Sumer und der Indus

Lightstorm

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Ich habe gelesen das die sumerische Kultur in Mesopotamien mit der Indus-Kultur bzw. dem Indus in Kontakt stand. Handel.
Mich würde interessieren inwiefern das aussah. Die Fragen die ich mir stelle:

- Wo entstand zuerst die höhere Hochkultur, in Mesopotamien oder im Indus oder aber entwickelte sich beides mehr oder weniger zeitgleich?

- Wie umfassend war der Kontakt, wurde nur Handel betrieben oder fand auch ein massiver Austausch an Wissen, Religion bzw. Kultur statt?

- Falls ja wer hat wen mehr beeinflusst, Sumer oder Indus oder sich beide mehr oder weniger gleichwertig viel beeinflusst?

- Inwieweit kamen die religiösen Anschaungen von Sumer und Indus in Kontakt?


Und noch etwas allgemeines:

Kommt es mir nur so vor oder entstanden die größten ersten Hochkulturen in einem gemeinsamen geographischen Raum. Ob Ägypten, Mesopotamien, Indus oder auch Griechenland das seine Grundlagen von diesen vergangenen Hochkulturen entnahm.

Alle diese Gebiete die diese Hochkulturen hervorbrachten scheinen in regem Kontakt gewesen zu sein.
Wieso waren diese Hochkulturen so nah beieinander? Lag es nur an dem dort ersten Ackerbau und Tierzucht?

Mein Gedanke ist, diese Hochkulturen haben sich gegenseitig das Wissen und die Technik entwickelt die die andere aufkommende Hochkultur dann übernahm und eben dadurch zu Hochkultur wurde und es weiter entwickelte.

Daher mein Interesse ob das alles sehr breit verteilt stattfand (also die Innovationen zu Hochkultur) oder ob z.B. doch alles sein Anfang in Mesopotamien hat oder aber doch im Indus?


Metaphorisch interessant ist in diesem Zusammenhang das man früher den in der Bibel beschriebenen Garten Eden als eine ganze Region identifizierte vom Nil Fluss bis zum großen Fluss im Indus. Der fruchtbare Garten Eden ;) Wohingegen die Theorie von David Rohl den Garten Eden im Nordosten Mesopotamiens vermutet, also eher in der Sumer Kultur beheimatet.

Würde ja insofern passen das dieses Gebiet (vom Nil bis zum Indus) alle heutigen großen Religionen Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus hervorgebracht hat (bei den abrahamitischen Religionen ist die aufeinander aufbauende Art ja offensichtlich, aber inwieweit wohl Indus Religionen damit zusammenhängen?) .

Ich habe das Gefühl die Zentralisierung in Kultur und Religion im Westen stärker ausgeprägt war (Ein Gott), was auch für eine höhere Kulturentwicklung sprechen könnte, als das doch noch polytheistisch anmutende Hinduismus und Buddhismus das religiös sein Pantheon ohne die Abschaffung der anderen Gottheiten schuf, was ich als eine nicht vollendete Zentralisierung vermute.
 
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Einige ungeordnete Anmerkungen:

- Wo entstand zuerst die höhere Hochkultur, in Mesopotamien oder im Indus oder aber entwickelte sich beides mehr oder weniger zeitgleich?

Da die "Entwicklung einer Kultur" eine lange Zeitspanne in Anspruchnimmt würde ich mal sagen: Mehr oder minder Gleichzeitig; welche Kultur zu einem bestimmten Zeitpunkt "weiter entwickelt" war kann man evtl diskutieren, aber ohne eine genaue Definition von "Entwicklung" wird das kaum Sinn machen.

- Wie umfassend war der Kontakt, wurde nur Handel betrieben oder fand auch ein massiver Austausch an Wissen, Religion bzw. Kultur statt?

- Falls ja wer hat wen mehr beeinflusst, Sumer oder Indus oder sich beide mehr oder weniger gleichwertig viel beeinflusst?

