Treverer = Kelten ?

Dieses Thema im Forum "Die Kelten" wurde erstellt von shingen, 20. Juli 2005.

  1. Dieter

    Dieter Premiummitglied

    Diese Information macht wirklich sprachlos! Wer hätte gedacht, dass sich mitten in Deutschlands Westen eine Insel findet, wo die Menschen noch im 12. Jh. eine romanische Sprache sprechen. Wie mag die wohl gelautet haben? Vermutlich ähnlich dem Gallo-Romanischen !

    Wie auch immer - besten Dank Hyokkose für diese gewiss mühevolle Suche mit interessantem Ergebnis!

    Von "Kelten" spricht man frühestens seit etwa 800 v. Chr., denn erst seit diesem Zeiraum finden sich typische keltische Merkmale, die archäologisch fassbar sind. Davor sprechen einige von "Proto-Kelten", da der ganze Völkerblock noch andere indoeuropäische Völker umfasst, hinter denen man z.B. auch die frühen Illyrer vermutet.

    Im Kernraum der keltischen Ethnogenese hat aber wohl der Eifel-Hunsrück-Raum nicht gelegen, wenn ich mir die oben genannten Karten zur keltischen Expansion anschaue.
     
  2. hyokkose

    hyokkose Gast


    In der Tat gibt es einige Ähnlichkeiten:

    lat. intra (zwischen) wird zu französisch: entre - moselromanisch: antir
    lat. arbor (Baum) wird zu französisch: arbre - moselromanisch: arbre
    vulgärlat. bellus (schön) wird zu französisch: bel / beau - moselromanisch: bel / beu
    lat. pes (Fuß) wird zu französisch: pied - moselromanisch: pid


    Allerdings hat das Moselromanische einige wesentliche Entwicklungen des Französischen nicht mitgemacht, z. B. die Entwicklung c->ch:

    lat. capra (Ziege) wird zu französisch: chèvre - moselromanisch: kevre
    lat. campus (Feld) wird zu französisch: champ - moselromanisch: camp

    Nicht verwunderlich ist, daß das Moselromanische einige germanische Lehnwörter aufweist, die es im Französischen nicht gibt, z. B. moselromanisch "wader" (Wasser). Doch auch der umgekehrte Fall ist belegt: So muß das Moselromanischen die lateinische Buche "fagus" als "fageit" (Buchenwald, vgl. "roveroit" = Eichenwald, "sapineit" = Tannenwald) bewahrt haben, während sich im Französischen "hêtre" (aus dem fränkischen *hester) durchgesetzt hat.


    * * *

    Nun aber zurück zu den Kelten!
     
  3. gabel

    gabel Neues Mitglied

    Hallo hyokkose,
    an eine Invasion der Kurganleute glaube ich nicht, allerdings denke ich, sie haben mit dem Ursprung keltischer Kultur zu tun. Irgendwo in einer Umzugskiste habe ich ein Buch über die Indoeuropäer und finde es gerade nicht...
    Wenn ich mich richtig erinnere, ist es zum Einen der Brauch, Tote in Hügelgräbern zu bestatten, zum Anderen die Tatsache, dass die Kurganleute ein nomadisierendes Reitervolk waren, was die Treverer trotz Sesshaftigkeit und Bauerntums doch auch noch waren, weshalb ich die Kurganleute erwähnen mag und tue.

