Überflutung=Wanderung?

Hyokkose

Wir sind an dem Punkt angekommen, wo Überzeugung gegen Überzeugung steht.


Bislang steht Überzeugung (nämlich Deine) gegen Skepsis (nämlich z. B. meine).


Solange man für die Jutland-These und die defür notwendigen Katastrophen nichts besseres aufzuweisen hat als in diesem Thread aufgeführt wurde; glaube ich nicht daran.


Das ist ja völlig in Ordnung, ich bin ja auch keineswegs von der Jütland-These überzeugt.

Nur ist Deine Gegenthese noch schlechter fundiert und noch weniger plausibel.


Ich habe hier den respektierten Archäologen Jankuhn zitiert, der für die Jahre da die Cimbern und Teutonen aus Jütland abgewandert sein sollen eine Besiedlungs-Zunahme vermerkt. Niemand ist darauf eingegangen.


Was ein noch so respektabler Professor oder Doktor XYZ vor 50 Jahren vermutet hat, ist ja auch relativ uninteressant. (Mal ganz abgesehen davon, daß aus dem Zitat noch nicht einmal hervorgeht, ob die vermutete Bevölkerungszunahme vor, während oder nach dem Kimbernzug stattfand...)

Interessanter im Bezug auf Deine These wäre es gewesen, zu erfahren, was die heutige Archäologie über die aus der kaspischen Steppe abgewandernden Rinderzüchter zu berichten weiß.
 
Hast Du zufällig ne Quelle dazu bei der Hand.


Bei der Hand nicht, aber ich weiß, wo ich es gelesen habe:

Heinrich Beck (Hrsg.), Germanische Rest- und Trümmersprachen, Berlin 1989


Es gibt in Lusern sogar ne "kimbrische" Bibliothek


Daran zweifle ich nicht; die Frage ist, seit wann und warum sich die Leute als Kimbern/Zimbern bezeichnen.

Tante Wikipedia meint hierzu:

Als die deutschen Sprachinseln in Oberitalien im 14. Jht. von der Wissenschaft entdeckt wurden, stellten italienische Humanisten die heute nicht mehr haltbare Theorie auf, die Zimbern seien die Nachfahren der antiken Kimbern des 2. Jht. v. Chr. Die Selbstbezeichnung als "Zimbern" könnte sich möglicherweise aber auch von althochdt. zimbar (=Bauholz) herleiten (vergleiche dazu die verwandten Formen neuhochdt. "Zimmer(mann)", engl. "timber" (Bauholz)). In der Tat waren viele Zimbern Zimmerleute und für ihre handwerklichen Fähigkeiten weithin bekannt. Unklar ist aber, seit wann die Zimbern sich selbst als solche bezeichnen. Da die zimbrischen Sprachinseln aber jeweils sehr isoliert liegen und früher so gut wie keine Kontakte untereinander hatten, so dass eine frühe einheitliche Selbstbezeichnung eher unwahrscheinlich ist, spricht manches dafür, dass die Zimbern die Nomenklatur der Humanisten des 14./15. Jht. für sich übernommen haben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kimbern
 
Ich habe hier den respektierten Archäologen Jankuhn zitiert, der für die Jahre da die Cimbern und Teutonen aus Jütland abgewandert sein sollen eine Besiedlungs-Zunahme vermerkt. Niemand ist darauf eingegangen.
Niemand bezweifelt, daß Jankuhn für die Jahre, da die Kimbern und Teutonen aus Jütland abgewandert sein sollen, eine Besiedlungszunahme vermerkt. Mich würde allerdings interessieren, woher er den Zeitpunkt der Abwanderung kennt? Dieser ist nirgends angegeben. Zudem muß ich jetzt wieder mal erwähnen, daß niemand die Zahl der Auswanderer aus Jütland kennt. Die Abwanderung muß daher nicht zwingend ganze Landschaften entleert haben. Es wäre schön, wenn diese Tatsachen auch mal zur Kenntnis genommen werden.
 
Noch ein paar Bemerkungen zum Umfeld des Kimbernzuges! Im mittleren und jüngeren Abschnitt der Przworsk-Kultur kam es zu Vorstößen von Gruppen dieser Kultur nach Westen, so nach Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen. Dort findet man Funde, die man an die P-Kultur anschließen kann. Allerdings tritt dort häufig Körperbestattung auf, anders als im Großteil der P-Kultur. Daher kann man vermuten, daß diese Gruppen aus Schlesien stammten, wo die Körperbestattung präsent war. In Schlesien kam es auch seit der Mitte des 2. Jahrhunderts zur Zersplitterung des Siedlungswesens, was auf den Abzug größerer Bevölkerungsteile zurückgeführt werden kann. Weitere Gebiete, in denen es zu einem Zusammenbruch der Siedlungsaktivitäten kam ist das südwestliche Großpolen. Hier gibt es mögliche Verbindungen zur mittleren Elbe. Nur am Rande möchte ich bemerken, daß dort an der Elbe die Kalukonen erwähnt werden, während in Großpolen Haelveconen genannt werden. Von Ptolemaios wurde vmtl. an der Weichsel - ich hatte dies bereits erwähnt - Ambronen und Variner genannt. Beide gentes finden sich auch in Jütland. Was spricht also gegen die Abwanderung jütländischer Kimbern? Der enorme Wanderzug erklärt sich dann durch eine Leerung von Gebieten der P-Kultur und den Anschluß von keltischen gentes aus Süddeutschland und Umgebung.
 
