Thanatourismus – warum Schauer und Grusel faszinieren

Dion

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Der Süddeutschen von heute entnehme ich, dass das beliebteste Museum in Deutschland das „Mittelalterliche Kriminalmuseum“ in Rothenburg ob der Tauber ist.

Woher kommt diese Faszination für das Grauen? Zu den Motiven der Besucher werden von der Bildungsforscherin Sylvia Kesper-Biermann genannt – Zitat:

Offenbar vergewissere sich das bürgerliche Zeitalter der eigenen Fortschrittlichkeit, indem es sich von dunkleren Zeiten abgrenze, analysiert sie. Auch wage der Mensch - und offenkundig nicht zuletzt auch der mit internationaler Herkunft - gerne mal einen Blick ins abgründig Verborgene, zumal ein Kriminalmuseum ja eine erfreulich kontrollierte Konfrontation mit dem Bösen ermöglicht. Und dann verschafften solche Häuser eben auch ein Erlebnis zwischen zwei emotionalen Polen, Abscheu und Vergnügen.

Hier ist offenbar das gleiche Mechanismus aktiv, das auch Film und Fernsehen Krimis am laufenden Band produzieren lässt. Und die grausamsten und blutigsten davon kommen aus Schweden, dem Land, das seit 200 Jahren keinen Krieg mit all seinen Grausamkeiten mehr erlebt hat.

Braucht der Mensch das Grauen – und sei es nur in Form von Vorstellung?
 
@Dion du übersiehst dabei den Urkrimi: die grausige Geschichte vom Brudermord - die Bibel. Und das Buch der Bücher strotzt vor Grausamkeiten!
Bibel-Christentum=>blutrünstiges Hollywood&Skandinavienkrimis
- - wie anders andere Kulturen:
Maharadschas-Currygerichte-Indien=>sittsamzüchtiges Bollywood /
Nippon=>Bonsaikulturen

;) du verzeihst mir den satirischen Beitrag
 
Zuletzt bearbeitet:
So grauenvoll fand ich das Kriminalmuseum nicht, als ich vor zugegebenermaßen bummelig 20 Jahren da war. Es ging in der Ausstellung bei weitem um mehr als Mord und Folter. Besonders interessant fand ich z. B. die Informationen über Schandstrafen ("jemandem aufs Dach steigen" etc.).
Einen deutlichen Kontrast dazu habe ich in San Gimignano im Foltermuseum erlebt. http://www.torturemuseum.it/en/permanent-museums/san-gimignano/ Da ging es gefühlt ausschließlich darum, Optionen darzustellen, wie man auf grausamstmögliche Weise jemanden vom Leben zum Tode befördern konnte. (Ich glaube, mir wurde schlecht..)
Dagegen ist das Kriminalmuseum Streichelzoo.
 
Als ich vor vielen Jahren- ich war noch sehr jung und leichter zu beeindrucken -Das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds besuchte, hat mich-und nicht nur mich-das Cabinet of Horror am meisten beeindruckt. In einer Station hatte man einen plastischen Eindruck von einem Kanonendeck während der Schlacht von Trafalgar und Impressionen aus dem viktorianischen East End. Eine Frau, die soeben ihr Kind getötet hat- eine ermordete Prostituierte.

Das Kanonendeck beeindruckt- aber meine Erinnerung ist viel plastischer, der Schock viel tiefer- bei der Erinnerung an die Whitechapel-Morde. Und bei den Whitechapel Szenen hat mich die Mutter, die ihr Kind misshandelt und (unbeabsichtigt) tötet-mehr schockiert als Jack the Ripper- vielleicht weil Jack the Ripper und Fritz Haarmann zwar monströs sind- in der Lebenswirklichkeit aber recht selten.

In Hannover wurden vor etlichen Jahren Stadtführungen durch die Altstadt angeboten auf den historischen Spuren des " Werwolfs von Hannover" des Serienmörders und Kannibalen Fritz Haarmann.

Nach dem, was ich von Kollegen gehört habe, waren das durchaus interessante Stadtführungen moderiert allerdings mit einem sehr schwarzen, zynisch-sarkastischen Humor, der nicht jedermanns Geschmack war. Am Ende der Führungen wurde Blutwurst gereicht- und es wurde Kritik laut an den "Haarmann- Stadtführungen".
 
Offensichtlich fasziniert so manchen der griechische Gott „Thanatos“ (römisch: Letum).
Zu Thanatos hier einiges mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Thanatos_(Mythologie).

Wahrscheinlich wurde Elisabeth Bartholie (August 1560 – August 1614 = 54 Jahre alt) aber nicht durch ihm inspiriert sondern mehr durch seine Schwester „Ker“.
Wer sich für Ker näher interessiert, bitte hier: https://artedea.net/ker/

Ich meine die ungarische Gräfin Elisabeth Báthory aus dem Haus der Báthory von Ecsed.
Wer sich für diese „Ehrenwerte Dame“ näher interessiert, dann bitte hier -> https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Báthory.
 
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