Seit wann gibt es Detektive

Mariat_San

Mitglied
Hmmm... Seit wann gibt es denn eigentlich Detektive, also Leute, die Verbrechen (auch in gemeinen Volk) aufklären/ bzw. über diese recherchieren?
Gab es solche Leute schon vor der ersten 'neuzeitlichen' Polizei, oder ergab sich dieser 'beruf' erst später?
Wie schaut es denn mit Privatdetektiven aus? Ich meine Detektive, die nicht direkt der Polizei unterstellt sind.
 
Privatschnüffler, delatores, Auftragskiller und solche Zeitgenossen dürfte es geben, seit es Leute gibt, die bereit sind, sie dafür zu bezahlen. Vielleicht kennst Du das noch nicht Aber Lindsey Davis hat einige historische Romane geschrieben, in denen ein römischer Philipp Marlowe namens Marcus Didius Falco die Hauptrolle spielt. Die Romane spielen zur Zeit der Flavier in Rom und verschiedenen Provinzen. Ist vielleicht ganz unterhaltsam für dich, @Mariat San. Ich weiß allerdings nicht, ob sie in deutscher Übersetzung vorliegen.
 
Und wie ist es z.B.: mit Detektiven in königlichen/Adeligen dienste? Gab es denn soetwas?
Mich interessiert eher die Entstehung dieses Berufs, in der Form, in der es ihn Heute gibt.
 
Man weiß, daß die Pristerschaft des Orakels von Delphi einen eigenen "Secret Service" unterhielt. Ob es dabei allerdings eine Spezialausbildung mit standardisierten Normen gab, weiß ich nicht. Kryptologie Codes etc. wird es allerdings schon in der Antike gegeben haben. Der Beginn moderner Geheimdiplomatie und Spionage wird wohl im 17. Jahrhundert liegen, als man immer mehr Gesandtschaften an fremden Höfen etablierte. Ein einfaches und beliebtes Mittel war der Diebstahl von Kurierpost.
 
Eine spezielle Form waren die Richter im alten China, die ihre Ermittlungen zu Kriminalfällen durchaus auch mit detektivischen Methoden führten. Robert van Guliks "Richter Di"-Romane sind schon ziemlich an der historischen Wirklichkeit orientiert. Und die "Falco"-Bände von Lindsey Davis gibt es auf Deutsch, zumeist bei Eichborn ; literarisch sind sie Geschmackssache (mir zu sehr an der Gegenwart orientiert). Ebenso empfehlenswert sind auch die Bücher von Stepehn Saylor, in denen ein Ermittler namens Gordianus im Mittelpunkt steht.
 
Das Thema finde ich sehr interessant, da ich am Liebsten Krimis lese. Bin jetzt auch auf historische Krimis gestoßen: Nikola Hahn, selber im Polizeidienst hat zwei Romane geschrieben, Frankfurt am Main um die Jahrhundertwende (also die Vorige)
Die Detektivin
Die Farbe von Kristall

Beide Bücher sind umfangreich recherchiert und sie bietet auf ihrer Homepage auch Bücher zum Verkauf an (auch solche aus ihren Recherchen).
Ist zwar sicher nicht der Existenzbeginn der Detektive, aber ein interessanter Aspekt.
U.a. ist da von Vigilanten die Rede. Diese tragen der Polizei wichtige Informationen zu, sozusagen Insiderwissen ohne es selber zur Aufklärung der Fälle zu nutzen. Kann man das als Vorstufe der Detektive gelten lassen?
 
