Übersetzung mittelalterliches Gedicht

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Gast

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Hallo,
kann mir hier vielleicht jemand weiterhelfen. Meine 13-jährige Tochter soll als Geschichtshausaufgabe ein mittelalterliches Gedicht "übersetzen" in die heutige Zeit. Und zwar:

Ich wil loben den edelen fromen Paur
es wird ihm oft saur
wenn er mit seinem pflug fert
damit er alle Wertl ernert.

Es geht dabei wohl um einen Bauern, der irgendjemand dadurch ernährt, daß er sein Feld pflügt. Aber wen und warum ist er "saur".

Vielen Dank schon mal im voraus....
 
Aber wen und warum ist er "saur".

Das ließe sich möglicherweise schon aus diesen vier Zeilen (ist das der gesamte Text?) erschließen, nur bin ich bei einem Wort unsicher:

Kann es sein, daß dies ein Tippfehler ist und es eigentlich werlt heißen müßte?

PS: Ist zu diesem Gedicht eine Jahreszahl o.ä. angegeben? Mir klingt das nämlich etwas spätmittelalterlich...
 
Der burger vnnd der paur /
die Clagen manigfalt /
Jr gut das wurdt jn saur /
nimbt man jn mit gewallt /
jn Rawbs vnnd diebs gestallt

Da wird das "saur" verständlicher.
 
Oh, ja. Das ist ein Tippfehler und heißt in der Tat "werlt".

Allerdings verstehe ich immer noch Bahnhof.....

...wie soll dann ein 13j. Kind mehr verstehen?
 
Oh, ja. Das ist ein Tippfehler und heißt in der Tat "werlt".

Danke; dann wird es tatsächlich klar.

Ich wil loben den edelen fromen Paur
es wird ihm oft saur
wenn er mit seinem pflug fert
damit er alle Werlt ernert.

Ich will den edlen und frommen Bauer loben,
für den es oft bitter ist,
daß er das Feld pflügt,
um alle Welt zu ernähren.

Anm.: Das ist jetzt natürlich nicht mehr in poetischer Form.



PS: Wenn ich mich nicht irre, dürfte es sich um Frühneuhochdeutsch handeln, welches ab etwa 1350 bis etwa 1650 gesprochen wurde. Dies würde auch den Zusammenhang erklären: im Spätmittelalter bzw. ausgehenden Mittelalter bzw. auch der Frühen Neuzeit gerieten nicht wenige Bauern in die prekäre Situation, mehr und höhere Abgaben bei oftmals kleiner werdenden Nutzflächen - und damit verbunden geringeren Erträgen - leisten zu müssen...
:fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wusst gar nicht, dass "wir" früher zur Welt "Werlt" gesagt haben. Das "r" ging dann irgendwann verloren. Die Engländer haben es in ihrem "world" behalten.

Übrigens versteht man diese alten Gedichte wesentlich besser, wenn man sie nicht bloß liest (das Auge lässt sich zu leicht durch die ungewohnte Rechtschreibung täuschen), sondern laut vorträgt; ich habe das gerade bei meinen Töchtern ausprobiert, die haben den Text ganz gut verstanden.
 
PS: Wenn ich mich nicht irre, dürfte es sich um Frühneuhochdeutsch handeln, welches ab etwa 1350 bis etwa 1650 gesprochen wurde. Dies würde auch den Zusammenhang erklären: im Spätmittelalter bzw. ausgehenden Mittelalter bzw. auch der Frühen Neuzeit gerieten nicht wenige Bauern in die prekäre Situation, mehr und höhere Abgaben bei oftmals kleiner werdenden Nutzflächen - und damit verbunden geringeren Erträgen - leisten zu müssen...
:fs:

Und für die junge Schülerin ist der Gegenwartsbezug hergestellt:
Sie betreiben mit ihrer Arbeit Landschaftspflege, die allen nützt und kaum entgolten wird.
 
Guten Morgen,

ich möchte mich ganz herzlich für die Übersetzung bedanken. Ganz so sieht unsere Übersetzung nun nicht aus, weil mein Kind dann irgendwann ins Bett mußte.

Wir haben "saur" dann als schwer übersetzt, sonst ist es aber so ähnlich.

Bin mal gespannt, was dabei herauskommt, wenn die das heute in der Schule besprechen.

Viele lieben Dank!
 
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