Taufgelöbnis

Liminith

Mitglied
Im Arminiusforum wurde das Taufgelöbnis angesprochen.

Zitat: "Entsagest du dem Teufel und allen Teufelswerken?", daraufhin mußte die Antwort lauten: "Ich entsage allen Teufelswerken und Worten, Donar, Wodan, Saxnot und allen Unholden, die ihre Genossen sind."

Ist das belegbar? Wo genau kann ich das nachlesen? Ich wäre dankbar für einen Tipp.
 
Bis zur Christianisierung kannten die germanischen und keltischen Völker keinen "Teufel".
Man verwendete andere Begriffe, welche auf dunkle und böse Enititäten hinweisen, die aber nicht mit Luzifer, Belzebub oder dem Teufel gleichzusetzen sind. (3 Wörter für den eigentlich gleichen Inhalt aus verschiedener Sicht). Wenn ich mich recht erinnere ist das schwarze Schaf der nordischen Mythologie Loki, aber ich kann mich irren, ist nicht mein Fachgebiet.
Zu Zeiten Arminius wird es ein derartiges Gelöbnis also nicht gegeben haben.
Vielleicht ein anderer Wortlaut, aber dieses nicht.
 
Altsächsisches Taufgelöbnis, Biblioteca Vaticana, Cod. Vat. lat 577 fol. 6v und 7r

Forsachistu diabolae?
et respondit: ec forsacho diabolae.
end allum diabolgelde?
respondet: end ec forsacho allum diabolgeldae.
end allum diaboles uuercum?
respondet: end ec forsachuo allum diaboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uuoden ende Saxnote ende allum them unholdum the hira genotas sint.
Gelobistu in got alamehtigan fadaer?
ec gelobo in got alamehtigan fadaer.
Gelobisti in Crist godes suno?
ec gelobo in Crist godes suno.
Gelobistu in halogan gast?
ec gelobo in haligan gast.
 
Naja, noch heue ist niedersächsisch (plattdütch) dem niederdeutsch (nur dutch) sehr sehr ähnlich, warum sollte es vor tausend Jahren weiter entfernt sein als heute?
 
Hallo Beorna,
Umgangssprache war das nicht, sondern eher eine abgehobene lateinisierte Sprachform.
 
Paul schrieb:
Hallo Beorna,
Umgangssprache war das nicht, sondern eher eine abgehobene lateinisierte Sprachform.

Das siehst Du wohl falsch. Die lateinischen Wörter "et respondit" bzw. "respondet" gehören gar nicht zum Text der Taufformel, sondern sind lediglich "Regieanweisungen".
 
hyokkose schrieb:
Das siehst Du wohl falsch. Die lateinischen Wörter "et respondit" bzw. "respondet" gehören gar nicht zum Text der Taufformel, sondern sind lediglich "Regieanweisungen".
Genau, hyokkose. Es ist eine Anweisung zum Vorgehen bei "Heidentaufen".

Ich bin kein Linguist, ich würde altsächsisch als einen Vorläufer des Niederdeutschen bezeichnen. Das Niederdeutsche umfaßt auch Niederländisch (Das wollen die bestimmt nicht hören). Hier lebten allerdings Franken. Es ist also wohl so, daß die niederdeutschen Gebiete in denen Altfränkisch, Altsächsisch etc. gesprochen wurde, einen Lautwandel der Mittel- und Oberdeutschen nicht mitmachten.
 
beorna schrieb:
Es ist also wohl so, daß die niederdeutschen Gebiete in denen Altfränkisch, Altsächsisch etc. gesprochen wurde, einen Lautwandel der Mittel- und Oberdeutschen nicht mitmachten.

Wenn Du "Altniederfränkisch" statt "Altfränkisch" schreibst, ist das völlig korrekt. Bei dem Lautwandel handelt es sich um die sogenannte "Zweite Lautverschiebung", den das Altniederfränkische im Gegensatz zum Ost-, Rhein- und Mittelfränkischen nicht mitgemacht hat.
 
Das ist so nicht ganz richtig. Die Götter werden genannt: Thunaer ende Uuoden ende Saxnote.
Es gibt aber von diesem fränkischen Taufgelöbnis noch eine bessere Variante mit Bildnachweis:
http://www.hiltibrant.de/home.html[/quote]

Das ist wohl das oben zitierte altsächsische Taufgelöbnis. Im fränkischen Taufgelöbnis werden diese Götter nicht genannt.
 
