Sprache der Angelsachsen

Zwischen Altenglisch und Altsächsisch gab es sehr wohl Unterschiede..

Du hast meinen Beitrag Nr. 10 missverstanden. Was ich sagen wollte ist:

Als die Sachsen, Angeln und Jüten im 5. Jh. auf die Britischen Inseln kamen, sprachen sie ihre heimatlichen westgermanischen Idiome (Altsächsisch usw.). Von "Altenglisch" kann zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede sein, denn diese Sprachvariante entwickelte sich erst allmählich, wich dann natürlich vom kontinentaleuropäischen Altsächsisch ab und wird erst im 8. Jh. greifbar.
 
Weil Sachsen heidnisch war, daher könnte es einen eigenen Begriffes bedurft haben, der nicht der Sprache entlehnt werden konnte. Erscheint mir plausibler als eine Lautalteration.

Das halte ich dagegen für überhaupt nicht plausibel.
a) den Himmel gab es schon vor der Religion, ob nun christlich oder nicht.
b) auch die Goten kannten das Wort für Himmel: himinam (vgl. gotisches Atta unsar), wobei ich nicht weiß, ob Himinam nicht vielleicht nur ein Lokativ ist. Ebenso die von Maglor aufgeführten Formen: Nominative oder andere Flexionsformen und deshalb die verschiedenen Endungen? himila, himilom, himilom, himile.
c) wenn es ein Lehnwort wäre, dann hätten es die Franken ja auch entlehnen müssen, doch die lateinischen Worte altum, aetherum oder caelum haben überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem germanischen Wort himil- (und, wenn wir oben schon über die gotische Bibel gesprochen haben, hat himil bzw. himinam auch keine Ähnlichkeit mit dem griechischen οὐρανος).
 
Zwischenfrage: Wie kommt es eigentlich, dass ausgerechnet die Angeln, und nicht die Sachsen dem englischen Volk ihren Namen gaben?

Das habe ich mich auch schon des öfteren gefragt. Wikipedia sagt dazu Interessantes:

Die Herkunft beziehungsweise die Entwicklung hin zur Namensbildung „Angelsachsen“ ist heute nicht mehr nachvollziehbar, dennoch lassen die vorhandenen Quellen Rückschlüsse zu, die daraus abgeleitete Annahmen plausibel machen. Grundsätzlich scheint bei den Kolonisten, besonders bei den Jüten und Angeln, die Bindung zu den kontinentalen Verwandten recht schnell Lockerungen unterworfen gewesen zu sein bis hin zum Abbruch.
Beda lokalisierte die Jüten in Kent und gibt sie in der Namensform Iutae wieder, die nicht aus heimischer angelsächsischer Überlieferung stammt. Die angelsächsische Form wäre *Eotas, oder *Eotan, wobei diese aber nirgends überliefert ist. Beda kannte also den korrekten Namen nicht mehr. Um 700 können nur noch schwache Erinnerungen an den Namen und die damit in Verbindung stehende Urheimat existiert haben. Alfred der Große gab in seiner Übersetzung von Bedas Kirchengeschichte dann Iutae mit Geatas wieder, den Namen der Gauten aus Schweden.

Die häufige angelsächsische Form Ongle für Angle gab Alfred anstatt mit der korrekten Form Angli, mit dem Namen der Landschaft wieder, Angel. Auch er kannte somit selbst nicht mehr die Namen für die alten Stämme.
Die Sachsen behielten ihre Kontakte aus dem historisch ersichtlichen Zusammenhang der dominanten kontinentalen Ausbreitung des Stammesverbandes. Die Kolonisten nannten zur Unterscheidung des englischen Zweiges diese Eald-seaxan, Altsachsen.

