Sizilienfeldzug gegen Syrakus 415 v. Chr.

Sebaroo

Neues Mitglied
Hallo alle zusammen,

Ich muss in der Schule einen Vortrag über den Sizilienfeldzug halten, wo Athen eine fürchterliche Niederlage gegen Syrakus und Verbündete erlitten hat. (415 v. Chr).

Ich habe mich jetzt schon etwas in das Thema reingearbeitet und hab Büchereien und Internet durchsucht, benötige aber immer noch manche Sachen:
1. Infos über den genauen Verlauf der "Expedition"
2. Einige Tatsachen die den Athenern schon vor ihrem waghalsigen Feldzug klargewesen hätten müssen (wie z.B der Aspekt der Entfernung)
3. Sehr wichtig: jede Menge BILDMATERIAL...noch besser wär VIDEOMATERIAL (hab ich nicht zu gefunden)

Wär echt nett, wenn ihr mir ein paar:idee: Tips geben könntet,

Bis dann,

Sebaroo

Übrigens mein Thema heisst: "Hochmut einer Hochkultur?" Nett formuliert oder???:rofl:
 
Ein gewisser Thukidides schrieb zwei Bücher (Buch VI und VII) über die Sizilische Expedition die bis 413 v. Chr. ging.
ISBN: 3150018080 Reclam, Ditzingen Der Peloponnesische Krieg
Hier sind alle 8 Bücher vereinigt und sehr nah die Übersetzung.

Videomaterial ist mir aus der Zeit nicht bekannt.
 
Bilder sind meines Wissens unter Google, wenn "Syracus" eingibst recht interessante dabei.
 
Da hast du dir aber ein Thema ausgesucht...mein Lieber...
Wundert mich nicht, dass du nur wenig fandest. Dazu wird nicht wirklich viel geschrieben.

Erstmal Quellen dazu, der erste Name ist der Autor, danach Titel des Buches oder, wenn es das einzige ist, gleich das "Unterbuch", also das im Gesamtwerk bezifferte Buch:
Thukydides Buch 6, Kapitel 8-91
Plutarch, Alkibiades.
Ich glaube auch ein weiteres Buch und von Diodor handelt davon... such ich noch raus.
Dies sind die Autoren der Antike, welche über die Geschehnisse berichten.


Ein Buch, in welchem du etwas darüber findest (du kannst in der Bibliothek gezielt danach fragen)
"Athen und Sparta in klassischer Zeit" von Charlotte Schubert http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3476019403/qid=1104707806/302-5057100-0121617

Segesta, eine Polis auf Sizilien, die auch im Zusammenhang mit anderen Konflikten der Zeit steht, sandte einen Hilferuf aufgrund des ungünstig verlaufenden Kampfes mit Syrakus.
Auf Raten des Alkibiades entsandte Athen eine Flotte, wohl auch um eigene Vorteile wie etwa Getreide zu erlangen.
Die entsandte Große Flotte von rund 20 - 30 000 Mann, darunter rund 5 - 6000 Hopliten und 1000 weiteren Kombatanten bestand aus 134 Trieren (vermutlich keine absolut korrekte Zahl).
Alkibiades, der sich im Streit mit Nikias und Lamachos durchsetzt, verläßt diesen Feldzug, zuerst werden aber Naxos und Katana erobert. Freiwillig geht er auch nicht, er wird des Frevel angeklagt und evtl. zum Tode verurteilt. Daraufhin flieht er nach Sparta und führt deren Streitkräfte erfolgreich gegen Athen.
Im Jahr 414 werden die bislang erfolreichen Athener mit Verstärkungen bedacht und beginnt Syrakus einzumauern, dies mißlingt aber, da die Spartaner Hilfe senden, nachdem an sie und Korinth der Hilferuf Syrakus` ging.
413 schließlich kommen weitere 73 Trieren mit weiteren 5000 Hopliten der attischen Expedition zu Hilfe und ersetzen die Verluste.
Gylippos, der Feldherr der Spartaner bekommt ebenfalls Verstärkung.
Nach dem Kampf um Epipolai wollen sich die Athener zurück ziehen, zögern aber zu lange und werden durch die Vernichtung ihrer Flotte und einer Sperre daran gehindert. Nikai wird hingerichtet, die Gefangenen Athener in die Steinbrüche geschickt.

