Sumerologie

Sasaki

Mitglied
Da ich mich besonders für Sumerologie, bzw. Assyrologie oder Altorientalistik interessiere möchte ich auch hier noch ein paar Fragen stellen, über die man (hoffentlich) ganz gut diskutieren kann.

Ist die Sumerologie nicht vom Aussterben bedroht? Es gib (meines Erachtens) sehr wenige die sich hierfür interessieren, außerdem dürfte (dem andern Freund, dem anderen Leid) die breite Masse mehr an den Römern/Griechen interessiert sein, was Vermarktungschancen natürlich mindern. Außerdem ist die polotische Lage im Irak ja nicht gerade ideal. Sehr Schade.

Desweiteren, und das hängt mit der politischen Lage des Gebietes zusammen, würde ich gerne Wissen ob denn auch schon Grabungsstätten zerstört wurden, oder ob man sie besuchen kann, oder (noch besser) sie häufig besucht werden?
 
Ich denke die Sumerologie bleibt als Teildisziplin der Altorientalistik erhalten.
Sicher ist die Lage im Irak kompliziert und dabei wenig hilfreich.
Für das Verständnis der Assyrer, Babylonier u.a. ist die Sumerologie aber zwingend notwendig, daher denke ich nicht das diese "ausstirbt" - schon wegen den "Bibelarchäologen" :)

Das sich nur wenige dafür interessieren? Vielleicht, allerdings gilt das auch für andere Bereiche ... ich denke schon das es genügend sind. (mehr wäre sicher besser)

Wenn die Archäologen ungehinderter arbeiten könnten, gäbe es natürlich auch mehr "neues" ... aber es sind auch noch viele "Funde" in den Lagern, die noch nicht ausgewertet sind.

Es gibt Bereich im Irak, die man als Tourist besuchen kann, die hatte der Sadam früher aufbauen lassen, um sich im Licht der Sumerer zu sonnen.
Dabei sind leider viele Sachen zerstört worden, weil er die Rekonstruktionen auf den Originalen aufbauen liess ...

Ich würde mir das sehr gerne mal alles (Eridu, Uruk, Ur etc.) ansehen, aber mir ist das noch zu gefährlich ;)
 
Ich denke die Sumerologie bleibt als Teildisziplin der Altorientalistik erhalten.
Sicher ist die Lage im Irak kompliziert und dabei wenig hilfreich.
Für das Verständnis der Assyrer, Babylonier u.a. ist die Sumerologie aber zwingend notwendig, daher denke ich nicht das diese "ausstirbt" - schon wegen den "Bibelarchäologen" :)

Sehr beruhigend, danke.

Es gibt Bereich im Irak, die man als Tourist besuchen kann, die hatte der Sadam früher aufbauen lassen, um sich im Licht der Sumerer zu sonnen.
Dabei sind leider viele Sachen zerstört worden, weil er die Rekonstruktionen auf den Originalen aufbauen liess ...
:cry:

Ich würde mir das sehr gerne mal alles (Eridu, Uruk, Ur etc.) ansehen, aber mir ist das noch zu gefährlich ;)

Dazu noch ne Frage: Gibts vielleicht auch im Internet, oder noch besser in Büchern, detallierte Bilder von den alten Städten heute? Fände ich sehr interessant.
 
Wenn Du nach Eridu, Uruk und Ur mit google suchst findet man viele Bilder.

"Temple Eridu" liefert auch einige hüpsche Sachen.

