Sprache in Danzig im XV-XVII

Deutsch und Polnisch; Latein war die Sprache der Gebildeten im Klerus oder an weltlichen Universitäten.
 
Habt ihr vielleicht ein Link dazu? Es ist sehr wichtig fuer mich weil ich mit jemanden gewettet habe, er sagte, man hat damals in Danzig nur Latein gesprochen.
 
Man hat vielleicht einen Teil der alten Dokumente in Latein geschrieben. Alltagssprache war es dort nie.

Bitte, bitte ein Link dazu, sonnst gewinne ich meine Wette nicht :) Ich habe leider nichts finden koennen was es eindeutig prueffen wuerde welche Sprache dort gesprochen wurde.
 
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Ist zwar nicht auf Danzig speziell bezogen, aber vielleicht hilfts ja doch:
Humanistisches Latein ? Wikipedia
da heißt es u.a. :
"Weil dem humanistischen Latein der exakte Wortschatz für den modernen Alltag fehlte, entwickelte sich das Latein, durch diese Änderungen beschleunigt, von einer Alltagssprache zu einem Gegenstand der Gelehrsamkeit. Die Bemühungen der Humanisten machten das Latein von einer klassischen, aber noch nützlichen Sprache zu einer ausgestorbenen Sprache."
 
Die Bezeichnung des Lateinischen als "Alltagssprache" im Wikipediaartikel zum Humanistischen Latein ist etwas skurril.

Danzig war, wie viele Städte in Osteuropa, in denen deutsche Kaufleute eine wichtige Rolle spielten, eine Stadt Magdeburger Rechts, das auf deutsch gefasst war, und welches wiederum auf den Sachsenspiegel zurückgeführt wird:
bibliotheca Augustana
 
Bitte, bitte ein Link dazu, sonnst gewinne ich meine Wette nicht :) Ich habe leider nichts finden koennen was es eindeutig prueffen wuerde welche Sprache dort gesprochen wurde.
Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert hat man nirgends mehr "Latein" als Alltagssprache benutzt. In einigen Ländern haben sich die romanischen Sprachen daraus entwickelt, in anderen ist es von der Sprache der Eroberer abgelöst worden. Der Danziger Raum war aber nie Teil des Römischen Reiches also wird es ausser ein paar Kirchenmännern, Kanzleibeamten und Gelehrten niemand verwendet haben. Das Volk wird je nach Ursprung deutsche, slawische und baltische Mundarten gesprochen haben, die Amtssprache wird nach der Reformation deutsch gewesen sein.
 
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Das Volk wird je nach Ursprung deutsche, slawische und baltische Mundarten gesprochen haben, die Amtssprache wird nach der Reformation deutsch gewesen sein.
Ich nehme an, dass Deutsch die Haupt- und Verkehrssprache gewesen ist. Aus der insoweit plausiblen Darstellung von Pawlowski [1] geht hervor, dass das eine Folge der Inbesitznahme von Pommerellen und Danzig durch den Deutschen Orden war, d.h. dessen Sprache musste sich zunächst gegen die der einheimischen Preußen durchsetzen.

Da die Ordensritter selber unterschiedlicher Herkunft waren, kann man von einer mundartlichen Vielfalt sprechen mit zwei "Haupt-Dialecten": "Im Allgemeinen wurde in Danzig selbst bis zum Ende des vorigen [18.] Jahrhundert größtentheils 'mittelhochdeutsch' geschrieben, aber 'niederdeutsch' gesprochen, sowohl bei den vornehmen Patriciern wie bei den armen Handwerkern."

Das schließt natürlich den Gebrauch des Polnischen/Kaschubischen durch Personen entsprechender Herkunft nicht aus.


[1] Geschichte der Provinzial-Hauptstadt Danzig. Danzig 1893, S. 138 ff. ("Sprachliche Entwicklung")
 
Zum allgemeinen Sprachverwirrung gesellen sich noch religiöse Minderheiten:

In der Neuzeit sind Hugenotten aus Frankreich, Calvinisten aus Österreich und Mennoniten aus Holland und Friesland nach Danzig geflohen. Die protestantischen Einwanderer dürfte ihre Mundarten noch mehrere Generationen behalten haben. Als Kirchengemeinden grenzten sie sich über Jahrhhunderte scharf von den alteingesessenen deutschen und slawischen Katholkien und Lutheranern ab. Die Sprachen der Heimatländer (Französisch, Holländisch, Friesisch) wurden erst im 19. Jahrhundert - also mit Aufkommen des Nationalismus - vollständig abgelegt. Außerhalb von Kirche und Familie müssten sie natürlich ebenfalls niederdeutsch oder polnisch gesprochen haben.
Zu den Mennoniten und der Stellung von Friesen und Holländern in Danzig folgender Link: http://www.taeufergeschichte.net
Danzig stand zwar unter polnischer Herrschaft, blieb aber eine "freie" Hansestadt. Ähnlich wie in dem aus dem Ordensstaat entstandenem protestantischen Herzogtum Preußen herrschte hier eine gewisse Toleranz unter polnischer Oberhoheit.

Mit einer Sondersprachen der jüdischen Minderheit muss nicht unbedingt gerechnet werden. Eine massive Zuwanderung von Sprechern der ostjiddischen Sprache kam es jedoch erst im 20. Jahrhundert, als viele Juden vor dem Russichen Bürgerkrieg flüchteten.
 
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