Übergang von Matriarchat zu Patriarchat

Chan

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Nach Ansicht vieler Prähistoriker und Mythenwissenschaftler hatten die Menschen bis in die späte Steinzeit kein Wissen um den Zusammenhang von Sex und Fortpflanzung. Menschliche Geburt galt als zeugende Einwirkung des Mondes (Mondgöttin) auf die Frau. Meine Frage zielt auf den ungefähren Zeitpunkt, an dem die Menschen zu begreifen begannen, dass der männliche Samen Voraussetzung für Zeugung ist - allerdings, in gänzlicher Umkehrung der vorigen Anschauung: der Mann galt nun als alleiniger Erzeuger menschlichen Lebens. An welcher (prä-)historischen Phase lässt sich das festmachen? Gibt es Theorien darüber, welche Beobachtungen bzw. Schlussfolgerungen zu diesem Anschauungswandel führten? Kann man diesen Wandel auch als Beginn des patriarchalischen Zeitalters ansehen?

Autoren wie Frazer und Campbell ziehen die "parthenogenetische" Anschauung der Menschen bis zur späten Steinzeit nicht in Zweifel. Argumente für das frühere Nichtwissen um die männliche Zeugungskraft gibt es einige, z.B.:

+ die steinzeitliche Frau bekam im Schnitt nur 2 Kinder im Leben, und das mit mindestens 4 Jahren Abstand. Wie sollte man unter diesen Umständen darauf kommen, dass das mit dem x-hundertfachen Sex zusammenhängt, der in dieser Zeit praktiziert wurde?

+ es gibt zahlreiche "parthenogenetische" Mythen über Göttinnen, die ohne männliche Mitwirkung die Welt, die Götter und die Menschen hervorbrachten ("Jungfrauengeburt", z.B. Methyer, Nuth und Isis in Ägypten). Die Ursprünge solcher Mythen können logischerweise nur in prähistorischen Zeiten liegen, die noch keine männliche Zeugung kannten- denn anders machen sie keinen Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
1.) Es ist durchaus fraglich ob es diesen Überhaupt gegeben hat.

2.) 2 Kinder die überlebten, natürlich hatte die Steinzeitfrau mehr Geburten wenn sie ein hohes alter erreichte. Mit der Entwicklung der Viehzucht am spätenstens wird der Zusammenhang klar gewesen war. Aber ich bin mir sicher das dieser Zusammenhang schon früher bekannt gewesen sein.

3.) Warum sollte mangelnde Zeugungskraft ein Matriarchat beweisen. Die körperliche Stärke als Vorteil des Mannes wird schon damals existiert haben und wenn man wollte hätte man allein damit die Frauen klein halten können.

4.) Isis ist keine Jungfrau, das ist nur Schwachsinn. Es gibt zwar mehrere Versionen der Zeugung von Horus, aber keine legt eine Jungfrauengeburt Nahe. Bei jeder Version schwängert sie Osiris. Einmal reicht zwar nur der Phallus von Osiris aber auch das ist keine Jungfrauengeburt wie man sie sich in der christlichen Welt vorstellt. Auf der schnelle habe ich von Nut nur gefunden das sie mehrere Kinder mit Geb hatte.
 
Nach Ansicht vieler Prähistoriker und Mythenwissenschaftler hatten die Menschen bis in die späte Steinzeit kein Wissen um den Zusammenhang von Sex und Fortpflanzung. Menschliche Geburt galt als zeugende Einwirkung des Mondes (Mondgöttin) auf die Frau.
wenn man diese Hypothese vertritt, wie erklärt man aus dieser Position, warum sich das überhaupt in den Augen der Spätsteinzeitler änderte?
 
Vermutlich vollzog sich der Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat
zumindest im Erleben der Steinzeitkinder jeden Abend, wenn der Vater von der Jagd nach Hause kam.=)
 
die steinzeitliche Frau bekam im Schnitt nur 2 Kinder im Leben, und das mit mindestens 4 Jahren Abstand. Wie sollte man unter diesen Umständen darauf kommen, dass das mit dem x-hundertfachen Sex zusammenhängt, der in dieser Zeit praktiziert wurde?

Bei gleichbleibender Lebenserwartung müsste sich unter diesen Umständen die Zahl der Menschen reduziert haben da im Schnitt aus 2 erwachsenen Menschen 2 Kinder hervorgehen würden. Und diese dann eben auch sterben könnten bevor sie weitere Kinder zeugen.

Das Gegenteil lässt sich aber anhand der Besiedlungsgeschichte der Erde zeigen - in einem sehr kurzem Zeitraum wurde nahezu die gesamte Erde besiedelt, inklusive einem damit verbundenem hohem Anstieg der Bevölkerungszahl. Die Sterberate muss dennoch hoch gewesen sein, gerade im Kindesalter.

Schon diese Überlegungen zeigen dass die Geburtenrate unmöglich bei durchschnittlich 2 Kindern gelegen haben kann.

Selbst das doppelte ist wohl noch zu knapp gedacht. Aber da stellt sich dann schon die Frage welche Steinzeit dort denn eigentlich gemeint ist. Denn dies war ein sehr langer und abwechslungsreicher Zeitraum der an vielen verschiedenen Orten der Welt Stationen der Menschheitsgeschichte entstehen ließ.

Man kann dies nicht über einen Kamm scheren, und schon gar nicht dort einheitliche - für "die Steinzeit" geltende religiöse Vorstellungen annehmen.
 
Nach Ansicht vieler Prähistoriker und Mythenwissenschaftler hatten die Menschen bis in die späte Steinzeit kein Wissen um den Zusammenhang von Sex und Fortpflanzung.

