Stein mit Löchern gefunden

Helena Hedwig

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Hallo, kann mir jemand helfen:
Ich habe vor einigen Tagen in einem riesigen Steinhaufen, den wir von einer
Firma gekauft haben, einen Stein gefunden.

Er hat an ein durchgehendes Loch ca. 1,2 cm Durchmesser über die gesamte Länge des Steines (ca. 8 cm). An der breiten Kante gibt es 6 kleine Löcher, es müssen wahrscheinlich 8 gewesen sein, es gibt einen Abschlag.

Mein Vater meinte nun, es könnte ein Gerät zur Seilherstellung sein.

Kennt jemand so einen Stein (eventl. Werkzeug)?
 

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Ich würde eher auf etwas wie Gebranntes tippen, wie Sandstein sieht es nicht aus.
Es ist auch ein wenig gefärbt, rot und grau, die Abschlagstelle, an der nochmals kleine Löcher waren, ist ein wenig dunkelroter.
 
Bei Sandstein müssten es gebohrte, also runde Löcher sein. Diese hier kommen mir teilweise jedoch recht eckig vor, als wären kantige Holzstäbe in frischen, noch ungebrannten Ton gesteckt worden...
 
Das Loch, welches sich über die gesamte Länge des Steines zieht, ist kreisrund, die kleineren Löcher allerdings variieren in ihrer Größe. Ich denke, auch sie müssen mit einem rundem oder ovalem Gegenstand gemacht worden sein, allerdings sieht es so aus, als ob dabei "gewackelt" worden wäre, sie sind nicht ganz norm.
 
Glaube fast, dass Dein Stein mal zu einem Bauwerk gehört hat. Mit dem Profil sieht er für mich aus wie ein Teil eines Maßwerkfensters, wo die Elemente zusätzlich mit Metallstiften gesichert waren (die kleinen Löcher). Das große Loch in der Mitte könnte für einen durchgehenden Eisenstab gedient haben, der eine ganze Gruppe dieser Profile sicherte, womit, und im Hinblick auf die Art des Stein, m.M.n.eher ein neugotisches Bauwerk in Frage kommt. Bin allerdings kein Restaurateur... ;-D
 
Laut meiner letzten Auskunft vom Landesmuseum in der Nähe ist es ein Webgewicht aus der frühen Bronzezeit.
Aber danke an alle, die sich Gedanken gemacht haben.:yes:
 
Haben die Bild oder Original gesehen? Ich will dem Landesmuseum da ja nicht reinreden, aber ein Webgewicht mit mehr als nur einem Loch ist mir noch nicht untergekommen. Wenn die Bild oder Original gesehen haben, dann nimm meine Verwunderung als gegenstandslos an.
 
Dem Museum habe ich die gleichen Bilder gesandt, wie hier eingestellt.
Wir werden einen Vororttermin vereinbaren, ich denke, dass dann noch eventuell offene Fragen geklärt werden können.
 
Ja, hatte bez. der zirkulären Anordnung der kleinen Löcher auch an einen Webstuhl gedacht, aber eben, warum nicht aus Holz... vielleicht weil steinzeitlich. :)
Beharre immer noch auf meiner Vermutung, da die ‘Rille’ in der Außenform nicht nach natürlicher Erosion aussieht. Wie dem auch sei, ein hübscher und geheimnisvoller Stein! Hoffe, dass Du uns auf dem Laufenden hältst.
 
Tja, leider hat der Termin mit dem Museum nicht geklappt, aber wir haben an diesem Tag gleich die Pompejiausstellung besucht und dort auch ein anderes Webgewicht entdeckt. Dies ist ebenfalls aus Stein und ähnlich dem, welches ich gefunden habe.
 
ZumThema Webgewicht:
Manchmal habe ich den Eindruck,alles,was ein Loch hat und nicht zuzuordnen ist, wird als Webgewicht klassifiziert.
M.E. passt das bei beiden gezeigten Artefakten nicht.
Ausgehend von der Annahme, daß die Form der Funktion folgt und kein Mensch Löcher oder Vertiefungen bohrt, ohne daß diese von der Funktion her benötigt werden, würde ich genau diese Klassifizierung als Webgewicht ausschließen.
 
