Suche das Dokument: Die Begründung der Judenvergasung

B

Biber22

Gast
Dieses Dokument habe ich vor ca. 40 Jahren im einen Berliner Museum gesehen.
Der Juristische Wert ist ungeheuerlich.
Ich kann mich nur erinnern, das das Museum in der Stadt war.
Damals hatte man noch kein Smartphones, wo man schnell fotografiert.
 
@ Sepiola : Danke fuer die links.
El Q :"Ich nehme an, dass du das Protokoll zur Wannseekonferenz meinst."
Genau. Bleibt ja nichts anderes uebrig. Die dort im Museum ausgestellte Kopie ist die versehentlich einzig noch vorhandene von urspruenglich 30 ausgestellten Kopien.

Ohne jetzt im Wespennetz rumzustochern, wenn man etwas korrekt sein moechte, muss man eigentlich feststellen, dass die Wannseekonferenz (WK) und ihr Protokoll absolut garnichts mit der "Begründung der Judenvergasung" zu tun gehabt hatte. Dieser ganze sich evolvierende Judenvernichtungsvorgang war ja ein heuristischer Vorgang im Sinn von 'learning by doing'. Der Strangersteller wird es vielleicht nicht wahrnehmen.
Grund der WK war es ja ueberhaupt nur buerokratische Kompetenzfragen; Definitionen zu klaeren , i.e. wer od. was ein 'Jude'| 'Judentum' ueberhaupt ist od. darstellt:


"Er [Heydrich] hatte die Wannsee Konferenz nicht einberufen, um die >>Frage der Endlösung<< selbst zu diskutieren. Vielmehr ging es ihm darum, technische und organisatorische Probleme zu erörtern, Kompetenzstreitigkeiten zu klären, insbesondere mit dem Ostministerium, und darum, ob und wie die >>Mischlinge<< und in >>Mischehe<< Lebenden der >>Endösung<< unterworfen werden sollten.“ Schlieβlich war das Ziel der Konferenz, unterschiedliche Behörden präzise zu koordinieren, um den millionenfachen Mord reibungslos durchzuführen. Die beteiligten Manner sahen ihr Organisationstalent herausgefordert. Sie diskutierten die >>Parallelisierung der Linienführung<<, also die Frage, wie das Programm effizient in die Tat umzusetzen sei.
Die eigentlichen Grundsatzentscheidungen sind offensichtlich zwischen April und ]uli 1941 getroffen worden. Einige Eckdaten der Entschluβbildung zum Völkermord in ganz Europa lassen sich, obwohl nur ein Bruchteil der Dokumente die systematische Verwischung der Spuren überstand und viele Entscheidungsabläufe nie schriftlieh festgehalten wurden, für die Monate Mai bis Juli 1941 nachzeichnen. Mit dem 1. August 1941 begann dann die Phase der praktischen Umsetzung jener Beschlüsse, die in den Wochen und Monaten zuvor gefällt wurden:
2. Mai 1941: Beschluβ der unter Göring im Vierjahresplan zusammengeschlossenen Staatssekretäre, in dem geplanten Krieg gegen die Sowjetunion >>zig Millionen Menschen<< durch bewuβt herbeigeführte Hungerkatastrophen umzubringen.
20. Mai 1941: Das Reichssicherheitshauptamt kündigt in einem Erlaβ »über die Auswanderung der Juden<< die >>zweifellos kommende Endlösung der Judenfrage<< an.“ [45]
45 Pätzold, S. 288f.
----------Götz Aly/Susanne Heim, Vordenker der Vernichtung, Seite 455

"..... zu klaeren , i.e. wer od. was ein 'Jude' /'Judentum' ueberhaupt ist od. darstellt" :