Erst mal: Ob es sich bei den Sumerern um Einwanderer nach Mesopotamien handelte (und wenn ja, woher sie kamen), oder ob es sich autochthone Kultur des Zeistromlandes handelt, ist mWn ungeklärt. Die These, die Sumerer seien nahe mit der Induskultur verwandt und von dort nach Mesopotamien gekommen ist zwar nicht mehr up to date, aber wer weiß? Das Wissen über die Induskultur ist immer noch sehr gering.
 
- Wo entstand zuerst die höhere Hochkultur, in Mesopotamien oder im Indus oder aber entwickelte sich beides mehr oder weniger zeitgleich?

Es gibt keine "höhere" oder "niedere" Hochkultur, sondern ganz schlicht nur eine "Hochkultur"!

Die ältesten Hochkulturen sind die der Sumerer im Zweistromland und die der Ägypter. Welche von beiden die ältere ist, lässt sich heute nicht mehr eindeutig entscheiden. Vielfach wird angenommen, dass die sumerische Hochkultur die ältere ist. Beide datieren von etwa 3000 v. Chr. an. Im Industal kann man von einer Hochkultur ab etwa 2600 v. Chr. sprechen, wobei klar ist, dass solche Daten nur Näherungswerte sein können.

- Wie umfassend war der Kontakt, wurde nur Handel betrieben oder fand auch ein massiver Austausch an Wissen, Religion bzw. Kultur statt?

Nach Hermann Kulke, Die Geschichte Indiens, München 2006, gab es rege Handelsbeziehungen mit Südarabien und besonders mit Mesopotamien, in das die Stadtstaaten des Indus Holz, Kupfer, Gold, Silber, Karneol und Baumwolle exportierten. Siegelfunde in Mesopotamien, deren indische Herkunft sicher ist, sowie Rollsiegel und Handelsobjekte vorderorientalischer Herkunft in den Indusstädten lassen diese direkten Handelsbeziehungen mit Mesopotamien erkennen.

Vieles spricht dafür, dass die Expansion der Induskultur über die Kerngebiete ihrer Städte hinaus eher eine Folge intensiven Handels und kultureller Kontakte als militärischer Expansion war.

- Falls ja wer hat wen mehr beeinflusst, Sumer oder Indus oder sich beide mehr oder weniger gleichwertig viel beeinflusst?

Zunächst geht heute niemand mehr davon aus, dass eine Bevölkerung aus dem Indusgebiet im 4. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien einwanderte und dort nach einer Verschmelzung mit der autochthonen Bevölkerung das Volk der Sumerer bildete. Vielmehr nimmt man an, dass sowohl die Indusbevölkerung als auch die Sumerer aus einer autochthonen Bevölkerung der jeweiligen Großregion hervorgingen.

Eine frühere Vermutung, die Städte der Induskultur seien nach dem Vorbild der sumerischen Stadtstaaten entstanden, hat sich als falsch erwiesen. Neuere Auisgrabungen haben ergeben, dass sich unter den Städten der Indus-Hochkultur eine kontinuierliche Abfolge älterer Siedlungen befand. In Geschichte Indiens, S. 29, heißt es dazu:

"Das herausragende Ergebnis dieser Forschungen der vergangenen Jahrzehnte stellt die sichere Erkenntnis dar, dass die großen Städte der Induskultur in der Endphase eines mehrere Jahrtausende umfassenden Entwicklungsprozesses entstanden ... Die keineswegs zu leugnenden Einflüsse und - sicherlich wechselseitigen - Beziehungen zum Vorderen Orient, in denen anfangs die treibende Kraft der Induskultur gesehen wurde, treten demgegenüber immer mehr in den Hintergrund."

- Inwieweit kamen die religiösen Anschaungen von Sumer und Indus in Kontakt?