Für den Tempel gibt es auch enige (auch wissenschaftliche) Rekonstruktionen im Netz. The Eridu Temple ... a reconstruction
Die habe ich über die engl. Wiki gefunden
(die deutsche Wiki ist dafür zu schlecht besetzt)

Bildbände dazu kenne ich leider nicht. Ich habe da was allgemein zu Mesopotamien:
Cultural Atlas of Mesopotamia and the Ancient Near East
von Michael Roaf und Michael Roaf von Sonlight Christian

Die meisten Bücher, die ich zu den "Schwarzköpfigen" habe betreffen Sumerisch, Religion etc. und weniger die Architektur oder Kunst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach, und ehe ich es vergesse: Weiß jemand ob noch, bzw. wann das letzte Mal, gegraben wurde? Die meisten Bücher sind ja auf Englisch, leider muss ich gestehen, dass ich für die meisten nicht genug Englischkenntnisse besitze (wie auch mit 4 (recht erfolgreichen) Jahren Schulenglisch?). Läuft da in England/in den USA mehr?
Und dann nochmal bevor es in Vergessenheit gerät: Ich habe mal gehört, dass nur 20% der gefundenen Keilschrifttexte übersetzt wurden. Wie steht es dann gerade um die und wo kann man Sumerisch/Akkadisch lernen (Bücher...)?
 
Ich befürchte die Fachsprache in der Sumererologie ist praktisch Englisch.
Es gibt auch Texte auf Französisch und Deutsch und die sind sicher auch nicht weniger bedeutsam, aber die mit Abstand meisten Sachen sind Englisch.

Hans J. Nissen, Dietz u.a. sind Autoren aus Deutschland, vielleicht findest Du von den etwas. Ich muss aber zugegeben, dass ich auf die schnelle auch nur Übersetzungen auf Englisch finde ;)

Der C.H.Beck Verlag hat auch ein paar Deutsche Bücher .. aber viel ist das auch nicht.

2002 war eine Archäologen Gruppe auf der Suche nach dem Grab des Gilgamesch, die haben auch "etwas" gefunden aber seither gab es davon nichts Neues.

Ich habe hier eine Bücherliste, vielleicht gibt es von einigen Sachen auch dt. Versionen:

Bücher zur Sumerologie : Buchvorstellungen
(nicht vollständig ;) )
 
À propos: Wie wurde eigendlich die sumerische Schrift entziffert? Ich meine mal etwas davon gelesen zu haben, aber nun ist es anscheinend (leider) wieder in Vergessenheit geraten. Akkadisch wurde meines Wissens mithilfe einer Textafek aus Persopolis entschlüsselt, die einige Herrschernamen mehrsparchig aufführte.
Das einzige was mir noch spontan einfällt: In Sumerer und Akkader von Gebhard J. Selz (hoffentlich richtig geschrieben) wird genannt, dass es von einem Lehrer aufgrund einer Wette übersetzt wurde. Ist aber schon ein paar Jahre her seit ich es das letzte mal gelesen habe.
 
Aus der dt. Wiki:

Um die Zeitenwende ging jede Kenntnis des Sumerischen und der Keilschrift verloren. Im Gegensatz zu den Assyrern, Babyloniern und Ägyptern, deren Wirken in der Geschichtsschreibung des klassischen Altertums breit dokumentiert ist, gibt es in diesen Berichten keinen Hinweis auf die Existenz der Sumerer. Mit der Entzifferung der Keilschrift seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts werden zunächst drei Sprachen entdeckt: das semitische Akkadische (in seiner babylonischen Form), das indogermanische Altpersische und das Elamische (eine isolierte Sprache im Südwesten des heutigen Irans). Erst später erkannte man unter den babylonischen Texten eine vierte Sprache, die Jules Oppert 1869 als erster als „Sumerisch“ (nach akkadisch šumeru) bezeichnete. Die Selbstbezeichnung der Sumerer für ihre Sprache war eme-gi(r), was vielleicht „einheimische Sprache“ bedeutet; ihr Land nannten sie kengir. Existenz und Benennung der Sprache waren jedoch noch längere Zeit umstritten und konnten erst 20 Jahre später nach Funden von bilingualen Texten in Ninive sowie durch die reichlichen Textfunde in Lagaš durch die Archäologen Ernest de Sarzec und Léon Heuzey von François Thureau-Dangin einwandfrei belegt werden. Letzterer erschloss die sumerische Sprache schließlich mit seinem Werk „Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften“ (1907) für die wissenschaftliche Erforschung.