    Sorry, eben habe ich nochmal nachgeschaut, die aktuelle wikipedia-Landkarte bestätigt meine Aussage nicht (mehr). Habe auch nochmal einen älteren mailAustausch nachgelesen, demnach soll die Bevölkerung der Regionen Eifel-Mosel-Hunsrück und des Neuwieder Beckens in frühkeltischer Zeit stark unter dem kulturellen Einfluss der Hallstattkultur gestanden haben. Das Neuwieder Becken gar so stark, dass man vor einigen Jahrzehnten noch von einer keltischen Besiedlung des Hunsrücks von Norden aus redete.
    Ich wiederhole, wenn ich von Kelten rede, meine ich einen Kulturkreis, kein Volk!
    Mein mailKontakt sagt auch, dass allein der Mangel an wissenschaftlichen Befunden, mangels Grabungen, jegliche Behauptung auf dünnes Eis führt, welches Volk nun im Hunsrück und drumrum 750 v.Chr. seine Toten nach keltischem Ritus beerdigt hat.
    Dieser mailKontakt legt auch den Anfang "meines" ersten Gräberfelds um 750 v.Chr. fest und negiert Datierungen um 1200 v.Chr., sieht aber doch auch eine ältere Kontinuität.

    Weiter wurde dort diskutiert, dass die HEK sich aus mehreren regionalen Untergruppen susammensetzt. Was ethnische Gruppierungen angeht, mag man vielleicht an keltische Unterstämme oder Pagi denken. Vielleicht auch an unterschiedliche Einflüsse vom Drumrum...

    Im Bezug auf die kulturellen Untergruppen der HEK deckt sich eine Grenze ziemlich mit mit der mittelalterlichen Grenze zwischen rhein- und moselfränkischem Dialekt. Nunja, in meiner wissenschaftlichen Naivität habe ich das angesprochen, fränkische Dialekte sind eben mittelalterlichen Ursprungs und haben definitiv keine keltischen Ursachen.

    Interessant wird da die jetzige Diskussion um das Moselromanische, deckt sich die Sprachgrenze mit der moselfränkischen?

    Mein mailKontakt hat jedenfalls im Zusammenhang eine römische Verwaltungsaufteilung des Hunsrücks erwähnt. Konnten etwa Politiker schon damals den Hunsrück am Stück nicht ertragen? *g*

    Schade! Wadrill kenne ich nicht, Kastellaun hat ein namentliches Gegenstück in Südfrankreich (eines Besuches wert!), Longkamp ist offensichtlich.

    Die Frage nach Leideneck war zugegebenermassen hinterhältig :)
    Da wohne ich, der Ortsname schreit sozusagen nach einer Erklärung *g*

    Überhaupt kam ich auch erst über die Entstehungslegende des Dorfes, bzw.seines Namens, auf die Kelten.

    Siehe meinen ersten Beitrag in diesem Forum...
    http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?p=231099#post231099

    *Leiden* ist ein romanisierter Ortsname für ein keltisches Heiligtum des Gottes Lug, bzw. könnte es auch in diesem Fall sein, "-eck" kann durchaus für, römisch, "ager" stehen oder für einen keltischen Ort, wie etwa "-ack".
    Ein anderer mailKontakt sagt mir, dass der Ortsname auch mittelalterlichen Ursprungs sein könnte, eine abgelegene Ecke der Gemarkung, ein schlechter Weg, den Keiner gehen wollte..

    Nungut, im Wesentlichen OT.

    Treverer sind erst bekannt, seit Caesar sie erwähnt hat. Was war die 700 Jahre vorher los im Hunsrück? Kelten, keltisch beeinflusste Völker, allmähliche keltische Besiedelung oder ein keltischer Einfall? Woher haben ausgerechnet die Treverer ihre Tradition als Reitervolk?

    Liebe Grüsse
    gabel
     
  4. hyokkose

    hyokkose Gast


    Wenn es sich dabei um einen Schmoeckel handelt, lohnt sich das Suchen nicht...



    Die Kurganleute waren wohl kaum ein Reitervolk; das Reiten ist erst viel später nachweisbar. Und das Aufschütten eines Hügels nach einem Begräbnis ist ein ebenso naheliegendes wie weitverbreitetes Merkmal, so daß es für sich genommen kaum als Beleg für kulturelle Zusammenhänge taugt.



    Nicht ganz, das Moselromanische beschränkte sich weitgehend auf einen kaum 20-30 km breiten Streifen entlang des Moseltals.
     
