Spürbare Auswirkungen des Versailler Vertrags

Repo

Aktives Mitglied
Während die meisten Bestimmungen des Versailler Vertrages den einzelnen Bürger nur mittelbar und zeitverzögert trafen, gab es auch solche die sofort zu ganz erheblichen Einschränkungen führten.

Ab August 1919 war das Deutsche Reich durch den Versailler Vertrag verpflichtet sehr große Mengen an Steinkohle an Frankreich, Italien und Belgien zu liefern.
Die Gesamt-Förderung reichte nicht mehr für den Eigenbedarf. Verschärft wurde dies noch durch langandauernde Querelen in Oberschlesien.

Das hatte für jeden Bürger ganz erhebliche Auswirkungen.
Ab September 1919 wurde der Personenzugverkehr eingeschränkt. Ab 1. November bis Mitte Dezember fuhren nur noch morgens und abends Pendlerzüge, sonst gab es keinen Personenreiseverkehr. Die Gaswerke verkündeten "Gassperren" von Vormittags 11.30 Uhr bis Nachmittags 17.00 Uhr gab es kein Gas.
Auch die Elektrizitätswerke verkündeten "Stromsperren".
 
Zuletzt bearbeitet:
Zählt der Kriegsschuldartikel auch zu den spürbaren?
Viele Zeitgenossen fühlten sich total gepeinigt dadurch dass die "ganze Welt" ihnen die Alleinschuld zusprach.
Das ist ja auch spürbar oder?
 
Ab August 1919 war das Deutsche Reich durch den Versailler Vertrag verpflichtet sehr große Mengen an Steinkohle an Frankreich, Italien und Belgien zu liefern.
Die Gesamt-Förderung reichte nicht mehr für den Eigenbedarf. Verschärft wurde dies noch durch langandauernde Querelen in Oberschlesien.
Das hatte für jeden Bürger ganz erhebliche Auswirkungen.

Spannendes Thema.

Für diese Frage müßte doch zunächst geklärt werden,

- in welchem Umfang die Kohleproduktion aufgrund der Nachkriegswirren einbrach bzw. welche Produktion überhaupt 1919/20 zur Verfügung stand. Neben den Wirren in Oberschlesien müßte hier die Rückführung der Armee, Wiedereingliederung und Ersatz der umfangreichen Fremdarbeiter (auch Kriegsgefangene) im Ruhrgebiet etc. recherchiert werden.
- welche Kohlelieferungen als Reparationen tatsächlich 1919/20 stattfanden (er gab umfangreiche Lieferungen, ebenso Transportschwierigkeiten), und dann diese unter dem Aspekt des Produktionsausfalls bewerten. Zu den Kohle- und Kokslieferungen:
http://www.geschichtsforum.de/342752-post14.html
Ebenso sind dort Anhaltspunkte zu den geforderten Mengen gegeben.


Anders gefragt: welche Bedeutung hatten die Lieferungen in Relation um Produktionsausfall. Bei diesem "Ausfall" ist schließlich noch der Wegfall des Saargebiets zu berücksichtigen.

Die Statistiken liegen in den diversen Jahrbüchern vor. Wenn Dich das interessiert, kann ich nachschlagen.

Abzuschätzen wären noch die Engpassfolgen aus den Transportproblemen, die auch die Reparationen, daneben die Bevölkerung betrafen.
 
Spannendes Thema.

Für diese Frage müßte doch zunächst geklärt werden,

- in welchem Umfang die Kohleproduktion aufgrund der Nachkriegswirren einbrach bzw. welche Produktion überhaupt 1919/20 zur Verfügung stand. Neben den Wirren in Oberschlesien müßte hier die Rückführung der Armee, Wiedereingliederung und Ersatz der umfangreichen Fremdarbeiter (auch Kriegsgefangene) im Ruhrgebiet etc. recherchiert werden.
- welche Kohlelieferungen als Reparationen tatsächlich 1919/20 stattfanden (er gab umfangreiche Lieferungen, ebenso Transportschwierigkeiten), und dann diese unter dem Aspekt des Produktionsausfalls bewerten. Zu den Kohle- und Kokslieferungen:
http://www.geschichtsforum.de/342752-post14.html
Ebenso sind dort Anhaltspunkte zu den geforderten Mengen gegeben.


