Templerflotte auf Linosa?

Andronikos

Mitglied
Kann mir jemand sagen ob es auf der Insel Linosa (südlich von Sizilien) einen Flottenstützpunkt der Tempelritter gegeben hat?

Peter Berling schreibt das in einem seiner Romane. Da er eigentlich sehr gründlich in seinen geschichtlichen Recherchen ist, könnte ich mir das durchaus vorstellen. Nur habe bis jetzt noch keine Bestätigung dafür finden können. Wenn jemand näheres darüber weiß und es hier posten könnte wäre ich sehr froh.
 
Darf ich hier nochmal nachfragen? Ist niemandem etwas darüber bekannt? Wo ließe sich etwas darüber erfahren? Hatten die Templer überhaupt wie die Johanniter/Malterser Stützpunkte auf irgendwelchen Mittelmeerinseln?
 
Hallo Andronikos,

nachdem die Templer Akkon verloren hatten, errichteten sie ihr neues Hauptquartier in Zypern, wo sie meines Wissens auch längere Zeit blieben.

Nähere Informationen habe ich dazu leider nicht. Werd aber mal tiefer graben und nachschaun.

Liebe Grüße
 
Mehr ist mir auch nicht bekannt:
HP Templerorden schrieb:
1291
Nach sechswöchiger Verteidigung Akkos geht der Hauptsitz des Ordens am 18. Mai an die Sarazenen verloren. Großmeister Wilhelm von Beaujeu fällt im Kampf und wird noch während der Schlacht vor dem Altar der Templer-Kirche begraben.
Im August werden die Stützpunkte Tartosa und das Pilgerschloss (Chastel de Pélerin) geräumt. Hauptsitz des Ordens wird Zypern.
Templerorden
 
Ich habe Linosa auch nicht im Zusammenhang mit den Templern erwähnt gefunden. Demurger schreibt zwar einiges über die Flottenaktivitäten der Templer und ihre wichtigsten Häfen, aber ich bezweifle, dass diese kleine Vulkaninsel - die erst seit 1839 wieder besiedelt ist und aktuell an die 460 Einwöhner zählt - ein richtiger Flottenstützpunkt war. Es gibt zwar Zeugnisse für eine sarazenische Nutzung der Insel und Andeutungen, dass sie Piraten als Versteck gedient haben könnte, dies liegt aber meiner Ansicht nach an den Zisternen, die die Römer gebaut haben. Linosa könnte somit zur Aufnahme von Trinkwasser gedient haben. Aber ob auf einer 5,4 km² großen Insel mit drei Vulkanen wirklich Platz für einen "Flottenstützpunkt" war, ist zu bezweifeln. Außerdem ist Linosa doch etwas weit ab vom Schuß..

Wichtige Templerhäfen waren u.a. Nizza, Biot, Toulon, Marseille (auch für Spanien), Montpellier, Brindisi und ander süditalienische Häfen.
 
Linosa bzw. das pelagische Archipel hat allerdings den Vorteil der Nähe zu Malta. Je nachdem wann dieser "Flottenstützpunkt" in Linosa gewesen sein soll, würde es somit wenigstens etwas Sinn machen.
Da die Strömung und die Winde südlich Siziliens der Seefahrt schon immer etwas Schwierigkeiten bereitet haben, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Inseln als Schutzhäfen zuweilen angelaufen wurden. Aber als richtiger Flottenstützpunkt? Darüber weiß ich auch nichts. Mich würde mal interessieren, wie genau Linosa in diesem Buch beschrieben wird und in welcher Zeit es spielt.
 
Marbod schrieb:
Linosa bzw. das pelagische Archipel hat allerdings den Vorteil der Nähe zu Malta. Je nachdem wann dieser "Flottenstützpunkt" in Linosa gewesen sein soll, würde es somit wenigstens etwas Sinn machen.
Da die Strömung und die Winde südlich Siziliens der Seefahrt schon immer etwas Schwierigkeiten bereitet haben, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Inseln als Schutzhäfen zuweilen angelaufen wurden. Aber als richtiger Flottenstützpunkt? Darüber weiß ich auch nichts. Mich würde mal interessieren, wie genau Linosa in diesem Buch beschrieben wird und in welcher Zeit es spielt.
Da wäre aber auch noch die größere Insel Lampedusa, wo es die Templer tatsächlich hin verschlagen haben muß, da die Madonna die Porto Salvo von Pisaner Templern nach Lampedusa gebracht worden sein soll.

Es wäre jedoch interessant, mehr über die Schiffahrtsrouten zu dieser Zeit zu erfahren. Schipperten die Handelsschiffe aus Frankreich über die Straße von Messina oder doch um Sizilien herum? Welchen Weg nahmen die Genuesen und die Pisaner? Messina wäre bei ihnen doch am Wahrscheinlichsten...
 