"A destruction process is a series of administrative measures that must be aimed at a definite group. The German bureaucracy knew with whom it had to deal: the target of its measures was Jewry. But what, precisely, was Jewry? Who was a member of that group?The answer to this question had to be worked out by an agency that dealt with general problems of administration—the Interior Ministry.
In the course of the definition making, several other offices from the civil service and the party became interested in the problem. […]The problem of defining the Jews was by no means simple; in fact, it was a stumbling block for an earlier generation of anti-Semites. Hellmut von Gerlach, one of the anti-Semitic deputies in the Reichstag during the 1890s, explained in his memoirs why the sixteen anti-Semitic members of the legislature had never proposed an anti-Jewish law: they could not find a workable definition of the concept Jew. All had agreed upon the jingle: “Was er glaubt ist einerlei;
In der Rasse liegt die Schweinerei”
But how to define race in a law? The anti-Semites had never been able to come to an agreement about that question. That is why “everybody continued to curse the Jews, but nobody introduced a law against them.”‘ [1.] The “simple” people who wrote the Nazi Party program in 1920 did not supply a definition either. They simply pointed out that a member of the community could only be a person of “German blood, without regard to confession.”
[1] Hellmut von Gerlach, Von Rechts nach Links (Zurich, 1937), pp. 111-13. The author, an anti-Semitic deputy, quit the faction in disgust.
---
-HILBERG, THE DESTRUCTION OF THE JEWS VOLUME I; ppg 65

Tscha, und das gab's zur Schande auch noch......
"The Ukrainians were used principally for dirty work. Thus Einsatzkommando 4a went so far as to confine itself to the shooting of adults while commanding its Ukrainian helpers to shoot children. [108]
In the south the SS drew upon a sizable population of resident ethnic Germans [Volksdeutsche] to organize a Selbstschutz of several thousand men. [109] Einsatzgruppe D discovered that the local Germans were eager volunteers during shootings. In that connection, a former chief of Einsatzkornmando 6 (Biberstein) commented after the war: “Das hat uns direkt erschreckt, was die für eine Blutgier hatten”. [110]"


107. RSHA IV-A-1, Operational Report USSR No. 80 (48 copies), September ll,1941, NO-3154.
108. This action took place in Radomyshl. RSHA IV-A-1, Operational Report USSR No. 88 (48 copies), September 19, 1941, NO-3149. For other reports of Ukrainian militia activity, see RSHA IV-A-1, Operational Report USSR No. 106 (48 copies), October 7, 1941, NO-3140; Ortskommandantur Snigerevka to Koriick 553 in Kherson, October 5, 1941, NOKW-1855; Ortskommandantur Kachovka to Kortick 553, copy to Feldkommandantur 810, October 20, 1941, NOKW-1598.
109. As of July 1943, the number was 7,000. Prützmann (Higher SS and Police Leader South) to Himmler, July 28, 1943, T 175, roll 19. German settlements were located primarily in the area between the Dniester and the Bug Rivers, which was administered by the Romanians. The Selbstschutz in the German villages remained, however, under SS jurisdiction. See Martin Broszat, “Das Dritte Reich und die rumänische Judenpolitik,” Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, March, 1958, pp.160-61.
110. Interrogation of Biberstein, June 29, 1947, NO-4997. ------- -HILBERG, THE DESTRUCTION OF THE JEWS VOLUME I; ppg 314

 
@ Sepiola : Danke fuer die links.

Genau. Bleibt ja nichts anderes uebrig. Die dort im Museum ausgestellte Kopie ist die versehentlich einzig noch vorhandene von urspruenglich 30 ausgestellten Kopien.

Ohne jetzt im Wespennetz rumzustochern, wenn man etwas korrekt sein moechte, muss man eigentlich feststellen, dass die Wannseekonferenz (WK) und ihr Protokoll absolut garnichts mit der "Begründung der Judenvergasung" zu tun gehabt hatte. Dieser ganze sich evolvierende Judenvernichtungsvorgang war ja ein heuristischer Vorgang im Sinn von 'learning by doing'. Der Strangersteller wird es vielleicht nicht wahrnehmen.



Du stocherst sicher nicht in einem Wespennetz herum, denn es ist uns hier im GF durchaus bekannt, dass die Wannseekonferenz nicht der Beginn der Endlösung war. Siehe meinen Beitrag aus dem Jahr 2014.

