Stasi und DDR

minella

Neues Mitglied
Ich hätte eine Frage: gab es in der STasi eigenlich auch offizielle Mitarbeiter, die auch ihren Bekannte,.... sagen durften, dass sie beim MfS arbeiteten? Eigentlich liest man immer nur von IM, inoffiziellen Mitarbeitern, doch es gab doch immerhin auch 90 000 hauptamtliche Mitarbeiter der MfS. Was war deren offizieller Beruf?
Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen!
Vielen Dank!
 
doch es gab doch immerhin auch 90 000 hauptamtliche Mitarbeiter der MfS. Was war deren offizieller Beruf?
Die hatten militärische Dienstgrade wie Leutnant, Hauptmann, Major etc. Mielke selbst hatte den Dienstgrad eines Armeegenerals. Wurde der Beruf abgefragt so nannten sie sich nur Mitarbeiter des MdI (Ministerium des Inneren) . Das war natürlich eine Falschinformation weil die Stasi nicht diesem Ministerium unterstellt war.
 
Im Bekanntenkreis war in der Regel bekannt, dass sie Mitarbeiter des MfS sind.
Mitunter war auch der Dienstgrad bekannt.
Die Dienstgrade entsprachen wohl denen der Armee.

Weniger hingegen bekannt war, welche Stelle sie in der Hierarchie des MfS einnahmen, welche Funktion sie hatten und was sie im MfS direkt bearbeiteten, also ihr Aufgabengebiet.
Wobei es hier auch ein paar Unterschiede gab.

Nach außen hin waren sie in der Regel Angestellte des MdI.

M.W. gaben das z.B. deren Kinder in den Fragebögen an und die Tätigkeit des Vaters, wenn auch Mutter dann der Eltern, war in der Schule so registriert (Mitarbeiter des MdI).
Das Thema mit den Kindern hatte ich gerade gestern am Aschermittwoch zum Heringsessen.
 
in der Schule wussten wir meist, durch die Bezeichnung Mitarbeiter des MdI wessen Eltern bei der Stasi arbeiteten. Deren Kinder hielten auch nicht immer dicht und erzählten ihren Freunden wo ihr Vater arbeitet. Es war schon auffällig, dass diese Familien immer über ein Telefon verfügten. In der DDR bekamen Normalbürger nur sehr selten einen Telefonanschluss.
 
Bei der Volkspolizei besaß eigentlich auch jeder ein Telefon. Mein Vater wollte allerdings keins, um nicht mitten in der Nacht wegen irgendwelcher Lappalien aus dem Schlaf telefoniert zu werden.
 
Bei der Volkspolizei besaß eigentlich auch jeder ein Telefon. Mein Vater wollte allerdings keins, um nicht mitten in der Nacht wegen irgendwelcher Lappalien aus dem Schlaf telefoniert zu werden.
Ich wollte damit auch nicht sagen, dass jeder, der ein Telefon hatte automatisch ein Stasi-Mitarbeiter war. Es gab auch noch andere Berufsgruppen,(Ärzte, Feuerwehrleute, Betriebsleiter ,etc.) die bevorzugt einen Anschluss bekamen.
Musstest Du bei dem Beruf Deines Vaters auch Mitarbeiter des MdI angeben oder durfte da Polizist gesagt werden ?
 
Musstest Du bei dem Beruf Deines Vaters auch Mitarbeiter des MdI angeben oder durfte da Polizist gesagt werden ?
Es war bei mir ein noch neutraleres: Behördenangestellter. Ich wurde von meinem Vater dementsprechend strengstens instruiert, weil ich mal in der Schule naiv ausplauderte, er ist Hauptmann bei der BDVP. Das war im Zeichenunterricht, als wir unsere Eltern in ihren Berufen malen sollten. Ich wechselte dann bei meinem Bild zu meiner Mutter als Verkäuferin, wo ich sie hinter der Fleischtheke darstellte. Der Hintergrund war leicht darzustellen, eine Reihe hängender Metwürste. Mangelwirtschaft kann auch Vorteile haben.
 
in der Schule wussten wir meist, durch die Bezeichnung Mitarbeiter des MdI wessen Eltern bei der Stasi arbeiteten. Deren Kinder hielten auch nicht immer dicht und erzählten ihren Freunden wo ihr Vater arbeitet. Es war schon auffällig, dass diese Familien immer über ein Telefon verfügten. In der DDR bekamen Normalbürger nur sehr selten einen Telefonanschluss.

Telefon in DDR Zeit ist immer ein Reizthema.
Ein Telefon zu bekommen war schwierig und auch mit einer langen, mitunter auch einer aussichtlosen Wartezeit verbunden.

Es ist auch meine Wahrnehmung was Galeotto schreibt, nämlich manche Berufsgruppen bekamen schnell einen Anschluss und da sollte man auch nicht immer gleich Stasi dahinter sehen.

Es entzieht sich meiner Kenntnis was es dafür für Ursachen gab.
Der Preis war es nicht, obwohl z.B. 1973 ein Hausanschluss 150,- DDR Mark kostete.
War es politisch gewollt oder mangelnde Leistungsfähigkeit des Telefonnetzes, incl. fehlender Telefonapparate?
Wobei 1. eine dümmliche Meinung wäre, aber am Beispiel PKW kam man dies nicht ausschließen.
Und 2. zeigen würde, dass die zu keiner Zeit in der Lage waren, um es in ihrer Sprache zu sagen, „Bedürfnisse zu befriedigen“. Denn das mit den Telefonen zog sich ja bis zu deren Ende hin und ein Telefon war ja auch schon in den 70iger Jahren kein Luxusgut, sondern ein notwendiges Gebrauchsgut.
 
