Ts ts... die Skythen - Wiederherstellung

El Quijote

Moderator
Teammitglied
Mir ist grad was blödes passiert, ich habe einen Beitrag kopieren wollen, dann aber auf löschen geklickt. Weil es der erste Beitrag im Thread war, ist natürlich der ganze Thread mitgelöscht worden. Durch die History des Browsers kann ich den Thread leider nur unzureichend wieder herstellen. Verloren gegangen ist aber nichts.


"Nach der Beerdigung aber reinigen sich die Skythen auf folgende Weise: sie reiben sich zuerst den Kopf und waschen ihn ab. Hernach tun sie am Leieb folgendes: sie stellen drei Stangen auf, welche aneinandergekehrt sind; alsdann breiten sie wollenen Decken darübe aus, diese stopfen sie so fest la irgend möglich zusammen und werfen dan Steine, die von Feuer glühend sind, in eine Wanne, welche in der Mitte zwischen den Stangen und der Decke liegt."

Bis hierher haben wir eine klassische Sauna.

"Es wächst nämlich in ihrem Lande Hanf, welcher dem Linnen ganz ähnlich ist, mit Ausnahme der Dicke und Größe, worin dasselbe der Hanf bei weitem übertrifft; es wächst derselbe teils von selbst, teils wird er gesät, und verfertigen sich daraus die Thrakier sogar Kleider, welche den linnenen ganz ähnlich sind [...]
Von diesem Hanf nehmen nun die Skythen den Samen und schlüpfen dann unter die Decken; hernach werfen sie den Samen auf die durch Feuer glühenden Steine. Der hingeworfene Samen fängt an zu rauchen und verbreitet einen solchen Dampf, dass kein hellenisches Schwitzbad darüber gehen dürfte. Die Skythen aber brüllen vor Freude über ein solches Schwitzbad."

Ohne Worte :cool:

Herodot 4, 73 - 75, zitiert nach Bähr, Chr. (Hg.): Herodot, 9 Bücher zur Geschichte. Köln 1898.

Schade,: ohne Worter

da gäbe es viel zu schreiben!

Zumindestens über die skythischen Stämme und einige ihrer Gewohnheiten - weniger über ihre Geschichte (ereignisgeschichtlich gemeint) - informiert Herodot doch recht ausführlich, wie ich behaupten möchte. Wobei auch skythische Mythen (Amazonen) nicht zu kurz kommen.

El Quijote

Meines Erachtens wissen wir doch schon einiges über die Skythen.

So z.B., dass es sich um ein ostiranisches Volk von Reiternomaden handelt, das im 7.-1. Jh. v. Chr. im Gebiet nördlich des Schwarzen Meers bis hin nach Zentralasioen siedelte, was durch Grabfunde (Kurgane) gut belegt ist. Verwandtschaften gibt es mit den Saken, Sarmaten und Massageten.

Die Skythen nördlich des Schwarzen Meers verdrängten im 7. Jh. v. Chr. die Kimmerier und drangen auch in Medien und Syrien ein. Im 6. Jh. v. Chr. stießen sie im Westen bis in den Raum des heutigen Rumänien vor, 513 v. Chr. blieb ein Feldzug des Perserkönigs Dareios I. ohne Erfolg. Ein einheitliches Reich entstand etwa vom 5. Jh. an, wobei ein König Atheas bekannt geworden ist. Etwa vom 4.-3. Jh. an wurden die Skythen vom verwandten Volk der Sarmaten verdrängt, doch hielt sich auf der Krim ein skythisches Reich bis ins 3. Jh. n. Chr. Als Zentrum gilt die Stadt Neapoilis Skythike ("Neapol Skifskij").

Einen großen Bekanntheitsgrad erlangten Kultur, Religion und Lebensweise der Skythen, worüber besonders Herodot (4. Buch) berichtet. Diese Nachrichten haben reiche archäologische Funde bestätigt.