  5. Dieter

    Dieter Premiummitglied


    Ich habe mir zwischenzeitlich einmal das Buch "Die Hunsrück-Eifel-Kultur am Mittelrhein" von H.-E. Joachim besorgt, das 1968 in Köln erschienen ist.

    Danach scheint es in der Tat so zu sein, dass diese Kultur eine Gruppe der späten Hallstattzeit und älteren La-Tène-Zeit ist. Der Autor weist auf Flach- und Hügelgräber hin und auf Körper- und Brandbestattung als Bestattungsform. Ferner sind im jüngeren Abschnitt reiche Gräber mit Wagen und Bronzesitulen als Beigaben anzutreffen. Insgesamt ergibt sich also ganz eindeutig eine sich kontinuierlich entwickelnde keltische Kultur, die archäologisch bestens dokumentiert ist.

    Ich muss zugeben, dass ich verblüfft war, denn ich hätte nie vermutet, dass Hallstatt- und Latène-Kultur so weit nach Norden reichen würden.
     
  6. gabel

    gabel Neues Mitglied

    Hallo,

    erstmal zum Moselromanischen.
    Mir ist schon klar, dass der moselfränkische Sprachraum insgesamt sehr viel grösser ist. Meine Sprache ist rheinfränkischen Ursprungs, das nächste Dorf in Richtung Mosel spricht einen moselfränkischen Dialekt. Meine Frage bezog sich konkret auf die Sprachgrenze vor Ort.

    Zu den Kurganleuten.
    Wikipedia beschreibt die Kurganleute (ab ca. 4000 v.Chr.) als Reitervölker und schreibt, dass Kurganeinflüsse unmittelbar nach 3000 v.Chr. durch Zuwanderung auch über den Rhein kamen.
    Nun, die Kurgantheorie ist wohl stark umstritten, mitreden kann ich da ohnehin nicht wirklich :)
    Ein Argument dagegen, sind die Grabhügel der Bandkeramiker. Bandkeramiker soll es auch in meiner Region gegeben haben. Befreundete Heimatforscher haben kürzlich einen vermutlichen Siedlungsplatz geomagnetisch untersuchen lassen. Ergebnisse gibt's leider noch keine. Einige Sammelfunde und Fundstücke einer kleineren Grabung durch das LA lassen sich den Bandkeramikern zuordnen. Von einem Siedlungsfund zu reden, wäre allerdings verfüht.

    Natürlich sind Grabsitten allein kein Argument für eventuelle Einflüsse der Kurganleute auf hallstattzeitliche Bewohner des Hunsrücks.
    Die Treverer kannten den Pferdekult und waren, im Unterschied zu anderen Westkelten, ausgezeichnete Reiter.
    Das wäre zumindest eine weitere Parallele, die mich interessiert. Griechische Quellen benennen die Bevölkerung östlich der Kelten als Skythen. Letztere hatten erheblichen Einfluß auf die ostkeltische Kultur (Reiterei, Bewaffnung, Gewandung).

    Für mich steht eigentlich an, von Vermutungen und wilden Theorien nochmal mehr auf den Boden belegbarer Tatsachen zu kommen. Deshalb wird Schmöckel auf meiner Literaturwunschliste nochmal etwas nach hinten rücken.

    Anders sieht das mit H.-E. Joachim aus.
    Er soll tiefgreifende Fachkenntnisse der regionalen frühkeltischen Zeit veröffentlicht haben. Die Zeitstellung "meiner" Gräber ab ca. 750 v.Chr. stammt auch von ihm.

    Liebe Grüsse
    gabel
     
  7. Dieter

    Dieter Premiummitglied


    Die Bandkeramiker haben mit den Kelten nicht das mindeste zu tun. Zum einen liegen sie zeitlich viel zu weit auseinander (etwa 4000 Jahre), zum anderen handelt es sich um ganz entgegengesetzte Kulturen. Im übrigen bestatteten die Bandkeramiker ihre Toten nicht unter Erdhügeln, sondern in Flachgräbern als Hocker in Gruben.

