Demoiselle
Mitglied
Nein, wirklich nicht: Ich habe versucht mich - trotz der langen Aufzählung meines Vorredners - ganz kurz zu fassen.
Ausgangspunkt ist Frage: War das Polnische Militärwesen damals wirklich Konkurenzfähig und bietet in diesem Zusammenhang die tendenziell orientalische Vorliebe für den Säbel einen Vorteil gegenüber dem Degen?
Cosacken gegen Muselmanien einzusetzen ist kein Problem. Wenn Czaar Peter aber gegen Schwedische Truppen zieht, weiß er ganz genau, daß er hier auf jene militärische Präzision setzten muß, die Frankreich vor allem im Niederländischen Kriege vorexcerziert hatte. Und die Wahrheit ist, daß sich dieses mitteleuropäische Militärprinzip durchgesetzt hat.
In jener Entscheidungsschlacht aber (hieß es bei "Kliko"?, worauf die Schweden in ganz Polen und endlich auch Chur-Sachesen einfallen konnten, ist es doch so gelaufen, daß die Polnischen Reiter, mit ihren prächtigen Federbüschen spontan Fersengeld gaben, sobald sie das geballte Blei des Schwedischen Feuers um sich herum pfeifen hörten. Diese Art von Kriegsführung war eben ungewohnt anders, als gegen östliche Reitervölker und Muselmannen. Und sie hat sie bewährt : sozusagen die Maschinisierung der Kriegsführung. Plötzlich standen die Chursaxen ganz einsamlich da und den Rest dieser schmählichen Geschichte kann man mit dem Lied "O du lieber Augustin, alles ist hin!" trefflich besingen.
An der Düna hatte sich das Sächsische Abwehrfeuer zuvor noch bewährt - viele Monate waren Schweden dort nicht rüber gekommen. Eine besondere Stärke der Herren Saxen war derer Artillerie- "Geschwindschüsse". Schweden und Sachsen waren militärisch etwa auf dem gleichen Stand, was man von Polen nicht sagen kann. Was noch hinzuzufügen wäre: August und Czaar Peter soffen nicht allein gemeinsam, nein sie gingen schon 1699 gemeinsam hinaus aufs Feld und übten gemeinsam mit Canonen auf Flaschen zu schießen. Der Sachse lernte den lernbegierigen Moscoviter zum Artilleristen an. Vor Narva befehligte Peter gar einen eigenen Mörserkessel und ließ sich auch nicht nehmen, selbst die Lunte anzulegen, also höchstpersönlich die Bomben abzufeuern. Dieses fanatische Bestreben, den Westen militärtechnisch einzuholen, hat Peter letztendlich Erfolg beschert. Er war es, der dem nordischen Krieg die eigentliche Wendung gab. Dazu gehörte natürlich auch das tragische Schwedische Pech, daß ihr König tödlich getroffen wurde.
Mittlerweile bin ich völlig davon überzeugt, daß der Degen dem Säbel grundsätzlich überlegen ist. Ich fand in einem Buch über Uniformgeschichte einen Rußischen Dragouner-Officier, mit einem kräftigen, breiten Degen. Speziall zu Pferde hat sich aber offenbar der Säbel bewährt. - Aber wie bereits Qvintvs ausführte : bei der Schlacht gegen die Türcken vor Wien verließ man sich auf die Feuer=Röhren - halt die Musqueten auf dem jeweils neuesten Stand. Und die günstigste Begleitwaffe zur Musquete scheint mir doch der Degen zu sein (welcher keineswegs wie ein Florett aussieht, sondern eine kräftige Militärklinge aufweist, die hiebtauglich ist).
Wir hatten um 1700 jede Menge rückschrittliche Narren im Teutschlande, die nicht allein die galante Manier (Reference, Complement ect.) störte, sondern die auch gegen die damals moderne französische Art der Kriegführung geiferten: "Das seynd doch keine rechte Teütsche Kerls ect." - Vergessen wir nicht, daß Prinz Eugen aus Frankreich kam. Er brachte nicht nur Französisches Militärdenken mit, sondern galt ja auch als homsexuell, was die Kritiker (rückständige Teütsche) natürlich noch lauter werden ließ.
Ich setze jedenfall auf die Blankwaffe jener Nationen, die sich militärisch absolut durchsetzten - dabei leider auch Unrecht verübten (z.B. Polnische Teilung). Heute plädiere ich also uneingeschränkt für den Degen. Das Schwert hat in dieser Zeit keine Berechtigung, weil es den Musquetier insgesammt mehr behindern würde.
Wenn man den jeweiligen Blankwaffen gerecht werden will, muß man eine jede in ihrer Zeit und Region belassen. Lassen wir also nicht Ritter und Musquetiers gleichzeitig auf die Bühne treten, sonder senken wir den Vorhang dazwischen. Auch eine Kampfscene zwischen Cosacken und Türcken darf dabei sein, oder etwa zwischen Türcken und Arabern. Was die Herren Pohlen angeht, so haben sie sich um 1700 vor allem untereinander masakriert - die Zeitungsmeldungen von diesem Bürgerkrieg waren jedenfalls mit das grausamste, was ich seinerzeit zu lesen bekam.