Nach Herodot gliederten sich die Skythen in zahlreiche einzelne Stämme, die teilweise sesshaft, teilweise nomadisch lebten. Die Skythen exportierten Getreide nach Hellas und betrieben auch die Viehzucht, wobei Pferde, Schafe und Rinder bevorzugt wuirden. Als Krieger waren sie wegen ihrer flexiblen Reitertaktik und vor allem ihrer Bogenschützen gefürchtet.

Seit dem 6. Jh. schufen die Skythen sogar Burganlagen. Ergraben wurde hier Nemirowskoje Gorodischtsche in der Westukraine am Bug. Der ganze Bereich hat eine Ausdehnung von etwa 100 ha, der von einem 9 m hohen Wall umgeben ist. Der bewohnte Teil hat einen Umfang von etwa 9 ha, ist von einem zweiten Wall umgeben und besteht aus runden Grubenhäusern.

Im 5.-3. Jh. v. Chr. war eine südwestlich von Kamenskoje in der Ukraine ausgegrabene Burgstadt ein vermutlich wichtiges Zentrum. Sie hatte eine "Akropolis" und eine Vorburg, die unter anderem von Metallhandwerkern bewohnt wurde. Die Oberschicht errichtete große Kurgane, die reiche Funde enthielten.

Besonders berühmt sind die Skythen aufgrund ihrer einzigartigen Metallverarbeitung. So fanden sich in den Kurganen z.B. Rüstungen, Prunkwaffen (zusammen mit Pferdeskeletten), Wagen, prachtvoller Schmuck und schöne Gefäße aus Edelmetall usw. Skythischer Einfluss zeigt sich z.B. an manchen keltischen Metallarbeiten und auch auf andere Völker strahlten skythische Schmuckelemente u.ä. aus.

Die Skythen ihrerseits wurden stark von den griechischen Kolonien an der Nordküste des Schwarzen Meers beeinflusst, zu denen sie rege Handelsbeziehungen unterhielten, wie z.B. Olbia oder von Pantikapaion.

Für die skythische Kunst ist der so genannte Tierstil kennzeichnend, der sich möglicherweise in der aristokratischen Oberschicht der Nomadenvölker Eurasiens im 7. Jh. bildete. Man findet ihn zunächst auf Waffen, als Pferdeschmuck und Bestandteil der skythischen Tracht. Als Hauptmotive finden sich Raubtiere und Raubvögel, die vermutlich auch eine magische Bedeutung hatten. Man nimmt an, dass sie den Waffen und Reitern Schnelligkeit und Stärke verleihen sollten. Im Einzelnen findet man Adlerköpfe, Panther, galoppierende Hirsche und Elche, Widder- und Pferdeköpfe sowie Fabeltiere. Griechischer Einfluss führte später auch zu stilisierten pflanzlichen Schmuckelementen und noch später zur Darstellung von Motiven der griechischen Mythologie.

Nicht zu vergessen, dass skythische Sklaven die Polizei in Athen stellten.

Hier noch 2 Links: Skythen (wunderbare Seite zu Reitervölkern) und http://www.eurasischesmagazin.de/art...kelID=20040106

Dieter schrieb:
...Besonders berühmt sind die Skythen aufgrund ihrer einzigartigen Metallverarbeitung. So fanden sich in den Kurganen z.B. Rüstungen, Prunkwaffen (zusammen mit Pferdeskeletten), Wagen, prachtvoller Schmuck und schöne Gefäße aus Edelmetall usw. Skythischer Einfluss zeigt sich z.B. an manchen keltischen Metallarbeiten und auch auf andere Völker strahlten skythische Schmuckelemente u.ä. aus.

...Für die skythische Kunst ist der so genannte Tierstil kennzeichnend, der sich möglicherweise in der aristokratischen Oberschicht der Nomadenvölker Eurasiens im 7. Jh. bildete.... .
Worin liegt der Unterschied zwischen skytischen und keltischen Schmuckmotiven.
Ich kann keltische und skythische Ornamente nicht auseinanderhalten, wenn ich deren Fotos nebeneinander liegen sehe.

Was unterscheidet denn typisch skythische Ornamente von ihrem keltischen Pendant.

Was ist so einzigartig an der Metallverarbeitung der Skythen, dass man diese von keltischer oder griechischer Goldschmiedekunst unterscheiden kann.

