Schwerter - Degen, Rapiere

Dussak - Sinclairsäbel

Hallo Leute, zur Wiederbelebung der Diskussion eine kleine Ergänzung bzg. des eingangs erwähnten Dussak/Tesak: ursprünglich eine tschechische Bauernwaffe, entwickelte sich diese Waffe zum trainingsinstrument vieler Fechtschulen und zur Büttelwaffe, wobei die Stichfunktion ganz verloren ging. Als Dussäge wurden im oberdeutschen und österreichischen Raum (mit Schwerpunkt Passau) Waffen produziert (vor allem Ende des 16. Jahrhunderts), die sich von dem bekannten Dussak
gänzlich unterschieden: längere Klinge, stark gebogen, aber auch zum Stich geeignet, aufwendigere Griffgestaltung (nicht nur das einfache Griffloch). Eine Reihe davon lagert noch in der Grazer Rüstkammer.
Der Dänenkönig Christian IV. hat massenweise diese Waffen aufgekauft (offenbar billig) und sie zum Selbstkostenpreis an die norwegischen bauern (zwecks Steigerung der Wehrkraft) weitergegeben. Zum Einsatz kame die Dinger dann im Kalmarer krieg 1611-12 gegen Schweden, als zwei Expeditionen mit schottischen/niederländischen Söldnern durch das norwegische Gebirge nach Schweden durchbrechen wollten. Die nördliche unter dem Kommando eines Obristen Munkhaven (Mönnichhoven?) schaffte es tatsächlich, die südliche wurde im Gudbrandsdal in der Schlacht von Kringen 1612 völlig aufgerieben. Dabei wurden diese "Säbel" verwendet, aber man schrieb später ihren Ursprung den Schotten zu, viele Söldner waren aus dem Clan Sinclair, einer der kommandierenden Offiziere (aber nicht der Kommandeur selbst) war ein Sinclair. Aus diesem Grunde heißen die Dinger nun Sinclairsäbel, was historisch völlg falsch ist. Die Schotten waren anders bewaffnet, d.h. zum Teil nur sehr improvisiert, denn in den Königreichen England und Schottland (seit einigen Jahren in Personalunion) herreschte Ausfurhverbot für pferde und waffen, wovon Seitenwaffen der Offiziere, bogen usw. ausgenommen waren. König James I. war selbst ausdrücklich gegen die Anwerbung von Söldnern durch Schweden (in diesem Falle, er war nämlich mit einer dänischen Prinzessin verheiratet). Die Sinclairsäbel, die Eingang in eine ganze Reihe von norwegischen und schwedischen sammlungen gefunden haben, stammen aber nicht aus den Händen der schottischen Söldner, sondern waren die von rechtmäßigen König Dänemarks und Norwegens (Christian IV.) angekauften Dussägen.
 
Sehr interessant. Gibt es auch irgendwo Bilder von dieser Waffe? Von der Dussak kannte ich bisher nur die Darstellungen aus den alten Fechtbüchern.
 
Die Waffensammlung Carl Beck in Sursee in der Schweiz besitzt Sinclairsäbel. Auf deren Internetseite kann man sie anschauen.
 
Noch ein Nachtrag: die politische Geschichte des Kalmarer Krieges 1611-12 ist ganz gutbeschrieben bei H.G.Findeisen: Dänemark.
 
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