Das stelle ich in Abrede. Der Homo Sapiens Neandertalensis und (wohl erst Recht) der Homo Sapiens Sapiens (die Spezies, der wir uns zuordnen dürfen) dürften intelligent genug gewesen sein, einen Zusammenhang zwischen Monatszyklus, Zeugung und Geburt erkannt zu haben. Etwa das bei Frauen, die schwanger waren der Zyklus aussetzte.
Aus der Beobachtung der Beutetiere die - im Gegensatz zum Menschen, zumindestens zum HSS - häufig festgelegte Brunft- und Paarungszeiten sowie Wurfzeiten hatten, dürfte ihnen ebenso der Zusammenhang von Paarung und Geburt ersichtlich geworden sein. Schließlich war der HSN nachgewiesenermaßen zu abstrakten Denkleistungen fähig und der HSS sowieso.

Menschliche Geburt galt als zeugende Einwirkung des Mondes (Mondgöttin) auf die Frau.

Den Nachweis dafür würde ich allerdings gerne sehen, vor allem würde mich interessieren, wie dieser über eine schriftlose Kultur (und eigentlich ist der Singular ja schon eine viel zu grobe Vereinfachung) geführt wird.

+ die steinzeitliche Frau bekam im Schnitt nur 2 Kinder im Leben, und das mit mindestens 4 Jahren Abstand.

Und wie kommen Frazer/Campbell zu dieser Erkenntnis?
Btw: Wie sind die Vornamen dieser Autoren, sind ja gewissermaßen Allerweltsnamen, wo kann man deren Hypothesen nachlesen?

Wie sollte man unter diesen Umständen darauf kommen, dass das mit dem x-hundertfachen Sex zusammenhängt, der in dieser Zeit praktiziert wurde?
S.o.

+ es gibt zahlreiche "parthenogenetische" Mythen über Göttinnen, die ohne männliche Mitwirkung die Welt, die Götter und die Menschen hervorbrachten ("Jungfrauengeburt", z.B. Methyer, Nuth und Isis in Ägypten). Die Ursprünge solcher Mythen können logischerweise nur in prähistorischen Zeiten liegen, die noch keine männliche Zeugung kannten- denn anders machen sie keinen Sinn.
Warum? Bzw. warum nicht?
 
[...]
Und wie kommen Frazer/Campbell zu dieser Erkenntnis?
Btw: Wie sind die Vornamen dieser Autoren, sind ja gewissermaßen Allerweltsnamen, wo kann man deren Hypothesen nachlesen?

Ich nehme an, daß Chan Sir James Frazer und Joseph Campbell meint, die sich beide zum Thema geäußert haben. Dabei anzumerken wäre, daß Frazer (1854- 1941) eigentlich "Classics", also das alte Rom und Griechenland studiert hatte, sein wichtigstes Werk 1890 veröffentlicht wurde, und so bahnbrechend seine Erkenntnisse für die Zeit waren, so veraltet sind sie heutzutage. Erschwerend hinzu kommt, daß Frazers Forschungsmethoden und Quellen dubios waren, und seine Ansichten stark von seiner Zeit geprägt waren. Zum Beispiel schrieb Frazer viel über "Wilde" in anderen Teilen der Erde, und verließ sich dabei auf Reiseberichte und Briefe von Missionaren. Daraus zog er unter anderem Rückschlüsse auf die soziale Entwicklung von Gesellschaften in der ganzen Welt, die er selbst nie bereiste, geschweige denn langfristig erforschte. Dabei stützte er seine Theorien auf Werke aus der antiken Geschichtsschreibung.

Das ist in etwa so wissenschaftlich und genau, als würde ich ein Buch über Island schreiben, wobei ich mich auf die Berichte einer Bekannten, die Erfahrungen meines letzten Urlaubs in Skandinavien und "Die Deutschen Heldensagen" stützte, und dann anfange über die Wikinger zu spekulieren, und was die wohl von Tomaten hielten. In einem Zeitalter limitierter Informationen wäre das vielleicht akzeptabel, aber sollte ich das tun würde uns das mehr über meine Ansichten, und die meiner Umwelt, über die Welt sagen, als etwas über Island. Also, als Zeitzeugnis seiner Zeit sind Frazers Werke durchaus interessant, aber wissenschaftlich gesehen werden seine Ergebnisse heutzutage belächelt.

Joseph Campbell (1904 -1987) entstammt einem späteren Jahrgang, aber war in seinem Schaffen über Mythologie stark von Frazer beeinflußt. So weit ich mich erinnere waren seine Theorien über Mythen der funktionalen Art, bzw: sie dienten einem bestimmten Zweck, wie z.B.: Sie konnten als persönliche Instruktion oder Anweisung dienen, und so das soziale Gefüge unterstützen. Im Zusammenhang mit Mythen hat er die Theorie aufgestellt, daß es in den Frühzeiten des Ackerbaus Matriarchate gab, deren Fixierung auf Muttergottheiten sich änderte als erste Hochkulturen entstanden. Durch Beobachtung der Sterne und mathematischer Berechnung, so scheint es, schloß er das frühe Hochkulturen selbst den Schluß zogen, daß alles in der Natur bestimmten Gesetzen folgen mußte. Und, äh, Muttergottheiten fingen an zu verschwinden, oder weniger Macht zu haben.