Es gibt einige Irrtümer und Spekulationen um die Wannseekonferenz. Weit verbreitet ist die Ansicht, bei der Wannsee-Konferenz sei die „Endlösung“ beschlossen worden. Die revisionistische und neonazistische Publizistik versucht anhand von pseudowissenschaftlichen Gutachten zu beweisen, dass dieses Protokoll von den Amerikanern nachdem Krieg gefälscht wurde.

Bis in die fünfziger Jahre herrschte die Meinung vor, dass an dieser Konferenz der Beschluss gefasst wurde, die europäischen Juden zu ermorden. Diese Auffassung ist falsch, wie die neuere Forschung heute weiss. Der Mord an den europäischen Juden begann schon vor der Wannsee-Konferenz.


Polen
Oktober und November 1941 wurden zwei kleine Vernichtungslager errichtet. Tötung durch Motorabgasen.
Im KZ Belzec wurden Gaskammern errichtet. Vernichtungslager für die Juden der Distrikte Lublin und Lemburg

Chelmno, umgebaute Gaswagen. Erster Einsatz 8.12.1941

Und in Auschwitz wurden ab dem 3.9.41 erste Versuche mit Zyklon B unternommen, an russischen Kriegsgefangenen

Diese Beispiele aus der Sowjetunion und Polen zeigen deutlich, dass eine Entscheidung im Hinblick auf den Massenmord zumindest an sowjetischen Juden bereits 1941 gefallen sein muss.

Dann der zweite Hinweis, dass auf der Wannseekonferenz die Entscheidung zur Endlösung nicht gefallen ist, zeigt der Blick auf die Teilnehmer der Konferenz. Denn weder Hitler als Reichskanzler, noch Himmler als Reichsführer-SS, waren anwesend.

Die Frage lautet: Wenn der Massenmord bereits ausgeführt wurde, was geschah dann am 20. Januar 1942 am Grossen Wannsee?

Dazu ein kurzer Rückblick:

Herbst 1941

Hitler und Himmler stellen die Weichen zur Deportation der Juden aus den europäischen Machtbereich.

Sept. 1941
Juden aus dem Grossdeutschen Reich und der Tschechoslowakei sollten nach Osten deportiert werden. Frankreich gab die Zusage, dass sobald es die Transportkapazitäten zuliessen, die franz. Juden deportiert werden.

Okt. 1941

Zusage Hitlers an die slowakische Staatsführung den Transport zu übernehmen.

15.10.1941 Deportationen der deutschen, luxemburgischen, österreichischen und tschechischen Juden.
Ziele waren Lodz, Minsk, Kaunas, Riga und für die tschechischen Juden liess Heydrich ein Ghetto in Theresienstadt einrichten.

Betroffen waren zwischen dem 15.Oktober 1941 bis Januar 1942 52 000 Menschen, mehrere Tausend wurden bereits vor Beginn der Konferenz ermordet.

Probleme:
Aus der Sicht der Täter gab es in dieser Zeit massive Behinderungen bei der Definition, Registrierung und finanzieller Ausbeutung der Opfer, Einsammlung, Verschleppung und Einquartierung.


Die Deportationen vom November und Dezember 1941 nach Minsk, Kowno und Riga brachten für die Planer unvorhersehbare Schwierigkeiten:

- Der Generalkommissar für Weissruthenien Wilhelm Kube beschwerte sich nach einem Inspektionsbesuch im Minsker Ghetto, dass sich unter den Mitte November aus Berlin, Bremen, Brünn, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg verschleppten Juden auch Personen befanden, die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatten oder deren Verwandte in der Wehrmacht waren. Hier waren bei der Organisation der Transporte durch die örtlichen Gestapo stellen fälschlicherweise Personen deportiert worden, die nach den Richtlinien des RSHA zunächst verschont werden sollten. Aber nicht nur in den Zielorten erhoben sich solche Proteste, auch in den Heimatstädten der Verschleppten versuchten die Arbeitsämter, Rüstungsinspektionen und nicht zuletzt die Betriebe, die Arbeitsjuden von der Liste streichen zu lassen.