    Die Kurgan-Leute sollen - falls man dieser Hypothese folgen will - im 3. Jahrtausend v. Chr. aus dem südrussischen Steppengebiet nach Ost- und Mitteleuropa eingewandert sein. Auch hier gibt es schon aus zeitlichen und wohl auch ethnischen Gründen keine Verbindung zu etwaigen Kelten, die ja erst im 8. Jh. v. Chr. als Volk fassbar werden.

    Hügelgräber findet man vor allem während der mitteleuropäischen Bronzezeit (16-13. Jh. v. Chr.) und in der Hallstatt- und La-Tène-Zeit.
     
  8. gabel

    gabel Neues Mitglied

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  9. gabel

    gabel Neues Mitglied

    1968 ist eine Weile her, inzwischen ist die HEK zwar als eigenständige Kultur mehrfach bewiesen und anerkannt, allerdings nicht als völlig im keltischen Kulturraum angesiedelt. Die frühe HEK war nach dem Stand der heutigen Wissenschaft bestenfalls stark "keltisch" beeinflusst. Dass die HEK sich kontinuierlich entwickelt hat und auch massgebenden Einfluss auf die keltische Latène-Kultur hatte, ist ME klar. Ebenso klar ist, dass im Gebiet der HEK zu Caesars Zeit, der keltische Stamm der Treverer lebte.

    Ursprünglich fragt man hier, ob die Treverer Kelten waren. Die Antwort, sie waren ein keltisch-germanisches Mischvolk, greift ME viel zu kurz. Erst Caesar hat die Bevölkerung östlich des Mittelrheins pauschal als Germanen und die Treverer, ebensopauschal, als Kelten definiert.
    ME hat es während der frühen HEK (also einige Jahrhunderte vor Caesar) in der Region keine Germanen gegeben, aber auch kaum Kelten.
    Jedenfalls nicht als Volk. Wiegesagt, mag ich sowieso nicht von Ethnien reden, sondern von Kulturkreisen.
    Bestattungssitten werden allgemein als kulturelle Merkmale anerkannt, die HEK kannte wechselnde Bestattungsarten, zum Teil datieren zusammenhängende Gräberfelder sogar bis weit in die Bronzezeit zurück.
    Flachgräber, Hügelgräber in allen Variationen, Brandbestattungen, Körperbestattungen in diversen Särgen, Kammern oder Gruben, in liegender oder hockender Stellung... Während der HEK hat das variiert, vorher auch schon. Nicht, dass es immer Alles bunt durcheinander gab, im Einzelnen lässt sich das durchaus zeitlich differenzieren.
    Ich gehe davon aus, dass der Hunsrück zu der betreffenden Zeit eine sehr verkehrsreiche Gegend mit relativ wenig, aber einheimischer Bevölkerung war. Über die Jahrhunderte gab es mal mehr, mal weniger Bewegung. Es gab aber immer eine gewisse Kontinuität.
    Wenn ich nun frage, woher stammen die Treverer, die als keltischer Stamm durchaus wesentliche Unterscheidungsmerkmale zu anderen westkeltischen Stämmen haben, und behaupte, sie sind aus einem Schmelztiegel althergebrachter Kulturen entstanden, frage ich mich durchaus, ob nicht einige Jahre vorher die Bandkeramiker oder die Kurganleute eine kulturelle Rolle gespielt haben könnten. Insbesondere, wenn es es um Kulturrmerkmale geht, die sich nicht nur an der Grabsitte festmachen.
    Wiegesagt kann ich da nicht wirklich mitreden.
    Gerade lese ich genauer über bronzezeitliche Befunde meiner Region :)

    Rieckhoff sagt zum Hunsrück, dass er immer eine friedliche Gegend war, ich hoffe nicht, dass Ihre Interpretation an zugegebenermassen durchaus mangelnden Befunden scheitern mag...