Tatsachen die ihnen hätten klar sein müssen? Nun, zum einen dass Sparta, mit dem sie im Krieg lagen und gerade erst eine Art Waffenstillstand ausgehandelt hatten, nicht tatenlos zusehen würde, wie sie sich Ersatz schaffen würden.
Die Entfernung hinderte sie kaum daran Verstärkung zu schicken, aber sie kämpften plötzlich gegen mehrere Feinde denen sie letztlich nicht gewachsen waren.
Die Niederlage in dieser unnötigen Expedition konnten sie nicht verkraften...
Es war ein leichtsinniges Unternehmen, dessen Risiko die Gewinne höchstwahrscheinlich nicht wert war und zu einem neuen aufflammen der Kämpfe führte.

Um Bildmaterial zu bekommen, gib einfach Hoplit (singular und plural), Alkibiades, Nikias, Syrakus, Athen usw. in die Suchmaschiene (z.B. google) ein und schalte dann auf "Bild".
Viel Erfolg.
 
Vielen Dank an alle, besonders an Tib. Gabinius.

Ich hab schon von Thukydides gehört und auch schon Quellen von ihm gelesen.

@Tib. Gabinius: hast du das alles aus dem kopf geschrieben oder was?? auf jeden fall hat dein text mir noch ein paar tatsachen vermittelt die mir nicht ganz klar waren. *dank* Unter welchem Einfluss stand Syrakus eigentlich und wie groß war ihr Einflussgebiet?

Gibt es online ein archiv für antike landkarten?

Vielen Dank
 
Ich habe zwar vieles im Kopf, aber um Zahlen korrekt wieder zu geben, und dir nicht irgendeinen Schmus aus meinem Gedächtnis aufzutischen, habe ich Zahlen und Namen nachgeschlagen.
Das zweite Plutarchbuch heißt Nikias...

Syrakus ist eigentlich eine korinthische Gründung, möglicherweise auf der Basis chalkidischer Siedler. Zum Zeitpunkt des Feldzuges war es aber mehr als nur Selbstständig und arbeitete sich gerade zur dominierenden Stadt auf Sizilien hoch. Ihr Einflußgebiet warnicht allzu groß, da Segesta und Katana ihm entgegenstanden.

Um dir Internetquellen anzugeben eignene sich andere hier besser, ich kann dir nur historische Atlanten wie den Putzge, Knaurs historischen Weltatlas u.ä. empfehlen.
 
Zur Ergänzung der Zahlen und Kurztexte von Gabinius:

Kurz nach der Expedition der Athener nach Melos kam ene Hilferuf Segestas auf Sizilien nach Athen, der die Athener gegen Syrakus um militärische Unterstützung bat. Nikias riet den Athenern davon ab, indem er auf die langen Nachschubwege hinwies und auf die militärische Stärke von Syrakus (wie du siehst waren die Probleme also durchaus bekannt). Alkibiades trat dagegen für das Anliegen von Segesta ein, vermutlich weil er bestochen worden war, also wieder besseres Wissen aus Gier.

Er stellt die Lage so dar, daß dies die einzigartige Gelegenheit für Athen war, ganz Großgriechenland zu erobern und in die athenische Einflußspähre zu bringen, in der Folge würde Athen eine Großmacht werden und mit den erbeuteten Reichtümern und dem Menschenpotential Großgriechenlands seine Feinde in der Heimat niederringen können. Dir Rede wurde von der Masse sehr gut angenommen und der Angriff mit überwältigender Mehrheit gegen den Willen der Oberschicht vom Volk im Jahre 416 beschlossen.

Als Strategen für das Unternehmen wählten die Athener die beiden politischen Feinde Nikias und Alkibiades, als Berater gab man den erfahrenen Strategen Lamachos mit.

Über Nacht kurz vor der Abfahrt wurden alle Hermessäulen in Athen beschädigt. Die Bürger sahen in dem Frevel ein schlechtes Omen für die Expedition nach Syrakus und verlangten eine genaue Untersuchung. Gerüchte und anonyme Denunzianten bezeichneten daraufhin Alkibiades als den Täter. Er wandte sich darauf hin an das Volk und weil er gerade erst zum Strategen ernannt worden war und er darlegte daß nur seine Gegner hinter dieser Tat stecken konnten wurde der Prozeß auf Anweisung des Volkes auf nach die Rückkehr aus Sizilien verschoben. Die wahren Täter wurden nie gefunden, höchstwahrscheinlich steckte wirklich Nikias dahinter.