Beda war nicht klar, dass Angeln und Sachsen unterschiedliche Stämme waren. Er bezeichnete sie als Angli sive (vel) Saxones, als seien sie ein und dieselben. Alfred berichtigte Beda hierin durch ein ond beziehungsweise durch ein oder. Bedas Grundlage für seine Wiedergaben und Annahmen mögen tradierte Sprüche und Merkreime in der Form des Stabreims gewesen sein.
„of Englum ond Eotum (Iutum) ond of Ealdseaxum“
„von den Angeln und den Jüten und den Altsachsen stammen die Angelsachsen“
– Beda Hist. ecc. gen. Ang. I,15
Dieser Typus eines Dreiklangs passt zu dem alten Muster germanischer Abstammungssagen wie beispielsweise der Stammbaum des Mannus in Tacitus Germania, Kapitel 2.
Der Name der Angeln dominierte den der Sachsen als vereinheitlichten Namen für alle Germanen auf der britischen Insel. Die angelsächsischen Könige nannten sich rex Anglorum, oder rex Anglorum Saxones. Papst Gregor I. nannte den König Ethelbert von Kent – selbst jütischer Abstammung – in seinem Brief von 601 rex Anglorum. Um 1000 verdrängte der aus dem altnordischen und von den Wikingern eingeführte Begriff für Land und Volk, Englar und Englaland die älteren einheimischen wie unter Anderem Āngelþeod „Angelvolk“. Diese neue Form tritt sowohl in den altnordischen Texten als auch in den angelsächsischen auf und führte schließlich zur Herausbildung der Kurzform England.
Angelsachsen ? Wikipedia
 
Das halte ich dagegen für überhaupt nicht plausibel.
a) den Himmel gab es schon vor der Religion, ob nun christlich oder nicht.
b) auch die Goten kannten das Wort für Himmel: himinam (vgl. gotisches Atta unsar), wobei ich nicht weiß, ob Himinam nicht vielleicht nur ein Lokativ ist. Ebenso die von Maglor aufgeführten Formen: Nominative oder andere Flexionsformen? himila, himilom, himilom, himile.
c) wenn es ein Lehnwort wäre, dann hätten es die Franken ja auch entlehnen müssen, doch die lateinischen Worte altum, aetherum oder caelum haben überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem germanischen Wort himil- (und, wenn wir oben schon über die gotische Bibel gesprochen haben, hat himil bzw. himinam auch keine Ähnlichkeit mit dem griechischen οὐρανος).

Akzeptiert, warten wir also auf die angelsächsische Lautverschiebung.
Im übrigen wissen wir nichts bzw. wenig über die altsächsische Sprache. außer Heliand, Beowulf und dem Taufgelöbnis. Es ist m.E auch gut möglich, dass iro-schottische Mönche das altenglische Wort für Himmel dem Wort für Hafen entnommen haben.

Zu c.) Glaube ich nicht, es wird vielleicht ein gemeingermanisches Wort gegeben haben, es fragt sich aber, ob im Zuge der Christianisierung, die von verschiedenen Seiten erfolgte, dieses Wort Verwendung fand.
Brötchen - Semmel - Stripppe.

Und ein niederdeutscher Mundartler kann auch heute noch den Beowulf einigermaßen verstehen, wenn er denn richtig intoniert wird. Friesen mit Friesisch vielleicht noch besser. Dialektkontinuum eben.
 
welche sprache sprachen die angelsachsen eigentlich

Die Angelsachsen sprachen germanische Dialekte, und zwar die der Angeln, Sachsen und Jüten. Diese Dialekte mögen sich mit der Zeit vermischt bzw. angenähert haben - ob zu einem "Angelsächsisch", das möchte ich nicht beurteilen. (Eine interessante Frage, gab es vor der normannischen Eroberung eine angelsächsische Sprache?)

Gruß!
 
Auch eine gute Frage, es ist fraglich, ob man in dieser Epoche zwischen Stämmen so unterscheiden konnte, zumal sprachlich. Wahrscheinlich ist die Sprache ähnlich gewesen, die Angeln könnten z.B. nur eine Art Unterstamm der Sachsen oder Jüten gewesen sein. Das dürfte weniger als Volk in heutigem Sinne zu sehen sein, eher mehr Sippen oder Clans mit einer Oberbezeichnung z.B. Sachsen. Kultur und Sprache sollten noch recht einheitlich gewesen sein.
 