Anders gefragt: welche Bedeutung hatten die Lieferungen in Relation um Produktionsausfall. Bei diesem "Ausfall" ist schließlich noch der Wegfall des Saargebiets zu berücksichtigen.

Die Statistiken liegen in den diversen Jahrbüchern vor. Wenn Dich das interessiert, kann ich nachschlagen.

Abzuschätzen wären noch die Engpassfolgen aus den Transportproblemen, die auch die Reparationen, daneben die Bevölkerung betrafen.

Die Internierung in Scapa Flow usw., also die militärischen Sachen, das wurde doch schon mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands 10. Nov. 18 beschlossen? Versailles waren doch dann nur noch Restriktionen?

Der Reparationsagent wurde installiert und hat die Souveränität eingeschränkt.
 
Die Internierung in Scapa Flow usw., also die militärischen Sachen, das wurde doch schon mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands 10. Nov. 18 beschlossen? Versailles waren doch dann nur noch Restriktionen?
Der Reparationsagent wurde installiert und hat die Souveränität eingeschränkt.

Scapa Flow :confused:
Waffenstillstand :confused:
Restriktionen statt Reparation :confused:

Erläuterst Du das bitte einmal?
 
Zählt der Kriegsschuldartikel auch zu den spürbaren?
Viele Zeitgenossen fühlten sich total gepeinigt dadurch dass die "ganze Welt" ihnen die Alleinschuld zusprach.
Das ist ja auch spürbar oder?

In den Sonntagsreden der Politiker - ja.

Aber ich unterstelle mal, dass das Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher piepegal war.

Und mir geht es in dem Strick lediglich um die beiden.
 
Spannendes Thema.

Für diese Frage müßte doch zunächst geklärt werden,

- in welchem Umfang die Kohleproduktion aufgrund der Nachkriegswirren einbrach bzw. welche Produktion überhaupt 1919/20 zur Verfügung stand. Neben den Wirren in Oberschlesien müßte hier die Rückführung der Armee, Wiedereingliederung und Ersatz der umfangreichen Fremdarbeiter (auch Kriegsgefangene) im Ruhrgebiet etc. recherchiert werden.
- welche Kohlelieferungen als Reparationen tatsächlich 1919/20 stattfanden (er gab umfangreiche Lieferungen, ebenso Transportschwierigkeiten), und dann diese unter dem Aspekt des Produktionsausfalls bewerten. Zu den Kohle- und Kokslieferungen:
http://www.geschichtsforum.de/342752-post14.html
Ebenso sind dort Anhaltspunkte zu den geforderten Mengen gegeben.


Anders gefragt: welche Bedeutung hatten die Lieferungen in Relation um Produktionsausfall. Bei diesem "Ausfall" ist schließlich noch der Wegfall des Saargebiets zu berücksichtigen.

Grundsätzlich:
Ich bin auf die Thematik gestossen, als ich meine "Regional-Literatur" nach "Spuren" zum Hitler-Putsch durchsah.
Fündig wurde ich in den Aufschrieben des "Stadtchronisten" und hauptberuflichen Lehrers, die dieser 1925 und 1936 veröffentlichte. In der 1936 Ausgabe. Interessant wäre auch der Vergleich mit der 1925er Ausgabe, diese besitze ich auch, sie hat sich aber derzeit versteckt:nono:.... und ich suche.... .:motz:

Ganz interessant was der schreibt,
Winter 1919/20 werden wegen Kohlemangel alle Schulgebäude bis auf eines geschlossen, wo die Kinder dann in 2 Schichten unterrichtet werden. Januar 1920 tägliche nur eine Stunde Hausaufgaben abholen und vorlegen, ab Februar wieder Schichtunterricht, und Regelunterricht erst wieder ab April.
Er bringt ausführliche Preistabellen dieser Jahre, was zB die Papiermark am 1. August, am 15. August und am 1. September 1923 zu Dollar und Sfr. galt. wie sich 1919 die Stadt bemüht Heizmaterial herbeizuschaffen, Torf wird in Oberschwaben gekauft, die vorgesehen Holzmenge des Jahres 1920 wird 1919 geschlagen, man bemüht sich (vergeblich) die Wälder des Truppenübungsplatzes zurückzukaufen, bekommt aber dann auch Holz von dort.


