Standeserhöhungen im Alten Reich

Das geht aber alles an der Frage vorbei.

Vielleicht könnte man den Duke of Marlborough als seltenes Beispiel nennen. Aber das wäre auch komplizierter Er sollte ja für seine Verdienste im Spanischen Erbfolgekrieg (Reichs-)Fürst von Mindelheim werden. Das wurde ihm zwar lange versprochen, aber letztlich erhielt der Kurfürst von Bayern dann doch Mindelheim mit dem Frieden von Utrecht wieder zurück. Damit, was dann aus dem Fürstentitel wurde, habe ich mich nicht weiter beschäftigt, als ich mal zur Biographie von Prinz Eugen las.:red:

Die meisten, die ich kenne, die auf eine Standeserhöhung aus waren, bekamen die auch. Es mag aber auch sein, dass man erst sowas publik machte, wenn es so gut wie in trockenen Tüchern war. Man könnte sich ja die Blamage vorstellen, wenn sowas ein Schlag ins Wasser würde.


Mein Eindruck ist, dass die Entscheidung einzig beim Kaiser lag. Es scheinen mir oftmals diplomatische Verhandlungen vorraus gegangen zu sein, z.B. wenn ein Kurfürst wollte, dass seine Mätresse oder deren Nachkommen Reichsgrafen- oder -fürstentitel bekommen sollten.

Marlborough hat meines Wissens nur ein einziges Mal die Herrschaft Mindelheim besucht, die früher den Frundsbergs gehörte. Mit dem Frieden von Utrecht wurde die Belehnung zu einem reinen Höflichkeitstitel, sozusagen einer diplomatischen Ehrung. Den Titel eines Reichsfürsten hat Marlborough dennoch neben seinen zahlreichen englischen und schottischen Titeln geführt.

Es gab übrigens noch ein anderes prominentes Beispiel: Alexander Danilowitsch Menschikow, der Intimfreund Peters I. wurde für seine Verdienste ebenfalls zum Fürsten des Heiligen Römischen Reichs ernannt.

Allerdings erinnere ich mich nicht mehr genau daran, was der Anlass für Menschikows Nobilitierung war. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem erstarkten Russland und Österreich waren ja durchaus ambivalent. Der wachsende Einfluss Russlands auf dem Balkan und der Anspruch, Beschützer der Christen des Balkans zu sein, ließen die beiden Großmächte mitunter hart aneinander geraten. Besonders problematisch wurden die Beziehungen, als der Zarewitsch Alexej der Fuchtel seines Vaters entfloh und beim Kaiser Schutz suchte.

Alexej floh zuerst nach Wien, wurde aber bald erkannt und geheim in ein Schloss bei Neapel gebracht. Um ihn zurückzuholen, zog Peter Tolstoi, Russlands Außenminister alle Register seiner Diplomatie. Alexej wurde für den Kaiser zu einem sehr problematischen Gast, da er einerseits den Zarewitsch nicht einfach ausliefern konnte, andererseits aber durch diesen stark kompromittiert wurde. Der Kaiser war daher froh, als sich Alexej durch den Einfluss seiner von Tolstoi bestochenen Mätresse Afrosinja entschloss, nach Russland zurückzukehren. Ein Entschluss, den er nicht überleben sollte.
 
Allerdings erinnere ich mich nicht mehr genau daran, was der Anlass für Menschikows Nobilitierung war. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem erstarkten Russland und Österreich waren ja durchaus ambivalent. Der wachsende Einfluss Russlands auf dem Balkan und der Anspruch, Beschützer der Christen des Balkans zu sein, ließen die beiden Großmächte mitunter hart aneinander geraten. Besonders problematisch wurden die Beziehungen, als der Zarewitsch Alexej der Fuchtel seines Vaters entfloh und beim Kaiser Schutz suchte.
Grundsätzlich sehe ich Russland und Österreich als Verbündete zu dieser Zeit. Zwar war dieses Bündnis nicht unzerbrüchlich. Aber die gemeinsame Gegnerschaft zu Schweden-Frankreich und die gemeinsame Haltung gegenüber Polen im Besonderen sollte den Ausschlag gegeben haben. Zumindest bei August II. von Polen habe ich den Eindruck, dass er vor allem König von Österreichs UND Polens Gnaden war.
Russland und Österreich setzten also in Polen auf das gleiche (sächsische) Pferd.

Von daher erscheint mir eine Erhebung eines Günstlings des Verbündeten als eine freundliche Geste, mehr auch nicht. Ohne ein wirkliches Fürstentum spielten solche Reichsfürsten, die es nur dem Titel nach waren, ja in der Reichspolitik direkt keine Rolle.

Auch Marlborough hätte diese Rolle ja nur gespielt, wenn er Mindelheim hätte nach dem Utrechter Frieden behalten dürfen. Wobei man en detail schauen müsste, ob ihm dafür eine Stimme im Reichsfürstenrat eingeräumt worden wäre.
Aber ich glaube, eher nicht. Hatte es vor 1582 Personalstimmen auf dem Reichstag gegeben, so gingen die Stimmen danach auf die Territorien über.
 
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