Das lässt sich angesichts der ungenügenden Quellenlage nicht eindeutig entscheiden. So ist ungeklärt, ob es sich bei den Stadtstaaten der Induskultur um Priesterstaaten und somit um Theokratien handelte, wie das zweifellos bei den sumerischen Stadtstaaten der Fall war. Eindeutige Tempelanlagen wurden nicht gefunden, wohl aber Zitadellen, die den Hohepriester und/oder ein weltliches Stadtoberhaupt aufgenommen haben könnten.
 
Zunächst geht heute niemand mehr davon aus, dass eine Bevölkerung aus dem Indusgebiet im 4. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien einwanderte und dort nach einer Verschmelzung mit der autochthonen Bevölkerung das Volk der Sumerer bildete.
In meiner Quelle (H. Uhlig "Die Sumerer", 3. Aufl. von 1992) wird diese These aber favorisiert. Die dort ansässige Bevölkerung bezeichnet er als Semiten.

Mir hat das eingeleuchtet, weil es auch im Einklang mit der Entstehung und Verbreitung einer indo-europäischen Sprache stehen würde.

Meine Frage wäre also, ob die indo-europäische Sprache überhaupt etwas mit den Industalern und den Sumerern zu tun hatte, oder ob deren Verbreitung früher stattgefunden hat.
 
Meine Frage wäre also, ob die indo-europäische Sprache überhaupt etwas mit den Industalern und den Sumerern zu tun hatte, oder ob deren Verbreitung früher stattgefunden hat.

Da die Indussprache bis heute nicht entziffert werden konnte, ist ihr Verhältnis zu einer Sprachfamilie unbekannt. Die Mehrheit der Forscher vermutet, dass es sich bei den Bewohnern der Induskultur um drawidische Völker handelt, die im Zuge der indo-arischen Einwanderung etwa um 1700 v. Chr. in den Süden des indischen Subkontinents abgedrängt wurden.

Insofern wird weiter vermutet, dass die Bewohner der Induskultur eine indo-drawidische Sprache sprachen.
 
Kommt es mir nur so vor oder entstanden die größten ersten Hochkulturen in einem gemeinsamen geographischen Raum. Ob Ägypten, Mesopotamien, Indus oder auch Griechenland das seine Grundlagen von diesen vergangenen Hochkulturen entnahm.

In der Fachwissenschaft herrscht die Theorie vor, dass die frühen Hochkulturen sich in erster Linie entlang von großen Flüssen bildeten.
frühe Hochkulturen.JPG
Bildnachweis: Cornelsen


In meiner Quelle (H. Uhlig "Die Sumerer", 3. Aufl. von 1992) wird diese These aber favorisiert.

Nun... das Buch ist ja nicht von 1992, sondern schon von 1976. dementsprechend der darin wiedergegebene Forschungsstand.
 
In meiner Quelle (H. Uhlig "Die Sumerer", 3. Aufl. von 1992) wird diese These aber favorisiert. Die dort ansässige Bevölkerung bezeichnet er als Semiten.

Mir hat das eingeleuchtet, weil es auch im Einklang mit der Entstehung und Verbreitung einer indo-europäischen Sprache stehen würde.

Meine Frage wäre also, ob die indo-europäische Sprache überhaupt etwas mit den Industalern und den Sumerern zu tun hatte, oder ob deren Verbreitung früher stattgefunden hat.

?... Meiner Erinnerung nach sollte die sumerische Sprache mit keiner bekannten anderen Sprache verwandt sein.

Zur Auffrischung nachgeschaut bei:
Sumerische Sprache ? Wikipedia
 
?... Meiner Erinnerung nach sollte die sumerische Sprache mit keiner bekannten anderen Sprache verwandt sein

So ist es! Die sumerische Sprache gilt als "isolierte Sprache" und ist mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt. Versuche, die sumerische Sprache mit der drawidischen Sprachfamilie in Verbindung zu bringen, um eine ethnische Verbindung zwischen Sumerern und Drawida zu beweisen, sind gescheitert.

