Stempeltechnik der Phaistos-Scheibe

Gegenkaiser

Gesperrt
Heerscharen von (Hobby-)Wissenschaftlern haben sich an die Entzifferung des bronzezeitlichen Diskos von Phaistos gemacht, aber so gut wie keiner hat sich jemals über die Herstellungstechnik der Inschrift ausgelassen. Was umso erstaunlicher ist, als daß es sich um den ersten Text der Menschheitsgeschichte handelt, der mit Einzelstempeln, also essentiell beweglichen Lettern hergestellt wurde.

Tante Wiki hat ein bißchen dazu:
*Phaistos Disc - Wikipedia, the free encyclopedia
*Diskos von Phaistos ? Wikipedia

Kennt jemand weitere solche Analysen, in irgendeiner Sprache? Weiß jemand zufällig, wie die vollständigen Literaturangaben zu Bossert und Pomerance lauten?
 
Ist nicht ganz das Thema des Threads:

Hier drei Bilder aus Phaistos:

Phaistos 1.jpg
Phaistos 2.jpg
Phaistos 3.jpg

Hier wird wohl deutlich, wie die Minoer Güter wie das Olivenöl lagerten. Und das dritte Bild zeigt einen schönen Blick über die Ruinen des Palastes und vermittelt auch einen Eindruck von der Höhe des ehemaligen Palastes gegenüber dem Meeresspiegel.

Aber meine Frage geht in eine andere Richtung. In Phaistos wurde ein Diskus-ähnlicher Gegenstand gefunden mit Schriftzeichen, die bis heute nicht entschlüsselt sein sollen. Stimmt das? Leider kann ich nur mit einer Abbildung von der Ausstellungstafel dienen:
Phaistos 4.jpg

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier drei Bilder aus Phaistos:
Aber meine Frage geht in eine andere Richtung. In Phaistos wurde ein Diskus-ähnlicher Gegenstand gefunden mit Schriftzeichen, die bis heute nicht entschlüsselt sein sollen. Stimmt das? Leider kann ich nur mit einer Abbildung von der Ausstellungstafel dienen:

Beim Diskus war ich gedanklich heute auch (zufällige Gedankenübertragung:winke:) und fand Ägäische Schriftsysteme ? Wikipedia übersichtlich.
Es scheint diesen bisher unentzifferbaren Piktogramm-Schrifttyp wie auf dem Diskus in verschiedenen Ausprägungen im ganzen nahen Osten gegeben zu haben. Inwieweit man einfache Siegel auf Tongefäßen oder Rollsiegel diesem Diskus voranstellen kann und wie einmalig er ist, könnte man hier oder woanders diskutieren.
 
Beim Diskus war ich gedanklich heute auch (zufällige Gedankenübertragung:winke:) und fand Ägäische Schriftsysteme ? Wikipedia übersichtlich.
Es scheint diesen bisher unentzifferbaren Piktogramm-Schrifttyp wie auf dem Diskus in verschiedenen Ausprägungen im ganzen nahen Osten gegeben zu haben. Inwieweit man einfache Siegel auf Tongefäßen oder Rollsiegel diesem Diskus voranstellen kann und wie einmalig er ist, könnte man hier oder woanders diskutieren.

Vielen Dank für eure Antworten. :winke:
Dass der Diskos von Phaistos nicht entschlüsselt ist, hat mir die Reiseführerin - ein Job, der ein Studium erfordert! - auf Kreta natürlich erzählt. Es konnte ja sein, dass sich seit Juli etwas Neues ergeben hätte ...
Und genau das ist das, um das ich euch "Altertümer" ein wenig beneide, es gibt so viel Ungeklärtes, Spekulatives, dass es ja fast jeden Morgen etwas Neues geben kann und sei es nur eine neue Theorie.