    Persönlich glaube ich an eine Bevölkerungskontinuität mit grundsätzlich kulturellen Ursprung und breiter Basis, weitergeprägt durch andere kulturelle, politische und klimatische Einflüsse.
    Die Erstbesiedelung des Hunsrücks ist nicht belegt, hiesige Einzelfunde datieren aus der Jungsteinzeit, manche Archäologen reden von bronze- oder eisenzeitlichen Besiedlungswellen, bzw. auch von entsprechender Erstbesiedlung. In Südfrankreich habe ich altsteinzeitliche Belege für den Handel mit dem Mittelrheingebiet gesehen, in Neuwied zeitlich passende Befunde.

    Warum sollten handeltreibende Kulturen, lange vor den Kelten, ausgerechnet den Hunsrück als zentralen Verkehrsknoten, nicht gekannt haben?!

    Woher stammen Parallelen zwischen indischer Kultur und der Kultur der Kelten, wenn nicht aus einem gemeinsamen Ursprung?

    Welche Kultur da den Ursprung gegeben hat, weiss ich nicht :) Ich taste mich durch und bin durchaus dankbar für passende Antworten oder Kritik :)

    IMHO sind die Treverer ein Ergebnis jahrtausendelanger kaufmännischer Aktivität und ebensolanger Wanderung.
    Caesar hat sie so genannt, Rom hat später nach Ihnen eine Hauptstadt benannt, tatsächlich gab es ME in wesentlichen Teilen Zentraleuropas vor Caesars Zeit weder Kelten, noch Germanen, sondern eine stämmige Bevölkerung, mit bunt gemischtem kulturellem Hintergund.
    In der Region Mosel-Eifel-Hunsrück, in Teilen des Saarlands und in Luxemburg muss sich vor diesem Hintergrund etwas entwickelt haben, das Caesar als Volk der Treverer bezeichnete. Caesar war eigentlich weniger archäologisch interessiert.
     
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  10. Dieter

    Dieter Premiummitglied


    Grundsätzlich gilt für fast alle Regionen, dass die alteingesessene Bevölkerung nicht ausgerottet wurde, wenn eine neue Bevölkerungswelle sie überschichtete. Allerdings verloren die Autochthonen, die sich oft ihrerseits über eine frühere Bevökerung gelegt hatten, allmählich ihre Sprache und ihre Identität, sodass Archäologen ab einem bestimmten Zeitpunkt keine einst typischen Kulturmerkmale mehr erfassen können.

    Die Treverer sind somit ein keltischer Stamm, dessen Kultur die Vorbevölkeung so stark dominierte, dass sie nicht mehr in Erscheinung tritt (Vielleicht gab es darüber bei den frühen Treverern noch Volkssagen und zu Dämonen abgesunkene Götter, von denen wir aber nichts wissen). Wir können die Treverer also nicht mehr als "Bandkeramiker" oder "Kurganleute" ansehen, nur weil diese 4000 Jahre bzw. 2000 Jahre zuvor dort einwanderten und siedelten.

    Die Treverer ihrerseits mischten sich zu einem unbekannten Zeitpunkt mit den von Norden nach Süden vorrückenden Germanen, sodass man überall die vage Aussage liest, sie seien ein "keltisch-germanisches Mischvolk" gewesen.Anders als bei den zitierten Bandkeramikern waren also wohl beide kulturellen Elemente - germanische und keltische - zeitgleich vertreten..

    Also: Eine Siedlungskontinuität im Eifel-Hunsrück-Raum lässt sich vermutlich annehmen. Man muss sich aber darüber im klaren sein, dass sich aus den ansässigen und einwandernden Bevölkerungsschichten immer neue Kulturen herausbildeten, die mit den erloschenen Kulturen nichts oder nur sehr wenig zu tun haben, wie das an vielen Stellen Mitteleuriopas erfolgte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. März 2007
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  11. corona

    corona Neues Mitglied

    Was waren typische Namen der Treverer?

    Eher gallische Namen?
    Wie hießen die Leute denn so?
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. Mai 2010
  12. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Namentlich bekannt sind hauptsächlich Indutiomarus und Cingetorix, wobei diese Namen in der überlieferten Form natürlich latinisiert sind.
     