Vigilanten, in den französischen Satellitenstaaten nannte man solche Typen "Fleischmänner" waren Polizeispitzel. Es handelte sich um selbst Kriminelle, die sich für Geld und Protektion an die Polizei verkauften. Tatsächlich konnten diese Typen durch ihr Spezialwissen auch zu einigen Fahndungserfolgen beitragen. Oft aber betätigten sie sich auch als Agents provocateurs oder erpressten Kollegen. Ihre eigenen kriminellen Machenschaften wurden gedeckt, aber nur solange der Polizeispitzel noch nicht allzu bekannt war. War das der Fall, wurde er eiskalt fallengelassen, mußte seine eigenen Delikte sühnen und noch dazu die Rache seiner ehemaligen Kollegen fürchten. Liberalere Juristen hielten den Einsatz dieser Vigilanten für völlig unmoralisch, aber dieses System hatte auch Verteidiger wie den Polizeischriftsteler Wilhelm Stieber, den Friedrich Engels einmal den "größten Polizeilumpen" nannte. Als Vorstufe der Detektive würde ich diese Fleischmänner und Vigilanten aber nicht bezeichnen.
Vielleicht noch ein Literaturtipp: Benedict Ave´´- Lallement: Das deutsche Gaunertum" Lübeck 1859 (ND 1914), Martin Lange, Räuber und Gauner ganz privat. (In Kürze beim Tectum Verlag)
 
Danke für die Tipps Leuts.:winke:
Ich selber habe etwas von einer Krimmi zur Zeit Ludwigs XIV gehört.
Es handelt sich um einen genialen Goldschmied, der zwar hochansgehsen ist.... er hat aber einen an der Macke, denn er kann ohne seine verkauften Arbeiten nicht leben, und deswegen bringt er seine Kunden reihenweie um.
Der name des Autors und des Buches ist mir leider entfallen: kann mir jemand weiterhelfen?
 
Zuletzt bearbeitet:
@Scorpio: Danke für die weiterführenden Infos zu den Vigilanten.

Wenn ich das richtig gelesen habe, wurde die französische Polizei mit Kleinverbrechern aufgebaut, weil man davon ausging, dass diese sich im Milieu auskennen und keine Angst vor (ehemals) Ihresgleichen haben.Dieser Prozess mußte aber begrenzt bleiben. Letztendlich konnte man sich sein Personal selber ausbilden, aufbauen.
In vielen Kriminalgeschichten der Gegenwart sind gute Cops oder auch Privatdetektive, die aus der kriminellen Szene kommen (oder zumindest aus der unteren Schicht, der "Gosse", arme Waisenkinder usw.), sehr beliebt. Wahrscheinlich, weil man damit zeigen will, dass der Mensch tief im Inneren ein positives und vor allem entwickelbares Wesen ist.
 
Diese Vigilanten existierten neben der Polizei und hatten keinen Einfluß auf deren Ausbildung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als in vielen deutschen Ländern eine organisierte, dafür ausgebildete Polizei und Gendarmerie noch kaum existierte oder noch im Aufbau befindlich war, mochte der Einsatz von "Fleischmännern" sinnvoll aus Sicht der Justiz, solange man diesem Personal auf die Finger sah. Während der Restauration war dieses Vigilanten und Spitzelunwesen längst degeneriert und ein äußerst übles und willkürliches System, das allerdings auch Fürsprecher wie Stieber hatte. Der schrieb: "So wie der Jäger nicht auf einen Hund verzichten kann, der, dem Wilde, an Wuchs und Instinkt gleich, ins Unterholz folgen kann, so wird der Polizeibeamte der Vigilanten nicht entbehren können." Allerdings deckten diese Vigilanten keine nennenswerten Straftaten auf, sondern stifteten dazu an und begingen selbst welche. Der liberale Jurist Ave´-Lallement fand dieses System ganz unmöglich und bezeichnete es als elenden Notbehelf, der Menschen doppelt belaste und sie zum Verbrechen und dazu noch zum Verrat verleite und nannte es die "dämonische Gewalt" der Polizei.
 
Bin ganz Deiner Meinung. Allerdings meinte ich nicht die Vigilanten, sondern die ersten Mitarbeiter in der Polizei Frankreichs. Beim Aufbau dieser wurden Kleinkriminelle gewonnen und eingesetzt. Kann sich aber nur auf einen kutzen Zeitraum beschränkt haben.
 