Mein Fundstück sieht dem Netzsenker wirklich zum verwechseln ähnlich. Natürlich lässt es sich nicht mit Sicherheit sagen, allerdings haben jetzt bereits zwei Museen solche Objekte in ihren Ausstellungen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass diese Leute mit ihrer Ausbildung wissen müssten, wovon sie reden. Auf alle Fälle ist mein Fundstück sehr interessant, woher es auch immer stammen mag und was es auch sei.
 
Ein ähnliches Objekt hatte ich vor Jahren auch mal auf einem Acker gefunden.
Das Heimatmuseum in der Nähe hatte damals kein grosses Interesse daran, daher habe ich das immer noch hier zuhause.
Meines hat - neben dem Hauptloch im Inneren und einigen Nebenlöchern, die aber nicht durchgängig sind - zwei tiefere "Fadenspuren". Ich hielt das bisher auch immer für eine Art von Gewicht.
Brandspuren sind noch zu sehen, vom Gesteinstyp an sich würde ich sagen es wäre Sandstein.
Bei Interesse kann ich morgen Bilder reinstellen.
 
Bei Interesse kann ich morgen Bilder reinstellen.
Ja gerne!


Jetzt wo ich gelesen habe, dass das Material beim Stück im Friesen-Museum Ton ist, halte ich es für möglich, dass die Löcher lediglich dazu gedient haben, das Ausbrennen zu erleichtern, bzw. auch bei niedrigeren Temperaturen zu ermöglichen (beim Stein des Museums allerdings offensichtlicher).
 
So, hier die Fotos:
 

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Danke, sieht interessant aus! Weiß nicht, wie weit die Websteinforschung sich schon vorgewagt hat, hier also nur Vermutungen:

Auf den ersten Blick sieht Dein Objekt wie aus Stein aus. Etwa Steatit, der leicht zu bearbeiten ist und früher oft verwendet ward. Die kleine Rille könnte von einem fetten Fischfang stammen, oder wenn das Netz sich verfangen hatte und heftig gezerrt werden musste.(Steatit ist sehr leicht zu verkratzen). Glaub ich aber nicht, da die Kanten zu scharf sind.

Hab’ jetzt aber dennoch auch meine letzte Theorie über den Zweck der kleinen Löcher verworfen (dafür sind ja Theorien da) und bin jetzt ziemlich davon überzeugt, - zumal die Löcher im Stein zuoberts nicht so recht mit der vorigen Idee korrespondieren wollen - dass die Vertiefungen eine Gewichtsbezeichnung sind. Das war sicherlich wichtig beim Weben, damit die kostbaren Fäden nicht reißen, sodass “Netzsenker” m.M.n. bei beiden Steinen wegfällt. Durchaus denkbar ist auch die Verwendung an einer einfachen Handwaage (z.B. an Märkten), wie es bereits die Römer kannten, wobei der Stein sogar auf den Messarm des Tools geschoben werden konnte. Hier ein Bild eines solchen tragbaren Gerätes:
http://media.4teachers.de/images/thumbs/image_thumb.3080.jpg

Ob Webgewicht oder sonst ein Gewicht, aber die Löcher erinnern mich an frühe Münzen, d.h. an Markierungen von Werten, deren Bedarf bei Netzsenkern kaum nachvollziehbar ist*. Dein Stein, Silke, ist m.M.n. aus Ton, zuerst getrocknet (Grund der Fadenrille) und dann bei sehr hoher Temperatur ausgebrannt. Sowohl die hohe Temperatur, wie auch die nachläßig ‘gestempelten’ Markierungen könnten Zeugen einer zentralen Massenproduktion sein, d.h. dass es möglicherweise ein geeichtes Gewicht war, das von irgendeiner autoritären Stelle herausgegeben wurde. Was ich etwas vermisse, ist ein Zeichen des Herausgebers, sowas wie ein Prägestempel als Zertifikation bei Kontrollen auf den Märkten. Vielleicht ist aber die runde Vertiefung auf Deinem Stein genauso ein Stempel, wenn auch bereits abgenutzt.

Und somit hat Dein Stein Silke m.M.n. auch beim Erahnen des ursprünglichen Zwecks von Helenas Stein geholfen.

Gruß
z


*: Auch dieser flache, gelöcherte Stein in Wien bekräftigt meine Neubesinnung:
http://ufgsammlung.univie.ac.at/kat...e-steinschmuck-und-steinobjekte-projekt-nr39/
 
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