Eine sehr große Hilfe dürften mehrsprachige Wortlisten und Texte gewsen sein, da man so die eingene Übersetzung mit akkad. Texten etc. vergleichen konnte. Es war durchaus üblich Texte gleich mehrsprachig aufzuschrieben, auch gab es "Wörterbücher" zum Teil sogar mit einer phonetischen Beschreibung ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist gestern abend noch eine (zumindest für mich) total spannende Frage eingfallen: Es gibt zwischen dem Gilgamsch Epos und dem AT ja einige Parallelen, spontan fällt mir aber nur Noah und der bekannte unseres Königs (Namen weiß ich nicht mehr) ein. Könnt ihr mir vielleicht noch ein paar weitere Beispiele nennen?
Wäre auch super wenn mir jemand Quellen und Nachschlagmöglichkeiten geben könnte.
 
Mir ist gestern abend noch eine (zumindest für mich) total spannende Frage eingfallen: Es gibt zwischen dem Gilgamsch Epos und dem AT ja einige Parallelen, spontan fällt mir aber nur Noah und der bekannte unseres Königs (Namen weiß ich nicht mehr) ein. Könnt ihr mir vielleicht noch ein paar weitere Beispiele nennen?
Wäre auch super wenn mir jemand Quellen und Nachschlagmöglichkeiten geben könnte.

Meinst Du mit weiteren Beispielen Geschichten, Legenden, wie auch immer genannt, die wir jetzt in der Bibel lesen können, deren Ursprünge aber aus anderen Gegenden stammen und die irgendwann "angepasst" bzw. übernommen wurden um Etwas auszusagen?
Vielleicht das Buch Ester? Hier in Kürze nur der wiki-link: Buch Ester ? Wikipedia

Hm, so richtig dolle passt das aber auch nicht. Gilgamesch und Noah bzw. Noach sind m.E. schwer zu toppen.
 
Ja, so ungefähr habe ich das gemeint, danke.

Aber noch eine Frage: In meinem einen Buch steht: Lugalzegesi von Uruk und im anderen Lugalsaggesi von Umma. Von wo jetzt? Danke schon mal im Vorraus.
 
Doch, danke, das reicht ;)

Ich muss nur morgen ne kleine Präsentation in Geschichte machen und es wäre rein formell gesehen besser wenn ich keinen Most verzapfen würde.

Lugalzagesi war also König von beiden Städten.

Was mich jetzt auch noch interessieren würde, wären Bilder von sumerischen Waffen, am Besten archäologische Funde. Geierstele und die Standarte von Ur ab ich schon, aber es wäre schön zu sehen wie die Waffen, wenn es Funde von ihnen gibt, ausgesehen haben.
 
Ich befürchte die Fachsprache in der Sumererologie ist praktisch Englisch.
Zur Zeit sicher, aber gerade am Beginn der Forschungen waren die Deutschen führend und da gibt es jede Menge Publikationen (bis zum Beginn des 1. Weltkriegs halt) - die entsprechen natürlich nicht mehr ganz dem aktuellen Stand der Forschung sind aber trotzdem recht interessant, zum Teil auch etwas amüsant wenn der Forscher ganz entsetzt von unsittlichen Handlungen der Ischtar schreibt und sich nicht traut die Sache auf den Punkt zu bringen :rofl:
 
Mir ist gestern abend noch eine (zumindest für mich) total spannende Frage eingfallen: Es gibt zwischen dem Gilgamsch Epos und dem AT ja einige Parallelen, spontan fällt mir aber nur Noah und der bekannte unseres Königs (Namen weiß ich nicht mehr) ein. Könnt ihr mir vielleicht noch ein paar weitere Beispiele nennen?
Wäre auch super wenn mir jemand Quellen und Nachschlagmöglichkeiten geben könnte.