Danke für die Tipps Leuts.:winke:
Ich selber habe etwas von einer Krimmi zur Zeit Ludwigs XIV gehört.
Es handelt sich um einen genialen Goldschmied, der zwar hochansgehsen ist.... er hat aber einen an der Macke, denn er kann ohne seine verkauften Arbeiten nicht leben, und deswegen bringt er seine Kunden reihenweie um.
Der name des Autors und des Buches ist mir leider entfallen: kann mir jemand weiterhelfen?

Das ist E. T. A. Hoffmanns Novelle "Das Fräulein von Scuderi". Als Krimi kann man das Werk (von 1816) nur bedingt bezeichnen, aber es gehört ebenso wie etwa Droste-Hülshoffs "Judenbuche" zu den Vorformen der Gattung. Zum Thema "Vigilanten" kann man noch die - mit Vorsicht zu genießenden - Memoiren Vidocqs heranziehen ; es gibt auch wissenschaftliche Biographien über ihn.
 
Ich habe einen kurzen Artikel zur Geschichte der Detektive hier gefunden. Demnach ist diese noch gar nicht so alt.
Das widerspricht sich aber mindestens mit der Romanfigur von Lindsay Davis. :grübel:
Ihre Romane um den römischen Detektiv Marcus Didius Falco sind auch in deutscher Sprache zu haben, jedenfalls laut dieser Quelle.
Man findet sie auch bei Amazon u.a. Anbietern.

„Marcus Didius Falco“-Serie
  1. The Silver Pigs (1989, dt. Silberschweine, 1991)
  2. Shadows in Bronze (1990, dt. Bronzeschatten, 1992)
  3. Venus in Copper (1991, dt. Kupfervenus, 1993)
  4. The Iron Hand of Mars (1992, dt. Eisenhand, 1994)
  5. Poseidon's Gold (1993, dt. Poseidons Gold, 1995)
  6. Last Act in Palmyra (1994, dt. Letzter Akt in Palmyra, 1996)
  7. Time to Depart (1995, dt. Gnadenfrist, 1997)
  8. A Dying Light in Corduba (1996, dt. Zwielicht in Cordoba, 1999)
  9. Three Hands in the Fountain (1997, dt. Drei Hände im Brunnen, 2000)
  10. Two for the Lions (1998, dt. Den Löwen zum Fraß, 2002)
  11. One Virgin Too Many (1999, dt. Eine Jungfrau zuviel, 2002)
  12. Ode to a Banker (2000, dt. Tod eines Mäzens, 2003)
  13. A Body in the Bath House (2001, dt. Eine Leiche im Badehaus, 2005)
  14. The Jupiter Myth (2002, dt. Mord in Londinium, 2006)
  15. The Accusers (2003, dt. Tod eines Senators, 2006)
  16. Scandal Takes a Holiday (2004)
  17. See Delphi and Die (2005)
 
Wir weichen zwar inzwischen etwas vom Thema ab, aber einen neuen Thread wollte ich auch nicht öffnen.
:sorry:
Für alle Fans historischer Kriminalfälle habe ich hier etwas.
Die Totenleserin von Ariana Franklin spielt im mittelalterlichen (1170) Cambridge, wo eine junge Ärztin eine Serie unheimlicher Kindermorde aufklären soll. Die Heldin ist also sozusagen eine forensische Ermittlerin des Mittelalters.
Auf der o.g. Homepage sind Hintergrundinformationen zum Roman und ein Interview mit der Autorin lesenswert.
Ich bin zuerst auf das Interview gestoßen in der Ausgabe 02/07 des Magazins der Deutschen Bundesbahn "mobil" :grübel: und habe dann ein wenig recherchiert...:cool:
Ariana Franklin ist übrigens ein Pseudonym der Journalistin und Autorin Diana Norman.
 
