St. ... wie starkes Stück? St. Peter-Ording

dekumatland

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...und wir betreten den eigentümlichen Bereich militärbürokratischer Lächerlichkeit...

Oh wie wichtig: ein volle 21 Seiten umfassendes Dossier de Recensement St. Peter / Fortifications de Saint-Peter - ja, das bläht sich stolz auf... aber da war nüscht. Diese 21 Seiten taugen lediglich dazu, die Arbeit der interalliierten Militärkommission mit ein wenig Misstrauen zu beäugen: den Spezialisten war es nicht gelungen, eine (wohl nur projektierten oder erst begonnenen) offenen Batterie für 8 Geschütze korrekt zu kartieren. Mit Süffisanz weist das auswärtige Amt 1927 auf diesen Umstand hin:

St.P.-O. 2.png

Tatsächlich finden sich gleich mehrere Karten mit der kompletten Umgebung von St.Peter-Ording - und im Gegensatz zu den Umgebungskarten von beispielsweise Cuxhaven sind sie in Sachen Festungsanlagen leer... bis auf einen kleinen blauen Punkt (die 8 Geschütze Batterie), der obendrein falsch eingetragen war:
St.P.-O. 1.png

...und das in mehrfacher Ausfertigung (man muss ja 21 Seiten voll kriegen...)

(nett/neckisch immerhin hier wie bei Cuxhaven und Sylt das Nebeneinander von Militäranlagen und (Kur)Badeeinrichtungen :)

Offenbar waren zur Zeit der Untersuchung erst die betonierten Bettungen für die Geschütze gebaut (?) oder die Pläne zeigen lediglich eine projektierte, noch zu errichtende (oder fertigzustellende) genehmigte Küstenbatterie:
St.P.-O. 5.png

St.P.-O. 6.png

...viel Lärm um nichts...
St.P.-O. 3.png


St.P.-O. 4.png


;) :D

Ich weiß nicht, ob später in der Nazizeit (Atlantikwall) in/um St. Peter-Ording Geschützstellungen, Bunker etc angelegt wurden - was die acht-Kanonen Batterie des Dossiers betrifft, ist mein Eindruck, dass es bei dieser um die Genehmigung der Fertigstellung und Armierung einer Küstenbatterie im Rahmen der Genehmigungen nach dem Versailler Vertrag geht. Ob diese dann jemals gebaut wurde, weiß ich nicht. Vermutlich waren nur die Gründungen / Bettungen der Geschützplattformen irgendwann 1914-18 gebaut worden.
Überhaupt ist die gesamte Nordseeküste rechts der Elbemündung bis Sylt auffallend "festungsfrei", was vermutlich am für militärische Unternehmungen ungünstigen Gelände liegt (Wanderdünen, Sandbewegungen, Watt usw)
 
Überhaupt ist die gesamte Nordseeküste rechts der Elbemündung bis Sylt auffallend "festungsfrei", was vermutlich am für militärische Unternehmungen ungünstigen Gelände liegt (Wanderdünen, Sandbewegungen, Watt usw)
Möglicherweise auch einfach an dem Umstand, dass auf Grund des Mangels größerer Häfen im Bereich der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste Invasionsversuche hier ohnehin eher aussichtslos gewesen wären, da keine Versorgungsmöglichkeit, so lange keine Versorgung über die Ostsee oder Dänemark (da dürft dann die "Sicherungsstellung Nord" greifen) möglich war.

Viel an kriegswichtiger Infrastruktur oder größeren Städten, das gegen Beschießung/Bombardierung von See her geschützt werden hätte müssen, war in diesm Bereich ja auch nicht vorhanden, abgesehen möglicherweise von der Einfahrt des Nord-Ostsee-Kanals, respektive im Ersten Weltrieg ja noch "Kaiser Wilhelm Kanals".
 
Viel an kriegswichtiger Infrastruktur oder größeren Städten, das gegen Beschießung/Bombardierung von See her geschützt werden hätte müssen, war in diesm Bereich ja auch nicht vorhanden, abgesehen möglicherweise von der Einfahrt des Nord-Ostsee-Kanals, respektive im Ersten Weltrieg ja noch "Kaiser Wilhelm Kanals".
der Nord-Ostsee-Kanal war bestens geschützt (Brunsbüttel, Cuxhaven), Elbe-, Weser- und Emsmündung ebenfalls; und bissel südlich von Sylt war noch Amrum quasi als Annexbatterie - - aber von Amrum bis Cuxhaven halt nüscht nennenswertes.
 
Ich stelle mir grad bildlich vor, wie tausende Soldaten erst durch den Wattschlick müssen, um dann die Deiche zu erklimmen, um hinterher alle paar Meter die Entwässerungsgräben in den Kuhweiden überwinden zu müssen.
 
