Sportgeschichte

G

Gast

Gast
Welche gesellschaftspolit. Gründe gibt es für die Entwicklung von Risikosportarten, wie z.B. Base-Jumping oder Free-Solo-Climbing?

Wo liegen die Wurzeln des Risikosports?
 
Hört sich eher nach einer sportphilosophischen als nach einer gesellschaftspolitischen Frage an.;)

Ich würde mal sagen, dass die Wurzeln des Risikosports im Kampf liegen, der insoweit kultiviert wurde, dass heutzutage der "echte Mann" die Adrenalinausschüttung nicht mehr mit der Keule in der Hand auf der Jagd sucht, sondern mit dem Gummiband um die Füße beim Base-Jumping oder ohne jede Absicherung beim Free-Climbing; wobei dieses "Neandertaler-Verhalten" heutzutage von vielen Frauen geteilt wird (ohne jetzt auf die Frage eingehen zu wollen, ob sich Frau Neandertal nicht auch schon im Neandertal neandertalig verhielt).

Meine Buchempfehlung: Volker Caysa (Hrsg.), Sportphilosophie, Reclam-Verlag, 1997.

Zudem habe ich mal einen TV-Bericht gesehen, in dem - so meine ich - berichtet wurde, dass bei (vielen) Free-Climber ein bestimmter körperlicher Defekt nachweisbar sein soll, der dazu führt, dass sich diese Menschen erst ab einer bestimmten Adrenalinmenge im Körper so richtig als Mensch fühlen (laienhaft ausgedrückt; im Bericht wurde für diesen Zusammenhang eine komplizierte medizinische Erklärung verwendet, die ich mir nicht merken konnte).
 
Zuletzt bearbeitet:
In gewisser Weise ist das aus historischer Sicht nix Neues, gab es "Extremsport" schon in Form von Initationsriten und anderen Ritualen früherer Kulturen. Ein Beispiel, das mir gerade einfällt, ist das "Vogelmann"-Ritual auf der Osterinsel: Junge Männer mussten einmal im Jahr über Felsen klettern und zu einer nahegelegenen Insel schwimmen, von dort dann das unversehrte Ei eines bestimmten Seevogels mitbringen, was alles nicht ungefährlich war.

http://www.osterinsel.net/oster/4_2rituale.htm

Ähnliches habe ich auch schon von anderen Kulturen gehört, nur fällt mir jetzt nichts konkretes ein.

P.S: auch das Bungee-Jumping hat seine Ursprünge in solchen Ritualen. Ließ mal hier unter Unterpunkt "Geschichte":

http://de.wikipedia.org/wiki/Bungee-Jumping
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mir einige Faktoren vorstellen:
- Konsumgesellschaft: möglichst viele Leute sollen möglichst viel konsumieren. Die normalen Freizeitgeräte hat man schon, die Industrie muss was Neues bieten.

- dazu kommt, dass unser Alltagsleben in gewisser Weise so risikolos, langweilig, eben "alltäglich" geworden ist, dass es einen Wunsch nach Ausloten der Grenzen, Nervenkitzel, es sich selbst beweisen etc gibt.
 
Gast schrieb:
Welche gesellschaftspolit. Gründe gibt es für die Entwicklung von Risikosportarten, wie z.B. Base-Jumping oder Free-Solo-Climbing?
Wo liegen die Wurzeln des Risikosports?

Zu deinen - sportsoziologischen - Fragen habe ich folgendes Buch gefunden:
Opaschowski, Horst W.: Xtrem. Der kalkulierte Wahnsinn. Extremsport als Zeitphänomen, Germa-Press Verlag, 2000
ISBN: 3924865337
und folgender Link scheint mir erhellend zu sein:
http://www.goethe.de/ges/spr/dos/de412299.htm
Weitere Infos findest du sicher auch hier:
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/15943/
 
Papa_Leo schrieb:
Ich kann mir einige Faktoren vorstellen:
- Konsumgesellschaft: möglichst viele Leute sollen möglichst viel konsumieren. Die normalen Freizeitgeräte hat man schon, die Industrie muss was Neues bieten.

- dazu kommt, dass unser Alltagsleben in gewisser Weise so risikolos, langweilig, eben "alltäglich" geworden ist, dass es einen Wunsch nach Ausloten der Grenzen, Nervenkitzel, es sich selbst beweisen etc gibt.
Joh, wir haben es sehr langweilig. Wir haben alles, können alles kaufen, selbst der Sex ist durch alle Medien durchgekaut - was also bleibt an Herausforderungen?
Zudem ist das Lebensmotto "an die Grenzen gehen" nur noch persönlich gemeint. Es besteht keine Gefahr, wenn man zum Beispiel sich der polnischen oder der innerdeutschen Grenze annähert.
 
Hurvinek schrieb:
Joh, wir haben es sehr langweilig. Wir haben alles, können alles kaufen, selbst der Sex ist durch alle Medien durchgekaut - was also bleibt an Herausforderungen?
Zudem ist das Lebensmotto "an die Grenzen gehen" nur noch persönlich gemeint. Es besteht keine Gefahr, wenn man zum Beispiel sich der polnischen oder der innerdeutschen Grenze annähert.

Welche innerdeutsche Grenze?

Außerdem: ich kenne viele Leute mit deutlichen Grenzen, mich eingeschlossen, an die es sich lohnen würde, einmal zu kratzen. Und die bestehen nicht darin, ob ich mich an ein Gummi-Seil hängen möchte oder nicht.
Ich halte, zugespitzt formuliert, Extremsportarten für ein Syptom mangelnder Fantasie. Die Grenzen im Kopf zu erforschen und zu überspringen, zumindest versuchsweise, scheint mir um ein Vielfaches spannender.
 
Zurück
Oben