So ganz "umsonst" habe ich die anderen Bilder natürlich nicht eingestellt. Folge ich der Reiseleiterin - vor Ihrem Job Archäologin - dann ist der Palast von Phaistos sogar nach klimatischen Gesichtspunkten gebaut worden. Das heißt, der einfallende kühlende Wind - die Notwendigkeit einer Kühlung habe ich selbst verspürt - wurde so in den Gebäudekomplex geleitet, dass er den größtmöglichen Effekt hatte.
Wenn ich damit zur Kenntnis nehme, dass die Minoer reiche naturwissenschaftliche Kenntnisse hatten, was auch die Nutzung aller ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen - wie Lagerung und Veredelung des Olivenöls - einschließt, warum sollten sie - und damit komme ich auf das Ausgangsthema zurück - sich den Unwägbarkeiten einer Schifffahrt an die britische Küste stellen? Die Logik erschließt sich mir nicht.
Meiner Meinung nach stellt doch die "Hochtechnologie" die Bedingungen, schließt mögliche Risiken aus und verteilt diese auf andere Schultern. Oder?

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet:
Es scheint diesen bisher unentzifferbaren Piktogramm-Schrifttyp wie auf dem Diskus
Falls es sich auf dem Diskus überhaupt um Schrift handelt .
Der äußere Ring besteht auf beiden Seiten aus jeweils 12 Segmenten und das erinnert mich frappant an die Monatsbilder bei romanischen und gotischen Kirchen.
Wenn es sich um etwas vergleichbares handelt,dann wäre das gerade keine Schrift

Die Anordnung der Symbole- einmal kreisförmig und dann im Inneren dieses Kreises spiralförmig spricht m.E. auch gegen eine Schrift und für Symboldarstellungen.
 
Falls es sich auf dem Diskus überhaupt um Schrift handelt .
Der äußere Ring besteht auf beiden Seiten aus jeweils 12 Segmenten und das erinnert mich frappant an die Monatsbilder bei romanischen und gotischen Kirchen.
Wenn es sich um etwas vergleichbares handelt,dann wäre das gerade keine Schrift

Die Anordnung der Symbole- einmal kreisförmig und dann im Inneren dieses Kreises spiralförmig spricht m.E. auch gegen eine Schrift und für Symboldarstellungen.

Ok, diese Piktogramme mögen noch keine richtige Schrift sein, die gesprochene Sätze wiedergeben. Man kann doch aber sagen, dass der Schriftentwicklung einerseits eine Bildsymbolik voranging, wie bei den ägyptischen Hieroglyphen oder den mesopotamischen Siegelbildern und auf der anderen Seite Zahlsysteme wie die Token.
Mit beiden Systemen hatten die Minoer Kontakt und in Ton gestempelt sollen die Zeichen auf dem Diskus doch sein?

Spannend ist natürlich die zeitliche und kulturelle Einordnung, aus 1700 BC gibt es ja auch Linear A- Tafeln, sogar von der gleichen Fundstelle.
 
Wenn ich damit zur Kenntnis nehme, dass die Minoer reiche naturwissenschaftliche Kenntnisse hatten, was auch die Nutzung aller ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen - wie Lagerung und Veredelung des Olivenöls - einschließt, warum sollten sie - und damit komme ich auf das Ausgangsthema zurück - sich den Unwägbarkeiten einer Schifffahrt an die britische Küste stellen? Die Logik erschließt sich mir nicht.
Meiner Meinung nach stellt doch die "Hochtechnologie" die Bedingungen, schließt mögliche Risiken aus und verteilt diese auf andere Schultern. Oder?

War es nicht eher eine übernommene Hochtechnologie? Die Minoer lebten zentral im Mittelmeer und könnten Handwerkstechniken und Kultur aus Ägypten und Nahost übernommen und weiterentwickelt haben. Ob sie diesen Landmächten gegenüber Bedingungen stellen konnten, weiß ich nicht. Sie werden auch nicht die einzigen Seefahrer im östlichen Mittelmeer gewesen sein aber möglicherweise nutzten sie das Kulturgefälle zum nördlichen Festland.
Übrigens in Sachen Kosmetik, Essenzen, Duftstoffe waren die Ägypter wohl die Marktführer.

Die Eingangsfrage zur direkten Nordseeverbindung hatten wir doch schon zu den Akten gelegt.
Mich interessiert z.Zt. besonders, was in der Bronzezeit so zwischen 1700 und 1400 BC ringsum das östliche Mittelmeer passiert ist und wie sich das auf die Gedankenwelt der Menschen ausgewirkt haben könnte. Das minoische Kreta war keine Militärmacht und die Paläste waren nicht besonders geschützt. Hatten die Minoer keine Angst vor feindlichen Übernahmen? Einige Bauwerke wurden von Erdbeben zerstört, wie wirkten sich derartige Erfahrungen aus?
 