Mercy schrieb:
Es handelt sich um den Roman[!] Das Blut der Könige Wen es interessiert:
http://www.buecher-eule.de/showBook88.html
Ach, ich finde das ganz spannend, wie der Autor auf Linosa gekommen sein könnte. Hat er etwas fundiertes gelesen (dann muß es schon versteckt sein, da wir es nicht finden ;) ) oder er ist im Urlaub an der Insel vorbeigekommen und hat gehört, dass es im Mittelalter ein Piratennest gewesen sein soll und sich gedacht: "Na super! Da steck ich doch mal meine geheimnisvollen Templer hin, kennt eh kein Schwein und klingt interessant..." :rofl:
 
Danke schon einmal für eure Antworten, die helfen schon ein wenig weiter.

Es handelt sich um das Buch "Das Kreuz der Kinder" von Peter Berling. Das spielt zwischen 1212 und 1221 zur Zeit des Kinderkreuzzuges und danach. Das das ein Roman ist habe ich nie bestritten, steht schon in meiner Frage, deshalb kann es ja trotzdem stimmen.

Der Stützpunkt wird als gewaltige Burg bzw. Zitadelle mit Hafen beschrieben. Flottenstützpunkt ist es nicht direkt, eher ein Hafen für Zwischenstopps auf dem Weg ins Heilige Land und zurück.
 
Zuletzt bearbeitet:
Andronikos schrieb:
Nochmal anders gefragt, gibt es denn eine Burg bzw. Burgruine in der Nähe des Hafens von Linosa?
Alle im Internet greifbaren Texte über Linosa erwähnen keine Ruine (auch nicht die italienischen über die Geschichte der Insel). Da war mit Sicherheit keine große Burganlage. Die ersten Siedler im 18. Jahrhundert mußten sogar anfangs in Höhlen wohnen, weil da NICHTS war...

Vielleicht hilft dir ein Bild, um dir die Insel besser vorzustellen. Da ist kaum Platz für irgendwas und es gibt nur eine kleine Siedlung...
 

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Danke für die Antworten.

Da hat Berling wohl doch die Geschichte von Malta, Templerfestungen und -mythos zusammengegeworfen, umgerührt und fertig war die Zitadelle mit Templerkompturei auf Linosa.
 
Andronikos schrieb:
Danke für die Antworten.

Da hat Berling wohl doch die Geschichte von Malta, Templerfestungen und -mythos zusammengegeworfen, umgerührt und fertig war die Zitadelle mit Templerkompturei auf Linosa.
Scheint so... ;)
 
Urlaub auf Linosa

Lieber Andronikus,

ich habe in den 80er Jahren 2mal Urlaub auf Linosa gemacht. Die Insel ist winzig (ein Dorf, ein paar Ferienhäuser), verfügt über keinen natürlichen Hafen. Die Fähre Agrigento - Lampedusa legt auf der Hin- und Rückfahrt dort an, während der italienischen Ferienzeit Juli/Augst/September pendeln auch Aliscafi aus Lampedusa zwischen de Inseln. Die Küste ist felsig, der einzige Sandstrand (Vulkanasche) ist wohl künstlich angelegt. Ruinen, jedenfalls aus dem Mittelalter, habe ich auf der Insel nicht entdeckt
 
Peter Milger, Runciman, Mayer, Wollschläger ... alle erwähnen keinen Templerstützpunkt auf Linosa. Entweder hat Berling da ganz abstruse Quellen, oder das ist dann doch einfach literarische Freiheit.
 
Lieber Andronikos
mein Beitrag kommt spät, aber vielleicht klärt er noch einiges: Linosa ist zwar schon seit antiker griechischer Zeit bekannt (Aethusa) und wohl auch gelegentlich für kürzere Zeit bewohnt und z.T. von Piraten, z.T. aus anderen Gründen genutzt worden. Dennoch lud die karge Insel und auch die für grössere Schiffe sehr ungünstige Struktur kaum dazu ein, längerfristig dort zu bleiben und etwas Grösseres aufzubauen. Ein Stützpunkt dort hätte nur minimale Bedeutung gehabt. Das grösste Manko der Insel, das auch die Zisternen der Römer nur zum Teil haben beseitigen können, ist der Wassermangel. Die Insel wird auch heute völlig per Schiff mit Wasser versorgt, da es hier nur sehr wenig regnet. Weiterhin wächst auf der Insel auch nicht viel, was Menschen essen. Die früheren Bewohner haben sich übrigens überwiegend Höhlenwohnungen gebaut, was natürlich kühl ist und wodurch man nur wenig Baumaterial, welches die Lava-Insel auch nur weniges bereithält, braucht. An irgendetwas Grösseres ist da nicht zu denken gewesen, da das Baumaterial überwiegend von woanders hätte beschafft werden müssen. Linosa bietet eigentlich nur Vorteile als Versteck. Oder eben falls man gern auf auf einer Insel, die man an einem Tag bequem umrunden kann, Naturbesonderheiten nah sein will, wie der einheimischen Eidechsenart (gibt's nur dort) oder den Karrettschildkröten, die jedes Jahr auf dem winziges Strand der Insel ablaichen, und das wohl schon seit Jahrtausenden. Soviel zu diesem Winkel der Erde.
 
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