Siegfried von Veltheim-Osterburg / Schlacht bei Lenzen 929

Ostpreuße

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Es geht mir um die Ursprünge des dynastischen (nicht des ministerialen) Geschlechts von Veltheim, den späteren Grafen von Osterburg und Altenhausen.

Nach meinem Kenntnisstand folgten dem aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht stammenden Bischof Burchard (Buko) II. von Halberstadt (1028-1088) offenbar dessen beide Brüder Lantfried und Adalgot nach Sachsen (Ostfalen). 1068 wurde Lantfried von Heinrich IV. mit Grundbesitz im Thüringau belehnt.

Adalgot hingegen ist der älteste urkundlich nachweisbare Vertreter der Linie von Veltheim. Als Stammsitz dieser Linie gilt das bereits 966 erstmalig erwähnte und wahrscheinlich im 7./8. Jh. gegründete Veltheim bei Osterwieck.

Erst ab 1149 werden die bis dato edelfreien von Veltheim auch „Comes de Osterborch“ genannt. Der Grafentitel bezieht sich also nicht auf Veltheim sondern auf Osterburg. Daraus dürfte zu schließen sein, daß die von Veltheim erst im späten 11.oder beginnenden 12. Jahrhundert mit Osterburg belehnt wurden.

Nun meine Frage: Ich las neulich, daß angeblich ein "Graf Siegfried von Veltheim-Osterburg", bereits von Heinrich I.(!) mit Osterburg belehnt wurde und in der Schlacht bei Lenzen (929) gefallen sei.

Kann das sein? Das würde ja alle o.g. Punkte über’n Haufen werfen. Kennt sich hier jemand mit der Materie aus?
 
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Ja, es gab (mindestens) 2 Familien dieses Namens (die eine dynastisch / die andere ministerial) Das macht die Sache nicht einfacher. Ich meine die dynastische, die mit Siegfried II. von Osterburg und Altenhausen schon 1242 ausstarb und die im Wirkungsbereich Albrecht des Bären bzw. der Askanier sowie der Halberstäder Bischöfe agierte. (die ministeriale Familie gab es in unmittelbarer Nachbarschaft - im Raum Braunschweig - also unter den Welfen)

@Caro danke für den Link – den kannte ich noch nicht.
 
Kann es sein, das dieser Siegfried von Veltheim-Osterburg , der 929 gefallen sein soll, zu der Familie " von Veltheim/ Osterwiek gehört hat? Sagenhaft sollen die Rosen an die Toten im Kampf gegen KdG erinnern. Da beide Familien in der gleichen Gegend ansässig sind, müssen Graf Siegfried und Bischof Burchardt nicht verwandt sein.
 
Das ministeriale Geschlecht von Veltheim (also Raum Braunschweig/ Welfen) taucht erst ab Mitte des 12. Jahrhunderts auf. Insofern kann man sicher für den Zeitraum davor von nur einer Familie ausgehen – nämlich der dynastischen, ansässig in Veltheim bei Osterwieck (Bistum Halberstadt/ Askanier). Diese jedoch ist offenbar erst mit Burchard II. aus dem Schwäbischen zugewandert, wobei jedoch der Familienname Burchards II. unklar bleibt. (Überliefert ist lediglich der Name seiner Mutter – Steußlingen)

Was mich vor allem stört ist die Bezeichnung „Graf von Veltheim-Osterburg“ für das frühe Jahr 929. Zu dieser Zeit kann es diese Bezeichnung noch nicht gegeben haben, denn die dynastischen Veltheim waren bis etwa Anfang des 12. Jh. nur Edelfreie – aber noch keine Grafen. Der Grafentitel jedoch bezieht sich eindeutig auf Osterburg - nicht auf Veltheim. Den Namen Osterburg in Verbindung mit dem Grafentitel verwendeten die Veltheim erst ab Anf. 12. Jh. Die Veltheim können also 929 noch nicht mit Osterburg belehnt worden sein. Außerdem kam Burchard II. erst im 11. Jh. nach Ostfalen.

