Im Mittelmeerraum gab es da erst mal ( eigentlich immer noch seit dem Spätmittelalter) als Rund- d.h. Transport- Handels- und auch Kriegsschiffe die Nefs und die höherbordigen Naven. Beide trugen Achter- im Fall der Nave immer auch Vorderkastelle. Regional variierte natürlich Form als auch Größe dieser Schiffe bzw. auch der Name, z.B. hießen sie im katalanischen und portugiesischen Bereich wohl Nao. (Aragon=Katalanien war im Spätmittelalter Seemacht und damit Begründer der späteren spanischen Beherschung des westlichen Mittelmeers im 16 Jahrh.)In Portugal entwickelte sich dann wohl aus diesen Typen die schon angeführte Karavelle die DAS Standard Rundschiff des 15 Jahrh. wurde. Besonders große Karavellen wurden dann in dieser Zeit Karacken genannt.
Im Norden dagegen dominierte noch die Kogge, von den Niederlanden/Flamen (unter spanischer Herrschaft, d.h. auch beeinflußung wurden die Koggen aber auch mit südlichen Schiffstypen verschmolzen, bzw. Karacken verwendet. Über Koggen gibt es fantastisches Buch "Die Kieler Hansekogge" von Uwe Baykowski mit exzellenten Farbfotos einer Kogge in Aktion (incl. Bau).
Die älteste Darstellung einer mittelalterlichen Galeere findet sich in einer Miniatur aus dem Jahr 1047. Die Schiffe dieser Zeit scheinen noch Biremen in der Nachfolge der römischen Liburnen zu sein, also Schiffe mit zwei Rudern seitlich übereinander gesetzt genau wie in der Antike. Der Unterschied zur Antike ist der über der Wasseroberfläche liegende Rammsporn und die von den Arabern übernommene Besegelung mit Lateinsegeln. Außerdem hatten diese ersten Galeeren noch Seitenruder!
Im 14 Jahrh änderte sich dann das Riemenwerk erheblich. Der Rumpf wurde schlanker und die Ruderer saßen nicht mehr schräg versetzt übereinander sondern nebeneinander in einer Ebene. Dieser Typ wurde erstmals in Italien gebaut und nannte sich daher Fusta. Ab Mitte des 15 Jahrh wurden dann 3 Ruderer an 3 Riemen eingesetzt die alle von einer Ducht aus gerudert wurden. Dieser Typ wurde dann Galia sottil genannt, nicht jedoch in Venedig in dem man die antiken Bezeichnungen bebehielt. Daher hieß dieser Typ dort Triereme, die Fusta wurde als Bireme bezeichnet. Das eigenartige Rudersystem hieß alla zenzile. Diese Form hielt sich noch bis ans Ende des 16 Jahrh, vor allem in Venedig.
Gleichzeitig wurde der Rammsporn immer länger, schlanker und höher angebracht, so daß er seine ursprüngliche Funktion schon im 14 Jahrh wohl nicht mehr wahrnehmen konnte. Mit Beginn des 16 Jahrh kamen dann Galeeren auf die nicht 3 Mann an 3 Ruder sondern 3 dann bald 4/5/6 usw. Mann an ein Ruder setzten. Dieses System wurde vielleicht zuerst wieder in Venedig erfunden und hieß a scallogio. Dem steht gegenüber, daß es sich gerade in Venedig lange nicht durchsetzen konnte.
Im 14-15 Jahrh kommt dann die Batarde auf, eine Mischung aus Galeere und Nave, die sogenannte Handelsgaleere im weiteren auch galea di mercato genannt. Diese brachten teure Luxuswaren so schnell und sicher an ihr Ziel das sie sich noch bis ins 16 Jahrh halten konnten. Mit dem Preisverfall für Gewürze usw. und der Verlagerung auf den Atlantikhandel verschwindet dieser Typ am Ende des 16 Jahrh. Die Batarde befuhr in Konvois aber auch den Atlantik in die Nordsee bis nach Brügge. Der letzte solche Konvoi fand 1564 nach Ägypten und 1570 nach Syrien statt.
Neben den großen Galeeren gibt es natürlich eine viel größere Menge von kleineren Schiffen die aber ebenso mit Rudern und Segel angetrieben wurden und meist unter dem Namen Galeota zusammengefaßt werden. Mit der Notwendigkeit rudergetriebener Großkampfschiffe entstehen dann im 16 Jahrh die Galeassen. Besonders große und breite Galeeren die mit einer Vielzahl von Kanonen vor allem zu den Breitseiten hin bewaffnet sind. Vor allem diese Galeassen entscheiden bei Lepanto 1571 die Schlacht für die Christen da die Osmanen über keine solchen Schiffe verfügen. Mit dem Ende des 16 Jahrh kommt dieser Typ aber ebenso wieder außer Gebrauch.
