Aber: wer war überhaupt ein 68er, was hat sie ausgemacht? Gab es überhaupt gemeinsame Ziele "der 68er"? haben sie eher nur zerstört oder auch etwas neues hervorgebracht? Welche dauerhaften Wirkungen positiver oder negativer Art lassen sich feststellen?
Und dann wollte ich hierauf noch mal antworten, weil das ein paar sehr interessante Fragestellungen sind.
wer war überhaupt ein 68er, was hat sie ausgemacht?
Das ist die schwierigste und wichtigste Frage. Schon allein, ob es überhaupt eine "Bewegung" gibt! Gerade weil die unterschiedlichen Gruppierungen, die propagierten Ziele, die Archteypen, die man mit 68 verbindet, so vielfältig sind: dort die bebrillten Theoretiker mit der Mao-Bibel, da der pflastersteinwerfende Straßenkämpfer, hier der "haschrebell", da der (vielleicht sogar noch christlich inspirierte) Love & Peace-Hippie. Diese Vielfalt (gerade auch in der späteren Entwicklungen) kommt besonders schön im Dokumentarfilm "Starbuck" über den RAF-Terroristen Holger Meins heraus: Meins war an der Berliner Filmhochschule; in dem Dokumentarfilm traten illustre Personen auf:
z.b. Otto Schily, der Statist in einem der frühen Filme von Meins war; oder Wolfgang Petersen, damals ebenfalls Filmstudent. Was viele der sog. 68er gemeinsam hatten, so denke ich, war zum einen der Drang die Gesellschaft zu verändern, zum anderen fühlte man sich (was zum Teil sehr schlechte Konsequenzen hatte) wohl auch ein wenig als Avantgarde.
"Gemeinsame Ziele": Das finde ich zumindest etwas einfacher. Die meisten Organisationen im Zuge der 68er-Bewegung waren doch mehr oder weniger sozialistisch oder kommunistisch motiviert - wenn es auch bald heftige Ideologiediskussionen und Diskrepanzen darüber, was der beste Weg zur klassenlosen Gesellschaft war, gab. Daher gab es auch viele Formen der Praxis: zum Beispiel den "bewaffneten Kampf" der RAF; zum Beispiel aber auch den Versuch, durch Mitarbeit in Betrieben die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen; oder auch neue Formen des Zusammenlebens zu schaffen, etwa über die "Kinderläden".
"Haben sie nur etwas zerstört oder neues hervorgebracht?"
So zerstörerisch sehe ich die 68er-Bewegung nicht. Ich denke, da würde man zu einseitig den Blickwinkel auf die RAF verengen, die freilich ein Ausdruck der 68er Bewegung war, aber eben mit ihrer (ohne Zweifel) zerstörerischen Haltung nur einen Teil davon abbildet. Ich denke, viel von dem "Neuen", was geschaffen werden sollte, war vielleicht zu radikal angelegt, erwies sich als unpraktikabel oder zu utopisch - so dass das meiste unbemerkt verschwand. Wo gibt es heute z.B. noch Kinderläden? Was aber aus der 68er-Bewegung hervorging, waren - als ein Beispiel - die Grünen. Oder man denke an zahlreiche, zum Teil heute sehr bekannte Kulturzentren wie die Batschkapp in Frankfurt. Es gibt da sicher noch einige weitere Punkte...
Sekten und Eso-Bewegung würde ich übrigens nicht als typisch für 68 ansehen. Das ist m.E. etwas, was sich in Deutschland vor allem in den 70er/80er Jahren entwickelte - wobei ohne Frage viele Alt-68er darin involviert waren.