Kritik an Campbell gibt es auch Zuhauf, unter anderem das seine Theorien ethnozentrisch sind, zu generalisierend und substanzlos. Die Theorie der "Heldenreise" ist dabei ganz besonders umstritten und deutet gleichzeitig die Problematik seiner Theorien an. Von modernen Wissenschaftlern, die sich mit Mythologie befassen wird Campbell, wie Frazer, nicht mehr sonderlich ernst genommen.
 
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@Zoki55:

Warum sollte mangelnde Zeugungskraft ein Matriarchat beweisen. Die körperliche Stärke als Vorteil des Mannes wird schon damals existiert haben und wenn man wollte hätte man allein damit die Frauen klein halten können.

"Matriarchat" heißt nicht weibliche Gewaltherrschaft über Männer. Es bedeutet eine kultisch-religiöse Hochschätzung des Weiblichen und vermutlich auch die organisatorische Leitung des Stammes durch eine Frau, aber ohne Unterdrückung des männlichen Stammesanteils.

Zu den anderen Antworten:

Ich bin allgemein überrascht darüber, dass die Theorie über die angesprochene prähistorische Auffassung der weiblichen Fruchtbarkeit in diesem Forum niemandem bekannt zu sein scheint, jedenfalls schließe ich das aus den Antworten. Ich habe in allen (alten und neuen) Fachtexten, die ich zum Thema Frau und Prähistorie bisher las, stets diese Theorie erwähnt gefunden. In keinem Text fand ich einen Hinweis darauf, dass der steinzeitliche Mensch an die Zeugungskraft des Mannes glaubte.

Ich bitte also die Zweifler unter den Antwortenden, mir einen Hinweis auf einen Experten (und sein Werk) zu geben, der die These vertritt, dass die Zeugungskraft des Mannes bereits von Steinzeitmenschen erkannt worden war. Ich vermute allerdings, das wird ein schwieriges Unterfangen :)

Eine heftige Kritik hatte die Matriarchatstheorie schon 1962 durch Peter Ucko erfahren, die bis heute nachwirkt. Interessant, was ein so ein Grünohr wie Ucko seinerzeit (mit gerade mal 24 Jahren) bewirken konnte...

Isis ist keine Jungfrau, das ist nur Schwachsinn. Es gibt zwar mehrere Versionen der Zeugung von Horus, aber keine legt eine Jungfrauengeburt Nahe. Bei jeder Version schwängert sie Osiris.

Du übersiehst dabei, dass Mythen nicht aus einem Guss entstehen. Die von dir genannten Versionen sind jüngere Produkte, denen die ursprünglicheren, wie ich sie aufzählte, historisch vorausgehen. Wenn du ein bisschen genauer durch die Vielfalt der ägyptischen Mythologie schaust, wird dir der Variantenreichtum auffallen, mit dem einzelne Götter/Göttinnen durch andere ersetzt werden oder neu hinzukommen. Die überlieferten Muttergöttin-Motive beginnen mit Methyer und reichen über Neith (Nut) und Hathor bis zu Isis. Sie können als Überbleibsel aus matriarchalischen Zeiten gedeutet werden, wie übrigens auch die überlieferte ägyptische Historie starke matriarchalische Motive, vor allem in der Frühzeit, aufweist (was aber nicht Thema dieses Unterforums sein kann).

Weitere Bespiele: In einem sumerischen Schöpfungsmythos ist Nammu die Urmutter, also die Schöpferin der Welt, der Götter und der Menschen. In Phrygien galt Attis, der spätere tragische Geliebte der Göttin Kybele, als Kind der Jungfrau Nana, die von einer Frucht schwanger wurde.

Was Isis betrifft, gibt es genügend Hinweise auf ihren "Jungfrauenstatus", z.B. im ägyptischen Aion-Mysterienkult, der die Geburt ihres Sohnes, des Gottes Aion, mit den Worten "Die Jungfrau hat geboren" feiert. Eine überlieferte Inschrift in Sais gibt eine Aretalogie (Selbstaussage) von Isis wieder, die auf ihren genuinen Urmutter-Status hinweist:

Ich bin alles, was war, was ist und was sein wird.

Mythen, die sie mit Osiris verbinden, sind, wie gesagt, Produkte aus späteren Zeiten, als der Götterhimmel von maskulinen Göttern dominiert wurde. Bei der Gelegenheit kann ich noch darauf hinweisen, dass praktisch alle relevanten altorientalischen Göttinnen als "Jungfrauen" galten. Dazu folgendes:

"Jungfrau" bedeutet in altorientalischer Sicht, dass die Göttin unverheiratet ist - aber nicht, dass sie keinen Verkehr mit männlichen Göttern hat(te). Dementsprechend bedeutet "jungfräuliche Geburt" die Geburt eines Kindes allein durch die weibliche Zeugungskraft, auch wenn die Göttin mit Göttern verkehrt hat.

@dekumatland:

wenn man diese Hypothese vertritt, wie erklärt man aus dieser Position, warum sich das überhaupt in den Augen der Spätsteinzeitler änderte?

Genau das versuche ich - auch mithilfe dieses Posts - herauszufinden.

@Arltwulf:

Schon diese Überlegungen zeigen dass die Geburtenrate unmöglich bei durchschnittlich 2 Kindern gelegen haben kann.
Das habe ich aus einer Quelle, die ich noch wiederfinden muss. Ich bitte um Geduld.

@El Quijote:

Chan:
Nach Ansicht vieler Prähistoriker und Mythenwissenschaftler hatten die Menschen bis in die späte Steinzeit kein Wissen um den Zusammenhang von Sex und Fortpflanzung.
Das stelle ich in Abrede. Der Homo Sapiens Neandertalensis und (wohl erst Recht) der Homo Sapiens Sapiens (die Spezies, der wir uns zuordnen dürfen) dürften intelligent genug gewesen sein, einen Zusammenhang zwischen Monatszyklus, Zeugung und Geburt erkannt zu haben. Etwa das bei Frauen, die schwanger waren der Zyklus aussetzte.