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Waren nicht die cohortes urbanae die erste Polizei Europas? Ihre Befehlshaber (praefecti urbi) haben die Untersuchungen in den Fallen der schweren Verbrechen geletet.
 
dedecktive im eigentlichen sinn wie du es wohl meinst gab es damals noch nicht dies lief alles unter "polizei" oder auch "chandarm" genannt...
eine konkrete abspaltung zur eigenständigen tätigkeit des dedektiv (also ohne mitarbeit der polizei oder ähnliches) kristaliesierte sich erst im 19jahrhundert herraus mit den anfängen und ausbau der geheimpolizei und ähnlichem! hierbei gab es jedoch nur _wenige_ die diesesn "beruf" auswirken konnten bzw dies taten..(unabhänig von nötigen qualifikationen).....weshalb man keine konkrete zahl sagen kann....:/

wie gesagt richtig einordnen kann man es nicht es lief eben alles über die polizei bzw eine geheimorganisation oder ähnlichem!
 
dedecktive im eigentlichen sinn wie du es wohl meinst gab es damals noch nicht dies lief alles unter "polizei" oder auch "chandarm" genannt...
eine konkrete abspaltung zur eigenständigen tätigkeit des dedektiv (also ohne mitarbeit der polizei oder ähnliches) kristaliesierte sich erst im 19jahrhundert herraus mit den anfängen und ausbau der geheimpolizei und ähnlichem! hierbei gab es jedoch nur _wenige_ die diesesn "beruf" auswirken konnten bzw dies taten..(unabhänig von nötigen qualifikationen).....weshalb man keine konkrete zahl sagen kann....:/

wie gesagt richtig einordnen kann man es nicht es lief eben alles über die polizei bzw eine geheimorganisation oder ähnlichem!

Das ist sehr interessant. Kannst Du das belegen? Hättest Du irgendwelche Quellen? Das wäre sehr hilfreich.
 
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Ich möchte mir zu diesem Thema auch noch eine kurze Anmerkung erlauben...

Mich interessiert eher die Entstehung dieses Berufs, in der Form, in der es ihn Heute gibt.

Diesbezüglich schließe ich mich Mercys Beitrag bzw. dem von ihm zitierten Artikel an...
Der Beruf des Privatdetektivs hat eine lange Tradition, die sich bis in das London des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt...



Ich möchte dem allgemein noch hinzufügen, daß auch die moderne Kriminalistik - also in der Form, wie wir sie kennen - ab dem 18. Jh. entstanden ist.
Für Deutschland bzw. die deutschen Lande gilt wohl folgender Mann als Begründer: http://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Georg_Schäffer

Und wie ist es z.B.: mit Detektiven in königlichen/Adeligen dienste? Gab es denn soetwas?

Um dem Epochenforum "Mittelalter" gerecht zu werden, möchte ich diese Frage mit einem bedingten Ja beantworten: es gab in königlichen/herrschaftlichen/adligen Diensten Leute - oftmals bspw. im Beraterkreis von Hochadligen -, die entsprechend ermittelnd bzw. recherchierend tätig waren. Allerdings ging es dabei nicht um das Bekämpfen von Kriminalität, sondern - wie Scorpio dies für spätere Zeiten (17. Jh.) bereits schrieb - um den Kampf gegen politisch mächtige Gegner u.ä., weswegen wir mE eben nicht von Detektiven i.d.S. sprechen können.

Daß sie dabei aber durchaus erfolgreich waren (wenn auch recht zweifelhaft in ihrem Wirken), zeigt das Beispiel dieses Mannes:
http://de.wikipedia.org/wiki/Guillaume_de_Nogaret
http://en.wikipedia.org/wiki/Guillaume_de_Nogaret
(Der englische Artikel hat mehr Inhalt, weswegen ich ihn auch zusätzlich verlinkt habe...)
 
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