Dass allerdings die Träger der Induskultur vermutlich drawidische Völker waren, ist eine verbreitete - wenn auch nicht beweisbare - wissenschaftliche Hypothese. Das lässt sich freilich erst dann erhärten oder widerlegen, wenn die Entzifferung der Indus-Schrift gelungen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt wohl ein paar Worte im Sumerischen, die dem vedischen entlehnt oder wenigstens ähnlich sind und umgekehrt (die Bezeichnung für Mond z.B.) Allerdings habe ich da glaube keine verlässliche Quelle für ;(
Das spräche dafür, dass die Sumerer auch Kontakt mit Vedisch sprechenden Volksgruppen hatten.
Wer von wem mehr abgeguckt hat ist nicht bekannte. Die Indus-Kultur sol sehr friedlich gewesen sein .. trotzdem gab es wohl keine Konflikte mit den Sumerer, die sich durchaus zu wehren wussten.
 
Es gibt wohl ein paar Worte im Sumerischen, die dem vedischen entlehnt oder wenigstens ähnlich sind und umgekehrt (die Bezeichnung für Mond z.B.) Allerdings habe ich da glaube keine verlässliche Quelle für ;(
Das spräche dafür, dass die Sumerer auch Kontakt mit Vedisch sprechenden Volksgruppen hatten.
Wer von wem mehr abgeguckt hat ist nicht bekannte. Die Indus-Kultur sol sehr friedlich gewesen sein .. trotzdem gab es wohl keine Konflikte mit den Sumerer, die sich durchaus zu wehren wussten.

Die Annahme, es könnte Kontakte zwischen Sumerern und vedisch sprechenden Indoarien gegeben haben, ist äußerst spekulativ. Zunächst gibt es eine erhebliche chronologische Differenz. Die Einwanderung indoarischer Gruppen nach Nordindien wird ungefähr ab 1700 v. Chr. angenommen, also zu einem Zeitpunkt, als Sumerisch keine lebendige Sprache mehr war und es vermutlich auch keine sumerische Identität mehr gab. Selbst wenn man annimmt, dass sich zuvor in der zentralasiatischen Steppe eine proto-arische Bevölkerungsgruppe herausgebildet hatte, so gibt es doch keine räumliche Verbindung zum sumerischen Südmesopotamien.

Erwogen wird von der Forschung allerdings eine Identität der Indus-Bevölkerung mit indo-drawidischen Völkern und eine - nicht beweisbare - Verbinding zu den Sumerern. Jedoch sind bislang alle Versuche missglückt, das Sumerische in eine verwandtschaftliche Beziehung zu drawidischen Sprachen zu setzen was auch für Untersuchungen in Richtung kaukasischer, sino-tibetischer oder altaischer Sprachen gilt, die keine überzeugenden Ergebnisse erbrachten.
 
Wo die erste Hochkultur entstand kann man letztendlich nicht eindeutig sagen, denn keine Hochkultur entsteht aus dem Nichts heraus, dennoch ist die Induskultur sicherlich eine der ältesten. Wärend die ältere Forschung noch von einem plötzlichen Auftreten der Induskultur/Harappakultur um ca. 2500 v.Chr. ausging haben neuere Forschungen vor allem in Mehrgarh eine kontinuierliche kulturelle Entwicklung zur indischen Hochkultur nachgewiesen die bis ins akeramische Neolithikum reicht. Also bis in das 8.Jt. vor Chr. Deutlich zeigt sich dies an der Entwicklung der Terrakottafiguren von Mehrgarh, welche in ihren Ausprägungen über Sibri und Kot Diji in direkter Linie zu den Terakotten von Mohenjo Daro oder Harappa führen. Die Siedlung von Mehrgarh ist also älter als Hassuna und liegt noch weit vor der Obed-Zeit in Mesopotamien. Inwieweit man hier von einer Hochkultur sprechen kann ist zwar fraglich, jedoch weist Mehrgarh Siedlungsstrukturen auf die man schon fast als urban bezeichnen könnte und durchaus mit Tell- es-Sultan (Jericho) vergleichbar sind.