Nichts großes, Alltagsgeschichte.
Aber ich denke mal, es wird von Allenstein bis Lörrach ähnlich gewesen sein. Und die Alltagsgeschichte kommt eh immer zu kurz.


TT:
Du denkst, dass mein Hauptlehrer die falsche Ursache für die zweifellos vorhandenen Probleme nennt?
Er hat posthum wegen der 36er Ausgabe Probleme bekommen, der Führer wird schon sehr beweihräuchert, aber 1938 hat er sich schon wieder distanziert.
Kann sehr wohl sein, dass die Brille zu dem Zeitpunkt braun war.
Mal nachsehen, irgendwo muss die 1925er ja schließlich sein:grübel:
 
TT:
Du denkst, dass mein Hauptlehrer die falsche Ursache für die zweifellos vorhandenen Probleme nennt?

Nicht die falschen, so würde ich das nicht bewerten.
Aber die Reparationen (ca. 2 Mio. Tonnen Kohle und Koks 1919) sind nicht der größte Teil des Problems, die kriegsbedingten Förderungsausfälle (ohne Saarland und Schlesien) und die Transportprobleme auf der Schiene würde ich pimalDaumen mindestens mit Faktor 10 der Reparationslieferungen ansetzen. Dazu kommt noch, dass mangels Zahlungskraft des Deutschen Reiches auch das Niveau der Vorkriegsimporte gestrichen werden mußte.

Natürlich wurde das Grundproblem durch die Reparationslieferungen noch etwas verschärft.
 
Ich habe mal in den Akten der Regierung Eisner Baysern 1918/19 nachgeschlagen:

- vom 18.11.1918 an werden wegen Kohlenmangels die Wirtschaften in Bayern ab 22.00 Uhr geschlossen
- 25.11.1918: die Lage der Kohlenversorgung ist wegen des schlechten Wasserstandes, der Überlastung der Eisenbahnen und der Besetzung des Saargebiets sehr ernst. Schlimme Rückwirkung auf Industrie und Arbeiter zu besorgen.
(in der Fußnote werden weitere Gründe genannt: Streiks, große Mengen an Ablieferung von "rollendem Eisenbahnmaterial", Nahrungsmangel etc.)
- 25.11.1918: Kohlenversorgung wird immer ernster. Die Industrie wird stillgelegt oder kolossal eingeschränkt (Zitat Roßhaupter)
- 29.11.1918: die Lage der Industrie ist wegen Kohlenmangels sehr bedrohlich. Der Kohlentransport wird durch Heereszüge und die ab 12.11. erfolgende Ablieferung der Hälfte aller schweren Güterzuglokomotiven sehr gefährdet.
- 23.12.1918: "kolossaler Kohlen- und Rohstoffmangel"
- 23.12.1918: Zitat auer: Große Kohlennot. Wir müßten die Braunkohlen mehr ausnutzen, ebenso das Lignit.
- 29.12.1918: Die Arbeiter glauben an "passive Resistenz" der Unternehmen, nicht an Kohlen- oder Rohstoffmangel
[inzwischen gehen auch Meldungen über den Zusammenbruch bei den Eisenbahn-Reperaturwerken ein, was die Tranportlage weiter verschlechtert]
- 29.12.1918: "wir bekommen auch keine Dienstkohlen mehr herein."
- 2.1.1919: Zitat Unterleitner: Es ist kein Zweifel, dass keine Kohlen da sind. Wegen Kohlenbeschaffung sind wir in größten Schwierigkeiten. Preußen muß einwirken. Aus Böhmen kommt auch nichts.

usw. Größere Reparationslieferungen gab es da noch gar nicht.
Quelle: Bauer, Die Regierung Eisner 1918/19, Ministerratsprotokolle.
 