- Die Deportationen nach Kowno war eine Improvisation weil das eigentliche Ziel Riga noch keinen Platz hatte. Die knapp 5 000 Verschleppten aus Berlin, Breslau, Frankfurt/Main, München und Wien wurden am 25. und am 29. November 1941 von den Einsatzkommando 3 in der Festungsgräben des Forts IX in Kowno erschossen. In der Stadt Riga schliesslich befand sich bereits ein Ghetto mit ca. 30 000 lettischen Juden, die am 30. Nov. und am 8. Dez, nur deshalb in den Wäldern um Riga erschossen wurden, um die ankommenden Transporte Platz zu machen. Ein Transport von etwa 1000 Menschen aus Berlin kam genau zu diesem Zeitpunkt in Riga an und auch diese Juden wurden gleich erschossen. Hier muss man davon ausgehen, dass die Erschiessungen nicht zentral geregelt wurden. Denn es gibt eine Telefonnotiz von Himmler vom selben Tag darauf steht: Berliner Juden nicht liquidieren. Auch wurden die Erschiessungen in Riga von der Bevölkerung wahrgenommen worden. Und es gab Proteste.

Diese Schwierigkeiten waren der entscheidende Grund für die Sitzung am Wannsee. Denn zwischen den Planungen in Berlin und den Realitäten an Ort bestanden grosse Diskrepanzen.

Quellen: Haus der Wannsee-Konferenz -Startseite
 
Literaturtipp: Friedländer, Saul: Kurt Gerstein oder die Zwiespältigkeit des Guten. Beck Verlag. 2007. 208 Seiten.

Kurt Gerstein (1905-1945) ist eine der außergewöhnlichsten Persönlichkeiten des Widerstandes gegen das "Dritte Reich". Schon im Mai 1933 trat er der NSDAP bei, um den Staat Hitlers von innen bekämpfen zu können, wurde jedoch 1936 aus der Partei ausgeschlossen. 1941 meldete er sich zur Waffen-SS, um im verborgenen seinen Kampf gegen das Regime fortzusetzen. In der Folge war er auch an der Beschaffung des Giftgases Zyklon B für die Massenmorde in den Vernichtungslagern beteiligt. Über die Massenvergasung von Juden, deren Augenzeuge er wurde, hat er wiederholt unter Lebensgefahr Diplomaten und Geistliche informiert und damit maßgeblich zum Bekanntwerden des Holocaust bei den Alliierten beigetragen. Nach Kriegsende kam er unter nicht völlig geklärten Umständen ums Leben. Saul Friedländers Buch ist eine bis heute faszinierende Studie über die Verstrickung des Guten in das Böse und über die Frage nach der individuellen "Schuld" eines Menschen, der Komplize eines totalitären Regimes wird, um dagegen Widerstand zu leisten - während andere nur zuschauen und "unschuldig" bleiben.
Quelle: Beckverlag
 
Genau. Bleibt ja nichts anderes uebrig. Die dort im Museum ausgestellte Kopie ist die versehentlich einzig noch vorhandene von urspruenglich 30 ausgestellten Kopien.

Ohne jetzt im Wespennetz rumzustochern, wenn man etwas korrekt sein moechte, muss man eigentlich feststellen, dass die Wannseekonferenz (WK) und ihr Protokoll absolut garnichts mit der "Begründung der Judenvergasung" zu tun gehabt hatte.
Ich weiß nicht so recht, wie ich das lesen soll. Der erste Satz kann ironisch sein, oder auch nicht. Wenn ich den ersten Satz als ironisch lese und dann den dritten Satz dazu, würde ich sagen, dass du mir widersprichst, wenn ich ihn nicht ironisch lese und den dritten Satz dazu, würde ich sagen, dass du mich bestätigst, aber den Threadersteller auzuklären versuchst, dass seine Auffassung falsch ist.