Festhalten kann man wohl, dass die Entstehung von Hochkulturen sich nicht in den Gebieten des Regenfeldbaus (Ackerbau ohne zusätzliche Bewässerung möglich in denen sich die Prozesse der Neolithisierung vollziehen) entwickeln, sondern in den potamischen Ebenen am Rand dieser Zonen. (Nil, Euphrat/Tigris, Indus) Hier ist ein relativ hohes Maß an Koordination und Organisation, vor allem des Ackerbaus notwendig. In allen Gebieten in denen Hochkulturen greifbar werden lassen sich jedoch mehr oder weniger kontinuierliche Entwicklungen aus dem Neolithisierungsprozess heraus beobachten. [FONT=&quot]

[/FONT]Der Umfang des gegenseitigen Kontaktes ist schwer greifbar. Die Funde sind zwar spärlich jedoch eindeutig. So sind vor allem die geätzten Karneolperlen die in Ur gefunden wurden eindeutig der Harappakultur zuzuordnen. Auch die Darstellung von Buckelrindern(nur in Indien vorkommend) und das in Susa gefundene Indussiegel weisen auf Kontakte hin. Hinweise für umfangreichen Handel lassen sich mit den zur Harappakultur gehörenden Hafenanlagen in Lothal finden. Schon in der Prähistorie sind Gewässer eher ein verbindendes als ein trennendes Element. Der Handel entlang des persischen Golfes über das heutige Barrain ist hier sogar wahrscheinlich. Handelsgüter waren wohl Gold, Silber, Karneol, Lapislazuli und Vieh. Verbindungen zu den Lapislazuli-Lagerstätten im heutigen Afganistan lassen sich jeweils für Mesopotamien und die Induskultur nachweisen.​

Eine gegenseitige Einflussnahme der beiden Kulturzentren ist früher zwar häufig vermutet worden scheint aber nicht der Fall zu sein, gerade die Ausgrabungen in Mehrgarh durch das Ehepaar Jarrige zeigen eher die Entstehung der Induskultur aus einer autochtonen (einheimischen) Bevölkerung heraus auf. Dabei ist die Ähnlichkeit in der urbanen Entwicklung sicher nicht dem geistig kulturellen Austausch als eher der Notwendigkeit geschuldet. (ähnliche Probleme führen zu ähnlichen Lösungen)​

Eine Aussage über einen religiösen Austausch zu treffen ist derzeit gar nicht möglich. Während wir durch die schriftliche Überlieferung in Mesopotamien einen guten Eindruck in die Geistesvorstellung, die hierarchischen und sozialen Strukturen haben, wissen wir darüber im Bereich der Induskultur gar nichts. Der oft zitierte "Priesterkönig" von Mohenjo Daro ist ein reiner Kunstbegriff. Wir wissen nichts über die sozialen Organisation der Induskultur.


Eine schöne Zusammenfassung findet sich in:

Vergessene Städte am Indus. Frühe Kulturen in Pakistan vom 8. bis 2. Jahrtausend. (Ausstellungskatalog). Mainz, 1987
mit Beiträgen von H.J. Nissen und M. Tosi zu den Beziehungen der Induskultur zu anderen Kulturbereichen und der Entwicklung der Induskultur von C. und J.F. Jarrige,​

oder in:

Michael Jansen, Die Indus-Zivilisation. Wiederentdeckung einer frühen Hochkultur. Köln, 1986​
 