Alkibiades fuhr also mit der Flotte und dem Gros der Streitkräfte Athens nach Sizilien und nahm dort Verhandlungen mit den verschiedenen griechischen Städten auf. Die Athenische Flotte landete derweilen bei Katane an der Ostküste und eroberte die Stadt Katane in einem Überraschungsangriff. Inzwischen arbeiteten die Feinde von Alkibiades weiter gegen ihn und machten wegen des Religionsfrevels weiter Druck, in der Folge wurden einige Gefolgsleute von Alkibiades aufgrund von Anzeigen hingerichtet. Als das Volk genug aufgehetzt worden war, setzte man durch das der Prozeß in Abwesenheit gleich statt finden sollte und das Volk beschloß Alkibiades mit einer schnellen Triere sofort zurück zu holen. Alkibiades war derweilen mit seinen Verhandlungen und Bündnissen gegen Syrakus recht erfolgreich gewesen, er bestieg zwar die Triere, floh aber bei Thurii an Land weil er sich sicher war verurteilt zu werden. In der Folge brachen die gerade kunstvoll geknüpften Bündnisse auf Sizilien größtenteils wieder auseinander.

Auf seine Flucht hin verurteilte man ihn in Athen zum Tode. Alkibiades war davon derart in Wut versetzt, daß er sich nach Sparta durchschlug und dort um Asyl bat. Dann bot er den Spartanern seine Dienste als Stratege gegen Athen an. Er riet den Ephoren der Stadt Syrakus spartanische Hopliten zu schicken und Verhandlungen mit den Sizilischen Griechen aufzunehmen. Desweiteren brachte er die Spartaner dazu, die Festung Dekelas in Attika zu erobern da sie angeblich strategisch wichtig war, in Wahrheit lagen dort Güter von ihm. Alkibiades, der bis dahin stets in größtem Luxus gelebt hatte lebte nun in Sparta wie ein Spartiat und fügte sich total in den spartanischen Staat ein.

Die Spartaner hörten in der Folge immer mehr auf seine Ratschläge und entsandten den Feldherrn Gylippos mit einer Flotte und einer erlesenen Truppe von Spartiaten nach Syrakus.

Der syrakusische Diplomat und Feldherr Hermokrates hatte derweilen die noch von Alkibiades gesponnenen Bündnisse vollständig zerschlagen und die Sizilischen Griechen größtenteils unter der Führung von Syrakus gegen Athen vereint. Wie weit dahinter Alkibiades selbst stand ist umstritten. Dennoch schlugen die Athener Syrakus und seine Verbündeten mehrmals und fuhren dann sogar einfach in den Hafen der Stadt ein. Bei den heftigen Kämpfen fiel der Stratege Lamachos im Kampf. Der überlebende Stratege Nikias war trotzdem zuversichtlich, Syrakus bald niederringen zu können, da die Athenische Flotte inzwischen die ganze See um Sizilien herum beherrschte und der Mut der Syrakusaner rasch sank. Aus Syrakus trat nun eine pro-athenische Partei mit Nikias in Verbindung und schlug Verhandlungen vor.

Im gleichen Moment erreichte das spartanische Aufgebot die Stadt und die Ankunft von Gylippos und vor allem die Ankunft seiner Spartanischen Hopliten brachte Syrakus dazu den Krieg weiter zu führen. In einigen Schlachten erlitten die Athener gegen die Spartanisch-Syrakusanischen Aufgebote unter dem Oberbefehl der Spartaner schwere Verluste und die Lage verschlechterte sich für Athener von da an von Tag zu Tag immer mehr. Nikias fragte darauf hin in Athen um Hilfe an und erhielt vom Volk die Zusicherung einer zweiten mächtigen Flotte im nächsten Frühjahr. Diese Flotte wurde dann auch in Fahrt gesetzt und stand unter dem Kommando des Kriegshelden Demosthenes, der die Spartaner bei Spaktheria geschlagen hatte. Nach einigen sehr heftigen und für beide Seiten verlustreichen Kämpfen erkannte Demosthenes, daß ein Sieg nicht mehr möglich war und riet daher zum sofortigen Abzug. Der athenische Angriff hatte inzwischen auch alle Sizilischen Griechen hinter Syrakus und Sparta geeint, mit der Ausnahme Segestas und einiger kleinerer Städte in Westsizilien.

Nikias dagegen fürchtete bei einer Rückkehr ohne Sieg vor Gericht gestellt zu werden und drängte daher auf die Fortsetzung des Feldzuges. Erst als auch noch Krankheiten im Heer ausbrachen stimmte er dem Abzug zu und rüstete zur Heimfahrt. Da trat eine Mondfinsternis ein und versetzte die Athener in lähmende Furcht, Nikias ließ die Mondfinsterinis derart deuten, daß die Athener noch mindesten einen Monat länger bleiben müßten.