Dieser ganze sich evolvierende Judenvernichtungsvorgang war ja ein heuristischer Vorgang im Sinn von 'learning by doing'.
Das ist soweit richtig. Wobei hervorzuheben ist, dass es nicht nur learning by doing ist (das klingt so verharmlosend, dass es mir nur schwer über die Tasten kommt), sondern auch eine gewisse Genese dabei ist: Die ersten Erschießungen - denn mit Erschießungen fing der Massenmord ja an - betrafen vor allem "wehrfähige" jüdische Männer (wobei die "Wehrfähigkeit" großzügig ausgelegt wurde): So ungefähr jedes männliche Wesen zwischen 12 und 70, das theoretisch in der Lage gewesen wäre, ein Gewehr zu halten, wurde als "wehrfähig" eingestuft. Dann fiel den Mördern ein, dass ja auch Frauen Waffen führen können.
Und dann hatte man ein Haus voller unversorgter Waisenkinder vom Säugling bis zum Alter von 12 Jahren in der Nähe einer Wehrmachtsunterkunft. Die Soldaten beschwerten sich über den Lärm der hungernden Kinder, da müsse man doch was machen (dass sie daran dachten, dass die Kinder ermordet würden, ist wohl nicht an erster Stelle anzunehmen) und da fiel eben auch Polizei und SD auf, dass es "inhuman" sei, die Kinder verhungern zu lassen. Also wurden auch diese ermordet. Also nach und nach fielen die immanenten Hürden und Schranken. Zunächst rechterftigte man den Mord an den Männern mit der hypothetischen Möglichkeit, dass sie eine Waffe führen könnten (es gab auch propagandistisches Schulungsmaterial, in welchem den Polizisten und Soldaten suggeriert wurde, dass die Juden Partisanenbanden bilden würden und viele der Morde liefen auch unter dem Lemma Banden- bzw. Partisanenbekämpfung), dann rechtfertigte man den Mord an den Frauen mit der hypothetischen Möglichkeit, dass sie eine Waffe führen könnten ("Flintenweiber") und schließlich den Mord an den Kindern, dass ja nun niemand mehr da sei, der sie versorgen würde.
Dass die Erschießungen nicht sehr effektiv waren - sowohl technisch (die Gewehrläufe erhitzten), als auch, was die psychische Belastung der ausführenden Schützen anbelangte - überlegte man sich neue Strategien, sie zu ermorden, zunächst mit Diesel und später mit Zyklon B.

[edit: Rechtschreibung]
 
Zuletzt bearbeitet:
"Suche das Dokument: Die Begründung der Judenvergasung"
- das ist schon "Framing", also das Aufnehmen einer unhaltbaren These in die Diskussion.

Das Protokoll der Wannseekonferenz enthält ja nicht die Begründung für den Mord, sondern nur Teile des Plans und seiner damals schon z.T. erfolgten Umsetzung. Und das ist schon vor 50, 60 Jahren im Schulunterricht gut erläutert worden.
 