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Eine gegenseitige Einflussnahme der beiden Kulturzentren ist früher zwar häufig vermutet worden scheint aber nicht der Fall zu sein, gerade die Ausgrabungen in Mehrgarh durch das Ehepaar Jarrige zeigen eher die Entstehung der Induskultur aus einer autochtonen (einheimischen) Bevölkerung heraus auf. Dabei ist die Ähnlichkeit in der urbanen Entwicklung sicher nicht dem geistig kulturellen Austausch als eher der Notwendigkeit geschuldet. (ähnliche Probleme führen zu ähnlichen Lösungen)​


Nach Hermann Kulke, Die Geschichte Indiens, München 2006, gab es rege Handelsbeziehungen mit Südarabien und besonders mit Mesopotamien, in das die Stadtstaaten des Indus Holz, Kupfer, Gold, Silber, Karneol und Baumwolle exportierten. Siegelfunde in Mesopotamien, deren indische Herkunft sicher ist, sowie Rollsiegel und Handelsobjekte vorderorientalischer Herkunft in den Indusstädten lassen diese direkten Handelsbeziehungen mit Mesopotamien erkennen.

Vieles spricht dafür, dass die Expansion der Induskultur über die Kerngebiete ihrer Städte hinaus eher eine Folge intensiven Handels und kultureller Kontakte als militärischer Expansion war.

Dass sich die Induskultur aus autochthoner Wurzel entwickelte, wird vielfach angenommen. Dennoch steht keine Kultur völlig isoliert da, sondern nimmt vielfältige Anregungen aus benachbarten Regionen und Staaten auf. Das kann man auch von der Induskultur vermuten, die Sumer und Babylon zu ihren östlichen Nachbarn zählte.
 
@ Dieter
Du hast natürlich recht und eigentlich habe ich dich auch bestätigt, mich nuer etwas unklar ausgedrückt die von dir zitierte Aussage bezog sich auf den Entwicklungsanstoß zur urbanen Hochkultur, der wohl eben nicht aus dem Vorderasiatischen Raum kommt.
Die Indus-Zivilisation entstand nicht wie zuerst angenommen aus einem "Vakuum" heraus, sondern entwickelte sich natürlich durch kulturelle Einflüsse und im Austausch von Waren und Ideen. Diese sind jedoch in der Kacchi-Ebene in Nordbelutschistan mit Mehrgarh, Amri, Kot Diji zu finden(siehe Zeittafel) und eben nicht im vorderasiatischen Raum.
Die vor allem im Handel zu konkretisierenden Kontakte habe ich versucht oben an Beispielen darzulegen und nicht bestritten.
Ich muss zugeben das mir Kuhl nicht vorliegt und ich mich vornehmlich auf Jarrige und Nissen beziehe.
Bis zu den Ausgrabungen in Mehrgarh ist man auch von einer Impulsgebung aus dem turkmenischen Raum (Namazga, Djeitun) ausgegangen, aber eben dies scheint nicht dr Fall zu sein.
 
@ Dieter
Du hast natürlich recht und eigentlich habe ich dich auch bestätigt, mich nuer etwas unklar ausgedrückt die von dir zitierte Aussage bezog sich auf den Entwicklungsanstoß zur urbanen Hochkultur, der wohl eben nicht aus dem Vorderasiatischen Raum kommt.

Der Anstoß zum Aufblühen der Induskultur kam wahrscheinlich nicht aus Mesopotamien. Darauf deutet der unterschiedliche institutionelle Aufbau der Stadtstaaten hin. Eine frühere Vermutung, die Städte der Induskultur seien nach dem Vorbild der sumerischen Stadtstaaten entstanden, hat sich als falsch erwiesen. Neuere Ausgrabungen haben ergeben, dass sich unter den Städten der Indus-Hochkultur eine kontinuierliche Abfolge älterer Siedlungen befindet. In Geschichte Indiens, S. 29, heißt es dazu:

"Das herausragende Ergebnis dieser Forschungen der vergangenen Jahrzehnte stellt die sichere Erkenntnis dar, dass die großen Städte der Induskultur in der Endphase eines mehrere Jahrtausende umfassenden Entwicklungsprozesses entstanden ... Die keineswegs zu leugnenden Einflüsse und - sicherlich wechselseitigen - Beziehungen zum Vorderen Orient, in denen anfangs die treibende Kraft der Induskultur gesehen wurde, treten demgegenüber immer mehr in den Hintergrund."
 