Galeeren im Mittelalter: Die älteste belegte Darstellung einer mittelalterlichen Galeere findet sich in einer Miniatur aus dem Jahr 1047 die heute in Madrid aufbewahrt wird.
Die ersten Zeichnungen, aus denen man auch technische Details entnehmen kann, enstanden 1150 als Illustrationen einer Handschrift die heute in der Bibliotheque Nationale vorliegt.
1 Wie lang?
Im Früh und Hochmittelalter waren diese Galeeren meist um die 25 bis 30 m lang. Vereinzelt gab es längere Schiffe, so zum Beispiel in den byzantinischen Flotten, das waren aber Ausnahmen.
Die römsichen Liburnen hatten meist um die 20 m bis 25 m Länge, für das Frühmittelalter dürften die meisten Galeeren außerhalb des byzantinischen Bereiches nicht darüber gelegen haben, aber die meisten Küsten waren da ja noch eben byzantinisch und die gesamte Seefahrt im Mittelmeer in der Hand der Oströmer und der Araber. Die arabischen Galeeren entsprachen ebenfalls genau dem oströmischen Typ und wurden vor allem in der Levante und in Ägypten nach deren Eroberung gefertigt, die Araber führten dann als erste das ihnen vertraute Lateiner Segel auf diesen Schiffen ein, die Oströmer zogen dann nach.
2 Welche Bauweise?
Der Rumpf wurde im Früh und Hochmittelalter besonders schlank gehalten, da man aber noch nicht wie im Spätmittelalter eine Plattform über dem Rumpf hatte, auf der die Ruderer plaziert waren, sondern diese noch im Rumpf untergebracht waren, so hatten diese Schiffe noch kein so extremes Längen/Breiten Verhältnis wie dann im Spätmittelalter oder in der Renaissance.
Die typische Venezianische Galeere der ersten Hälfte des 13 Jahrhundert hatte zum Beispiel 27 m Länge, 4 m Breite und 1,5 m Tiefgang.
Das entspricht schon einem Längen-Breiten-Verhältnis von 6-6,5 bei den normalen Galeeren. Das größte Schiff Venedigs hatte zu dieser Zeit eine Länge von 40 m und 7,5 m Breite.
Der Grund warum kleine Galeeren noch schlanker sein müssen als große ist folgender:
je breiter desto mehr Wasserwiederstand, desto langsamer, je kürzer aber, desto weniger Ruderer also desto weniger Vortrieb.
Im Spätmittelalter/Renaissance änderte sich dann die Bauweise massiv und die Ruderer wurden aus dem Rumpf heraus über diesem plaziert, so wurde der Rumpf dann schnell schmaler, die 50 m Langen Galeeren bei Lepanto hatten schon ein Längen-Breiten Verhältnis von 8,8.
Die Galeeren des Mittelalters hatten in Italien und im westlichen Mittelmeer Bereich meist nur einen Mast, der mit einem Latein Segel bestückt war, also mit einem dreieckigen Segel, vereinzelt haben das heute immer noch Fischerboote im Mittelmeer.
Die Riemen waren im Frühmittelalter durch die Biremen Konstruktion noch kürzer, erst im Spätmittelalter wurden sie dann bedeutend länger.
Die Galeeren hatten im Mittelmeer noch bis Anfang des 14 Jahrhundert Seitenruder. Erst dann kam das Heckruder auf.
Zur gleichen Zeit kam bei den großen Galeeren um und über 40m Länge dann ein zweiter Mast auf. Das lag an der Bedeutung der Handelsgaleeren der Galea die Mercato dieser Zeit, die meist mit weniger Ruderern aber dafür über sehr viel weitere Strecken fuhren. Reine Kriegsgaleeren blieben auch noch bis Lepanto häufig einmastig.
Die Schiffe hatte noch im Frühmittelalter und noch bis ende des 13 Jahrhunderts einen einsatzfähigen Rammsporn, der jedoch in Folge der Konstruktion immer mehr nach oben versetzt wurde, und daher ein Gegnerisches Schiff zwar rammen, aber dadurch nicht versenken konnte, er wurde noch zum Abfahren der Riemen verwendet verlor aber im Hochmittelalter seine praktische Funktion und das Entergefecht und der Einsatz von Brandkampfstoffen dominierten dann die Seekriegsführung.
3 Gab es zusätzliche Besegelung?
Ja, in Form eines großen Lateinersegels. Das viereckige Rahsegel verschwand auf den Galeeren im westlichen Mittelmeer in der zweiten Hälfte des 9 Jahrhundert. Die Byzantiner führten noch Vorsegel, die jedoch im westlichen Mittelmeer nicht üblich waren, und auch im Osten im 11 Jahrhundert dann verschwanden.