Also entweder hab ich da irgendwo ’n Denkfehler, oder das „Neue Preussische Adels-Lexikon“ von 18xx ist in diesem Punkt nicht so ganz fehlerfrei. Ganz schön verworren, die Sache...

engela_herrin_von_steusslingen
 
also, prinzipiell, vor der Inflation der Titel:
von Veltheim/ von Cramm/ von Dorstadt bezeichnet die jeweilige "Familie" des Ortes,
einfach nur den Gutsbesitzer. Wenn jetzt also der Freiensitz derer "von Posemuckel " vakant wird und an den "Landesherrn" fällt, der einen Leibeigenen,- anderes sind ja Ministeriale nicht-, damit beauftragt die Aufgaben zu übernehmen, wird dessen Familie die "von Posemuckel"
Somit gibts zu jedem Veltheim eine von Veltheim, ausser der eine Ort ist Kolonie des anderen. Nun kann das eine Veltheim eine fränkisch/thüringische Gründung mit der Gründerfamilie von V. sein, das andere eine sächsische Veltum mit auch so einer Familie sein.
später mehr
 
Ja, nee, ist schon klar soweit. Mir geht es ausschließlich um die Verknüpfung der Namen "Veltheim" und "Osterburg". Und die geschah erst Anfang des 12. Jh - und nicht schon im 10 Jh., wie im Adels-Lexicon suggeriert wird.
 
Nun, ich denke mal, das Adelslexicon ist als Quelle für das Alter von ostfälischen Adelsfamilien ähnlich zu werten wie der niedersächsische Sagenborn.
Denn das beide edelfreie Familien von Veltheim ausgestorben sein sollen?
Müssen sie aber, wenn das eine ein ministerialen Geschlecht und das andere ein später zugezogenes schwäbisches Geschlecht gewesen sein soll.
Das Veltheim /Ohe ist nach Wiki ehemals Veltum , sächsische Gründung zwischen 500 und 900, das am Fallstein als Veltheim eine fränkische Gründung, gleicher Zeitraum.
 
Mir geht es ausschließlich um die Verknüpfung der Namen "Veltheim" und "Osterburg". Und die geschah erst Anfang des 12. Jh - und nicht schon im 10 Jh., wie im Adels-Lexicon suggeriert wird.
Damit hast Du wahrscheinlich recht. In dem recht zuverlässigen "Wigand" [1] ist die Rede von "Graf Siegfried von Osterburg ..., der in der Schlacht bei Lenzen blieb", die hiernach 931 stattfand. Siegfried gehörte dem "sehr alten Grafengeschlecht" Veltheim an, aber die Verknüpfung V.-O. fehlt hier noch.

Offenbar waren manche Historiker bei solchen Verknüpfungen nicht so pingelig. Heinrich Leo jedoch [2] sah die Sache differenziert; bei ihm taucht ein "Graf von Veltheim und Osterburg" namens Albrecht erst im 12. Jh. auf, was auch für Deine These spricht.


[1] Wigand's Conversations-Lexikon: für alle Stände, Band 14. Leipzig 1852, S. 474
[2] Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Volkes und Reiches
 
Das ministeriale Geschlecht von Veltheim (also Raum Braunschweig/ Welfen) taucht erst ab Mitte des 12. Jahrhunderts auf. Insofern kann man sicher für den Zeitraum davor von nur einer Familie ausgehen – nämlich der dynastischen, ansässig in Veltheim bei Osterwieck (Bistum Halberstadt/ Askanier).

Im Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands ist zu lesen, dass sich die Edelherren von Veltheim Mitte des 12. Jh. in der Osterburg festsetzten und sich von da ab Grafen von Veltheim-Osterburg oder sogar nur Grafen von Osterburg nannten. Man nimmt an, dass sie hier in Reichsrechte eingetreten sind, denn Osterburg erscheint 1196 unter den Burgwarden der Altmark, dürfte also beim Schutz der Grenze gegen die Slawen schon früher eine Rolle gespielt haben.