Na,ja,rena aber irgenwann erfolgte die Differenzierung zwischen symbolischem Bild und abstrakter Schrift. Und gerade das parallele Auftreten von Linear A deutet zusammen mit der Anordnung der Smbolzeichen auf dem Diskus m.e. eigentlich eher auf Symbolbilder als auf Schrift hin.
 
Na,ja,rena aber irgenwann erfolgte die Differenzierung zwischen symbolischem Bild und abstrakter Schrift. Und gerade das parallele Auftreten von Linear A deutet zusammen mit der Anordnung der Smbolzeichen auf dem Diskus m.e. eigentlich eher auf Symbolbilder als auf Schrift hin.
Nicht zwangsläufig, es können durchaus innerhalb einer Kultur zwei verschiedene Schriften parallel verwendet werden. Siehe in Ägypten die Hieroglyphen und das Demotische. In Skandinavien wurden im Mittelalter auch zeitweise Runen und lateinisches Alphabet nebeneinander verwendet.

Mich interessiert z.Zt. besonders, was in der Bronzezeit so zwischen 1700 und 1400 BC ringsum das östliche Mittelmeer passiert ist und wie sich das auf die Gedankenwelt der Menschen ausgewirkt haben könnte. Das minoische Kreta war keine Militärmacht und die Paläste waren nicht besonders geschützt. Hatten die Minoer keine Angst vor feindlichen Übernahmen?
In sie hineinsehen können wir nicht, und wir wissen auch nicht gut genug über die minoische Flotte Bescheid. Insofern ist die Bedrohungslage schwer abzuschätzen. Die Ägypter benutzten zwar schon seit dem Alten Reich Schiffe als Truppentransporter, fuhren damit im Mittelmeer aber nur in ihrer eigenen Gegend herum. Ob sie in der Lage gewesen wären, eine größere Streitmacht nach Kreta zu transportieren, und ob die Kreter in der Lage gewesen wären, ihre Landung zu vereiteln, wird sich nicht mit Sicherheit sagen lassen. Ob die Hethiter im von Dir genannten Zeitraum schon eine Bedrohung waren, lässt sich wohl auch nur schwer sagen, aber später versuchten sie sich anscheinend zumindest auf Zypern festzusetzen. Die große Zeit der Phönizier kam erst später, außerdem betätigten sie sich (mit Ausnahme der späteren Karthager) nicht als Eroberer. Bleiben die Mykener, die später ja tatsächlich zur Bedrohung wurden.

Einige Bauwerke wurden von Erdbeben zerstört, wie wirkten sich derartige Erfahrungen aus?
Wer weiß? In Griechenland gab es auch häufig Erdbeben, dort scheint man sie in der Antike hingenommen zu haben. Von großen Bauwerken hielten sie die Griechen jedenfalls nicht ab. Denke bloß an den Koloss von Rhodos, der schließlich tatsächlich einem Erdbeben zum Opfer fiel.
 
Falls es sich auf dem Diskus überhaupt um Schrift handelt .
Der äußere Ring besteht auf beiden Seiten aus jeweils 12 Segmenten und das erinnert mich frappant an die Monatsbilder bei romanischen und gotischen Kirchen.

Ich habe mir deine Argumente noch mal "durch den Kopf gehen lassen" und den Diskus erneut betrachtet. Von den Monatsbildern der Kirchen habe ich kein Bild gefunden, du meinst wahrscheinlich eine Tätigkeitszuordnung zum Jahreslauf, geordnet in Zeitabschnitte.
Die 12 Segmente in den äußeren Ringen sind bei den beiden Seiten jedoch nicht gleich, die Zahl der Symbole schwankt zwischen 3 und 5, im Durchschnitt sind es 4.
Die Anordnung der Symbole- einmal kreisförmig und dann im Inneren dieses Kreises spiralförmig spricht m.E. auch gegen eine Schrift und für Symboldarstellungen.
Hast du für die inneren Felder auch eine Vermutung?

Na,ja,rena aber irgenwann erfolgte die Differenzierung zwischen symbolischem Bild und abstrakter Schrift. Und gerade das parallele Auftreten von Linear A deutet zusammen mit der Anordnung der Smbolzeichen auf dem Diskus m.e. eigentlich eher auf Symbolbilder als auf Schrift hin.