@ Himmel und heaven
Wie so oft findet sich im Deutschen Wörterbuch die Antwort.:yes:
Das angelsächsischen heofan ist etymologisch gar nicht mit den anderen germanischen Himmel verwandt. Gotisch himins, altnordisch himinn, altsächsisch himil usw. gehen allesamt auf die Wurzel ham- zurück, während das englische Wort auf die Wurzel hab- zurück geht. Angelsächsisch heofon bedeutet heben.
Es handelt sich also um einen Laut von b zu f. Dieser umfasst die englische Sprache, die skandinavischen Sprachen, teilweise das Niederländische und Friesische, verschont aber die deutschen Dialekten, die an dieser Stelle konservativ, also dem Gotischen ähnlich bleiben. Auch die Altsachsen und die Angeln in Thüringen bleiben verschont.
Nun ist also auch der Unterschied zwischen haben und to have, geben und to give, leben und to live oder auch zwischen Elben und Elfen, Nibelungen und Niflungen geklärt.
Im frühen Angelsächsisch ist dieser Wandel noch nicht vollständig vollzogen, setzt sich aber mit der Zeit bekanntlich durch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die f-b-Alteration ist klar. Und ein f-m-Alteration gibt es also nicht. So klang das nämlich an. Danke für die Aufklärung.
 
Zwischenfrage: Wie kommt es eigentlich, dass ausgerechnet die Angeln, und nicht die Sachsen dem englischen Volk ihren Namen gaben?
Weil unter den frühen Königreichen die nördlichen (von den Angeln besiedelten) politisch dominierten: Northumberland und Mercia.
Vermutlich waren die Angeln auch zahlenmäßig überlegen, sie siedelten ja von der Themse bis zu den schottischen Lowlands.

Aber ihre Königreiche wurden von den dänischen Invasoren im 9. Jahrhundert zerschlagen und erobert, von den angelsächsischen Reichen insgesamt blieb nur das sächsische Wessex übrig und von dort aus begann dann die Eroberung aller ehemaligen Königreiche zu einem "England" - die Herrscher von Wessex haben diesen Begriff wohl ganz bewußt übernommen, um als Sachsen eben auch Herrscher der Angeln sein zu können.
 
Weil unter den frühen Königreichen die nördlichen (von den Angeln besiedelten) politisch dominierten: Northumberland und Mercia.
Vermutlich waren die Angeln auch zahlenmäßig überlegen, sie siedelten ja von der Themse bis zu den schottischen Lowlands.

Aber ihre Königreiche wurden von den dänischen Invasoren im 9. Jahrhundert zerschlagen und erobert, von den angelsächsischen Reichen insgesamt blieb nur das sächsische Wessex übrig und von dort aus begann dann die Eroberung aller ehemaligen Königreiche zu einem "England" - die Herrscher von Wessex haben diesen Begriff wohl ganz bewußt übernommen, um als Sachsen eben auch Herrscher der Angeln sein zu können.


Und warum sagt man "Angelsachsen", aber es heißt immer, dass Teile der Angeln, Sachsen und Jüten nach "Britannien" übersiedelten und kamen in die dänischen Reiche nicht auch dänische Siedler, die sich als "Germanen mit Germanen" vermischten?

Gruß!
 
Moin

Was haltet Ihr davon:

Ich bin in Norddeutschland geboren und verstehe auch platt.
Ich habe den Eindruck, das es viele "niedere" Worte im englischen gibt die lautmalerisch eine relativ enge Verwandtschaft zu niederdeutschen Dialekten aufweisen. Könnte vom angelsächischen kommen!?
Während "höhere" Worte keine Verwandtschaft aufzuweisen scheinen.
Ist das so?
Wenn ja, sollte die Ursache in der Normanneninvasion liegen, da die Normannen dann in Ihrer Sprache
die Verwaltung z.B. übernommen haben.

