Überlebender des Holocaust-Fragen

Shokora

Neues Mitglied
Hallo,
zu uns in die Schule kommt bald ein Überlebender des Holocaust,würde gerne paar Ideen für Fragen sammeln die ich ihm stellen könne,da es ja doch eine einmalige Chance ist es von erster Hand zu erfahren.

Mit freundlichen Grüßen
 
Es ist kein Wettbewerb "schlaue Fragen" zu stellen. Vielmehr solltest du dir im Klaren darüber sein, was du von dem Menschen wissen willst. Der Mensch, den du kennenlernen wirst, ist mindestens in den hohen 80ern, vielleicht sogar noch älter. Der wird vielleicht nicht mehr alle Details wissen, was er bis 1945 erlebt hat, auch je nachdem, wann er sein Schweigen gebrochen hat (immer wieder zu beobachten: Täter prahlen, Opfer schweigen). Frag ihn z.B. zu seiner Sicht auf die Gegenwart.
 
Ich finde es einerseits gut, dass Du "gute" Fragen stellen willst. Andererseits finde ich, dass der Überlebende es verdient hat, dass man sich selbst intensiv Gedanken macht und seine eigenen Fragen stellt, Fragen, deren Antwort man selbst wirklich wissen will ... und nicht Fragen, die jemand im Forum gut findet.
 
ich persönlich hätte die Frage, ob die Person heute noch Angst in Deutschland hat; ob er befürchtet, gewisse Ereignisse der Geschichte könnten sich wider holen. (z.B. Pogrome, Gleichgültigkeit o.ä.) Oder was der Überlebende der heutigen Jugend (also euch in der Klasse) mit geben möchte.
 
Diese Frage wird mit absoluter Sicherheit mit "ja" beantwortet werden. Gerade diese Woche war Sally Perel - Ich war Hitlerjunge Salomon - bei Stern TV und hat die Duplizität der Ereignisse deutlich betont.

Vor allem, die schleichende Eskalation der Ereignisse, denen nie wirklich Widerstand entgegengesetzt wird. Bis es zu spät ist. Die halbherzige Beschäftigung mit dem neuen Neo-Nationalsozialismus und die ebenso halbherzige Ausgrenzung.

Diese Parallele hat er deutlich beschrieben Und sie deckt sich mit den Aussagen zu der wahrgenommenen Gefahr eines weiteren Anwachsen der Bedeutung von rechtsextremen Strömungen von anderen Zeitzeugen, die ich im letzten Jahr im TV (z.B. bei "ttt") gesehen habe.

Selbst die jüngste Generation reproduziert diese historische Erfahrung wie letztens bei TV-Interviews von Besuchern aus der USA, die in der Synagoge in Halle während des Anschlags waren.

Auf dem rechten Auge ist man halt nach wie vor doch ein wenig "kurzsichtig".
 
Dem Beitrag und den zahlreichen Postings im Anhang entnehme ich, dass die Behandlung des Holocaust im österreichischen Geschichtsunterricht recht unterschiedlich ausfällt, was sich auch mit meiner eigenen Erfahrung deckt.

Wie in einem Posting angesprochen wird, endete noch in den 60ern der Geschichtsunterricht mit dem Ersten Weltkrieg. In meiner Schulzeit (90er) wurden der Holocaust und das Dritte Reich natürlich schon behandelt (zweimal), in meinem Fall allerdings eher trocken-unspektakulär, wenn man davon absieht, dass damals gerade "Schindlers Liste" im Kino lief und wir daher alle ins Kino mussten. Mein einziger schulischer Kontakt mit Anne Frank war, dass wir einen Abschnitt ihres Tagebuchs als Abschreibvorlage im freiwilligen Maschinschreibunterricht (!) verwendeten. Mir machten aber weder einen Besuch in Mauthausen noch hatten wir einen Zeitzeugen zu Gast. (Einen Zeitzeugen hatten wir einmal im Englischunterricht, allerdings einen US-amerikanischen 2. WK-Veteranen. Wir sollten ihm Fragen stellen, aber niemandem fiel etwas Vernünftiges ein. Ich wusste mir schließlich nichts Besseres anzufangen als ihn nach seiner Meinung zu einem damals aktuellen amerikanischen Thema zu fragen, mit dem Resultat, dass er dazu nicht wirklich etwas sagen konnte.) Es scheint wirklich viel vom Lehrer abzuhängen.

Über für Schüler verpflichtende KZ-Besuche wird in Österreich immer wieder diskutiert. Ich sehe das eher skeptisch, vor allem in der heutigen Zeit. Am Ende macht noch jemand Selfies.
 
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