Ja aber vielleicht gab es verschiedene Adressaten oder Anwendungsbereiche. Da wir auch nicht wissen, was mit Linear A mitgeteilt wurde, ist diese Unterscheidung nicht zu belegen.
Die Bildersprache innerhalb und an den Fassaden, der von dir angesprochenen Kirchen richtete sich an Analphabeten, die keine "echte" Schrift lesen konnten und daher mit Bildern und Symbolen angesprochen wurden.

Von den diversen Erklärungsversuche zum Diskus, die in Wiki angehängt sind, habe ich nur die Überschriften gelesen, da ist einige Male die Kalenderfunktion dabei und die reizt mich ja immer.

Meine spontane Idee war viel zu profan und phantasielos, ich hatte an ein Lagerinventarverzeichnis oder eine Abgaben/Spendenliste gedacht, segmentiert nach Haushalten. Der "Steuerzahler" drückt seinen Haushaltsnamensstempel an den Anfang des Segments und die Priester/Beamten dokumentieren die abgelieferten Warengruppen.
 
Nicht zwangsläufig, es können durchaus innerhalb einer Kultur zwei verschiedene Schriften parallel verwendet werden.
Stimmt,da hast Du Recht-es gab insbesondere wohl recht früh Differenzierungen zwischen Profan- und Sakralschriften,wie Demotisch und Hieroglyphen in Ägypten.Um soetwas könnte es sich hier zweifellos auch handeln.

Die 12 Segmente in den äußeren Ringen sind bei den beiden Seiten jedoch nicht gleich, die Zahl der Symbole schwankt zwischen 3 und 5, im Durchschnitt sind es 4. .
Das spricht nicht unbedingt gegen Monatsdarstellungen.Die Anzahl der zu erntenden Produkte und vorzunehmenden Arbeiten differiert ja auch von Monat zu Monat.
Und die zwölf aussen angeordneten Zeichengruppen sind alle unterschiedlich,bezeichnen also unterschiedliche Subjekte
Meine spontane Idee war viel zu profan und phantasielos, ich hatte an ein Lagerinventarverzeichnis oder eine Abgaben/Spendenliste gedacht, segmentiert nach Haushalten. Der "Steuerzahler" drückt seinen Haushaltsnamensstempel an den Anfang des Segments und die Priester/Beamten dokumentieren die abgelieferten Warengruppen.
Im Prinzip eine gute Überlegung,aber warum dann diese komplizierte und schlecht lesbare Kreis- und spiralförmige Anordnung der Symbole.?


Für diese Spiralanordnung habe ich allerdings auch noch keine Erklärung.Möglicherweise gibt es kultische Gründe Zumindest tauchten Spiralmuster bei Megalithbauten immer mal wieder auf.
Für kultische zwecke spricht m.E. neben der Anordnung auch folgendes:

Was auffällt ist,daß auf Seite A der "Irokesenkopf" öfter auftaucht (14x),davon in Kombination mit dem Schild 12mal und zwei mal mit der Haut,Schiff ,Pfeil ,Hammer und Winkel
3 mal taucht er in Kombination mit Schild,Vogel,Horn auf
Auf Seite B taucht der Kopf noch 5 mal auf und dabei ein Mal (am Anfang oder Ende ) in Kombination mit dem Schild
Möglicherweise (das ist natürlich rein spekulativ) bezeichnet der Kopf und die Kombination Kopf/Schild eine Gottheit. Dann läge hier eine Art liturgischer Formel vor, in der die Gottheit wiederholt angerufen wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da das Thema nun eine andere Eingangsfrage hat, möchte ich kurz auf die technischen Äußerlichkeiten eingehen. (Danke an die Moderation für die Verschiebung)
Die Scheibe ist aus gebranntem Ton und mit d = 16 cm nicht sehr groß, man konnte die Symbole nur im Nah/Lesebereich erkennen.
Von der Größe könnte sie der Auflage einer Töpferscheibe entsprechen, Oberfläche dort geglättet, Ränder abgeschnitten, bestempelt, gebrannt, fertig.
Die mesopotamischen Tontäfelchen wurden nicht immer gebrannt, Ton war dort ein Alltagswerkstoff. Ob das in Kreta auch so war, weiß ich nicht. Stempel wurden als Siegel benutzt, die weit über Nahost hinaus gefunden wurden. Die Rollsiegel waren kleine Kunstwerke, vielleicht schreibt Traklson noch etwas zu Phaistosscheibe.



