Rund ums Mittelmeer wurden im Altertum ausgiebige Gelage zelebriert – und zwar, wie schon der Name sagt, im Liegen. Dafür sprechen unzählige bildliche Darstellungen, Reliefs und Skulpturen, die den Essgenuss von Tafelnden mit aufgestütztem Ellbogen und hochgelagerten Beinen feiern.
An diesen Bildern ist zwei italienischen Forschern etwas Interessantes aufgefallen. Der Medizinhistoriker Paolo Mazzarello und der Etruskologe Maurizio Harari von der Universität Pavia stellen fest: Auf den mehr als 700 Exemplaren, die aus dem 7. bis 4. vorchristlichen Jahrhundert bekannt sind, liegen die Schlemmer ausnahmslos auf der linken Seite (Nature, Bd. 448, S. 753). Das lässt sich nicht mit dem billigen Argument erklären, dass liegende Esser und Trinker sich lieber links aufstützen, um rechts zugreifen zu können – denn auch in der Antike muss es ein paar Linkshänder gegeben haben. Die zwei Forscher liefern darum eine anatomische Begründung. Bei uns Menschen liegt der Magen nicht symmetrisch zur Körperachse, sondern eher auf der linken Seite, außerdem seitlich gekrümmt wie ein Dudelsack oder Weinschlauch. Darum hat es Vorteile, sich so hinzulegen, dass der linkslastige Magen tiefer ruht, statt erhöht im Bauch zu hängen. Denn lang gestrecktes Schnabulieren ist bequem, aber nicht ohne Risiko: Magensäfte finden leichter den Weg in die Speiseröhre – Sodbrennen droht. Doch bei Linkslage bleibt der Magen unterhalb der Speiseröhre.
Mir kommt ein weiteres Argument für das Liegen auf der linken Seite in den Sinn, das die Forscher, vielleicht aus Delikatesse, nicht vorbringen. Neben dem zur Speiseröhre führenden Magenmund buchtet sich der Magen aus. Im Stehen liegt diese Magenkuppel oben und sammelt die beim Mahl geschluckte Luft, die wir normalerweise durch gelegentliches Rülpsen wieder entweichen lassen – je nach Kultur diskret oder als lautes Kompliment für gute Küche. Bei Linkslage fällt das Rülpsen sogar noch leichter. Doch bei Rechtslage wird dieser Weg vom Speisebrei versperrt, und es drohen schmerzhafte Blähungen. Solche Flatulenzen entladen sich letzten Endes mit Geräusch- und Geruchsbelästigungen, die den Mittafelnden übel aufstoßen.