Tja, siehe oben: Ich habe noch keinen Fachtext gelesen, der auch nur im Ansatz eine alternative Theorie bietet. Jetzt sag nicht, dass das nur an einem selektiven Lektüremodus liegt :) Ich kann ja nicht vor der Lektüre schon wissen, was drin steht...
Chan:
Menschliche Geburt galt als zeugende Einwirkung des Mondes (Mondgöttin) auf die Frau.
Den Nachweis dafür würde ich allerdings gerne sehen, vor allem würde mich interessieren, wie dieser über eine schriftlose Kultur (und eigentlich ist der Singular ja schon eine viel zu grobe Vereinfachung) geführt wird.

Ok, ich gebe unten einen Text von mir an zum Abschuss frei (schon ein paar Wochen alt), der eine Rekonstruktion der Entstehung der prähistorischen Religion in ihren wesentlichen Zügen versucht auf der Grundlage von Fachtexten. Bei alldem aber beachten, dass die Rekonstruktion der prähistorischen Mythologien z.T. auch auf den Befunden der Mythenforschung beruht.

Chan:
es gibt zahlreiche "parthenogenetische" Mythen über Göttinnen, die ohne männliche Mitwirkung die Welt, die Götter und die Menschen hervorbrachten ("Jungfrauengeburt", z.B. Methyer, Nuth und Isis in Ägypten). Die Ursprünge solcher Mythen können logischerweise nur in prähistorischen Zeiten liegen, die noch keine männliche Zeugung kannten- denn anders machen sie keinen Sinn.
Warum? Bzw. warum nicht?

Ganz einfach - weil Mythen in patriarchalischen Gesellschaften von Männern (vornehmlich Priestern) in Zeiten gemacht wurden, als der König als Statthalter des höchsten und männlichen Gottes galt. Zu welchem Sinn und Zweck hätten die Autoren in einer Zeit, die an die alleinige Zeugungskraft des Mannes glaubte, auf den Gedanken kommen sollen, Göttinnen als Urmütter ohne männliche Beiwirkung zu konzipieren? Also kann man logischerweise nicht anders als davon ausgehen, dass Urmutter-Mythen Überbleibsel aus prähistorischer Zeit sind.

@Saint-Simone:

Mich würde vor allem interessieren, wie du zum Thema denkst.

++++
 
Hier mein eigener Text als Diskussionsbasis:

Für die Menschen bis zur Mitte der zweiten Zwischeneiszeit (vor 500.000 Jahren) scheint Religion keine Rolle gespielt zu haben. Es gibt von Südasien bis Europa keine archäologischen Hinweise auf entsprechende Riten. Das ändert sich zu Beginn der letzten Eiszeit (vor 150.000 Jahren), als der Neandertaler die Szene betritt. Er legt Gräber an, die mit grünen Blüten bestreut sind, deren Pollen auf eine halluzinogene Wirkung der Pflanzen schließen lassen. Das legt die These nahe, dass bereits der Neandertaler an so etwas wie ein Leben nach dem Tod glaubte.

Deutlichere Belege für Religiosität finden sich ab Ende der letzten Eiszeit, also zwischen 30.000 und 10.000 v.u.Z., in Form von Felsdarstellungen und Höhlenmalereien. Sie lassen sich in etwa so deuten: Der neolithische Mensch lebt vor allem in Steppen und jagt Rentiere, Bären, Nashörner und Mammuts. Einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier macht er - in dieser primitiven Phase - nicht. Das Töten von Tieren erzeugt in ihm Schuldgefühle und Angst vor Rache. Um dieser Rache vorzubeugen, ersinnt er Bußriten und magische Bannsprüche. Er legt z.B. Bärenheiligtümer an, in denen Blut rituell an die Erde zurückgegeben wird, um die Wiedergeburt der getöteten Tiere zu erleichtern. Im Glauben an Wiedergeburt wird der neolithische Mensch durch seine Träume bestärkt. In ihnen begegnet er Gestalten, die er tot wähnt, die aber unabhängig vom Körperlichen weiterzubestehen scheinen. Das wiederum lässt ihn auf die Beseeltheit der physischen Natur schließen (Animismus). In den Naturkräften erkennt er das Wirken geheimnisvoller Mächte.

Ganz besonders aber beschäftigt ihn das Phänomen der Geburt des Menschen durch die Vulva einer Frau. In dieser Zeit - bis zum 6. Jahrtausend - kann er sich diesen Vorgang nur als von einer nicht-menschlichen Macht verursacht denken. Den Zusammenhang von Sex und Schwangerschaft hat er nämlich noch nicht entdeckt. Was er aber entdeckt hat, ist die Entsprechung von weiblichem Monatszyklus und Mondzyklus. Aus ihr schließt er auf eine magische Verbindung von Frau und Mond.

Diese durch die Entsprechung von weiblichem Monatszyklus und Mondzyklus hergestellte magische Verbindung führt zu einer ersten Vergottung: Der Mond ist eine Göttin und verursacht die menschliche Geburt. Auf seinen Zyklus, also die Mondphasen, richtet der Mensch sein soziales Leben aus. Die ersten dunklen Tage des Neumondes gelten als Menstruationsphase der Göttin, woraus das erste religiös bedingte Tabu der Menschheit entsteht: Kein Sex während der Menstruation. Ein späterer Ausläufer dieses Tabus sind die an den Mondphasen orientierten babylonischen Sabbate und die Tabu-Tage in Altägypten.

