Spanien während des 2. Weltkrieges

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Gast

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Vor etwa 20 Jahren hat mir ein damaliger Arbeitskollege erzählt das sein Vater (etwa) 1943
einen militärischen Einsatz in Spanien hatte.
Seine Waffen-SS Einheit wurde per Bahnverladung von Russland nach Spanien verlegt um einen militärischen Aufstand gegen Franco (mit) niederzuschlagen. Dies soll sehr schnell gelungen sein.
Kommandeur dieser Einheit war ein General Baum.

Es ist mir bisher nicht gelungen diese Geschichte als wahr oder falsch zu verifizieren.
Vielleicht kann dies einer der Teilnehmer dieses Forums.

Einen Oberführer Baum gab es allerdings bei der SS.

Vielen Dank!
 
Das halte ich für ein Gerücht, vermutlich vor folgendem Hintergrund:


Otto Baum war 1942/43 Truppenführer bei der SS-Division "Totenkopf". Dieser Verband wurde bis Mitte 1942 im Demjansk-Kessel nahezu aufgerieben und im Sommer 1942 nach Frankreich zur Neuaufstellung verlegt. Der erste Teil des Gerüchtes hat den Hintergrund, dass die Reste der Division aus Rußland nach Südfrankreich transportiert worden sind.


Im zweiten Halbjahr 1942 befand sich die Division weiter in Südfrankreich, nahm an der Besetzung Süd-Frankreichs im November 1942 teil. Die Gerüchte damals betrafen auch einen Putsch in Spanien und ein Beitritt Spaniens zu den Allierten, dazu mögliche alliierte Landungen in Portugal und ein damit verbundener Durchmarsch durch Spanien. Weitere Gerüchte um die Division gingen dahin, dass die Mannschaften auf Tropentauglichkeit (ab Ende Nov. 1942) getestet wurden, um sie nach Nordafrika zu verlegen. Dazu kam es nicht.


Anfang 1943 wurde die Divison wieder nach Rußland verlegt, um den Zusammenbruch der Südfront nach Stalingrad zu verhindern. Dort blieb sie im gesamten Verlauf 1943 - Otto Baum durchgehend ab Februar 1943 bis März 1944 als Truppenführer SS-PGR 5.

Lexikon der Wehrmacht - Baum, Otto
 
Danke

Das halte ich für ein Gerücht, vermutlich vor folgendem Hintergrund:


Otto Baum war 1942/43 Truppenführer bei der SS-Division "Totenkopf". Dieser Verband wurde bis Mitte 1942 im Demjansk-Kessel nahezu aufgerieben und im Sommer 1942 nach Frankreich zur Neuaufstellung verlegt. Der erste Teil des Gerüchtes hat den Hintergrund, dass die Reste der Division aus Rußland nach Südfrankreich transportiert worden sind.


Im zweiten Halbjahr 1942 befand sich die Division weiter in Südfrankreich, nahm an der Besetzung Süd-Frankreichs im November 1942 teil. Die Gerüchte damals betrafen auch einen Putsch in Spanien und ein Beitritt Spaniens zu den Allierten, dazu mögliche alliierte Landungen in Portugal und ein damit verbundener Durchmarsch durch Spanien. Weitere Gerüchte um die Division gingen dahin, dass die Mannschaften auf Tropentauglichkeit (ab Ende Nov. 1942) getestet wurden, um sie nach Nordafrika zu verlegen. Dazu kam es nicht.


Anfang 1943 wurde die Divison wieder nach Rußland verlegt, um den Zusammenbruch der Südfront nach Stalingrad zu verhindern. Dort blieb sie im gesamten Verlauf 1943 - Otto Baum durchgehend ab Februar 1943 bis März 1944 als Truppenführer SS-PGR 5.

Lexikon der Wehrmacht - Baum, Otto


Dann war die Einheit Ende 1942 also in der Nähe Spaniens.
 
Halte ich auch für sehr unglaubwürdig. 1943 saß Franco fest im Sattel.

In den ersten Jahren nach dem Ende des Bürgerkriegs gab es zwar zahlreiche versprengte kleine Widerstandsgruppen, die sich jedoch auf geringster Ebene hielten: Einzelne Kämpfer und kleinste Gruppen von 3-4 Mann, die problemlos von der Guardia Civil und örtlichen Falangegruppen in Schach gehalten und nach und nach gejagt und zur Stecke gebracht wurden bzw. sich in sehr abgelegenen Gegenden aufhielten wo sie kaum auffielen.

Nach der Invasion Frankreichs 1944, kamen dann einige größere Gruppen von überwiegend kommunistischen Republikanern zurück ins Land, die sich über die Grenze bis in das Valle der Aran und teilweise tiefer bis nach Kantabrien infiltrierten. Da musste sich zeitweilig auch die Armee mobilisieren, da es sich überwiegend um Leute handelte die in der Resistance gewesen waren und große Erfahrung in dieser Art von Krieg hatten. Da es jedoch kein Rückhalt in der Bevölkerung gab, brach das Ganze auch sehr schnell zusammen.

