Stadtverteidigung im Mittelalter

Clavus ferrugo

Neues Mitglied
Hallo zusammen!

Ich noch "frisch" hier im Forum.........:winke:

und suche nach Informationen rund um`s Thema "Verteidigung eines größeren Dorfes im heutigen Ostwestfalen/Raum Paderborn um 1280 nach Verleihung der Stadtrechte".

Mich interessieret hierzu alles über aktive/passive Verteidigung, Entwicklung der Verteidigung, Verteidigung in persona, Waffen, Struktur und Organisation etc.

In den mir zur Verfügung stehenden ortsbezogenen Quellen habe ich zum obigen Thema leider nur sehr bedingt Informationen gefunden und möchte hierzu gern mehr wissen.

Wer kann mir weiterhelfen?

LG Clavus ferrugo :winke:
 
Hallo rostiger Nagel,

gehe ich recht in der Annahme, dass du es vermeiden möchtest, dass der Name deines ostwestfälischen Ortes genannt wird? Das erschwert natürlich die Hilfe.
Hast du denn schon sämtliche zu deinem Heimatort erhältliche Literatur gefunden und ausgewertet? Schau zu diesem Zweck auch ruhig mal in den Opac der Regesta Imperii.
 
So, da bin ich nochmal............

@El Quiote:Habe die Quellen recherchiert, waren großteils bekannt und haben mir aber nicht wirklich weiter geholfen. Trotzdem danke für den Tip!!

@Hulda:Folgende weitere Informationen zur gesuchten "Stadt":

Der geschichtliche Ursprung der Stadt B. geht in die Zeit Karls des Großen zurück. Das Gründungsjahr steht jedoch nicht fest.

"B" wird am 11. Oktober 1280 erstmalig genannt, als Bischof Otto von Paderborn vom Kölner Erzbischof Siegfried die Erlaubnis zur Stadtbefestigung erhält.

Bereits 1283 sind Stadtsiegel und Pfarrkirche bezeugt.

1372 wird B. neben Paderborn, Brakel und Warburg als vierte Hauptstadt des Paderborner Landes in den Westfälischen Landfriedensbund einbezogen.

Bei Musikliebhabern/-kennern eines bestimmten Instrumentes ist B. europaweit bekannt. In einem ortsansässigen Museum läßt sich über dieses Instrument eine Menge Wissenswertes und Interessantes erfahren.

B. liegt etwa 75km südöstlich von Bielefeld entfernt.

So, meine Liebe, wenn Du nun Lust an meinem Rätsel über B. hast, kannst Du Dich ja mal an die Auflösung machen........

Wie sagt man bei uns: Bis die Tage und "Laht Dick chut chahn" !

LG Clavus ferrugo
 
Oh wie schön pfeift die Orgel von Borgentreich...

(Oder eher: Hoffentlich pfeift sie bald wieder schön...:trompete:)

So, jetzt aber zur Stadtverteidigung im Mittelalter!!!
 
Liebste Hulda!

Ein dreifach "Hoch" auf eine profunde Kennerin der ostwestfälischen Heimat!
Du hast recht, es ist Borgentreich. Und mit dem Einbau der nun renovierten/restaurierten Orgel wurde bereits begonnen. Bis diese nun aber wieder ihren vollen Klang von sich geben wird, werden wohl noch einige Donnerstage ins Land gehen(man spricht von Anfang 2011).

LG Clavus ferrugo :winke:
 
Herzallerliebster Clavus f.,

die Orgelpfeifen dienen ja nun nicht der Verteidigung der Stadt...

Was speziell ist nun diesbezüglich genau Borgentreich betreffend von Deinem Interesse?

Vielleicht kann Dir geholfen werden, wenn wir konkret wissen, wobei wir helfen sollen.

Gruß Hulda :winke:
 
Hallo Hulda!