- 2.1.1919: Zitat Unterleitner: Es ist kein Zweifel, dass keine Kohlen da sind. Wegen Kohlenbeschaffung sind wir in größten Schwierigkeiten. Preußen muß einwirken. Aus Böhmen kommt auch nichts.

usw. Größere Reparationslieferungen gab es da noch gar nicht.
Quelle: Bauer, Die Regierung Eisner 1918/19, Ministerratsprotokolle.

Das beschreibt mein Stadtchronist auch.
Dann aber mit dem beginnenden Jahr 1919 "ein fühlbarer Aufschwung" Notgeld wird in "richtiges" umgetauscht usw.. Es scheinen normale Zeiten einzukehren.

OT:
Interessant für mich ist, anscheinend gibt es einen Unterschied zwischen Saarkohle und Ruhrkohle, die Feuerungsanlagen, bei uns anscheinend auf Saarkohle ausgerichtet, mussten auf Ruhrkohle umgerüstet werden.
 
Scapa Flow :confused:
Waffenstillstand :confused:
Restriktionen statt Reparation :confused:

Erläuterst Du das bitte einmal?


Also in Scapa Flow war die deutsche Hochseeflotte interniert, die sich dann 1919 selber versenkt hat. Der Waffenstillstand wurde 10. Nov. 18 von Erzberger unterschrieben. Mit dieser Unterzeichnung wurden doch dann sofort Maßnahmen ergriffen, die eine Wiederaufnahme der Kampfhandlungen von deutscher Seite völlig ausschlossen.

Was ich meinte ist, dass nach diesem Waffenstillstand dann doch wohl die zahlreichen militärischen Geräte, wie frühe Tanks u.ä und die Flotte usw. abgegeben werden musste. In Versailles dürften dann doch im militärischen Bereich hauptsächlich Restriktionen, also Beschränkungen, wie 100.000 Mann Armee usw.


Das waren meine Gedanken.
 
Was ich meinte ist, dass nach diesem Waffenstillstand dann doch wohl die zahlreichen militärischen Geräte, wie frühe Tanks u.ä und die Flotte usw. abgegeben werden musste.

Ach so,

ich hatte die Fragestellung in #1 so verstanden, dass es um die direkten Folgen für die deutsche Bevölkerung ging.
 
Interessant für mich ist, anscheinend gibt es einen Unterschied zwischen Saarkohle und Ruhrkohle, die Feuerungsanlagen, bei uns anscheinend auf Saarkohle ausgerichtet, mussten auf Ruhrkohle umgerüstet werden.

Hier habe ich noch einiges zur "Kohlenkrise" gefunden:
Rabenstein, Christoph: Politische und publizistische Strömungen in einer Stadt Oberfrankens: Hof 1918-1924

In der Diss. geht es u.a. um die oberfränkische Textilindustrie. Für die Unternehmen und diverse Städte werden die Auswirkungen 1918/21 beschrieben. Die ursprüngliche Versorgung mit dann mährischer Kohle brach zusammen (Streiks, Transportprobleme). Die Versorgung mit schlesischer Kohle scheiterte ebenfalls, u.a. an dauernden Streiks.

Man versuchte dann auf saarländische oder Ruhrkohle auszuweichen. Auch hier wieder das gleiche Bild: Streikunterbrechungen, keine Eisenbahntransporte. Beim Saarland kamen später noch frz. Blockaden und Betriebskontrollen hinzu. So kamen zT sogar Industriebetriebe zum Erliegen, die es auf verschlungenen Wegen geschafft hatten, textile Rohstoffe über die Seehäfen (zB Hamburg) herein zu bekommen. Umgekehrt schafften es Betriebe, irgendwie eine Kohleladung zu organisieren; ein Beispiel mit 500 Beschäftigten wird so geschildert, dass man in 1919 damit wieder ein Dutzend Tagesschichten fahren konnte, bis die Bestände aufgebraucht waren. Die Schilderungen zeigen deutlich, wie die industriell organisierte deutsche Nachkriegs-Wirtschaft von der Stockung in den Zusammenbruch glitt.

