Da das Thema nun eine andere Eingangsfrage hat, möchte ich kurz auf die technischen Äußerlichkeiten eingehen. (Danke an die Moderation für die Verschiebung)
Die Scheibe ist aus gebranntem Ton und mit d = 16 cm nicht sehr groß, man konnte die Symbole nur im Nah/Lesebereich erkennen.
Von der Größe könnte sie der Auflage einer Töpferscheibe entsprechen, Oberfläche dort geglättet, Ränder abgeschnitten, bestempelt, gebrannt, fertig.
Die mesopotamischen Tontäfelchen wurden nicht immer gebrannt, Ton war dort ein Alltagswerkstoff. Ob das in Kreta auch so war, weiß ich nicht. Stempel wurden als Siegel benutzt, die weit über Nahost hinaus gefunden wurden. Die Rollsiegel waren kleine Kunstwerke, vielleicht schreibt Traklson noch etwas zu Phaistosscheibe.
Das spricht nicht unbedingt gegen Monatsdarstellungen.Die Anzahl der zu erntenden Produkte und vorzunehmenden Arbeiten differiert ja auch von Monat zu Monat.
Und die zwölf aussen angeordneten Zeichengruppen sind alle unterschiedlich,bezeichnen also unterschiedliche Subjekte
Im Prinzip eine gute Überlegung,aber warum dann diese komplizierte und schlecht lesbare Kreis- und spiralförmige Anordnung der Symbole.?
Dazu müßten wir den Kontext kennen, wurde die Scheibe, statt rechteckiger Tafeln, aus Gründen der Symbolik verwendet oder wegen des Design und der leichten Herstellung.
Die Scheibe ist ein Einzelfund oder gibt es etwas vergleichbares?
Für diese Spiralanordnung habe ich allerdings auch noch keine Erklärung.Möglicherweise gibt es kultische Gründe Zumindest tauchten Spiralmuster bei Megalithbauten immer mal wieder auf.
Für kultische zwecke spricht m.E. neben der Anordnung auch folgendes:
Was auffällt ist,daß auf Seite A der "Irokesenkopf" öfter auftaucht (14x),davon in Kombination mit dem Schild 12mal und zwei mal mit der Haut,Schiff ,Pfeil ,Hammer und Winkel
3 mal taucht er in Kombination mit Schild,Vogel,Horn auf
Auf Seite B taucht der Kopf noch 5 mal auf und dabei ein Mal (am Anfang oder Ende ) in Kombination mit dem Schild
Möglicherweise (das ist natürlich rein spekulativ) bezeichnet der Kopf und die Kombination Kopf/Schild eine Gottheit. Dann läge hier eine Art liturgischer Formel vor, in der die Gottheit wiederholt angerufen wird.
Interessant, was du über die Anzahl des Irokesenstempels festgestellt hast.
Vielleicht müssen wir uns der Scheibe so nähern wie einer Karikatur. (Eindeutig zu viele Schüleranfragen zur Karikaturinterpretation im GF der letzten Tage:winke
Grundsätzlich stellt sich mir noch immer die Frage, ob richtige Schrift oder nicht. Wenn es eine richtige Schrift wäre, könnten wir uns die Betrachtungen der Scheibe sparen, weil wir das Alphabet und die Sprache nicht kennen.
Wenn es keine Schrift ist, weil die Scheibe für Analpheten gemacht wurde, wozu ich inzwischen neige, müßten wir in der Lage sein, ihre Aussage zu verstehen, wenn wir den Kontext kennen würden.