Ich weiß nicht so recht, wie ich das lesen soll. Der erste Satz kann ironisch sein, oder auch nicht. Wenn ich den ersten Satz als ironisch lese und dann den dritten Satz dazu, würde ich sagen, dass du mir widersprichst, wenn ich ihn nicht ironisch lese und den dritten Satz dazu, würde ich sagen, dass du mich bestätigst, aber den Threadersteller auzuklären versuchst, dass seine Auffassung falsch ist.
Oohhh keine freudian analyses s.v.p. Bin 100% ig auf Deiner Seite. Wie anders auch? (I don't fool around with this subject matter)
Das ist soweit richtig. Wobei hervorzuheben ist, dass es nicht nur learning by doing ist (das klingt so verharmlosend, dass es mir nur schwer über die Tasten kommt),
Stimmt.
sondern auch eine gewisse Genese dabei ist: Die ersten Erschießungen - denn mit Erschießungen fing der Massenmord ja an -
Hmmh,.....ich darf an 'abspritzen'; *Kaiser's Kaffee Motorraeder* mit beigefuegten Gasflaschen erinnern. Ich weiss schon was Du meinst...chronologisch gesehen ....
Und dann hatte man ein Haus voller unversorgter Waisenkinder vom Säugling bis zum Alter von 12 Jahren in der Nähe einer Wehrmachtsunterkunft. Die Soldaten beschwerten sich über den Lärm der hungernden Kinder, da müsse man doch was machen (dass sie daran dachten, dass die Kinder ermordet würden, ist wohl nicht an erster Stelle anzunehmen) und da fiel eben auch Polizei und SD auf, dass es "inhuman" sei, die Kinder verhungern zu lassen. Also wurden auch diese ermordet. Also nach und nach fielen die immanenten Hürden und Schranken. Zunächst rechterftigte man den Mord an den Männern mit der hypothetischen Möglichkeit, dass sie eine Waffe führen könnten (es gab auch propagandistisches Schulungsmaterial, in welchem den Polizisten und Soldaten suggeriert wurde, dass die Juden Partisanenbanden bilden würden und viele der Morde liefen auch unter dem Lemma Banden- bzw. Partisanenbekämpfung), dann rechtfertigte man den Mord an den Frauen mit der hypothetischen Möglichkeit, dass sie eine Waffe führen könnten ("Flintenweiber") und schließlich den Mord an den Kindern, dass ja nun niemand mehr da sei, der sie versorgen würde.
Dass die Erschießungen nicht sehr effektiv waren - sowohl technisch (die Gewehrläufe erhitzten), als auch, was die psychische Belastung der ausführenden Schützen anbelangte - überlegte man sich neue Strategien, sie zu ermorden, zunächst mit Diesel und später mit Zyklon B.

[edit: Rechtschreibung]

Ach, Du beruehrst so viele Theman, da kann man seitenlang drueber diskutieren. Apropos juedische Babies und kleine Kinder ermorden: die 'Begruendung' der damaligen Himmlermordbanden war eben, dass wenn die Babies einmal erwachsen waeren, sie sich an den Moerdern raechen wuerden. Nicht unplausibel...
Bin zwar nicht ueber Deine obigen Beispiele informiert, danke Dir, ssie fuegen sich jedoch in's traurige Gesamtbild. (ich war in '44 lucky: hatte 'Ahnen....wie auch immer das hiess. (Du schreibst 'rechtfertigen', waere 'kaschieren' nicht naeher?) Himmler verbot ja alles was mit der Mordthematik zusammenhing, nicht beim Namen zu nennen, darum verordnete er ja 'Tarnsprache'...'linga nazi')


Now I may beg your endulgence: bezueglich dem Vernichtungsprozess meinte ich, es sei ein ad hoc bis 'learn-by-doing-process' gewesen, also mehr oder weniger heuristisch. Es gibt dafuer unzaehlige Beispiele. Erlaube mir nur drei (aus gelesenen Dokumenten) zu nennen die fuer die Leser vielleicht neu sein werden:
  1. Gaswagen re. saeubern
  2. Gaswagen re. Motor
  3. Gaskammer re Tueren
1.Gaswagen re. saeubern:
Als die ersten sechs oder so LKW-Gaswagen gebaut wurden, wurde der Kastenaufbau in den das Abgas fuehrt, gut abgedichtet. Nicht bedacht dabei wurde, dass wenn Menschen sterben/gestorben sind, sich der Koerper entleert. Dies bedeutete dass , nachdem die Aufbautueren nach 20 oder so Minuten geoeffnet wurden, der Boden des Kastens mit viel stinkendem ****** verschmutzt war. Bevor Der Gaswagen wieder verwendet werden konnte, musste er also erstmal wieder gruendlich gereinigt werden. Aus diem Grund gab es eine Anweisung alle Gaswagen umzubauen: mit einem Schiebeboden zu versehen der leicht und schnell gesaeubert werden konnte.
2.Gaswagen re. Motor:
Die im abgedichteten LKW-Aufbau eingepferchten Leute wurden neben Dieselabgas 'auch' mit Benzinmotorabgas vergast. Das Auspuffrohr war unten, unterm Fahrgestell durchgeschnitten, ein anderes Rohr fuehrte in's Aufbauinnere. Wenn der LKW den Ort des Mordes erreicht hatte, krabbelte einer aus dem Fahrerhaus unter den LKW-Rahmen zum Auspuffrohr und verband das von oben kommende, abgeschnittene Auspuffrohr mittels Gummimanschette und Klampen mit dem Rohr, das in den Kastenaufbau fuehrte; dann wurde der Motor gestartet, fuer 10/20 oder so Minuten Vollgas gegeben bis aus dem Aufbau keine Schreie mehr toenten . Nicht bedacht wurde, dass sich das Auspuffgas in den Rohren staute, weil der hermetisch abgedichtet Kastenaufbau das Auspuffgas selber staute. Dies bedeutete, das das Gasgemisch durch den Vergaser immer duenner wurde bis es zu einem lauten Knall durch den Vergaser und Auspuff kam und der Motor krepierte.