Die Schließung von öffentlichen Gebäuden (Schulen etc.) mangels Kohle wird ebenfalls erwähnt. Dagegen die öffentliche Meinung bzw. der Meinungsstreit: "passiver Widerstand" 1918/19 der Unternehmer gegen revolutionäre Verhältnisse. So wurden Kontrollgruppen entsandt, um zu prüfen, ob die Betriebseinstellungen ursächlich auf den Kohlemangel zurückzuführen waren.
 
Danke Dir.

Die abzuliefernden Kohlemengen stimmen mit denen die mein Chronist nennt überein.

Allerdings hat er schon durch die gefärbte Brille der Tagespolitik geschaut.
Wie mir jetzt aufgefallen ist:
Zum ersten Halbjahr 1917 sind ähnliche Ereignisse, Schließung von öffentl. Gebäuden insbesondere Schulen zu verzeichnen. Da werden Transportprobleme als Grund genannt. Die Flüsse waren lange zugefroren, und die Eisenbahnen überlastet.

Was für die Situation 1919 natürlich sehr interessant ist. Ich denke mal mindestens bis zum Abschluss des VV war der Rhein für die Binnenschifffahrt gesperrt. Und schon fällt dieser Transportweg für die Ruhrkohle nach Süddeutschland weg. Dann noch die Ablieferung des rollenden Eisenbahnmaterials schon mit dem Waffenstillstand.
Und da hätten wir des Rätsels Lösung.
 
Ich denke mal mindestens bis zum Abschluss des VV war der Rhein für die Binnenschifffahrt gesperrt. Und schon fällt dieser Transportweg für die Ruhrkohle nach Süddeutschland weg. Dann noch die Ablieferung des rollenden Eisenbahnmaterials schon mit dem Waffenstillstand.
Und da hätten wir des Rätsels Lösung.

In einer der beiden zitierten Literatutstellen zu Süddeutschland war angemerkt, dass die größeren Binnenschiffe ebenfalls abgeliefert wurden. Ich unterstelle mal die Richtigkeit der Aussage, obgleich ich aus dem Versailler Vertrag nur die Tonnagegrenze von 1600 to. in Erinnerung habe.

Wenn das stimmt, fiel die Binnenschifffahrt für die Massegütertransporte quasi aus, unabhängig von der Schiffbarkeit des Rheins. Man müßte mal recherchieren, welches Schiffsmaterial tatsächlich 1919 ausgeliefert bzw. beschlagnahmt wurde.
 
In einer der beiden zitierten Literatutstellen zu Süddeutschland war angemerkt, dass die größeren Binnenschiffe ebenfalls abgeliefert wurden. Ich unterstelle mal die Richtigkeit der Aussage, obgleich ich aus dem Versailler Vertrag nur die Tonnagegrenze von 1600 to. in Erinnerung habe.

Wenn das stimmt, fiel die Binnenschifffahrt für die Massegütertransporte quasi aus, unabhängig von der Schiffbarkeit des Rheins. Man müßte mal recherchieren, welches Schiffsmaterial tatsächlich 1919 ausgeliefert bzw. beschlagnahmt wurde.

Ich meinte jetzt nicht mal die Schiffbarkeit von wegen Eisgang und so.
Was ich mir nicht vorstellen kann, dass die Alliierten die Binnenschifffahrt auf dem Rhein vor Abschluss des Friedensvertrages zuließen.
 
Ich meinte jetzt nicht mal die Schiffbarkeit von wegen Eisgang und so.
Was ich mir nicht vorstellen kann, dass die Alliierten die Binnenschifffahrt auf dem Rhein vor Abschluss des Friedensvertrages zuließen.