Altsächsisches Taufgelöbnis

Beotna hat natûrlich Recht mit der Referenz, aber vielleicht ist in Bibliotheken leichter an die
Monumenta-Ausgabe dranzukommen:
MGH Conc., Bd.2,1,S.168 u. 403
Nein, ich habe den MGH-Band nicht, aber das Gelübde ist abgedruckt und kommentiert hier:
Matthias Springer "Die Sachsen" Urban Taschenbücher (Verlag Kohlhammer) €18.-
Höchst empfehlenswert - wie auch die anderen Stammesgeschichtzn der Reihe
(ich habe auch die Franken, die Goten und die Burgunder, aber wenn ich nicht irre, gibt es noch mehr.)
 
Da die relevanten Taufgelöbnisse nicht so lang ausfallen, erlaube ich mir, den jeweiligen Wortlaut incl. Übertragung ins heutige Deutsch hier aus Horst Dieter Schlosser "Althochdeutsche Literatur. Eine Textauswahl mit Übertragungen" - Erich Schmidt Verlag, Berlin 1998 zu zitieren...

Das Altsächsische Taufgelöbnis
(Anfang 9. Jh.)

Forsachistu diobolae? - ec forsacho diobolae.
end allum diobolgelde? - end ec forsacho allum diobolgelde.
end allum dioboles uuercum? - end ec forsacho allum dioboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uuoden ende Saxnote ende allum them unholdum, the hira genotas sint.

Gelobistu in got, alamehtigan fadaer? - ec gelobo in got, alamehtigan fadaer.
Gelobistu in Crist, godes suno? - ec gelobo in Crist, godes suno.
Gelobistu in halogan gast? - ec gelobo in halogan gast.

Schwörst Du dem Teufel ab? - Ich schwöre dem Teufel ab.
Und jedem Teufelsopfer? - Ich schöre auch jedem Teufelsopfer ab.
Und allen Werken des Teufels? - Ich schöre auch allen Werken und Worten des Teufels, Donar, Wodan, Saxnot und allen Götzen ab, die ihre Genossen sind.

Glaubst Du an Gott, den allmächtigen Vater? - Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater.
Glaubst Du an Christus, den Sohn Gottes? - Ich glaube an Christus, den Sohn Gottes.
Glaubst Du an den Heiligen Geist? - ich glaube an den Heiligen Geist.

Das Fränkische Taufgelöbnis
(9. Jh. original; 10. Jh. spätere Kopie)

Forsahhistu unholdun? - ih forsahhu.
Forsahhistu unholdun uuerc indi uuillon? - ih forsahhu.
Forsahhistu allem them bluostrum indi den gelton indi den gotum, thie im heidene man zi bluostrum indi zi geldom enti zi gotum habent? - ih forsahhu.

Gilaubistu in got, fater almahtigan? - ih gilaubu.
Gilaubistu in Christ, gotes sun nerienton? - ih gilaubu.
Gilaubistu in heilagan geist? - ih gilaubu.
Gilaubistu einan got almahtigan in thrinisse inti einisse? - ih gilaubu.
Gilaubistu heiliga gotes chirichun? - ih gilaubu.
Gilaubistu thuruh taufunga sunteono forlaznessi? - ih gilaubu.
Gilaubistu lib after tode? - ih gilaubu.

Schwörst Du dem Teufel ab? - Ich schwöre ab.
Schwörst Du dem Teufel (die Nachfolge im) Handeln und Wollen ab? - Ich schwöre ab.
Schwörst Du all den Opfergaben, den Opfern und den Göttern ab, die bei den Heiden als Opfergaben, Opfer und Götter gelten? - Ich schwöre ab.

Glaubst Du an Gott, den allmächtigen Vater? - Ich glaube.
Glaubst Du an Christus, Gottes Sohn, den Erlöser? - Ich glaube.
Glaubst Du an den Heiligen Geist? - Ich glaube.
Glaubst Du an den einen allmächtigen Gott, an seine Dreiheit (in den Personen) und an seine Einheit (im Wesen)? - Ich glaube.
Glaubst Du an die heilige Kirche Gottes? - Ich glaube.
Glaubst Du an die Vergebung der Sünden durch die Taufe? - Ich glaube.
Glaubst Du an ein Leben nach dem Tode? - Ich glaube.
 
Vollkommen richtig. Der von mir genannte Link bezieht sich auf das fränkische Taufgelöbnis. In diesem Taufgelöbnis wird in der abrenuntiatio diaboli nicht von den einzelnen Göttern gesprochen. Nur in der altsächsischen Form (deren Link hat Mercy erwähnt) werden die Götter angesprochen. Aber auch in der fränkischen Form und in der fast zeitgleichen kölner Form werden die Dinge, denen man abschwört genauer genannt. Das ist der Annäherung der Taufgelöbnisse an die ordo Romanus geschuldet, welche Karl der Große einführte. (um 789)
 
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