Obacht!
Alles Spekulation meinerseits auf Grund subjektiver Eindrücke.
 
Ich bin in Norddeutschland geboren und verstehe auch platt.
Ich habe den Eindruck, das es viele "niedere" Worte im englischen gibt die lautmalerisch eine relativ enge Verwandtschaft zu niederdeutschen Dialekten aufweisen. Könnte vom Angelsächischen kommen!?
Nicht vom Angelsächsischen, das hieße ja, dass das Angelsächsische einen Einfluss auf das Niederdeutsche genommen habe, sonderen, dass das Angelsächsische gewissermaßen ursprünglich Teil der Dialektgruppen war, welche das Niederdeutsche bildeten.

Während "höhere" Worte keine Verwandtschaft aufzuweisen scheinen.
Ist das so?
Wenn ja, sollte die Ursache in der Normanneninvasion liegen, da die Normannen dann in Ihrer Sprache
die Verwaltung z.B. übernommen haben.

Obacht!
Alles Spekulation meinerseits auf Grund subjektiver Eindrücke.
Schau was der angelächsische Bauer im Stall hatte und was beim normannischen Adeligen auf den Teller landete:

pig - pork < porc
cow - beef < boeuf
sheep - mutton < mouton
deer - venison
chicken - pullet < poulet
 
Moin

Was haltet Ihr davon:

Ich bin in Norddeutschland geboren und verstehe auch platt.
Ich habe den Eindruck, das es viele "niedere" Worte im englischen gibt die lautmalerisch eine relativ enge Verwandtschaft zu niederdeutschen Dialekten aufweisen. Könnte vom angelsächischen kommen!?
Während "höhere" Worte keine Verwandtschaft aufzuweisen scheinen.
Ist das so?
Wenn ja, sollte die Ursache in der Normanneninvasion liegen, da die Normannen dann in Ihrer Sprache
die Verwaltung z.B. übernommen haben.

Obacht!
Alles Spekulation meinerseits auf Grund subjektiver Eindrücke.


So in etwa:

Die Ähnlichkeit des Englischen mit dem Deutschen und Niederländischen beruht auf dem gemeinsamen Ursprung (Westgermanische Sprachen – Wikipedia ). Dass das Niederdeutsche mehr dem Englischen ähnelt als das Standarddeutsche liegt daran, dass das Niederdeutsche von der Zweite Lautverschiebung – Wikipedia nicht betroffen war. Z. B. Niederdeutsch Wat ist dem englischen What sprachlich näher als das hochdeutsche Was.

Und zu den Ähnlichkeiten des Englischen mit dem Französischen: im Englischen gibt es viele Lehnwörter aus dem Französischen. Nach der Normannische Eroberung Englands – Wikipedia im Jahr 1066 hat das Französische (genauer gesagt das damalige Französisch der Normandie) das Englische stark beeinflußt. Da gibt es zahlreiche Dubletten (Wörter annähernd gleicher Bedeutung), von denen das eine das englische Erbwort, das andere das französische Lehnwort ist. Ich sehe gerade, dass @El Quijote schon einiges aufgeführt hat.

Im übrigen hat auch das Altnordische seinen sprachlichen Einfluß auf das Englische gehabt.
 
Nicht vom Angelsächsischen, das hieße ja, dass das Angelsächsische einen Einfluss auf das Niederdeutsche genommen habe, sonderen, dass das Angelsächsische gewissermaßen ursprünglich Teil der Dialektgruppen war, welche das Niederdeutsche bildeten.


Schau was der angelächsische Bauer im Stall hatte und was beim normannischen Adeligen auf den Teller landete:

pig - pork < porc
cow - beef < boeuf
sheep - mutton < mouton
deer - venison
chicken - pullet < poulet
[/QUOTE]

Ja, genau das meinte ich ja, und die Worte die Du angeführt hast sind "niedere Worte", von denen einige unserem niederdeutschen ähneln.
Ich hatte mich vielleicht falsch ausgedrückt,
 
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