Auf dem Achterdeck stand bei den Galeeren noch der sogenannte Flaggstock, eine Stange an der kein Segel sondern eine Fahne aufgehängt war, dieser ist aber der verkümmerte Rest eines kleineren Mastes hinter dem Hauptmast nach Art einer Ketsch oder Yawl zu sehen, noch bis ins 10 Jahrh dürfte dieser Zusatzmast noch eine praktische Funktion gehabt haben und mit einem Zusatzsegel versehen gewesen sein. Er stammt von dem Antiken sogenannten Artemon Mast ab.
4 Wer ruderte?
Im Gegensatz zu unserer Vorstellung vom Rudersklaven oder Galeerensträfling in der absoluten Mehrheit Freie Männer. Zum Ende der Antike hin waren Sklaven viel zu wertvoll geworden, um sie als Ruderer zu verschleißen, die Flotten umgekehrt so klein, und auch die Schiffe nicht mehr so personal intensiv, daß man nicht auf freie Seeleute hätte zurückgreifen können. In Folge des Kolonatssystems der Spätantike hatten die Kolonen der Küstenprovinzen eine bestimmte Anzahl Ruderer zu stellen. Das blieb dann auch mit der Themen Ordnung der Byzantiner gleich, die jeweiligen Themen stellten je nach Lage eine bestimmte Anzahl Ruderer und auch Schiffe. Da schon in der Spätantike das Rammen als Kriegstechnik ein sinnloser Spezialfall geworden war, boten zudem die Ruderer in der die Seekriegsführung dominierenden Entertechnik eine enorme zusätzliche Kampfkraft und wurden daher auch bewaffnet und im Enterkampf ausgebildet.
Auf diese Weise errang Konstantin in der letzten klassischen Seeschlacht der Spätantike, der letzten Schlacht übrigens auch, in der noch Trieren zum Einsatz kamen einen Sieg, weil die freien Ruderer auf seinen Liburnen, auch wenn diese von den gegnerischen Trieren gerammt wurden und vollliefen und untergingen, diese gegnerischen Schiffe trotzdem enterten und eroberten.
In den meist als Stadtstaaten bestehenden Seemächten im Westlichen Mittelmeer stellten die Armen und die Unterschicht die Ruderer, die wie in der griechischen Antike in Italien ein eigener Berufsstand waren und Galeoti hießen. Sie wurden besser bezahlt als Hafenarbeiter oder Seeleute auf Handelsschiffen, den vor allem von ihrem Können hing der Sieg im direkten Kampf mit einem gegnerischen Schiff ab. Die Phase in der Antike, wo die Ruderer Sklaven waren, war wie die Endzeit der Galeeren, wo man Sträflinge auf diese verbannte eigentlich eine Zeit des Niedergangs der Galeeren. Bei den komplizierten Rudersystemen im Hoch und Frühmittelalter war noch Können erforderlich um das Schiff zu manövrieren, als diesen Können dann mit dem Stand der Ruderer niederging, eine Folge der Kanonen und der Artiellerie auf See, passte man dann das Rudersystem an die veränderte Situation an. In der Antike wiederum war die Zeit der Sklaven Galeeren eine Zeit ohne Gegner zur See.
Den Galeoti in Venedig und Amalfi war es auch erlaubt, statt des Soldes auf der Reise auf eigene Faust etwas kleinen Handel zu treiben. Sie durften immer so viel einkaufen, wie sich unter ihrer Ruderbank verstauen ließ. Außerdem wurden Ruderer im Krieg oder bei Piratenzügen, die damals alle Staaten unternahmen an der Beute beteiligt.
In Venedig wurden die Galotti auch Marianaio bezeichnet und vor dem Palast des Dogen konnte man als solcher bei einigen dort stets vorhandene Schreibern anheuern. Man erhielt dann eine Schiffszuteilung vom Staat, heuerte also nicht direkt auf einem Schiff an. Dafür erhielt man sogar 3-4 Monatslöhne im Vorraus.
Im Kriegsfall gab es in vielen Stadtstaaten mit Schiffen Verordnungen, nach denen jeweils eingeteilte Stadtviertel eine bestimmte Menge an Ruderern zu stellen hatten.
Im 15 und 16 Jahrhundert ging dann die Ära der freien Ruderer zu Ende, auf Zwangserhebungen folgte dann bald Sklaverei. Aber noch bei Lepanto entschieden die christlichen Reserven die Schlacht, in dem deren freie Ruderer um ein vielfaches schneller als die Sklaven der Osmanen den Durchbruch der Algerier und Ali el Uluji abfangen konnten.
In Kriegszeiten war es im 15 und 16 Jahrhundert auch noch üblich, den Sklaven und Straftätern auf den Schiffen im Falle des Sieges vorher die Freiheit und eine geld Entschädigung zu versprechen, um sie zur Leistung anzuspornen.
Im 14 Jahr vielen dann die Galeotti auch als Kämpfer langsam weg, und man verwendete dafür eigens abgestellte Seesoldaten. Kurz darauf kamen aber auch schon die Geschütze auf ,die die ganze Seekriegsführung von Grund auf veränderten.