Trennung von Staat und Kirche

@elysian
Bei dem Wort "Staat" zögere ich etwas, weil es auf die damaligen Strukturen nicht so passt. Es ging nicht, wie heute, um das Zulassen eines kirchen- btzw. bekenntnisfreien öffentlichen Raums (mit Ingredenzien wie Glaubens- und Gewissensfreiheit usw. - Stichwort "Säkularisierung"), sondern um die "schlichte" Frage, wer im von Otto I. begründeten Reichskirchensystem das Sagen hatte.
Dass die Menschen christlich zu sein hatten - gegebenenfalls auch dazu gezwungen werden mussten -, war zwischen Kaiser und Papst völlig unstrittig. Möglicherweise hat jener Machtkampf, der sich ja noch einige Jahrhunderte fortsetzte, auf sehr lange Sicht aber die Legitimitätsgrundlage des ganzen Systems angekratzt.

Das ist ja alles richtig und ich bin da ganz Deiner Meinung, nur trat die Trennung von Kirche und Staat in einem weiteren Sinne als weltliche Gewalt, nicht ad hoc auf, sondern war ein sehr langer Prozess.

@deSilva
Richtig. Aber auch Frankreich kennt ähnliche Entwicklungen.

@jschmidt
Gut differenziert. Überlegenswert wäre vielleicht noch, ob das eine das andere bedingte.
 
Überlegenswert wäre vielleicht noch, ob das eine das andere bedingte.

Auf jeden Fall!

Möglicherweise stößt man bei einer eingehenderen Analyse darauf, dass es heute ganz andere Konfliktlinien gibt, die früher keine (große) Rolle spielten.
Mindestens in Sonntagsreden wird z. B. allgemein beklagt, dass das Ökonomische mittlerweile alle anderen gesellschaftlichen Bereiche dominiert und zu einer schleichenden Entkirchlichung (oder: Zurückdrängung des Spirituellen) beiträgt. Ein kleiner Ausschnitt hieraus sind die Diskussionen über Ladenöffnungszeiten usw.
 
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