Der Liberalismus hat nur indirekt etwas mit der Industrialisierung zu tun - viel mehr hat er mit der Aufklärung zu tun. Der Gedanke, dass der Einzelne größtmögliche Freiheit haben soll - also individuelle Freiheit, auf die der Staat, die politische und die wirtschaftliche Ordnung ausgerichtet werden sollen.
Seine Rolle habe sich vorrangig auf den Erhalt von Recht und Freiheit zu beschränken. Regulationen der Wirtschaft, aber auch Sozialleistungen sollten ebenso wie Steuern minimiert werden. Dem Einzelnen solle durch sein Mehr an Freiheit auch mehr Verantwortung für sich selbst übertragen werden.
Aufgabe des Staates ist, einzugreifen, wenn diese Freiheit verletzt wird, der Staat soll Recht und Freiheit schützen. Grundrechte sollen auch helfen, die Freiheit des Einzelnen zu schützen (Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit etc) - daher war ein Ziel der Liberalen, dass diese Grundrechte in die Verfassungen der Staaten Eingang finden. In der Zeit, als der Liberalismus entstand, herrschten nämlich noch vorwiegend absolute Monarchen, die selbst für sich in Anspruch nahmen, über dem Gesetz zu stehen und im Prinzip alle Entscheidungen allein nach Gutdünken trafen.
Wie gesagt, diese Freiheit gilt auch für die Wirtschaft (keine vorgeschriebenen Preise, aber auch keine Sozialleistungen wenn es nach den extremen Verfechtern des Liberalismus geht - jeder ist für sich selbst verantwortlich).
Aber den Liberalismus so einzuschränken "hat ja mit Industrialisierung zu tun" ... halte ich für falsch. Es gab ihn schon früher und durch die Industriealisierung erhielt der Liberalismus lediglich in einem Teilbereich neuen Schub. Wobei es durchaus Leute gab, die im Bereich Wirtschaft lautstark nach Freiheit schrien, im politischen aber überzeugte Monarchisten waren.
Der Sozialismus entsprang dann dem Elend der Arbeiter, das wiederum eine Folge der Industriealisierung war.