In den schon genannten Höhlenheiligtümern, die ab 30.000 entstehen, sind die Wände kunstvoll bemalt und mit seltsamen graphischen Symbolen versehen. Laut der Archäologin Maria König haben sie folgende Bedeutung: Die eingeritzten Pfeile weisen auf das Sterben hin, die V-förmigen Linien (Symbol der Vulva) auf die (Wieder-) Geburt von Verstorbenen. Drei parallele Linien stehen für die drei Mondphasen und ein daneben geritzter Pfeil für das Sterben des Mondes, den Neumond. Oft findet sich neben diesem Pfeil das V, das für Wiedergeburt steht. Manche Höhlen weisen eine ockerfarbene Bemalung auf, bei der es sich, wie der Prähistoriker Thomas Loy herausfand, um Menstrualblut handelt. Höhle und Uterus werden so symbolisch gleichgesetzt.

Im Denken der Steinzeitmenschen hat die Wiedergeburt also höchste Priorität. Der Umstand, dass der Mensch aus der Vulva einer Frau in die Welt tritt, dass Geburt also der Übergang vom Sterben zum Leben ist, führt zu einer Verkultung des Mütterlichen. In diese Zeit fällt die Entstehung der sog. Venusfiguren, die im gesamten Jagdgebiet der Altsteinzeit zwischen Europa und Sibirien gefunden wurden und von denen die üppige Venus von Willendorf (ca. 25.000 v.u.Z) die bekannteste ist.

Der Mann gilt, wie schon erwähnt, in diesen Jahrzehntausenden als gänzlich unbeteiligt an weiblicher Fruchtbarkeit der Frau. Geburt - und das heißt immer: Wiedergeburt - geschieht allein durch die Einwirkung der Mondgöttin auf die Frau.
 
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In den schon genannten Höhlenheiligtümern, die ab 30.000 entstehen, sind die Wände kunstvoll bemalt und mit seltsamen graphischen Symbolen versehen. Laut der Archäologin Maria König haben sie folgende Bedeutung: Die eingeritzten Pfeile weisen auf das Sterben hin, die V-förmigen Linien (Symbol der Vulva) auf die (Wieder-) Geburt von Verstorbenen. Drei parallele Linien stehen für die drei Mondphasen und ein daneben geritzter Pfeil für das Sterben des Mondes, den Neumond.

Derartige fantasievolle Deutungen sind äußerst umstritten. Was die Symbole in Höhlenmalereien des Paläolithikums wirklich bedeuteten, bleibt uns heute verschlossen.
 
Meiner bescheidenen Meinung nach gab es in der Steinzeit weder Matri- noch Patriarchat. Die Leute werden sich einfach über andere Dinge gedanken gemacht haben, z. B. wie man satt wird und wie man dem Säbelzahntiger ausweicht.

Die Anschauung von einer männlichen und einer weiblichen "Klasse", die gegeneinander Machtkämpfe austragen müssen, stammt aus spätindustrieller Zeit.
 
@Zoki55:



"Matriarchat" heißt nicht weibliche Gewaltherrschaft über Männer. Es bedeutet eine kultisch-religiöse Hochschätzung des Weiblichen und vermutlich auch die organisatorische Leitung des Stammes durch eine Frau, aber ohne Unterdrückung des männlichen Stammesanteils.

Ja und, wenn die Männer Gewalt angewandt haben, dann wird sich der unterschiedliche Körperbau ausgezahlt haben. Dies meine ich freilich nicht ganz ernst. Aber es ist eine Theorie die unbeweisbar ist, wie diese Theorie der von dir zitierten Experten. Das Problem an der Steinzeit ist, dass jeder ein Gesellschaftsmodell in diese Zeit transformieren kann, weil wir über die Gesellschaft nichts wissen.


Ich bitte also die Zweifler unter den Antwortenden, mir einen Hinweis auf einen Experten (und sein Werk) zu geben, der die These vertritt, dass die Zeugungskraft des Mannes bereits von Steinzeitmenschen erkannt worden war. Ich vermute allerdings, das wird ein schwieriges Unterfangen :)

Wir haben die selben Quellen wie die von dir genannten Experte, nämlich gar keine. Glauben wie es war kannst du natürlich was du willst.





Du übersiehst dabei, dass Mythen nicht aus einem Guss entstehen. Die von dir genannten Versionen sind jüngere Produkte, denen die ursprünglicheren, wie ich sie aufzählte, historisch vorausgehen.

Ich biete um eine Quelle welche die Zeugung von Horus ohne Osiris berichtet.

Wenn du ein bisschen genauer durch die Vielfalt der ägyptischen Mythologie schaust, wird dir der Variantenreichtum auffallen, mit dem einzelne Götter/Göttinnen durch andere ersetzt werden oder neu hinzukommen. Die überlieferten Muttergöttin-Motive beginnen mit Methyer und reichen über Neith (Nut) und Hathor bis zu Isis.

Starke Muttergöttinnen sagen wenig über die Stellung von Frauen in einer Gesellschaft aus. Auch in der italienische Mafia wird die Mamma verehrt aber kein Syndikat wird von einer Frau geführt so weit ich weiß.

Sie können als Überbleibsel aus matriarchalischen Zeiten gedeutet werden, wie übrigens auch die überlieferte ägyptische Historie starke matriarchalische Motive, vor allem in der Frühzeit, aufweist (was aber nicht Thema dieses Unterforums sein kann).