Die alte Tante Wiki meint dazu:

Nach Brotruffs rückblickend erzählender „Anhalt. Chronik“ nahm Graf Warner to der Osterburch 1108 die Tochter Elecke des Grafen Otto zur Ehefrau. Urkundlich hingegen wird Werner von Veltheim erst am 3. Oktober 1157 in einer Urkunde von Markgraf Albrecht der Bär im Kopialbuch des Klosters Ilsenburg als comes de Osterburch (= Graf von Osterburg) bezeichnet, worauf sich die 2007 erfolgte 850-Jahrfeier der Stadt Osterburg bezog. Adalgot ist somit nicht nur Stammvater derer von Veltheim, sondern ebenso der Grafen von Osterburg. Die Bezeichnungen Comes de Veltheim und de Osterburg wurden in der Folgezeit oft gleichzeitig verwendet, zuletzt wurde jedoch der Name Veltheim immer mehr zu Gunsten von Osterburg verdrängt. 1238 erfolgt der entscheidende Einschnitt. Der letzte Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen verzichtet auf die meisten seiner Güter und er sowie andere Vertreter der Grafenfamilie finden fortan keinerlei Erwähnung mehr.

Die Grafen von Veltheim existierten allerdings in einer (nieder)sächsischenLinie fort und zwar am Stammsitz Veltheim an der Ohe (zeitweilig abgelöst von den von Honrodt) und in Destedt (beide am Elm/Nds.). Allerdings wird als Stammsitz auch der Ort Veltheim bei Osterwieck angenommen, was strittig ist. In Veltheim an der Ohe sind sie noch heute in einem gut erhaltenen Wasserschloss zu finden. Ein Besuch lohnt sich. :winke:
 
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Erst mal vielen Dank für die rege Mitarbeit.

Also gut, dann gehe ich mal davon aus, daß jener Siegfried, der in 929 Lenzen fiel und nicht Veltheim-Osterburg hieß sondern nur Osterburg, mit dem erst 100 Jahre später aus Schwaben eingewanderten Adelsgeschlecht (daß sich ab da Veltheim nannte) und späteren Grafen von Osterburg und Altenhausen nicht verwandt gewesen sein kann. Vielmehr dürfte er einfach nur als Lehnsnehmer deren Vorgänger in Osterburg gewesen sein.

Nebenbei: Für Veltheim am Fallstein (also bei Osterwieck) als Stammsitz der Veltheim-Osterburg sprechen übrigens drei Punkte:
1. Siegfried II. v. Veltheim-Osterburg hat den dortigen Adelshof (Turmhof) bis 1232 besessen.
2. Veltheim/ Fallstein lag im Einflußbereich der Askanier. Die Veltheim-Osterburg waren engste Vertraute Albrecht des Bären. Das Veltheim/ Ohe hingegen gehörte zum Einflußgebiet Heinrich des Löwen – dem Erzfeind Albrechts. Es dürfte auszuschließen sein, daß Lehnsnehmer Heinrichs gleichzeitig zum Gefolge Albrechts zählten.
3. Veltheim/ Fallstein gehörte zum Bistum Halberstadt. Bischof Buko von Halberstadt und Adalgot von Veltheim waren bekanntlich Brüder.
 
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Nicht Lehnsnehmer, Eigentümer! Zumindest wohl im 10.Jhdt. Schön wär´s für etliche Könige, Grafen etc gewesen, wenn alle in der Lehnspyramide ihren Platz gehabt hätten. Das war aber wohl gerade im hier behandelten Raum nicht so.Wenn also der Herr von Veltheim /Ohe mit dem Bären und der von Veltheim/Fallstein mit dem Löwen sympathisierte, gewährt das einen gewissen Schutz vor den Begehrlichkeiten des Landesherrn.
 
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