Das spricht nicht unbedingt gegen Monatsdarstellungen.Die Anzahl der zu erntenden Produkte und vorzunehmenden Arbeiten differiert ja auch von Monat zu Monat.
Und die zwölf aussen angeordneten Zeichengruppen sind alle unterschiedlich,bezeichnen also unterschiedliche Subjekte
Im Prinzip eine gute Überlegung,aber warum dann diese komplizierte und schlecht lesbare Kreis- und spiralförmige Anordnung der Symbole.?

Dazu müßten wir den Kontext kennen, wurde die Scheibe, statt rechteckiger Tafeln, aus Gründen der Symbolik verwendet oder wegen des Design und der leichten Herstellung.
Die Scheibe ist ein Einzelfund oder gibt es etwas vergleichbares?


Für diese Spiralanordnung habe ich allerdings auch noch keine Erklärung.Möglicherweise gibt es kultische Gründe Zumindest tauchten Spiralmuster bei Megalithbauten immer mal wieder auf.
Für kultische zwecke spricht m.E. neben der Anordnung auch folgendes:

Was auffällt ist,daß auf Seite A der "Irokesenkopf" öfter auftaucht (14x),davon in Kombination mit dem Schild 12mal und zwei mal mit der Haut,Schiff ,Pfeil ,Hammer und Winkel
3 mal taucht er in Kombination mit Schild,Vogel,Horn auf
Auf Seite B taucht der Kopf noch 5 mal auf und dabei ein Mal (am Anfang oder Ende ) in Kombination mit dem Schild
Möglicherweise (das ist natürlich rein spekulativ) bezeichnet der Kopf und die Kombination Kopf/Schild eine Gottheit. Dann läge hier eine Art liturgischer Formel vor, in der die Gottheit wiederholt angerufen wird.

Interessant, was du über die Anzahl des Irokesenstempels festgestellt hast.
Vielleicht müssen wir uns der Scheibe so nähern wie einer Karikatur. (Eindeutig zu viele Schüleranfragen zur Karikaturinterpretation im GF der letzten Tage:winke:)

Grundsätzlich stellt sich mir noch immer die Frage, ob richtige Schrift oder nicht. Wenn es eine richtige Schrift wäre, könnten wir uns die Betrachtungen der Scheibe sparen, weil wir das Alphabet und die Sprache nicht kennen.
Wenn es keine Schrift ist, weil die Scheibe für Analpheten gemacht wurde, wozu ich inzwischen neige, müßten wir in der Lage sein, ihre Aussage zu verstehen, wenn wir den Kontext kennen würden.
 
wurde die Scheibe, statt rechteckiger Tafeln, aus Gründen der Symbolik verwendet oder wegen des Design und der leichten Herstellung.

Symbolik sehe ich auch als Grund für das Design, aber damit scheidet m.E. ein statischer Kontext aus.(Steuerlisten verfasst man aus Praktibilitätsgründen abellarisch) und ein kultischer Kontext wird wahrscheinlicher.
 
Symbolik sehe ich auch als Grund für das Design, aber damit scheidet m.E. ein statischer Kontext aus.(Steuerlisten verfasst man aus Praktibilitätsgründen abellarisch) und ein kultischer Kontext wird wahrscheinlicher.

Es wäre schön, wenn jemand mit Töpfererfahrung dazu etwas sagen könnte. Ich habe noch nie getöpfert, weder per Hand noch mit Töpferdrehscheibe. Meine theoretische Überlegung war nur, dass die Phaistosscheibe als Schreibunterlage so etwas wie ein frühes Massenprodukt war, weil man auf der Drehscheibe die Oberfläche schneller und gleichmäßiger glätten kann. Die Verwendung von Stempeln würde auch für Massenprodukt sprechen.
Was eindeutig dagegen spricht, ist der singuläre Fund. Wären solche Scheiben, für welchen Zweck auch immer, häufig hergestellt worden, hätte man mehr als eine finden müssen.
Irgendwie paßt die angenommene Ausführungstechnik nicht zur Anzahl der Funde. In den nahöstlichen Tontafelarchiven, Tempeln und teilweise auch in Wohnhäusern hat man viele Tontafelfragmente gefunden.
Wie sahen denn die gewöhnlichen Linear A-Schreibunterlagen aus?
 