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Der Anstoß zum Aufblühen der Induskultur kam wahrscheinlich nicht aus Mesopotamien. Darauf deutet der unterschiedliche institutionelle Aufbau der Stadtstaaten hin. Eine frühere Vermutung, die Städte der Induskultur seien nach dem Vorbild der sumerischen Stadtstaaten entstanden, hat sich als falsch erwiesen.
Woher will man mangels Verständnis der Schrift der Induskultur etwas über den institutionellen Aufbau ihrer Stadtstaaten wissen? Über ihre Verfassung wissen wir doch gar nichts, nicht einmal ob es wirklich Stadtstaaten waren.
 
Woher will man mangels Verständnis der Schrift der Induskultur etwas über den institutionellen Aufbau ihrer Stadtstaaten wissen? Über ihre Verfassung wissen wir doch gar nichts, nicht einmal ob es wirklich Stadtstaaten waren.

Die Autoren der "Geschichte Indiens" betonen, dass "alle Überlegungen zur politischen Entwicklung der Indusstädte solange Hypothesen bleiben müssen, bis die Entzifferung der Schrift der Indussiegel weitere und gesicherte Aufschlüsse zulässt" (Kulke, Rothermund, Die Geschichte Indiens, S. 40). Sie stützen ihre Hypothese u.a. auf die Tatsache, dass man in den Städten der Induskultur keine größeren Tempel, sondern ummauerte Zitadellen zur Verteidigung fand.

Ein Artikel in "National Geographic" sagt dazu:

So fehlen Überreste großartiger Tempel wie in Mesopotamien und kostbare Grabmäler wie bei den ägyptischen Pharaonen. Mit anderen Worten: Es gibt keine Hinweise auf ein prunkvolles Königtum oder eine Theokratie. Meadow sagt: "In Harappa haben wir es eher mit einer ausgeprägten Mittelschichtsgesellschaft zu tun."

Die Induskultur - NATIONAL GEOGRAPHIC

Aber wie gesagt: Belastbare Aussagen lassen sich erst nach Entzifferung der Indusschrift machen und selbst das ist noch keine Garantie für weiterführende Erkenntnisse.
 
@ Dieter
nichts neues in dem Artikel aber den Begriff der " ausgeprägten Mittelschichtsgesellschaft" fand ich nett.:winke:
 
@ Dieter
nichts neues in dem Artikel aber den Begriff der " ausgeprägten Mittelschichtsgesellschaft" fand ich nett.:winke:

Ich lese gerade das Buch "Völker im Lande Babylon", dass der britische Assyrologe Henry W.F. Saggs verfasst hat (deutsche Übersetzung von 2005). Dort finde ich den Hinweis auf eine andere Hypothese zur Entstehung der Sumerer. Sie geht davon aus, dass die Sumerer von Osten - also aus dem Bereich des heutigen Persien/Pakistan - ins Zweistromland eingewandert seien und dort eine unbekannte Substratbevölkerung überschichtet hätten. Diese vermutlich autochthone Bevölkerung sei noch am Namen einiger Städte zu erkennen, die vor den Sumerern entstanden und nichtsumerische Namen trügen.

Eine interessante Hypothese, mit der zwar nicht die Induskultur ins Spiel käme, die nach den Sumerern entstand. Immerhin aber könnte es sich um Migratiosbewegungen der Vorgängerbevölkerung handeln. Allerdings ist zu sagen, dass die Indussprache noch nicht entziffert wurde und somit eventuelle Sprachverwandtschaften in der Luft hängen. Ob also die Sumerer einwanderten oder nicht und woher sie kamen, bleibt bis auf weiteres ungeklärt.
 
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