Deshalb wurde oben unterm Dach des Aufbaus ein handgrosses Loch mit Klappe angebracht, dieses verhinderte den Auspuffgegendruck und alles ging wie geplant. Allerdings mussten die Gaswagen etliche neue Gummimanschetten mit sich fuehren, weil die Auspuffhitze diese schnell verbrannten.
3. Gaskammer re Tueren:
Die Todeskammer im Auschwitz Krema II hatte nur einen Ein- Ausgang. Dieser wurde mit zwei Fluegeltueren versehen die beim Verschliessenvon innen nach aussen schwangen und umgekehrt. Also um die geschlossenen Fluegelturen aufzumachen, wurden sie von aussen nach innen gedrueckt.
In die Todeskammer in Auschwitz wurden immer mehrere hundert Leute eingesperrt. Nicht bedacht wurde, dass die dort, im Dunkeln Eingesperrten, sich instinktiv dem Eingang zudraengten; dass die Ermordeten dann uebereinander zu Boden fielen, dass sie sich gegen die Tueren stapelten. Dies bedeutete, dass es schier unmoeglich gewesen war, die Fluegeltueren gegen den Druck hunderte von Leichen von aussen nach innen aufzustossen.
Das 'Bauamt Auschwitz' aenderte daraufhin den Bauplan, es radierte die alten Fluegeltueren aus und zeichnete neue ein, die sich nun umgekehrt oeffneten und schliessen liessen, d.h. nach aussen hin. Dies bedeutete jedoch auch , dass ein dicker Balken die Fluegeltueren gegen den Druck unterstuetzen sollte. Aus diesem Grund wurden zwei dicke 'L' Eisen rechts und links der Fluegeltueren in die Wand zementiert in die ein dicker Balken dort eingelegt wurde um den Druck von innen etwas abzufangen .
Anmerkung: es gibt noch viel viel mehr Beispiele ueber die progressiven Lernprozesse der Himmlergangsters, doch muss ich ehrlich bekennen, dass ich zwar viel ueber das HC-Thema gelesen habe, doch immer nur fuer kurze Zeit, weil sich das Gelesene, fuer mich jedenfalls, immer depressiv auf's Gemuet legt)
(Siehe dazu die Prozessakten Deborah Lipstadt vs D. Irving ; im Buch 'The Case for Auschwitz' ; 570 Sei. by Robert Jan van Pelt.)

Beigefuegt Faksimilees des oben genannten Buches, Seiten 406 & 407. Kapitel 6; 'Auschwitz at the Irving trial.
Die Todeskammer/ 'Vergasungskeller' ist im Plan 'Keller1' ; die zwei schwarzen Rechtecke stellen drahtgeflochtenen Einfuhrschaechte dar, die durchs Flachdach gingen und durch zwei Leute in Rot Kreuz Uniform, das Giftgranulat runtergeschuettet hatten.


("Also the slide and the adjacent stairways are clearly visible") Urspruenglich wurden die im Lager Gestorbenen eingesammelt und auf einem Karren zum Krema II gekarrt. Dort wurden sie einzeln ueber eine Treppe runter vor die Todeskammer aufgestapelt. Da das zu zeitraubend gewesen war, wurde spaeter eine Metallrutsche von draussen zum Keller eingebaut)
 
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