Wie sahen denn die gewöhnlichen Linear A-Schreibunterlagen aus?
Eckig :) so wie die unten abgebildeten
Minoische Schrift und Inschriften - Reiseplanung für Kreta - Griechenland - Crete TOURnet
http://http://www.minoer.net/befunde/schrift/linear

Mit dem Diskus vergleichbares findet sich da m.W. nicht.
Die Stempel können natürlich benutzt worden sein,um größere Gleichmäßigkeit und bessere Lesbarkeit zu gewährleisten und gleichzeitig individuelle Fehler zu vermeiden-
Vor dem Hintergrund einer Kultischen Bedeutung würde das auch den Aufwand rechtfertigen,der in der Herstellung der Stempel liegt.
Intrerressant,aber wohl nur am Originalobjelkt festzustellen wäre in diesem Zusammenhang ,ob Stempel nur für die einzelnen Sxymbole oder auch für Gruppen von Zeichen hergestellt und benutzt wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Stempel können natürlich benutzt worden sein,um größere Gleichmäßigkeit und bessere Lesbarkeit zu gewährleisten und gleichzeitig individuelle Fehler zu vermeiden-Vor dem Hintergrund einer Kultischen Bedeutung würde das auch den Aufwand rechtfertigen,der in der Herstellung der Stempel liegt.
Stempel und Siegel waren rund um Kreta in Gebrauch, deren Verwendung erscheint mir nicht so bemerkenswert und muß auch kein Hinweis auf eine kultische Bedeutung sein.
Die von dir verlinkten Tontäfelchen sind auch nicht richtig eckig, sondern ungleichmäßig handgeformt. Wenn man gleichmäßig eckige hätte herstellen wollen, hätte man Formen benutzen müssen, was man bei Ziegeln getan hat.
Intrerressant,aber wohl nur am Originalobjelkt festzustellen wäre in diesem Zusammenhang ,ob Stempel nur für die einzelnen Sxymbole oder auch für Gruppen von Zeichen hergestellt und benutzt wurden.
Im Moment bin ich noch bei den bildhaften Symbolen. An den häufig vorkommenden Irokesen wurde ich durch einen Ausgrabungsband über Ekalte in Syrien erinnert, da gab es ein kleines Tonrelief mit einer Lautenspieler genannten Figur mit sehr ähnlicher Frisur. Im gleichen Bildband waren runde Tonscheiben abgebildet mit Löchern, die schematisch an dieses runde Symbol mit Punkten erinnern. Für was hältst du das?
Beim Anlesen meiner vorhin ausgeliehenen Bücherauswahl bin ich auf eine weitere Erklärung für die Phaistosscheibe gestossen: Überbleibsel eines Versuchs zur Schriftentwicklung, der ganz oder teilweise verworfen wurde.
 
Nun ja ,bei "Akten" aus Ton würde man sich ggf. nicht unbedingt die Muhe einer exakten Formung gemacht haben-ein ungefähr rechteckiger Tonfladen,der oben geglättet ist, könnte antiken Bürokraten genügt haben .Oder aber die Ränder sind abgebröckelt und erodiert.

Könntest Du die Fotos zu den Scheiben und der Figur aus Ekalte mal posten ?
Ansonsten ist das schwer zu sagen.
Das runde Symbol mit den Punkten auf dem Diskus hätte ich zunächst mal als Schild mit Beschlägen gedeutet. Wenn es Löcher sein solltenl, könnten die Teile Bezug zu einer Seilerei haben.Zumindest meine ich soche Lochscheiben in einer frühneuzeitlichen Seilerei in Frankreich mal gesehen zu haben.

Die Deutung als Überbleibsel eines verworfenen Versuchs zur Schriftentwicklung sehe ich als sehr gewagt an. Auch hier stellt sich wiederum die Frrage,warum man dann diese Art des Designs und der Anordnung gewählt haben sollte.Das macht irgendwiewenig Sinn.-Welche Begründung gibt man denn in dem Buch für diese These?

