Spanisch in Deutschland

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Gast

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Ich finde nur wenig Information zur Frühphase (17. Jh) der Beschäftigung mit dem Spanischen in deutscher Sprache. Kann mir jemand helfen?
 
Ich kann Dir eigentlich nur Hinweise auf reformatorische Schriften geben, die damals (seit dem 16. Jhdt.), weil die Reformation in Spanien von der Span. Inquisition verfolgt wurde, in Deutschland und in den Niederlanden (sofern von den Spaniern nicht kontrolliert - die burgundisch-habsburgischen Niederlande waren durch Philipp den Schönen, respektive seinen Sohn Karl V. an Spanien gefallen) gedruckt wurden. Seit dem 17. Jahrhundert kam es zunächst zu Übersetzungen oder Übertragungen v.a. der Schelmenromane ins Deutsche. Mit Übertragung meine ich die Anpassung der Schelmenromane an dt. Verhältnisse. Z.B: wurde der Guzmán de Alfarache von Aegidius Albertinus ins Deutsche übersetzt unter dem Titel Der Landstörtzer Gusman von Alfarche oder Picaro genannt (1615). Wobei Albertinus die Pointe von Mateo Alemán, der den Antagonismus zwischen Moraltheologie und gesellschaftlicher Realität herauszustellen versucht hatte, in gegenreformatorischer Absicht unterlief.
Der Lazarillo, der Urschelmenroman wurde in Deutschland nur in seiner durch die Zensur verstümmelten Form bekannt (Lazarillo castigado), die dann 1614/17 übersetzt wurde. "Der gesellschaftliche Zwang, mit dem sich der spanische Lazarillo auseinandersetzen musste, wird nicht einmal erwähnt. der Konflikt reduziert sich auf Lázaros moralische Verhalten. Nicht die Gesellschaft soll ermahnt werden, sondern der Pícaro selbst. Dies kommt einer exakten Umkehr der ursprünglichen Erzählabsicht gleich." (Rötzer, 1972, S. 45, zitiert nach Bauer, Matthias: Der Schelmenroman. Stuttgart 1994.)
Cervantes' (ja genau, mein Erschaffer) Rinconete y Cortadillo wurde von Niclaus Ulenhart aus Sevilla nach Prag verlegt. Selbst die Namen wurden übersetzt. Aus Rinconete wurde Winckelfelder (rincón - 'Winkel, Ecke') und aus Cortadillo (cortar - 'schneiden') wurde Schneidt. Der Titel von 1617 lautete: Historia von Isaac Winckelfelder und Jobst von der Schneidt.
 
Wie konnte ich das bloß vergessen! :autsch:
Die älteste Übersetzung des Quijote von 1648: Don Kichote de la Mantzscha, das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland.
La mancha -
das ist der 'Flecken', im Übrigen etymologisch verwandt mit macchia aus lat. macula. Wer also in Spanien seine café manchado oder seine leche manchada trinkt oder in Italien (und seit ca. zehn Jahren in Deutschland) seinen latte macchiato - wobei mir gerade auffällt, dass latte männlich, aber leche weiblich ist - der trinkt 'befleckte Milch' oder 'befleckten Kaffee'.
Woher allerdings die spanische Region La Mancha ihren Namen hat, den Joachim Caesar oder Pahsch Basteln von der Sohle so trefflich in 'Fleckenland' übersetzte, weiß ich leider nicht. Aber das wird hier weiterdiskutiert: http://www.geschichtsforum.de/f303/zur-etymologie-von-la-mancha-21457/
 
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