Ist es die Handwerkstechnik, oder sind es die Motive.
Wenn es nur die Motive sind, so muss es nicht unbedingt ein skythischer Goldschmied gewesen sein, der das Schmuckstück verfertigt hat.

Ich denke auch das sich skythische, keltische und sogar germanische Schmuckelemete manchmal sehr ähnlich sind. Daher kommt es wahrscheinlich auch das Pytheas als er Jütland (oder Norwegen?) erreichte ide dortigen Einwohner für Skythen hielt, wenn sozusagen dieselbe "Mode" herrschte.

@ Jürgen

Ich kann deine Frage nur dahingehend beantworten, dass sich Historiker und Kunsthistoriker darin einig sind, dass der typische skythische Tierstil sowie andere dekorative Elemente, wie sie auf Schmuck, Waffen, Gefäßen und anderen Gegenständen auftauchen, die den Skythen benachbarten Völker stark beeinflusst hat. Das "Lexikon der Antike" schreibt z.B. dazu:

"Den Bestattungen der vermögenden Skythen wurde reicher Goldschmuck beigegeben. Auffallend sind die monumentalen Formen der skythischen Rüstungen und des reich verzierten Pferdegeschirrs. In der Kunst der Skythen spielte der zoo- und theriomorphe Stil eine hervorragnede Rolle. Speziell die künstlerische Behandlung des Tierkörpers und der tierischen Vorderteile wirkte stark auf die darstellende Kunst der Nachbarvölker in östlicher Richtung über Sibirien, im Westen über die ungarische Tiefebene bis nach Schlesien und der Niederlausitz und im Südwesten besonders in Thrakien und Griechenland."

In diesem Zusammenhang beeinflusste die skythische Kunst auch die Formensprache keltischer Schmiede, was in vielen Publikationen nachzulesen ist. Eine exakte künstlerische Analyse entsprechender Exponate wird aber nur ein Kunsthistoriker leisten können. Dazu bin ich leider nicht in der Lage.

Moin, Moin,

ich habe mal einen Vergleich ergoogelt :) :
Google Skythen Gold
Google Kelten Schmuck

Gruß
Cassandra
Moin, Moin,

ich habe mal einen Vergleich ergoogelt :) :
Google Skythen Gold
Google Kelten Schmuck

Gruß
Cassandra
Danke Cassandra. Ich habe hier folgendes gefunden:

"Auch wenn die Archäologie dafür keine Beweise liefern kann, vermuten viele Wissenschaftler dass der Einfluss der Kimmerier und Skythen auf die Kelten sehr groß war. Laut dieser Theorie gehen die heute als typisch keltisch geltenden verschlungenen Tiermotive, die Verehrung des Pferdes, die Verwendung von Streitwagen, das Aufstellen typischer Grabstatuetten, sowie die Sitte die abgeschlagenen Köpfe der Feinde als Trophäe am Gürtel zu tragen, auf den frühen Kontakt der Kelten mit den nordiranischen Reitervölkern zurück."

Kein Wunder also, wenn man Schwierigkeiten beim Vergleich keltischer Motive mit den Motiven der Skythen hat.
Skythische-, evtl. sogar kimmerische Bräuche wurden offenbar seit der Hallstatt-Zeit evtl. sogar seit der Bronze-Zeit von den benachbarten iranischen Reitervölkern übernommen und sogar weitergeführt. Interessant zu wissen wäre, wie weit hier die Verwandschaft geht.

Ich habe keine solche Schwierigkeiten. Ich weiss gar nicht, dass jemand Skythen und Kelten nicht unterscheiden kann.

Pytheas, war zum Beispiel einer von denen, die es nicht konnten.
 
Herodot und die Skythen

Hallo an alle,

ich schreibe derzeit an einer Arbeit mit dem Titel "Das Skythenbild bei Herodot". Die Quelle (hdt, 4) sowie weitere altgriechische Quellen sind mir bekannt, trotzdem wollte ich mich mal erkundigen ob ihr in letzter Zeit u.U. über irgendwelche Artikel gestoplert seid oder vielleicht was über Persische (chinesische?) Autoren wisst die mir als Vergleich dienlich sein könnten.
Generelle Kommentare und Anmerkungen sind mir natürlich auch willkommen.

