfs- zentren und der intensivierten Ausbeutung z. B. der thrakischen und nordägäischen Minen (Thasos) verbunden war (Georges 2000, S. 3–10). Abgesehen davon ist auch nicht ersichtlich, weshalb sich die Milesier nach dem Wegfall eines Handelspartners im fernen Westen gegen die Perser hätten wenden sollen. Dass diese gezielt phönikische Händler gegenüber den Griechen bevorzugt hätten, wäre nicht nur historisch singulär, sondern wird inzwischen auch durch Dokumente einer Zollstation eines ägyptischen Hafens widerlegt (Briant 2002, S. 148).

(meint er das mit der Methode oder ist das auf sein wissenschaftliches arbeiten bezogen ?)
Auf methodisch sichererem Boden bewegt man sich, wenn man gewissermaßen das Pferd von hinten aufzäumt: also zunächst von den Maßnahmen ausgeht, die laut Herodot die Perser nach dem Sieg über die Rebellen anordneten, und diese mit der Vor- geschichte und dem Verlauf des Aufstandes abgleicht. Denn die Perser werden selbst am meisten daran interessiert gewesen sein, die Ursachen des Aufstandes genau zu analysieren und für die Zukunft zu beseitigen; dass sie dabei erfolgreich waren, bestätigt Herodot – sie hätten nämlich langfristig Frieden bewirkt (6,42) – und erhöht ihre Aussagekraft. Die Anordnungen der Perser waren zudem öffentlich sicht- und erfahrbar und sie passen in einen nach- vollziehbaren historischen Kontext. So lässt die Anordnung des persischen Satrapen, „die einzelnen Gebiete“ der ionischen Städte neu auszumessen und darauf fußend deren Abgaben neu festzule- gen, darauf schließen, dass es unter den Griechen Unmut über die Tributentrichtung gab.
Anders als die Lyder und wahrscheinlich noch Kyros und Kambyses forderte Dareios zur Finanzierung seiner Bauten und militärischen Unternehmungen regelmäßig Soldaten sowie Gold und Silber in einer nicht unerheblichen Gesamtsumme von 400 (Silber-)Talenten6 (Hdt. 3,90,1; Lateiner 1982, S. 132). Die Kriegszüge des Dareios in Makedonien und jenseits der Donau dürften die Belastungen noch einmal gesteigert haben.

Spannungen erwuchsen aber nicht allein und wohl auch nicht in erster Linie aus dem Umfang der Zahlungen (diese blieben nach dem Aufstand konstant, Hdt. 6,42), sondern aus der Praxis ihrer Erhebung. Die Neueinrichtung des Katasters zur Festlegung der Tribute lässt darauf schließen, dass es in den Jahren vor dem Auf- stand Unregelmäßigkeiten bei der Erhebung gab, die von den für die Einsammlung der Tribute verantwortlichen Tyrannen und ihren persischen „Aufsehern“ zum Nachteil innenpolitischer Konkurren- ten oder anderer Bevölkerungsschichten betrieben wurde(ist das die These?): etwa indem man eigene Besitzungen von der Erfassung freihielt, kon- fisziertes Land der Konkurrenten nicht angab und/oder persische Forderungen auf die mittleren und ärmeren Schichten abwälzte. Dies wäre eine Parallele zu anderen Unruheherden im Perserreich, z. B. in Judäa, wo 50 Jahre später ähnliche Verhältnisse bestanden, die zu erheblichen Spannungen innerhalb der Bevölkerung führten (Neh 5,1–3; Briant 2002, S. 152). Verschärft wurde die Situation noch dadurch, dass in den Jahren vor dem Ionischen Aufstand gerade die reichen Hafenstädte wie Milet mit dem dauerhaften Unterhalt der Kriegsschiffe und der kostspieligen Besoldung der Ruderer belastet wurden (während die Perser den Schiffskörper stellten;
Kienast 2002, S. 6 f.), ohne dass sie autonom über deren Einsätze bestimmen konnten.


Auf S.74 spricht er nämlich wieder über Maßnahmen:

Als weitere persische Maßnahme nach der Niederschlagung des Aufstandes nennt Herodot (6,42) den Befehl an die ionischen Städte, untereinander Verträge abzuschließen, „um die Streitigkei- ten sowie gegenseitige Plünderungen zu beenden.“ Hierbei handelt es sich offensichtlich um die Einrichtung von Schiedsgerichten, die in letzter Instanz unter Aufsicht des Satrapen standen. Sie sollten wohl Streitigkeiten vorbeugen, die mit der Neuerfassung und -fest- legung der Bodenbesitzungen verbunden waren. Darüber hinaus zielten sie auf ein grundsätzliches Problem: Grenzstreitigkeiten, Plünderungen und Überfälle gehörten zum Alltag des Polislebens. Sie waren in den Jahrzehnten vor dem Aufstand besonders viru- lent und störten aus Sicht der Perser die Stabilität und Prosperi- tät ihrer Untertanengebiete (Cawkwell 2005, S. 73), weil sie sich mit den Konkurrenzkämpfen der Adligen um Macht und Reichtum verbanden. Sie spalteten nicht nur die Bürgerschaft in Anhänger und Gegner und beschworen regelrechte Bürgerkriegsszenarien (Staseis) herauf; sie führten auch zu erbitterten Feindschaften zwi- schen den Poleis wie etwa die zwischen Aigina und Athen oder zwi- schen Samos und Milet.
 
jedoch ist mir nicht wirklich klar, was seine These ist
Fass den Schulz-Text doch mal in zwei Sätzen zusammen (max. 2 Kommata/Satz!), ich wette, dass du dann auch seine These hast.

und ist mit der Methode die stelle gemeint, wo Schult über diese Maßnahmen spricht
Nein, mit Methode ist keine Textstelle gemeint, sondern die Herangehensweise, mit der Schulz die historischen Abläufe zu erklären versucht, nachdem er die Erklärungen anderer Historiker als falsch oder unzureichend verworfen hat.

Er sagt sogar explizit, wie seine Herangehensweise aussieht. Also bitte den Text noch mal aufmerksam lesen. Ein Markierungstool (damit du ihn nicht ausdrucken musst) könnte helfen.
 
das was ich jetzt verstanden habe ist, dass Schulz These folgende ist: Herodot konzentriert das Geschehen auf das Handeln von Personen. Die eigentlichen Initiatoren sind die milesischen Tyrannen Aristagoras und Histiaios. Diese Sicht muss nicht grundsätzlich falsch sein, doch hat sich die Forschung hiermit selten begnügen wollen, sondern zusätzlich nach strukturellen Gründen gesucht. So meinte man wirtschaftliche Veränderungen ausmachen zu können, welche die kleinasiatischen Griechen zum Aufstand getrieben hätten
Er sagt also das es nicht falsch ist, aber die Forschung will sich einfach mit dem gesagten von Herodot nicht zufriedenstellen, dass ist die These von Schulz?
 
das was ich jetzt verstanden habe ist, dass Schulz These folgende ist: Herodot konzentriert das Geschehen auf das Handeln von Personen.
Das ist keine These, sondern allenfalls eine Befundbeschreibung.

Er sagt also das es nicht falsch ist, aber die Forschung will sich einfach mit dem gesagten von Herodot nicht zufriedenstellen, dass ist die These von Schulz?
Nein, das ist die Zurückweisung früherer Forschungsmeinungen.
 
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