Durch die Verzögerung verloren so die Athener die Chance mit einem Unentschieden nach Hause zu segeln, die Spartaner griffen die Athener an und zwangen sie zum Kampf während die Syrakusaner die Hafenausfahrt mit Schiffen sperrten, vermutlich indem sie einige in der Hafeneinfahrt versenkten, nach anderer Überlieferung mit Ketten.

Die Athener wurden in der Enge des Hafens zusammengeschlagen und konnten aucn nicht auf die offene See entkommen, da entschied sich Nikias die Flotte aufzugeben und über Land vorzustoßen um den Spartanern zu entgehen. Der Aufbruch hätte auf der Stelle erfolgen müssen und wäre dann höchstwahrcheinlich erfolgreich gewesen, Ziel des Ausbruchs war dann Segesta. Aber das athenische Heer zögerte zwei weitere Tag bis es losmarschierte und in dieser Zeit hatten die Spartaner und Syrakusaner schon die Landwege blockiert und sich dort mittels Feldbefestigungen eingegraben. 40 000 Athener kämpften sich langsam und zäh durch nicht enden wollende Verhaue und Sperrriegel während sie von Hinten und von den Flanken ununterbrochen von den Spartiaten attackiert wurden. Demosthenes der die Nachhut leitete wurde wegen der vielen Kranken und Verwundeten im Troß zu langsam und verlor den Anschluß, nach einem verzweifelten Kampf wurde seine Abteilung zum stehen gebracht und ergab sich aus Erschöpfung und Wassermangel den Feinden. Einige Zeit später war auch der Rest des athenischen Heeres unter Nikias am Ende und wurde nach schweren Kämpfen gefangen genommen.

Die beiden Feldherrn wurden hingerichtet, die überlebenden Athener insofern sie unverwundet waren wurden in die Steinbrüche von Latomien geschickt und dort durch Zwangsarbeit vernichtet. Nach 70 Tagen in den Steinbrüchen wurden die wenigen Überlebenden als Sklaven verkauft. Nur ganz wenige gelangten jemals wieder nach Hause.
In Athen rief die Nachricht von der vernichtenden Niederlage Wut und Trauer hervor, desweiteren hatte Athen über 100 Trieren eingebüßt und seine bis dahin beispiellose Überlegenheit auf See eingebüßt. Die Reserven der Staatskasse waren erschöpft und der Seebund fiel auseinander, Chios, Lesbos, Milet, Rhodos, Byzanz und auch Chalkedon fielen ab. Die Lebensmittelzufuhr aus Euböa hörte auf und die Sklaven der Silberbergewerke in Laurion erhoben sich und liefen zu den Spartanern über. Um die Lage noch schlimmer zu machen erfuhren auch die Perser davon und unterstützten nach Geheimverhandlungen mit Alkibiades Sparta mit Geld und Fachleuten für den Bau einer starken Flotte. Dennoch dauerte es immer noch 10 weitere Jahre bis Athen endgültig niedergekämpft war.
 
ersteinmal vielen dank an quintus fabius für die super klasse ausführung:hoch: ...sehr ausführlich und enthält sehr viel wichtiges für meinen vortrag. Darf ich fragen, wo du all diese Infos her hast? Sie sind sehr detaliert (ich mein.. die Sache mit der Mondfinsternes ist bestimmt nur erzählung aber sonst gibt es jede menge details die darauf schließen, dass Teile des Textes aus aus der Zeit stammen müssen). Eine Quelle wär ganz gut zu wissen.

vielen dank...

ich hab immer noch das problem mit den Karten...Ich könnte einfach eine Landkarte nehmen und Einflussgebiete und so weiter markieren...mal schaun..
 
Jetzt, wo Quintus dir deinen VOrtrag schon halb fertig geschrieben hast kannst du doch nochmal in die Bibliothek und die historischen Atlanten durchkramen ;)
 
Danke für das Lob. Die Informationen entnahm ich dem Buch Hellas von Nack-Wägner, den Text habe ich selber geschrieben. Das Buch selbst ist aber auch schon etwas älter und daher von der Sprache altertümlich. Ich habe aber so weit wie möglich selbstformuliert, schreib es aber besser noch mal um da heute sowas überprüfbar ist woher ein Text kommt.
 
leute...ihr seid echt klasse.:hoch: :yes:

ich werd mal in die bücherei gehen und mir ein historischen atlas beschaffen...

VIELEN DANK
 
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