Wie schön, dass ich nicht mehr der einzige bin, der sich mit der Batterie St. Peter beschäftigt!
Ich bin zum ersten Mal vor 4 Jahren auf diese Batterie gestoßen, damals durch das Buch „Festungsbau an Nordsee und Ostsee“ von Frank Gosch.
Da ich einmal im Jahr (meistens im Winter) in St. Peter-Ording bin, ging ich der Sache auf die Spur. Zunächst musste ich versuchen, aus den spärlichen Beschreibungen von Gosch herauszuinterpretieren, wo die Batterie überhaupt lag. Das führte mich zunächst in eine völlig falsche Richtung, aber als unerwarteten, positiven Nebeneffekt entdeckte ich dadurch zwei weitere, wenngleich auch viel ältere Festungsanlagen auf Eiderstedt.
Auf das hier erwähnte Dossier der Interalliierten Militärkommission bin ich erst zwei Jahre später gestoßen, und endlich konnte ich die Batterie wenigstens ganz grob verorten. Seither nutze ich meine Aufenthalte in SPO, um die Position zu präzisieren und ggf. Überreste der 8 Betonsockel zu finden. Eine große Hilfe ist mir dabei der Luftbildfundus der Schottischen NCAP (National Collection of Aerial Photography), nach deren eigener Aussage eine der größten Luftbildsammlungen der Welt. Dort fand ich bisher 3 Luftaufnahmen von St. Peter Ordng aus dem 2. Weltkrieg, auf denen ein bis zwei der Betonsockel noch zu sehen sind. Bis letzten Dezember hatte ich gehofft, einen davon vor Ort nachweisen zu können, was mir jedoch leider nicht gelang, obwohl eine entsprechende LIDAR-Aufnahme recht vielversprechend aussah.
Dieses Jahr im Dezember werde ich wieder in SPO sein und sehe mir einen weiteren möglichen Standort an.
Ich würde mich freuen, hier vielleicht auf weitere Informationen zur Batterie St. Peter zu stoßen.
 
ggf. Überreste der 8 Betonsockel zu finden.
ich befürchte, dass da nichts zu finden sein wird, weil diese Batterie möglicherweise nicht gebaut (oder nicht fertiggestellt) wurde. Das IMKK Dossier erwähnt für 1924, dass die Genehmigung für weitere notwendige Zusatzbauten (Richtstand, Kommandostand etc) erteilt/vorhanden sei. Die IMKK war nicht nur mit der Untersuchung und, wo vertraglich bestimmt Schleifung, der Festungen befasst, sondern auch mit der Genehmigung für aktive Verteidigungsanlagen und das Ausmaß deren Bewaffnung
 
Wiegesagt: Auf den alliierten Luftbildern aus der NCAP-Sammlung sind - je nach Bild - ein bis zwei der Sockel zu sehen, d.h. im 2. Weltkrieg gab es sie noch. Es ist natürlich gut möglich und leider auch recht wahrscheinlich, dass sie nach dem Krieg übererdet oder entfernt wurden.
 
Bzgl der Lage: der Ort ist immens gewachsen seit den Karten der IMKK aus den 20er Jahren. Mir scheint, dass das Gelände neben (oberhalb) der Straße "im Bad" in Frage kommt. Schlimmstenfalls ist der Standort der Batterie inzwischen überbaut (ist ja sehr nah am damaligen St. Peter)
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf den alliierten Luftbildern aus der NCAP-Sammlung sind - je nach Bild - ein bis zwei der Sockel zu sehen, d.h. im 2. Weltkrieg gab es sie noch.
Aber wie unterscheidet man Betonsockel Baujahr 1918 von Betonsockeln Baujahr 40er? (Das ist mein Problem bei den Betonresten/trümmern auf Borkum: was kann der Kaiserzeit zugeordnet werden?)

Auf den Luftbildern können auch spätere Anlagen aus der Nazizeit zu sehen sein. (Aber ich weiß nicht, ob und was ab Ende der 30er bei St. Peter gebaut wurde)
Schade, dass es keine Luftbilder aus den 20er Jahren gibt.
 
Die Batterie ist zum größten Teil ziemlich sicher überbaut worden. Ich gehe davon aus, dass einige Sockel auf dem Gelände der heutigen Utholm-Schule waren.
Dass die Sockel auf den Luftbildern aus den 40ern stammen, halte ich für unwahrscheinlich. Einer liegt auf einer Lichtung mitten im Wald, dort wo heute die Häuser zwischen Gorch-Fock-Weg und Fasanenweg stehen. Der andere ist am Waldrand östlich davon und vermutlich auf dem Gelände von Schule oder Sporthalle. Sonst war da 1940 weit und breit nix, nur Wald und Äcker, kein einziges Haus. Ob im bewaldeten Bereich unter den Bäumen weitere Sockel waren, erkennt man leider nicht.
Ja, sehr schade, dass die NCAP keine Luftbilder aus den 1920er Jahren hat, die wären Gold wert. Na ja, bei den Preisen, die die NCAP aufruft, sind auch die Bilder aus den 1940ern Gold wert ... ;)
 
@Champsavin könntest du einen Blick in die beiden Borkum-Fäden werfen? Die Batterie Haardt scheint mir weitenteils erhalten zu sein; sie wurde, so weit das vorhandene Quellen erkennen lassen, nicht in der Nazizeit verstärkt/verändert - deine Meinung darüber würde mich interessieren.
Hier zwei Fotos in https://www.geschichtsforum.de/them...tektur-betontruemmer-borkum.61840/post-887334 ich halte das für um 1916/18 gebaut.
Kein Problem, schau ich mir gerne mal an und poste dann dort.
 
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