Im Besonderen möchte ich versuchen, so genau als möglich zu recherchieren, welche Gruppierungen(Bürgerwehr/Ritter/Leibeigene/freie Bürger) ab dem MA mit welchen Waffen zu welcher Zeit (1000 - etwa 18.Jhdrt.) die Verteidigung der damaligen befestigten Dörfer und Städte bewerkstelligt haben.
Bei uns gibt es bedingt durch mehrfache Brände(über mehrere Jahrhunderte verteilt, 30-jähriger Krieg, 70-jähriger Krieg, zuletzt Großfeuer 1806) so gut wie keine Zeugnisse oder Belege über das von mir nachgefragte Thema.
Ich vermute, das es anderen Dörfern/Städten ebenso oder ähnlich ergangen ist. Aber vielleicht sind hier eher Dokumente o.ä. erhalten geblieben, aus denen man eine Recherche herleiten kann.

LG Clavus ferrugo
 
die Orgelpfeifen dienen ja nun nicht der Verteidigung der Stadt...
Es kommt drauf an,wer die Orgel spielt,liebe Hulda .Es sollen auch bei entsprechender Musik Mauern eingestürzt bzw. Feinde entsetzt davongerannt sein :devil:

Nun, bei größeren Städten oblag die Verteidigung einzelner Mauerabschnitte bestimmten Zünften oder Stadtquartieren, die jeweils ein Detachement zum Verteidigung zu stellen hatten. Oft sind einzelne Tore in diesen Abschnitten nach den Verteidigern benannt (Metzgerturm,Fischerbastei,) Das galt nicht nur für einheimische Stadtbürger sonder z.B. auch für ansässige Händlergilden wie die Friesen ,die z.B. in Worms und Mainz in die Stadtverteidigung eingebunden waren.
Ferner gab es die sogenannten Mauerbürger, also Bewohner von Dörfern der Umgebung,die im Kriegsfall Schutz in der Stadt suchen konnten und dafür ebenfalls bestimmte Abschnitte der Mauer verteidigen mußten.
Hinzu kam eine auch in Friedenszeiten präsente Stadtwache oder Stadtgarde aus Berufssoldaten, die auch Zoll- und Polizeiaufgaben wahrnahm.
Im Mittelalter dürften die eingesetzten Waffen im wesentlichen Bögen ,Armbrüste, Steine und ggf.kleinere und größere Katapulte gewesen sein. Daneben waren allerlei Schlag- und Blankwaffen im Gebrauch, wobei die Helmbarte eine herausragende Rolle gespielt haben dürfte.
Mit der zunehmenden Bedeutung der Feuerwaffen und der Artillerie nahm der Anteil der "Wehrbürger" ab und der der Berufssoldaten zu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen, :friends:!

@aphodB: Vielen Dank für Deine Antwort.

Bei der von mir genannten "Stadt" Borgentreich handelt es sich zur Zeit um 1280 um ein Dorf im heutigen Ostwestfalen(in der "Warburger Börde" gelegen), daß von einigen kleineren Ansiedlungen/Weilern umgeben war. Darauf deuten heute noch Namen in der Gemarkung in Ortsnähe hin, aber bis auf eine Ruine eines ehemaligen Kirchleins sind alle Hinweise verschwunden.
Aus den wenigen zur Verfügung stehenden Quellen geht hervor, dass es offensichtlich im früheren Ort selbst oder auch in den umliegenden Ansiedlungen adlige Familien gegeben hat, von denen auch heute noch Nachfahren(?) gleichen Namens in der Umgebung ansässig sind. Diese Adligen waren vermutlich einem höheren Adligen (geistlich/weltlich) zum
Lehen verpflichtet und ließen wohl teils freie (Acker-) Bürger, teil Unfreie für sich arbeiten, wie so etwas üblich war.
Mit der Befestigung des Dorfes/ der Erlangung der Stadtrechte zogen sich die Bewohner der Ansiedlungen/Weiler in die offenbar größere Sicherheit versprechende Nähe der Befestigung zurück und wurden so tw. zu Bürgern der Stadt. Dadurch verfielen die Ansiedlungen/Weiler zusehends und verschwanden schließlich ganz.
Mit dem Wachstum des Ortes stiegen deren Besitztümer/Werte und weckten folglich die Begehrlichkeiten "Böser Buben" und anderer. Gegen Diebe,Räuber, morodierende Banden und ähnliche Unruhestifter galt es die Stadt zu verteidigen. In Friedenszeiten wurden vermtl. relativ wenig Beschützer("Schützen", im weiteren hierzu mehr) benötigt, die sich zum Teil aus den Reihen der Bewohner selbst, zum Teil aus bezahlten Kräften(Söldner, kampf-/kriegserprobte "Soldaten"/Landsknechte) requirieren ließen. In Kriegszeiten sah das wohl anders aus, je nach dem welche Adligen welchem Lehnsherrn zu welchen Hand- und Spanndiensten bzw. Gestellung von Männern zur Aufstellung eines Heeres/ einer größeren Verteidigergruppe verpflichtet waren.
In diese Zeit fällt vermutlich auch die Gründung einer stadteigenen Bürgerwehr, den "Schützen". Bei uns am Ort ist die erstmalige urkundliche Erwähnung einer solchen Gruppierung auf das Jahr 1502 datiert (Staatsarchiv Münster), auch in den folgenden Dekaden gibt es immer wieder Nennungen bzw. urkundliche Verbriefungen hierüber.