War es politisch gewollt oder mangelnde Leistungsfähigkeit des Telefonnetzes, incl. fehlender Telefonapparate?

Am politischen Willen kann es nicht gelegen haben. Durch das Abhören der Telefonate hätte die Stasi eine noch bessere Kontrolle über die Gedanken der Bevölkerung erlangen können. Auch der Mangel an Apparaten war es wohl nicht. Es lag einfach an der total veralteten Telefontechnik die noch aus Vorkriegszeiten stammte. Die Anlagen verkrafteten keine derart vielen Anschlüsse.
 
War es politisch gewollt oder mangelnde Leistungsfähigkeit des Telefonnetzes, incl. fehlender Telefonapparate?
Beides, denke ich. Man wollte aber vor allem nicht, dass die Leute sich vernetzten, um folgenden Straftatbestand möglichst im Vorherein zu verhindern:
Strafgesetzbuch der DDR; § 217. Zusammenrottung.
(1) Wer sich an einer die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtigenden Ansammlung von Personen beteiligt und sie nicht unverzüglich nach Aufforderung durch die Sicherheitsorgane verläßt, wird mit Haftstrafe oder Geldstrafe bestraft.
(2) Wer eine Zusammenrottung organisiert oder anführt (Rädelsführer), wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fünf Jahren bestraft.
(3) Der Versuch ist strafbar.
 
Am politischen Willen kann es nicht gelegen haben. Durch das Abhören der Telefonate hätte die Stasi eine noch bessere Kontrolle über die Gedanken der Bevölkerung erlangen können. Auch der Mangel an Apparaten war es wohl nicht. Es lag einfach an der total veralteten Telefontechnik die noch aus Vorkriegszeiten stammte. Die Anlagen verkrafteten keine derart vielen Anschlüsse.
Völlig richtig. Veraltete Vermittlungstechnik, vor allem in den Altstädten, Mangel an Material - Stichwort Kupfer - waren einige Ursachen. Das führte dazu, dass aus- u. abgebautes Material (Kabelaufführungen, Endverzweiger, Telefone) wieder aufgearbeitet wurde.
Zur Vermittlungstechnik ein Link zu den Drehhebwählern. Wer eine Vermittlungsstelle mit diesen ausgerüstet erlebt hat, weiß, was für ein Lärm das war:
Hebdrehwähler ? Wikipedia

Netzerweiterungen fanden statt, wenn neue Stadtteile entstanden, weswegen dort die Vermittlungstechnik recht modern war.
Das Kabelnetz selbst war am Limit, daher kam auch teilweise die sogenannte Zweiertechnik zum Einsatz: Wenn einer von den zweien telefonierte, konnte der andere nicht telefonieren (war nicht erreichbar).

Grüße
excideuil
 
Das Kabelnetz selbst war am Limit, daher kam auch teilweise die sogenannte Zweiertechnik zum Einsatz: Wenn einer von den zweien telefonierte, konnte der andere nicht telefonieren (war nicht erreichbar).

Solche Gemeinschaftsanschlüsse gab es auch im Westen. In den 70er Jahren teilten sich meine Eltern ihren Anschluss mit der Familie im Stockwerk über uns. Das ging so lange gut, bis deren Töchter ins Teenageralter kamen und dann stundenlang mit ihren Freunden telefonierten, so dass unser Anschluss permanent besetzt war.
 
Solche Gemeinschaftsanschlüsse gab es auch im Westen. In den 70er Jahren teilten sich meine Eltern ihren Anschluss mit der Familie im Stockwerk über uns. Das ging so lange gut, bis deren Töchter ins Teenageralter kamen und dann stundenlang mit ihren Freunden telefonierten, so dass unser Anschluss permanent besetzt war.
Danke, das wusste ich noch nicht. In der DDR waren die Zweier bis nach der Wende im Gebrauch, in Ausnahmen bis zur Umschaltung auf das neue digitale Netz. Damit war der Osten, was das Netz angeht moderner aufgestellt.

Im Unterschied zu deinem Beispiel konnte es aber sein, dass der zweite Teilnehmer nicht der Nachbar war sondern sich in einer anderen Stasse, im ländlichen Bereich sogar in einer anderen Ortslage befand.

Was fällt mir noch ein?

Gang und gäbe waren auch sogenannte Ausgleichsschaltungen zwischen Endverzweigern. Damit war es mögl., eine freie Doppelader von einem zu einem anderen Endverzweiger (anderes Haus) zu schalten, ohne den Bürgersteig aufzubuddeln und die Lötstelle zu öffnen.

Dass die Technik der DDR-Post recht antik war, zeigte sich auch daran, dass die Beamten aus dem Westen, die beim Aufbau Ost halfen alles mögliche "Antike" gen Westen schleppten, so zum Beispiel die Glocken von Freileitungen als Briefbeschwerer oder Telefone W 38 oder älter, die schon genannten Drehhebwähler oder oder oder.

Beliebt war die DDR-Technik nach der Wende auch bei Metall-Dieben. Nicht selten verschwanden etliche Felder Freileitung (2 oder 3 Millimeter Kupfer-Draht) bei Nacht und Nebel.

Bezüge zur Stasi gab es auch, jeder, der mit Fernleitungen Befassung hatte, wurde natürlich überprüft, schon unter dem Hintergrund, dass vor Feiertagen Fernkabel-Trassenkontrollen (incl. der Überprüfung der Druckluft-kontrollstellen) gemacht wurden, oder Störungen auch ins Grenzgebiet führen konnten.

Grüße
excideuil
 
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