Verzeihung, aber die Germanen als römische Erfindung abzutun ist Unsinn.
Die Bevölkerung von Nordeutschland waren weder Kelten (genauer: Träger der La-Tene-Kultur) noch Skythen, ist es dann nicht angebracht (als antiker Beobachter) eine dritte Kategorie einzuführen?
Europa hatte mehr zu bieten als keltischen Einheitsbrei.;)
Aus lateinischen und griechischen Texten kann man so z. B. keltische und germanische Sprachen erschließen, und da besteht ein großer Unterschied.
Wenn man es genau nimt dann gibt es auch keine Kelten, sondern nur eine große Gruppe von Menschen mit ähnlicher Kultur die unter dem Sammelbegriff Kelten geführt werden. Innerhalb dieser Gruppe sind sehr viele Einflüsse überlagerter Völker zu finden dass man nicht von einem einheitlichen volk reden kann.
Und die Unterschiede untereinander (siehe Inselkelten in Brtitannien und Keltiberer
in Spanien) sind teilweise sehr deutlich. Da kommt keiner auf die Idee zu sagen dass die Keltiberer keine Kelten sind. Bei den Germanen wird immer so getan als wären sie in den meisten Dingen völlig unterschiedlich wie die Kelten.
Das war mit Sicherheit nicht so, es mag Unterschiede in Religion, Kultur und Sprache gegeben haben, aber die Germanen waren sehr eng mit den Kelten verwandt. Und sogar die Römer taten sich oft schwer diese beiden Völker aueinander zu halten.
 
Nun, ich tue mich schwer verschiedene asiatische, afrikanische oder amerikanische Ethnien auseinanderzuhalten. Was sagt das über diese Ethnien aus, und was über mich?
 
Was mich überzeugt, das ist die Tatsache, dass eben eine Auswanderung wie man sie annimmt gar nicht nach einer Sturmflut-Katastrophe stattfinden kann. Da sammelt man auf was noch brauchbar ist, begräbt Menschen und Tierkadaver und kümmert sich um das Essen von Morgen. Wo sollen da Karren, Zugtiere und sonstige Ausrüstung herkommen?
Ein langsames Ansteigen des Wasserspiegels mit immer ausgedehnteren Überschwemmungen dagegen, das lässt allen Besitz intakt und vermindert nur das zur Verfügung stehende Land, zwingt also zur Auswanderung, lässt aber Zeit zu allen Vorbereitungen.
Ich habe, seit ich diese Theorir kenne, versucht, einen anderen Ort in Europa zu finden, wo diese Umstände gegeben sein könnten. Der einzige, an dem ich mir sowas zur Not vorstellen könnte, ist die Gegend "Ostsee-Ladogasee-Onegasee" wo Strabos "Norden" zutreffend wäre, wo aber der eigentliche Mechanismus der Überschwemmung nicht recht vorstellbar ist. Was soll sie ausgelöst haben?

Zu den (geologischen) Mechanismen der Überschwemmungen im Ostseeraum: Infolge isostatischer Ausgleichsbewegungen auf dem Baltischen Schild kommt es zu Landhebungen in der nördlichen Ostsee und zu Landsenkungen im Bereich der südlichen Ostsee. D.h. nördlich von etwa Gotland (inklusive Ladogasee und Onegasee) kam es nicht zu Überschwemmungen, sondern im Gegenteil zu Landegewinn! Landverlust gab es dagegen im Bereich der deutschen und dänischen Ostseeküste - also auch kimbrische Halbinsel! Das ganze sind eher (relativ) langsame Prozesse, ohne katastrophale Sturmflut-Überschwemmungs-Ereignisse, also eine mögliche Ursache der Auswanderung und eine Bestätigung der geographischen Einordnung in den südlichen Ostsee-Bereich/Nordseeküste/Kimbrische Halbinsel.
Sehr schön ist dazu diese Animation der letzten 7000 Jahre:
http://www.io-warnemuende.de/projects/sincos/archive/meyer/reg_ani.htm
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