  13. HYOKKOSE

    HYOKKOSE Gast

    Ein Aufsatz über die Namen der Treverer findet sich bei Leo Weisgerber, Sprachwissenschaftliche Beiträge zur frührheinischen Siedlungs- und Kulturgeschichte I, in: Johann Knobloch und Rudolf Schützeichel (Hrsg.), Rhenania Germano-Celtica, Bonn 1969.

    Für die Untersuchung standen ca. 1150 Namensbelege aus der Civitas Treverorum zur Verfügung, davon sind 729 römisch-italischer oder griechischer Herkunft. Unter den restlichen rund 420 Namen sind etwa 190, "für die keltischer Sprachcharakter bewiesen oder wahrscheinlich gemacht" werden kann.
    "Schön keltische" Vollnamen wie Indutiomarus und Cingetorix sind eher selten, immerhin ergibt sich folgende Liste:

    Adbugissa
    Adia(t)umar(us)
    Am(bi)toutus
    Andecarus, -ius
    Atrectus
    Atrectinus
    Condollus
    Dannumara
    Dotal[
    Exsobinno
    Ibliomarus, -a, ia
    Litugenius
    Marovirus
    Ollognatus, -ius
    Samocna
    Samognatius
    Sintor(ig)is
    Solimarius
    Sumaro
    (V)ectimarus
    Veriugus
    Vocaran[tus

    Der unter diesen Vollnamen am häufigsten belegte Name Ibliomarus scheint besonders typisch "treverisch" zu sein, fast alle mit "Iblio-" zusammenhängenden Namen (auch der Ortsname Ibliodurum) gehören zum alten Treverergebiet.
    An einstämmigen keltischen Namen, die nur aus der Civitas Treverorum belegt sind, sind zu nennen:
    Biber
    Bovus
    Bricto
    Covirus
    Devas
    Mammicia
    Maviollo
    Vico


    Ebenso häufig wie keltische (oder wahrscheinlich keltische) Namen sind Namen, deren Herkunft nicht bestimmbar ist.
     
  14. Eine Treveri

    Eine Treveri Neues Mitglied

    Treveri name?

    Noch eine Treveri name. Das ist Vallus./eine Mähmaschine/


    Ich heiße Istvan Vallus.

    Ich würde gern fragen, was das Schicksal jener Geiseln war, die Caesar verhaftete und sie nach dem Indutiomarus Tod flüchteten?
     
  15. Vercingetorix

    Vercingetorix Mitglied

    Zur Gliederung der Treverer bitte mal meine Karte einsehen, in welcher ich die treverischen Civitates zurückgehend auf die pagii (Teilstämme) nach der römischen Eroberung mit dem Fundmaterial La-Tene D2 vergleichte. Epigraphische Namen bitte im alten Pauli nachlesen.

    http://a.imageshack.us/img258/8136/adrhenum.png

    V.
     
    Zuletzt bearbeitet: 2. August 2010
  16. Ogrim

    Ogrim Aktives Mitglied

    Rheingrenze

    Hallo. Habe gerade in dem zitierten Artikel geschmökert und dabei folgenden, in meinen Augen sehr wichtigen und leider immer noch mutigen Satz gefunden:

    Habt ihr mal daran gedacht, dass diese ominöse Grenze von Caesar konstruiert wurde, um in Rom den Abbruch seines "nach Norden" gerichteten Feldzuges zu begründen - und nicht mehr?
    Also das "germanisch" einfach eine andere Umschreibung für "rechtsrheinisch siedelnde Menschen" war, ohne dass es konkret auf irgendein "Volk" gemünzt war?
     