Ja, es würde mir persönlich sehr helfen würdest du mal schreiben wie du dir ein Matriarchat vorstellst.

Weitere Bespiele: In einem sumerischen Schöpfungsmythos ist Nammu die Urmutter, also die Schöpferin der Welt, der Götter und der Menschen. In Phrygien galt Attis, der spätere tragische Geliebte der Göttin Kybele, als Kind der Jungfrau Nana, die von einer Frucht schwanger wurde.

Nun gut Attis ist ja so eine Sache. Agdistis entmannt sich daraus ensteht ein Mandelbaum und befruchtet Nana. So nichts mit ohne Mann gemacht. Da dieser ein Zwitterwesen war, soll er nach der Entmannung zu Kybele geworden sein

Was Isis betrifft, gibt es genügend Hinweise auf ihren "Jungfrauenstatus", z.B. im ägyptischen Aion-Mysterienkult, der die Geburt ihres Sohnes, des Gottes Aion, mit den Worten "Die Jungfrau hat geboren" feiert.

Okay welche Statue ist das genau. Der Isiskult ist freilich erst lange nach der Steinzeit in Europa entstanden. Oder besser gesagt wird historisch fassbar.

Ich bin alles, was war, was ist und was sein wird.

Wie diese Aussage die Jungfräulichkeit der Dame beweisen soll, erschließt sich mir nicht.

Mythen, die sie mit Osiris verbinden, sind, wie gesagt, Produkte aus späteren Zeiten, als der Götterhimmel von maskulinen Göttern dominiert wurde. Bei der Gelegenheit kann ich noch darauf hinweisen, dass praktisch alle relevanten altorientalischen Göttinnen als "Jungfrauen" galten.

Ja, leider sind das die Mythen über die wir Quellen haben. Wenn du eine ältere Qelle hast dann nur her damit. Ich sage nicht das du falsch liegst, aber beweise fehlen. Im Grund findet man vor allem auf esoterischen Seiten jede Menge von Jungfrauen Göttinnen. Wenn man dann genauer nachforscht erledigt sich dies schnell.



"Jungfrau" bedeutet in altorientalischer Sicht, dass die Göttin unverheiratet ist - aber nicht, dass sie keinen Verkehr mit männlichen Göttern hat(te).

Dies ist freilich in der Diskussion über das Wissen über den männlichen Input in der Zeugung völlig unerheblich. Auch im antiken Griechenland hat Aphrodite unzählige Kinder die nicht von ihrem Mann sind. Die Griechen kannten den Zusammenhang zwischen Sex und Fortpflanzung sicherlich.
 
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@ Chan

Da meine Meinung erbeten wurde geb' ich meinen Senf dazu. Ich halte das alles für Spekulation, die durchaus spaßig und interessant sein kann, aber ohne schriftlichen Nachlaß kann man hier schwer zu aussagekräftigen Schlüssen kommen. Ohne Überlieferung ist es unmöglich die Bedeutung von Artekfakten abzuschätzen, es sei denn es findet sich ein praktischer, nachvollziehbarer Nutzen. Was man mit einem Messer oder Beil macht ist relativ eindeutig, aber was eine Statue bedeutet hat kann man nur mutmaßen.

Nehmen wir das Beispiel der Neanderthaler, die ihre Toten mit Blüten bedeckt haben. Auch wenn diese halluzinogen gewirkt haben mögen, ist der Schluß auf einen Glauben an eine Nachwelt alleine auf dieser Basis fragwürdig. Heutige Begräbnisriten beinhalten auch Blumen, aber daraus kann man keinen Glauben an eine Nachwelt ablesen. Das einzige was wir wissen, ist das da Blumen auf einem Grab liegen, und die Gründe kennen nur diejenigen die das getan haben, gäbe es keine Literatur zum Thema. Bei den Neanderthaler-Bräuchen gibt es keine Überlieferung. Faktisch gesehen wissen wir nur, daß da Blumen auf den Leichen lagen, und alles andere ist Spekulation.

Daher ist es auch nicht gegeben, daß frühe Menschen wirklich von Fortpflanzung fasziniert waren und es so mystisch fanden. Fruchtbarkeit war sicher wichtig, im weiten Sinne, aber ich halte Fortpflanzung nicht gerade für ein Mysterium unter frühen Menschen. Zumindest Leute die es mal mit Vieh zu tun hatten, wußten vermutlich, daß es einen Zusammenhang zwischen dem Akt und Nachwuchs gab. Ebenso ist die Beobachtung, daß es ohne ein Zusammenkommen von Mann und Frau keinen Nachwuchs gibt, nicht weiter verwunderlich. Moderne Biologie gab es nicht, aber die ist auch nicht vonnöten.

Um es deutlicher zu machen: In Papua Neuguinea gibt es ein Hochland wo bis Mitte des letzten Jahrhunderts mehrere Stämme abgeschlossen von der modernen Welt lebten. Es geht zu weit hier Rückschlüsse auf die Steinzeit zu ziehen, der springende Punkt an der Geschichte ist, daß die Leute keine Ahnung von moderner Biologie hatten. Trotzdem war ihnen durchaus bewußt, daß es einen Mann und eine Frau braucht um ein Kind zu zeugen. Mütter steuerten das Blut bei, Väter die Haut - männlicher Samen wurde als Grundmaterial für Haut angesehen. Das ist ein Beispiel dafür, wie auch ohne ein Verständnis moderner Biologie, Menschen zu einer nicht besonders mythischen Theorie der Fortpflanzung gelangen können.