Ausgangspunkt ist Frage: War das Polnische Militärwesen damals wirklich Konkurenzfähig und bietet in diesem Zusammenhang die tendenziell orientalische Vorliebe für den Säbel einen Vorteil gegenüber dem Degen?
Cosacken gegen Muselmanien einzusetzen ist kein Problem. Wenn Czaar Peter aber gegen Schwedische Truppen zieht, weiß er ganz genau, daß er hier auf jene militärische Präzision setzten muß, die Frankreich vor allem im Niederländischen Kriege vorexcerziert hatte. Und die Wahrheit ist, daß sich dieses mitteleuropäische Militärprinzip durchgesetzt hat.
In jener Entscheidungsschlacht aber (hieß es bei "Kliko"?, worauf die Schweden in ganz Polen und endlich auch Chur-Sachesen einfallen konnten, ist es doch so gelaufen, daß die Polnischen Reiter, mit ihren prächtigen Federbüschen spontan Fersengeld gaben, sobald sie das geballte Blei des Schwedischen Feuers um sich herum pfeifen hörten. Diese Art von Kriegsführung war eben ungewohnt anders, als gegen östliche Reitervölker und Muselmannen. Und sie hat sie bewährt : sozusagen die Maschinisierung der Kriegsführung. Plötzlich standen die Chursaxen ganz einsamlich da und den Rest dieser schmählichen Geschichte kann man mit dem Lied "O du lieber Augustin, alles ist hin!" trefflich besingen.
An der Düna hatte sich das Sächsische Abwehrfeuer zuvor noch bewährt - viele Monate waren Schweden dort nicht rüber gekommen. Eine besondere Stärke der Herren Saxen war derer Artillerie- "Geschwindschüsse". Schweden und Sachsen waren militärisch etwa auf dem gleichen Stand, was man von Polen nicht sagen kann. Was noch hinzuzufügen wäre: August und Czaar Peter soffen nicht allein gemeinsam, nein sie gingen schon 1699 gemeinsam hinaus aufs Feld und übten gemeinsam mit Canonen auf Flaschen zu schießen. Der Sachse lernte den lernbegierigen Moscoviter zum Artilleristen an. Vor Narva befehligte Peter gar einen eigenen Mörserkessel und ließ sich auch nicht nehmen, selbst die Lunte anzulegen, also höchstpersönlich die Bomben abzufeuern. Dieses fanatische Bestreben, den Westen militärtechnisch einzuholen, hat Peter letztendlich Erfolg beschert. Er war es, der dem nordischen Krieg die eigentliche Wendung gab. Dazu gehörte natürlich auch das tragische Schwedische Pech, daß ihr König tödlich getroffen wurde.
Mittlerweile bin ich völlig davon überzeugt, daß der Degen dem Säbel grundsätzlich überlegen ist. Ich fand in einem Buch über Uniformgeschichte einen Rußischen Dragouner-Officier, mit einem kräftigen, breiten Degen. Speziall zu Pferde hat sich aber offenbar der Säbel bewährt. - Aber wie bereits Qvintvs ausführte : bei der Schlacht gegen die Türcken vor Wien verließ man sich auf die Feuer=Röhren - halt die Musqueten auf dem jeweils neuesten Stand. Und die günstigste Begleitwaffe zur Musquete scheint mir doch der Degen zu sein (welcher keineswegs wie ein Florett aussieht, sondern eine kräftige Militärklinge aufweist, die hiebtauglich ist).
Wir hatten um 1700 jede Menge rückschrittliche Narren im Teutschlande, die nicht allein die galante Manier (Reference, Complement ect.) störte, sondern die auch gegen die damals moderne französische Art der Kriegführung geiferten: "Das seynd doch keine rechte Teütsche Kerls ect." - Vergessen wir nicht, daß Prinz Eugen aus Frankreich kam. Er brachte nicht nur Französisches Militärdenken mit, sondern galt ja auch als homsexuell, was die Kritiker (rückständige Teütsche) natürlich noch lauter werden ließ.
Ich setze jedenfall auf die Blankwaffe jener Nationen, die sich militärisch absolut durchsetzten - dabei leider auch Unrecht verübten (z.B. Polnische Teilung). Heute plädiere ich also uneingeschränkt für den Degen. Das Schwert hat in dieser Zeit keine Berechtigung, weil es den Musquetier insgesammt mehr behindern würde.
Wenn man den jeweiligen Blankwaffen gerecht werden will, muß man eine jede in ihrer Zeit und Region belassen. Lassen wir also nicht Ritter und Musquetiers gleichzeitig auf die Bühne treten, sonder senken wir den Vorhang dazwischen. Auch eine Kampfscene zwischen Cosacken und Türcken darf dabei sein, oder etwa zwischen Türcken und Arabern. Was die Herren Pohlen angeht, so haben sie sich um 1700 vor allem untereinander masakriert - die Zeitungsmeldungen von diesem Bürgerkrieg waren jedenfalls mit das grausamste, was ich seinerzeit zu lesen bekam.
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