Wie oben bereits ausgeführt sehe ich den Schlüssel in dem Begriff der sich aus der Kombination Irokese/Schild bildet. Das scheint für die Funktion relevanter Begriff zu sein,da er in dem "Text" auf dem Diskus sehr oft wiederholt wird und die Darstellung eines Kopfes legt m.E.den Bezug des Begriffs zu einer realen oder mystischen Person (Herrscher,Priester oder Gott ) nahe.
 
Könntest Du die Fotos zu den Scheiben...
Die Scheiben waren platte Tonklumpen mit Löchern, sie wurden in dem Band als Sortierhilfsmittel von Schmuckherstellern bezeichnet, da diese im Sitzen auf der Erde arbeiteten und damit ihre Teilekollektion geordnet und sicher zur Hand hatten. Diese etwa 20cm großen Lochscheiben wurden jedenfalls in Werkstätten gefunden.



und der Figur aus Ekalte mal posten ?
Das würde ich sehr gern, ich habe extra deswegen heute mittag die Seite gescannt, bevor ich das Buch abgegeben habe. Und kann sie nun als PDF nicht einfügen, weil die Datei zu groß ist.
(OT Das kommt mir komisch vor, weil ich Fotos ohne Probleme einfügen kann, gibt es einen Trick)
Der Kopf des Lautenspielers ist im Profil abgebildet, die Zacken des Irokesenkopfputzes oder der Frisur ziehen sich bis in den Nacken, sind also nicht nur am Oberkopf wie auf der Phaistosscheibe.
Ansonsten ist das schwer zu sagen.
Das runde Symbol mit den Punkten auf dem Diskus hätte ich zunächst mal als Schild mit Beschlägen gedeutet. Wenn es Löcher sein solltenl, könnten die Teile Bezug zu einer Seilerei haben.Zumindest meine ich soche Lochscheiben in einer frühneuzeitlichen Seilerei in Frankreich mal gesehen zu haben.
Wie sahen denn die minoischen Schilder aus?
Vielleicht kommt man mit den minoischen Siegelbildern weiter Corpus der minoischen und mykenischen Siegel ? Wikipedia
da sind unten so merkwürdige zacken/strahlenumkränzte Scheiben abgebildet, die ich nicht einordnen kann.

Die Deutung als Überbleibsel eines verworfenen Versuchs zur Schriftentwicklung sehe ich als sehr gewagt an. Auch hier stellt sich wiederum die Frrage,warum man dann diese Art des Designs und der Anordnung gewählt haben sollte.Das macht irgendwiewenig Sinn.-Welche Begründung gibt man denn in dem Buch für diese These?
Kann ich vor gründlichem Lesen noch nicht sagen, jedenfalls habe ich nun einige Bücher über Kreta und Umgebung zu Hause.

Wie oben bereits ausgeführt sehe ich den Schlüssel in dem Begriff der sich aus der Kombination Irokese/Schild bildet. Das scheint für die Funktion relevanter Begriff zu sein,da er in dem "Text" auf dem Diskus sehr oft wiederholt wird und die Darstellung eines Kopfes legt m.E.den Bezug des Begriffs zu einer realen oder mystischen Person (Herrscher,Priester oder Gott ) nahe.

Stimmt, auf der einen Seite der Scheibe kommt diese Kombination mehrfach vor und meist schließt sich dieser kopflose Vogel mit nebulöser Eierwolke und der krumme Ast an.
Wir könnten natürlich einige der zahlreichen Interpretationen zu Rate ziehen, aber dann könnte ich die Scheibe nicht mehr unvoreingenommen betrachten und es würde keinen Spaß mehr machen.
 
Das würde ich sehr gern, ich habe extra deswegen heute mittag die Seite gescannt, bevor ich das Buch abgegeben habe. Und kann sie nun als PDF nicht einfügen, weil die Datei zu groß ist.
(OT Das kommt mir komisch vor, weil ich Fotos ohne Probleme einfügen kann, gibt es einen Trick)
Der Kopf des Lautenspielers ist im Profil abgebildet, die Zacken des Irokesenkopfputzes oder der Frisur ziehen sich bis in den Nacken, sind also nicht nur am Oberkopf wie auf der Phaistosscheibe.


Letzter Hochladeversuch
 

Anhänge

  • Ekalte Irokese.jpg
    Ekalte Irokese.jpg
    73,2 KB · Aufrufe: 418
Zurück
Oben