Ich halte es daher für zweifelhaft, daß frühe Menschen keine Ahnung hatten und sich mystische Erklärungen aus den Fingern saugen mußten. Viel eher denke ich, daß es praktische Theorien gab. Aber nachweisen läßt sich weder das eine noch das andere.

Das etwas mystifiziert wird, bedeutet aber auch nicht Unwissen. Ein in der westlichen Welt sehr beliebter Mythos beginnt mit einer jungfräulichen Empfängnis und endet mit einer "Wiedergeburt". Ein unbedarfter Beobachter, dem nur diese Geschichte, und sonst keine Info vorliegt, könnte daraus schließen, daß ein Haufen moderner Menschen keine Ahnung von Fortpflanzung hat und Empfängnis mystifizieren, da hier eine göttliche Hand im Spiel ist. Insider wissen, daß das nicht der springende Punkt am Mythos ist. Im Gegenteil. Lesen wir den Mythos jedoch als eine Reihe von Signalen, dann wissen wir sofort, daß "jungfräuliche Empfängnis" dafür steht, daß hier etwas außergewöhnliches passiert, was man aber nur wissen kann wenn man das nötige Hintergrundwissen hat: Normale Empfängnis beinhaltet keine göttliche Hand, deswegen ist das hier außergewöhnlich.

Dieses Hintergrundwissen fehlt schlichtweg bei frühen Menschen, deswegen stehen wir da wie der unbedarfte Beobachter, können viel spekulieren und wenig wissen. Wir können uns die Venus von Willendorf so oft anschauen wie wir wollen, wir werden nie mit Sicherheit sagen können was genau sie den Menschen ihrer Zeit bedeutet hat. Sie kann eine Göttin gewesen sein oder vielleicht ein Fruchtbarkeitssymbol, oder vielleicht Pornographie, oder jemand hat halt Darstellungen von dicklichen Frauen in Mode gebracht. Das letztere halte ich übrigens für unwahrscheinlich, aber überraschen würde es mich auch nicht.

Ebenso halte ich die Thesen Maria Königs in erster Linie für Spekulation. Vielleicht hat sie recht, aber das sagt uns nichts über tatsächliches Wissen, sondern höchstens über Rituale. Zum Beispiel gibt es da in der katholischen Kirche das rituelle Abendmahl, wobei Transsubstantion wichtig ist. Will heißen: Wein und Brot werden in Blut und Fleisch umgewandelt. Nicht symbolisch, sondern wahrhaftig.

Wissenschaftlich gesehen ist das ziemlich unmöglich, aber es ist Teil eines Rituals, in dem Gläubige menschliches Fleisch und Blut zu sich nehmen. Jemand dem dieses Ritual nicht geläufig ist könnte zu mehreren Schlüssen kommen: Hier geht's ums Essen, die Gläubigen essen andere Menschen, Kannibalismus ist wahrscheinlich okay.

Nur verfehlen diese Beobachtungen was das Ritual den Gläubigen bedeutet, vor welchem Hintergrund es stattfindet, und das es sich dabei nicht um eine alltägliche Reflektion von Wissen handelt, sondern, daß es eine Besonderheit ist die einen bestimmten Zweck erfüllt. Hier geht es nicht um's Essen. Ebenso ist es durchaus vorstellbar, daß es -falls Maria Königs Thesen stimmen - bei diesen Ritualen in den Höhlen einen Hintergrund gab, der sich uns nicht mehr erschließt. Falls sie recht hat, würde ich eher spekulieren, daß hier ein Vorgang genommen wurde, der hinreichend bekannt war - wie das Essen in der katholischen Kirche - der durch das Ritual eine Bedeutung annahm, die uns verschlossen ist. Ohne Hintergrundwissen bleibt das aber Spekulatius, den man nicht verifizieren kann.
 
Den Zusammenhang von Sex und Schwangerschaft hat er nämlich noch nicht entdeckt. Was er aber entdeckt hat, ist die Entsprechung von weiblichem Monatszyklus und Mondzyklus. Aus ihr schließt er auf eine magische Verbindung von Frau und Mond.
bitte sei mir nicht böse, aber dieser Gedanke (das einfache und augenscheinliche nicht zu entdecken, aber dafür sehr kompliziertes zu ermitteln) macht auf mich einen absurden Eindruck: als Argument ähnlich wäre eine Aussage wie der Mensch kann ein Atommodell erdenken, aber das kleine Einmaleins kapiert er nicht...
 
Ganz einfach - weil Mythen in patriarchalischen Gesellschaften von Männern (vornehmlich Priestern) in Zeiten gemacht wurden, als der König als Statthalter des höchsten und männlichen Gottes galt. Zu welchem Sinn und Zweck hätten die Autoren in einer Zeit, die an die alleinige Zeugungskraft des Mannes glaubte, auf den Gedanken kommen sollen, Göttinnen als Urmütter ohne männliche Beiwirkung zu konzipieren? Also kann man logischerweise nicht anders als davon ausgehen, dass Urmutter-Mythen Überbleibsel aus prähistorischer Zeit sind.

Hier muss man vielleicht auch das Konzept "Mutter" bedenken, denn auch wenn eine Gesellschaft glauben sollte die Zeugung wäre ein rein männlicher Prozess so wird sie doch mitbekommen dass die Kinder aus einer Mutter herauskommen und von ihr gesäugt werden.

Muttergottheiten und männlicher Zeugungsmythos schließen sich also nicht aus.