Da mich persönlich gerade dieser Bereich sehr interessiert (und auch für unsere ortsansässige, mittlerweile über 500 Jahre alte Schützenbruderschaft von Belang ist), würde ich gern mehr darüber erfahren, wie die Sicherung/Verteidigung damals wohl organisiert wurde, welche Waffen eingesetzt wurden(Nahkampf/Fernkampf) und so weiter.

Wer hierzu also etwas weiß oder sich beteiligen möchte: Nur zu!

LG Clavus ferrugo :winke:
 
Zwar ist es gerade etwas schwierig, zum Forumsalltag überzugehen, aber ich möchte dennoch auf einige Threads verweisen, in denen u.a. auch die Kampfesweisen, Bewaffnung etc. städtischer Aufgebote u.ä. thematisiert wurden:
http://www.geschichtsforum.de/f77/waffen-einer-schlacht-9779/
http://www.geschichtsforum.de/f77/woran-erkannte-man-freund-und-feind-der-schlacht-7002/ (hier ist das angesprochene Beispiel Worringen 1288 äußerst aufschlußreich)

Was auch evt. noch interessant für Dich dabei sein könnte - auch wenn es dort eigentlich eher um den Kontext der Burgbelagerung(en) geht: http://www.geschichtsforum.de/f319/r-tsel-der-vergangenheit-die-mittelalterliche-wurfmaschine-9994/
 
Clavus: Bezüglich der Struktur der Stadtverteidigung wäre es wichtig zu erfahren,wer der oder die Stadtherren waren. war die Stadt selbständige oder abhängig vom nächsten Bischof oder Grafen ?
 
Orgel

Auch wenn die Orgel nicht zur Verteidigung eines Ortes diente, Glocken taten es schon. Zu dieser Zeit gab es Glocken für den Kirchgang, Feuer oder später in den gefährdeten Regionen die so genannte Türkenglocke. Sie warnte beim nahen osmanischer Streifscharen. Die Menschen der Zeit konnten und mussten viele Glocken am Klang unterscheiden um schnell reagieren zu können.
 
Auch wenn die Orgel nicht zur Verteidigung eines Ortes diente, Glocken taten es schon. Zu dieser Zeit gab es Glocken für den Kirchgang, Feuer oder später in den gefährdeten Regionen die so genannte Türkenglocke. Sie warnte beim nahen osmanischer Streifscharen. Die Menschen der Zeit konnten und mussten viele Glocken am Klang unterscheiden um schnell reagieren zu können.

Bitte sieh mir die Frage eines Unwissenden nach, aber von welcher Zeit bzw. welchem Jahrhundert sprichst Du da?
 
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