  17. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Caesar hat allerdings nie ein Programm "Unterwerfung der Gallier" verkündet, im Gegenteil, er stellte seinen Gallienkrieg als eine Abfolge von Notwendigkeiten hin, die ihm geradezu aufgezwungen wurden: Zuerst "musste" er gegen die Helvetier vorgehen, um eine Bedrohung der Provinz Gallia Narbonensis abzuwehren, dann kämpfte er gegen Ariovist "nur auf Bitten" der Gallier etc. Er stellte also nie die Unterwerfung der Gallier als Kriegsziel propagandistisch heraus. Außerdem teilte er Gallien in seinem Werk ethnographisch-geographisch selbst in drei Teile.
     
  18. Ogrim

    Ogrim Aktives Mitglied

    Nein, ein solches Programm hatte Caesar zweifelsfrei nicht.
    Es ist aber doch so, dass er den Feldzug eben nicht direkt nach Alesia abbricht, sondern von hier aus noch bis an den Rhein zieht, oder?
    Er verstellt sich damit doch selbst einen wirklichen "Endpunkt" seines Kriegszuges.

    Du betonts natürlich richtig, dass Caesar selbst immer versucht den Eindruck zu erwecken, der Kriegszug sei ihm "aufgezwungen" worden. (Heute heisst so etwas "friedenssichernde Maßnahme" und findet zum Beispiel in Afghanistan statt.')

    Aber ich finde es durchaus möglich, dass bereits Caesar einen "Drang" bis an die Elbe hatte. Nicht umsonst ist es der erste große Zug nach Ende des Bürgerkrieges, als Augustus den Drusus zur Elbe schickt. Müssen wir wirklich davon ausgehen, dass dieser Plan 30 Jahre vorher noch nicht bestand, oder ist es nicht in Wahrheit so, dass die Überquerung des Rheins und die Bekämpfung der rechtsrheinisch siedelnden Stämme Caesar einfach zu diesem Zeitpunkt überfordert hätten und er deswegen eine gute Begründung in Rom brauchte??
     
  19. DerGeist

    DerGeist Neues Mitglied

    Das würde man heute als geschickte Politik bezeichnen, man lässt sich einen Krieg "aufzwingen" und muss ihn dann natürlich auch führen.

    Interessante Hypothese, die sich ganz gut in die Zeit einpasst, immer hin waren die röm. Truppen nach dem Gallienfeldzug bedenklich ausgedünnt, des weiteren wären die Truppen auch für einen Feldzug rechts des Rheins kaum noch zu versorgen gewesen, Gallien lag ja in weiten Teilen in Trümmern.
    Ich finde dazu passt dann auch rund 50 Jahre später, die Versuche mit Hilfe solcher Orte wie Waldgirmes sich das rechts-rheinische Gebiet Untertan zu machen.
     
  20. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Wenn man Caesars Buch liest, dann entsteht zumindest bei mir der Eindruck, dass sich der Krieg irgendwie zum Selbstläufer entwickelt hat: Anfangs begründete er seine Feldzüge noch immer sorgfältig, später dann immer weniger. Vermutlich ging er davon aus, dass es für seine römischen Leser irgendwie eh selbstverständlich war, dass, nachdem er nun einmal mehrere "aufgezwungene" oder als "Hilfe für Verbündete" gedachte Feldzüge geführt hatte, im Lande bleiben würde, ohne dass das noch einer weiteren Rechtfertigung bedurfte. Somit war auch klar, dass er auch nach Alesia das Gebiet sichern würde. Der Rhein erschien da einfach als natürliche Grenze.

    Die Unterwerfung Germaniens unter Augustus diente ursprünglich wohl in erster Linie der Sicherung Galliens. Immerhin hatten die Ubier den Rhein überquert, was die Römer wohl oder übel dulden mussten, weil sie gerade mit internen Bürgerkriegen beschäftigt waren, und auch Agrippa hatte immer wieder mit der Abwehr germanischer Scharen zu tun. Und dann natürlich noch die Niederlage des Lollius. Da musste etwas geschehen. Dass aber Caesar bereits so weit dachte, glaube ich nicht. Dazu war der Rahmen seiner beiden Germanienfeldzüge auch viel zu klein gesteckt.
     

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