Hab ich schon verstanden, kann ich aber so nicht nachvollziehen: Frachtumschlag 1919 Ankunft/Abgang in Tausend Tonnen:

Mannheim: 2.744/527
Ludwigshafen: 1.185/268
Duisburg-Ruhrorter Häfen: 1.425/5.049
Frankfurt (Zuordnung Rheingebiet): 1.057/175
Köln: 728/237
 
Die Franzosen haben große Teile des Ruhrgebiets besetzt um die Förderung an Kohle gewaltsam zu steigern und dann die Kohle nach Belgien und Frankreich abzufahren. Gegenaktionen deutscher Arbeiter führten dabei zu so schweren Schäden an Rheinbrücken bei Düsseldorf und Duisburg, dass die Züge über Köln umgeleitet werden mussten.

Die Engländer hatten nun aber den Streifen von Solingen bis Siegburg besetzt und machten sich eine Freude daraus (weil sie mit der französischen Besatzungs- und Reparationspolitik nicht einverstanden waren) den Franzosen ein Schnippchen zu schlagen und leiteten die Kohlezüge vor Erreichen der Rheinbrücken in unbesetztes deutsches Gebiet um.

Dies geschah zuerst von Mülheim (Ruhr) über Troisdorf und die Siegstrecke. Als die Franzosen daraufhin einen Streifen bei Hennef und den wichtigen Güterbahnhof Hagen-Hengstey besetzten, dachten sie dieses Loch gestopft zu haben. Daraufhin fuhren die Züge von Köln und Hagen aus über die oberbergischen Nebenbahnen ab. Der Betrieb über die Aggertalbahn wurde durch die französische Besetzung von Ründeroth unterbunden, es verbleiben die Wege von Wuppertal und Hagen nach Brügge und Dieringhausen nach Olpe.

Dazu musste der Personenverkehr auf diesen Strecken fast eingestellt werden, es wurden viele zusätzliche Lokomotiven aus anderen Betriebswerken benötigt. Tag und Nacht rollten schwerste Kohlezüge durch ein betrieblich sehr anspruchsvolles Gelände und die Rückführung leerer Wagen war ein großes Problem (eingleisige Strecken!).

Diese Situation dauerte etwa von Februar bis Dezember 1923 an, bevor die Franzosen erkannten, dass sie sich selber durch ihre Politik schadeten. Erst im Laufe des Jahres 1924 normalisierte sich dann der Betrieb wieder. Nun erst konnte der Reisezugverkehr wieder das Niveau der Vorkriegszeit erreichen und viele Strecken waren durch den starken Verkehr verschliessen und mussten teuer saniert werden. Und das in einer Zeit, wo die Reichsbahn ihre Überschüssen zu einem großen Teil als Reparationsleistung abführen musste und allgemein der Lok- und Wagenpark durch die Kriegszeit überaltert war und die Strecken in weiten Teilen nicht mehr dem gestiegenen Verkehrsbedarf gewachsen waren. So war die Strecke Berlin-Hamburg in den 30er-Jahren noch nicht durchgängig für 20t Achslast ausgelegt. Eine Vielzahl von Brücken wurde gar erst nach dem zweiten Weltkrieg (und den dabei auftretenden Schäden) erneuert bzw. verstärkt.

Solwac
 
Hab ich schon verstanden, kann ich aber so nicht nachvollziehen: Frachtumschlag 1919 Ankunft/Abgang in Tausend Tonnen:

Mannheim: 2.744/527
Ludwigshafen: 1.185/268
Duisburg-Ruhrorter Häfen: 1.425/5.049
Frankfurt (Zuordnung Rheingebiet): 1.057/175
Köln: 728/237

müsste man aber im Vergleich zu zB 1913 bringen.

Wenn ich die Mengen, zB Ruhrort mit den geforderten Reparationslieferungen an Kohle in Korrespondenz bringe (siehe Dein Link) bleibt tatsächlich weiter keine Kapazität mehr.
 
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