Innerhalb des Regimes gab es m.W. nur einen kurzen Aufruhr. Das war jedoch noch während des Bürgerkrieges als sich Teile der Falange dagegen wehrten, mit den anderen Teilnehmergruppen des "Movimiento" in ein einheitliche Partei integriert zu werden. Das endete jedoch auch sehr schnell und mit nur (relativ) geringem Blutvergießen.

Deutsche Hilfe brauchte er 1943 bestimmt keine mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Möglich ist jedoch, dass die Ursache für dieses Geschichte die angebliche Vorbereitung für einen Angriff auf Gibraltar handelt.

Es gab Gerüchte, dass der schwere "Gustav"-Mörser an die Spanische Grenze geschickt wurde um dort bereit gehalten zu werden. Kann aber auch nicht stimmen, da dieses Geschütz zu dieser Zeit an der Ostfront im Einsatz war.
 
Warum sollte hitler , der zu dieser Zeit Südfrankreich besetzt hatte und jeden mann für Afrika und russland brauchtre , Franco zu hilfe eilen , der im Krieg nicht auf seiner Seite stand und ihm auch nicht half Gibraltar zu nehmen ?
 
Warum sollte hitler , der zu dieser Zeit Südfrankreich besetzt hatte und jeden mann für Afrika und russland brauchtre , Franco zu hilfe eilen , der im Krieg nicht auf seiner Seite stand und ihm auch nicht half Gibraltar zu nehmen ?

Genau das ist der Punkt, aber warum hätte er den unzuverlässigen Bundesgenossen nicht absägen sollen? Vom Zeitpunkt käme es hin. Ziel: Sicherung der Rohstofflieferungen aus Spanien und eine Marionettenregierung unter der Falange bzw. Stop der spanischen Neutralitätspolitik. Hitler hatte Freunde im spanischen Militär.
 
...Franco zu hilfe eilen , der im Krieg nicht auf seiner Seite stand und ihm auch nicht half Gibraltar zu nehmen ?

Weil man die spanisch-portugisischen Rohstofflieferungen dringend benötigte und auch hier die Errichtung einer "2. Front" - ohne Landung in Frankreich - möglich erschien.

Die entsprechende Führerweisung Nr. 40 betrifft diese Fälle Spanien/Portugal. Die entsprechenden Operationen sind unter den Decknamen "Ilona" und "Gisela" vorbereitet worden.

Grundlegend dazu: Charles Burdick, Planungen für das Einrücken deutscher Kräfte in Spanien 1942 und 1943, Die Unternehmen Ilona und Gisela, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau 1953, S. 164-178.
Für "Gisela" bestand im Mai 1943 Wartestand mit Alarmierungsfrist von 10-14 Tagen.

Gerüchte dazu gab es bei allen in Südfrankreich stationierten Verbänden. Diesbezüglich sollte man sich doch an den umfangreichen Dokumentationsstand der Wehrmacht halten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie der Arbeitskollge mir erzählte war es ein Kurzeinsatz, der im wesentlichen aus dem Zeigen der Waffen-Ss bestand.
(Hatte den Beitrag aus technischen Gründen nur als Gast starten können.)

Aber ich finde nichts in der spanischen Geschichte.
 
Wie der Arbeitskollge mir erzählte war es ein Kurzeinsatz, der im wesentlichen aus dem Zeigen der Waffen-Ss bestand.
(Hatte den Beitrag aus technischen Gründen nur als Gast starten können.)

Aber ich finde nichts in der spanischen Geschichte.

Ganz kurz willkommen, und ja, das könnte sehr interessant werden, vielleicht beglückt uns silesia mit Ausführungen zu den geplanten militärischen Aktionen seitens der Wehrmacht. Ich denke, es ist so ähnlich wie der Fall "Achse". Nach den schweren Niederlagen 1942/1943 ging man deutscherseits "zu Recht" von einem drohenden Zusammenbruch des Bündnissystems aus.
 
Vielen Dank für die Begrüßung!

Was mir wieder auffällt ist das ich für mich als Privatier genügend Bücher und einen Bildband über den spanischen Bürgerkrieg habe, mir jedoch der direkte Anschluß danach fehlt.
Hat jemand eine Literaturempfehlung, egal auf Deutsch, Englisch oder Spanisch?
 
Danke, und dass ein paar Einheiten in Kooperation mit dem spanischen Militär zwecks "Niederschlagung eines Aufstands" vorab über die Grenze gelegt worden sind, ist nicht widersinnig, es könnte sein und klingt sogar ziemlich plausibel.

Der Hinweis bei Burdick ist nur anders zu verstehen. Demnach sind das reine Schubladenpläne gewesen, für die die materielle Basis (= Truppenverbände) fehlte. Für den Alarmzustand Mai 1943 ist das Datum zu beachten, kurz vor Operation Zitadelle. Da geht die Plausibilität verloren.

Ganz interessant dazu, kurz zuvor:
"Secret Protocol Between the German and Spanish Governments
At the time in which the intention of the German Government to deliver to the Spanish Army in the shortest time possible arms, war equipment, and war material of modern quality and in sufficient quantity is to be realized, the Spanish Government, at the request of the Reich Government, declares that it is determined to resist every entry by Anglo-American forces upon the Iberian Peninsula or upon Spanish territory outside of the Peninsula, that means, therefore, in the Mediterranean Sea, in the Atlantic and in Africa as well as in the Spanish Protectorate of Morocco, and to ward off such an entry with all the means at its disposal.