Vielen Dank für eure Mühe!
 
:rofl:
Hallo an alle,

ich schreibe derzeit an einer Arbeit mit dem Titel "Das Skythenbild bei Herodot". Die Quelle (hdt, 4) sowie weitere altgriechische Quellen sind mir bekannt, trotzdem wollte ich mich mal erkundigen ob ihr in letzter Zeit u.U. über irgendwelche Artikel gestoplert seid oder vielleicht was über Persische (chinesische?) Autoren wisst die mir als Vergleich dienlich sein könnten.
Generelle Kommentare und Anmerkungen sind mir natürlich auch willkommen.

Vielen Dank für eure Mühe!


Ich muss dabei immer über die geschichte mit der Kifferei denken. Herodot schreibt, dass sich die Skythen sich Dampfbäder bauten und Aufgüsse mit Hanfsamen machten und dann ganz glücklich und stoned wurden.


Herodot 4. Band (Melpomene) , Kapitel 75.
 
Zuletzt bearbeitet:
Brauchst du nur Texte? Oder auch etwas zum anfassen? Ich erinnere mich das eine der von Herodot erwähnten skythischen Königstädte wahrscheinlich in der Ukraine gefunden wurde. Die Stadt hiess Gelonos oder so.
 
Zitat:
Worin liegt der Unterschied zwischen skytischen und keltischen Schmuckmotiven.
Ich kann keltische und skythische Ornamente nicht auseinanderhalten, wenn ich deren Fotos nebeneinander liegen sehe.

Was unterscheidet denn typisch skythische Ornamente von ihrem keltischen Pendant.

Was ist so einzigartig an der Metallverarbeitung der Skythen, dass man diese von keltischer oder griechischer Goldschmiedekunst unterscheiden kann.

Ist es die Handwerkstechnik, oder sind es die Motive.
Wenn es nur die Motive sind, so muss es nicht unbedingt ein skythischer Goldschmied gewesen sein, der das Schmuckstück verfertigt hat.

Die oramentalen Unterschiede sind durchaus vorhanden und auch feststellbar. So fehlt beispielsweise in der keltischen Kunst das im skythischen geläufige Motiv der Zoomorphen Junktur, also des Brechens im Tierkörper. Moment, ich such mal ein Bild:
http://ais.badische-zeitung.de/piece/01/6d/3c/e3/23936227.jpg
Ausserdem werden Tiere nur selten durch eingeschriebene Körperteile verziert, wie zum Beispiel Hasenläufe auf Pantherkörpern, die die besondere Schnelligkeit betonen. Hiervon ist mir aus dem keltischen Bereich gerade kein Beispiel geläufig.
Anders ist es mit Vorbildern wie dem Rolltier, das beispielsweise auch auf dem Kessel von Gundestrup auftaucht (wenn es erlaubt ist, dieses komische Gefäss hier als Vergleich heran zu ziehen)
Man kann aber ganz allgemein sagen, dass die skythische und die keltische Kunst in ihrer Bildsprache ganz ähnlich waren, was auch am Abgebildeten hängt, zum Beispiel die besondere Rolle des Pferdes oder den Adelskrieger als Ideal.
Soviel zu den Motiven.
Aber auch die Handwerkstechnik hat ihre Unterschiede. So ist z.B. im skythisch-kaukasischen Bereich die Granulation von Gold und Silber ein Verfahren mit jahrtausendelanger Tradition, das in Mitteleuropa lange Zeit unbekannt bleibt.

Durch die Forschungen am Glauberg müssten meines Erachtens auch die Bedeutung der skythischen Einflüsse auf die keltische Kultur wieder stärker gewertet werden. Immer deutlicher wird, wie sehr sich die beiden ähnlichen Kulturen in der Eisenzeit gegenseitig beeinflusst haben, bei allem etruskischen Einfluss bleibt die frühe Latene-Kunst der skythischen eng verwandt.
 
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