Eridu Genesis (sumerisch) -> Enuma Elish (akkad.) -> Genesis / Schaffung der Welt
ebenso Sintflut praktische identisch ausser das Ziusudra nicht zwischendurch besoffen war

Enki & Nimnah -> Genesis / Schaffung des Menschen

Enki & Ninhursaja -> bibl. Sündenfall inkl. "Rippe" falsch übersetztes sumerisches Wortspiel
Da auch eine dem bibl. Paradies ähnliche Beschreibung Dilmuns

Dumuzi als gute Hirte der Menschen

Heilige Hochzeit -> Hohe Lied

Rat einen akkad. Vaters an seinen Sohn -> Bergpredigt

Anweisungen aus Shuruppak -> Bergpredigt + 10 Gebote


In den Psalmen gibt es noch diverse Anklänge an Marduk (Drachentöter ...) usw.

Im Detail ist die Seelenvorstellung, Engel etc. ähnlich in sumerischen Texten zu finden.

usw.

Einiges davon findet ihr in der ETCSL ETCSLhomepage
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwei Fragen ...

Bastle zur Zeit an einem Comic: Inanna und der Huluppu-Baum.

Hatte erst die Übersetzung von (Kramer/) Wolkenstein, suchte aber wegen Keilschriftdarstellungen auch bei etcsl. Dort fand ich jedoch eine geringfügig abweichende Übersetzung. Genau wie bei Aaron Shaffer, "Sumerian Sources of the Tablet XII of the Epic of Gilgamesh"

Inanna holt den Baum aus dem Wasser ... und pflanzt ihn ein.
Bei Wolkenstein "mit Hand und Fuß"
Bei etcsl "nur mit Fuß - nicht mit Hand"

Die Schriftzeichen zeigen ebenfalls eine (seltenere) Art der Verneinung

36. munus-e jic cu-na li-bi2-in-du jiri3-ni-ta bi2-in-du
37. munus-e jic cu-na a li-bi2-in-dug4 jiri3-ni-ta bi2-in-dug4

Das wirft allerdings die Frage auf:
Warum benutzt sie nicht ihre Hand?

Von einer Krankheit "Hand der Göttin [Inanna]" habe ich (ohne Quelle) gehört ...
Anderseits wird Inanna ja auch ab und zu etwas "zickig" dargestellt ... Ist sie sich zu fein, die Hände zu benutzen?
Oder gibt es Rituale im Bezug auf Fuß-Erde-Leben (oder so), als wenn "die Ahnen schon mit den Füßen über diesen Boden gingen, und deswegen die Hände unehrenhaft wären ...?

So und die zweite Frage bezieht sich auf die "ki-sikil"

44. cab-bi-a ki-sikil lil2-la2-ke4 e2 im-ma-ni-ib-du3
45. ki-sikil zu2 li9-li9 cag4 hul2-hul2
46. kug dinana-ke4 er2 e-ne ba-ce8-ce8


Wolkenstein bezieht das (fette) ki-sikil auf Inanna, das erstere aber auf den Windgeist (lil...),
etcsl wiederum nimmt beide "ki-sikil"´s für den Lil-Geist

Nun ki-sikil ist sehr häufig im Bezug mit Inanna zu sehen (z.B.: heilige Hochzeit)

Wer ist nun in Zeile 45 (etcsl) mit ki-sikil gemeint?

(Bin für jede Vermutung dankbar!)

grüßend,
chandartha.
 
"Inanna" liest sich besser / dramatischer ;-)

Ich vermute da ein Wortspiel - dann wären "beide" gemeint.

Die "Hand Inannas" wurde auch als Synonym für eine Krankheit (temporäre Unfruchtbarkeit) gesehen, vielleichr deswegen? ... aber das hatten wir schon.
 
Ja, das mit dem Wortspiel find ich auch am sinnvollsten bisher. Wobei (käme zumindest als eventuelle Möglichkeit in Frage) ich keinen "optischen Reim" (über die sich wiederholenden Keilschriftzeichen) darin sehe, weil mitten in der Zeile ... der Reim wäre m.E. am Anfang oder Ende der Tontafelzeile zu suchen.
 
Zurück
Oben