Both parties obligate themselves to keep this declaration, prepared in the German language and in the Spanish language absolutely secret.
MADRID, February 10, 1943
FOR THE GERMAN GOVERNMENT:
VON MOLTKE
FOR THE SPANISH GOVERNMENT:
GOMEZ JORDANA
The Avalon Project : The Spanish Government and the Axis

"GISELA" wurde dann im Juni 1943 abgelöst durch Plan "NÜRNBERG", die Befestigung der frz.-spanischen Grenze durch einige Bauregimenter.
Quelle: Burdick


Zu den "Umsturzplänen" gibt es noch einen interessanten Dokumentenanhang der Kriegsmarine zur Besprechung Raeder-Hitler (Quelle: Lagebesprechungen des OBdM) im November 1942 nach der Landung der Allierten in Nordafrika. Als eines der drei möglichen Szenarien der Lageverschärfung werden "Umsturzversuche in Spanien" beschrieben, daneben allierte Landungen und Festlegung von Francos Spanien auf die Allierten. Der umfangreiche Vermerk enthält eine kleine Aufstellung der kriegsbedingt unverzichtbaren Rohstofflieferungen von Portugal und Spanien, darunter das schon genannte Wolfram (4000 to. p.a.) und rd. 1 Mio. to. Eisenerz p.a. Titel des Memorandums: "Lageanalyse Iberische Halbinsel".

Noch zu den Schubladenplänen: wie vermutet Schema F ohne Gibraltar, nur schnelle Durchquerung des Landes und Besetzung der wichtigsten Häfen. Wie man den Rest unter Kontrolle halten wollte, bleibt schleierhaft. Vermutlich baute man auf spanische Mitwirkung, nicht auf Widerstand. Franco hatte sich allerdings zu diesem Zeitpunkt und wegen der Lageänderung im Mittelmeer von den Achsenmächten distanziert. Im Herbst wurde dann auch die spanische "Blaue Division" aufgelöst.
Blaue Division ? Wikipedia


P.S. umgekehrt war Spanien übrigens von Weizen- und Kohlelieferungen abhängig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant das das Reich Kohle und Weizen für Spanien erübrigen konnte.
Das Wolfram war natürlich extrem wichtig.
 
Ging immer davon aus das das Reich Einkäufe in neutralen Staaten (Schweden, Türkei, Spanien Portugal, Schweiz) die ganz wichtigen Rohstoffe / Waren immer in Gold (oder Devisen der Kriegsgegner) bezahlen musste.
 
Ging immer davon aus das das Reich Einkäufe in neutralen Staaten (Schweden, Türkei, Spanien Portugal, Schweiz) die ganz wichtigen Rohstoffe / Waren immer in Gold (oder Devisen der Kriegsgegner) bezahlen musste.

Bezüglich Schweden und Schweiz ist ebenfalls auf die Kohle als Kompensation hinzuweisen. Als weitere Währung dienten "Waffen", so für die Türkei.

Zu den Nahrungsmitteln/Spanien: überlebens-wichtig waren auch die umfangreichen Importe aus Südamerika etc. Der Faktor zeigt die Verwundbarkeit Spaniens durch Blockade, die Großbritannien mit etwas Anstrengung auch 1941 möglich gewesen wäre.
 
Soweit ich mich erinnere ist das schwedische Massengut Eisenerz mit Kohle und oder Kokslieferungen bezahlt worden.
Die Schweiz hatte während des 2. Weltkrieges unter einem großen Energiemangel zu leiden, deshalb Ausbau der Wasserkraft, Holzvergaser, Bio-Sprit für die wenigen Flugzeuge... .
Rarere Artikel wie Chrom (Türkei) oder Wolfram (Iberische Halbinsel) mussten härter bezahlt werden.
Das galt auch für rumänischen Öl, wo es den Rumänen sogar gelang Gold dafür zu bekommen.

Die Handelspolitik des Reiches wäre ein eigenes Thema.
 
Soweit ich mich erinnere ist das schwedische Massengut ...

Hierzu noch der Verweis auf Eichholtz, Die deutsche Kriegswirtschaft 1939-45, Band 3, der das Handelsvolumen mit den nicht kriegführenden Staaten ausführlich darstellt.

Interessant ist übrigens, dass über Spanien auch ein reger Importschmuggel stattgefunden hat: Südamerika-Spanien, von dort mit nicht kontrollierbaren Kleinschiffen in das besetzte Frankreich. Entsprechend wurden deutsche Waffen auf spanischen Schiffen nach Brasilien verbracht und mindestens in einem Fall nach Intervention der USA von den britischen Schiffen durchgelassen. In Spanien/Portugal selbst stritt man (GB/DR) um die Aufkäufe von Wolfram-Produzenten bzw. Erz-Kartellen, hier gab es sogar Preisschlachten.
 
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