Deutlichere Belege für Religiosität finden sich ab Ende der letzten Eiszeit, also zwischen 30.000 und 10.000 v.u.Z., in Form von Felsdarstellungen und Höhlenmalereien. Sie lassen sich in etwa so deuten: Der neolithische Mensch lebt vor allem in Steppen und jagt Rentiere, Bären, Nashörner und Mammuts.

Diese Vorstellung zeigt schon eines der großen Probleme bei derartig weitreichenden Theorien: Es wird so diskutiert als sei die Gesellschaft der Steinzeit einheitlich - tatsächlich ist dies aber überhaupt nicht der Fall. In deinem Beispiel beschreibst du letztlich eher eine Ausnahmesituation. Nur sehr wenige Menschen lebten überhaupt in der eiszeitlichen Tundra. Der viel größere Anteil lebte wo es wärmer war.

Neolithisch ist dabei auch eigentlich ein Begriff aus etwas späterer Zeit als es schon viel stärkere Ansätze der Sesshaftigkeit gab. Aber auch die während der Neolithischen Revolution entstehenden Gesellschaften haben ihre Vorläufer, teilweise Sesshaftigkeit und das Nutzen von Pflanzen in der Umgebung gab es wohl schon viel früher.

Wir dürfen aber nicht glauben dass die Australien besiedelnden "Seefahrer" die gleichen religiösen und kulturellen Eigenschaften hatten wie eine auf Mammutjagd ausgerichtete Gesellschaft - oder eine die bereits einen Teil der Nahrung mit halb domestizierten Pflanzen deckte.

"Die Steinzeit" als gesellschaftlich einheitliche Menschheitsperiode gab es schlichtweg nicht. Es ist eine lange Zeit mit weit auf dem Globus verstreuten, sehr unterschiedlichen Gesellschaften.
 
Also erstens würde ich Sexualität nicht mit Patriarchismus oder Matricharismus vergleichen, denn beides sind ja Geschlechtlichsorientierte Machtstrukturen die aber denoch nichts mit der Sexualität bezw. nichts mit Fortpflanzung zu tun haben.....

Zweitens: gab es Kulturen im Neolithikum in Europa, die keinen Patriarchismus und auch keinen Matricharismus sondern: eine Gylanie hatten (eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau), nämlich als bestes Beispiel: die Alteuropäische Kultur oder auch Donauzivilisation genannt....in dieser Hochkultur von ca. 7500 v.Chr - 5500 v.Chr...gab es zudem keine hierarchische Machtstruktur.

Dann würde ich generell die Sexualität nicht als Menschliche Erkenntnis sehen, denn wir sind als Menschen ein Teil der Natur und sind zudem ja eine Weiterentwicklung der Tierwelt, deshalb haben wir auch einen Naturinstinkt, und Sexualität ist auch ein Teil dieses Naturinstinkst, und keine logische Erkenntnis des Menschen selbst.

Soviel zu meinem Wissen, und meiner Meinung über dieses Thema......

Viele Grüße
Räticus
 
Zweitens: gab es Kulturen im Neolithikum in Europa, die keinen Patriarchismus und auch keinen Matricharismus sondern: eine Gylanie hatten (eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau), nämlich als bestes Beispiel: die Alteuropäische Kultur oder auch Donauzivilisation genannt....in dieser Hochkultur von ca. 7500 v.Chr - 5500 v.Chr...gab es zudem keine hierarchische Machtstruktur.

Über die gesellschaftlichen Strukturen des Neolithikums wissen wir nichts, denn aus den archäologischen Überresten lässt sich das nicht ablesen.

Die von der feministischen Matriarchatsforschung geäußerte Vermutung, besonders das frühe Neolithikum hätte matriarchalische Strukturen besessen, lässt sich kaum belegen. Die in diesem Zusammenhang häufig zitierten weiblichen Statuetten, die vielfach als Fruchtbarkeitsgöttinnen oder "Große Mutter" gedeutet werden, sind kaum beweiskräftig. Es wäre so, als würde man in 10 000 Jahren unsere Kultur ausgraben und wegen der unzähligen Marienfiguren auf ein Matriarchat schließen. :D
 
Über die gesellschaftlichen Strukturen des Neolithikums wissen wir nichts, denn aus den archäologischen Überresten lässt sich das nicht ablesen.

Die von der feministischen Matriarchatsforschung geäußerte Vermutung, besonders das frühe Neolithikum hätte matriarchalische Strukturen besessen, lässt sich kaum belegen. Die in diesem Zusammenhang häufig zitierten weiblichen Statuetten, die vielfach als Fruchtbarkeitsgöttinnen oder "Große Mutter" gedeutet werden, sind kaum beweiskräftig. Es wäre so, als würde man in 10 000 Jahren unsere Kultur ausgraben und wegen der unzähligen Marienfiguren auf ein Matriarchat schließen. :D



Du irrst dich, natürlich gibt es keine schriftlichen Überlieferungen aus dieser Zeit, aber deutliche Spuren die darauf hinweissen, um wessen Machtstruktur e sich gehandelt hatte..... dann braucht man nur noch 1 + 1 zusammenzählen, und hat auf dessen Frage auch eine Antwort.....
 
Du irrst dich, natürlich gibt es keine schriftlichen Überlieferungen aus dieser Zeit, aber deutliche Spuren die darauf hinweissen, um wessen Machtstruktur e sich gehandelt hatte..... dann braucht man nur noch 1 + 1 zusammenzählen, und hat auf dessen Frage auch eine Antwort.....

Aus dem Neolithikum - also der Zeit vor 6000 bis 9000 Jahren - gibt es keine schriftlichen Quellen. Die Schrift wurde erst etwa 3000 v. Chr. erfunden.
 
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