Übertritt Chlodwigs zum Christum

Pèpe #22

Neues Mitglied
hallo

ich hab mal eine Frage nach einigem zögern, und erst nach dem er jesus christi im Krieg um Hilfe bat, ist Chlodwig ja zum Christentum übergetreten. Ich soll mich mit der Frage auseinandersetzen:
Warum ist der Übertritt Chlodwigs zum Christentum von welthistorischer Bedeutung?

Ich weiß aber nicht wirklich was für anhaltspunkte dafür und was für welche dagegen sprechen. Kann mir einer da helfen?!
 
Um Anhaltspunkte zu finden, solltest du dir das Thema einfach einmal gründlich ansehen.

In der Fragestellung sind die Hinweise schon gegeben.
Es geht um Chlodwig, also mußt du dich mit ihm, seiner Stellung und seinen Handlungen/Positionen/Bedeutungen auseinander setzen.
Es geht um seinen Religionswechsel, also mußt du dich mit seiner vorherigen Religion, der Neuen und deren Inhalten beschäftigen. Was änderte sich nach dem Wechsel, und warum überhaupt der Wechsel. Welche Folgen hatte der Wechsel?

Das sind nur Ansätze, aber ich denke sie helfen dir weiter, ohne dir die Hausaufgabe ganz ab zu nehmen.
 
Jepp Danke für die Hilfe

edit: mir ist gerade noch was eingefallen und zwar zur Begrifflichkeit bin auf ein paar wörter gestoßen die ich mir nicht erklären konnte und auch nicht erklärt gefunden habe...

Heerführertum
Sakralkönigtum
Heerkönigtum
Königsheil
Idoneitätsgedanke

Gibts irgendwo Definitionen für diese Begriffe?!

Danke schon mal

ciao
 
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Als "Königsheil" (Charisma) bezeichnete man die angestammte Heiligkeit der herrschenden Dynastie, eine göttliche Kraft die den Merowingerkönigen innewohnte und die nicht einfach zu ersetzen war. Dieses "Charisma" wurde von den Göttern verliehen (so der bei vielen germanischen Völkern verbreitete Glaube), hob den König und sein Geschlecht über alle anderen Menschen hinaus und verband ihn mit einer magisch-sakralen Sphäre.
Der König führte das Heer - das Königsheil musste sich als Kriegsglück bewähren, als "Siegmächtigkeit". Es gab aber auch friedliche "Anwendungen": Gutes Wetter und reiche Ernten, Fruchtbarkeit. Der germanische König war Heer- und Sakralkönig zugleich, musste also Siegmächtigkeit und Fruchtbarkeitszauber in seiner Person vereinen.
Das Charisma, so glaubte man, vererbte sich in der Königssippe von einer Generation zur nächsten - die Sippe des sagenhaften Königs Merowech hob sich daher einzigartig aus dem Volk der Franken heraus. In magischer Weise war das Charisma der Merowinger mit ihren Haaren verbunden: nur derjenige unter ihnen war regierungsfähig, der sich mit wallendem Haar dem Volk zeigen konnte (Parallelen zum biblischen Helden Samson).
Der letzte Merowingerkönig Hilderich wurde auf Befehl des römischen Bischofs Stephan abgesetzt, man schnitt ihm Haare und Bart ab: Hilderich verlor so das Königsheil und damit seine Idoneität = Regierungsfähigkeit. Dann steckte man ihn in ein Kloster "Mönchung").

:fisch:
(Lit. Hans K. Schulze, Vom Reich der Franken zum Reich der Deutschen. Merowinger und Karolinger.Berlin 1994)

noch ein Link zu Chlodwig:
http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/ma/reissmuseum/frank04.htm
 
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Ich möchte das mal nach Scheibelreiter beantworten:
Theoderich der Große, König der Ostgoten, in Ravenna residierend, versuchte die germanischen Arianer, die eigene Reiche innerhalb des römischen ~s gebildet hatten - natürlich unter ostgotischer Suprematie - durch Heirats- und Adoptionspolitik zu einen (Pax Gothica). Nachdem die Westgoten in der Schlacht von Voillé gegen die Franken unterlegen waren, waren diese, wie die Burgunder den Ostgoten mehr oder weniger hörig. Für Chlodwig war die Gelegenheit sich dem ostgotsichen Werben zu entziehen, in dem er sich nicht arianisch, sondern katholisch taufen ließ. Dabei stellte sich sein Modell als überlebensfähiger heraus, denn während die arianischen Kriegerfürsten sich nicht mit der landbesitzenden römsichen Oberschicht vermischten (Verbot des Connubium) und ihre Reiche so früher oder später dem Untergang geweiht waren, assimilierten sich die Franken mit der provinzrömischen Bevölkerung Galliens, und waren so auf lange Sicht militärisch und dynastisch erfolgreicher, als die Nachbarn.

Scheibenreiter, Georg: Die Bekehrung des Merowingerkönigs Chlodwig 496. In: ders. (Hg.): Höhepunkte des MA. Darmstadt 2004.
 
Chlodwig tratt sicherlich zum Christentum und zwar zur katholischen Art des Christentums über, um in Übereistimmung mit der westfränkischen Bevölkerung und der bestimmenden Geistlichkeit zu sein :rolleyes: .
 
Auch wenns zeitlich spät ist, mal ein par Anmerkungen und kritische Gedanken.

Zuerst einmal wissen wir nicht genau, wann Chlodwig nun zum Christentum übergetreten ist. 496, das Datum Gr.v.Tours erscheint sehr konstruiert ( Chronische Ereignisse im 5 Jahres Abstand). Hinzu kommt, Chlodwigs Frau war schon Katholikin, seine Kinder waren schon getauft, insofern dürfte es wohl eine allgemeine Akzeptanz in seinem Teilreich gegenüber dem katholischen Glauben.

Das Heiratsverbot gab es nur bei den Westgoten, wobei es dort auch Bestrebungen gab, sich mit der romanen Oberschicht zu arrangieren, diese wurden jedoch durch die Niederlage bei Voillé zumindest für Gallien zunichte gemacht. Das spanische Westgotenreich existierte ja noch ein ganze Zeit.

Meiner Meinung nach hat das Ostgotenreich unter Theoderich, durch seine politischen Aussetzer und die Gotenkriege Justinians nicht halten können, nicht aufgrund der arianischen Glaubensrichtung der Ostgoten.

Die entgültige Niederwerfung der Burgunder war erst 534 abgeschlossen, davor, und gerade um 507 ist eine eigenständige Politik der Burgunderkönige zu erkennen ( drang zum Mittelmeer).

Die für mich besondere Note ist, dass durch die "staatliche" Akzeptanz des kath. Christentums, die Machtbasis sich zugunsten der Kirche veränderte und auch auf eine weite Zeit hin, die machtpoliitischen Grundlagen wie schon unten in den Begriffen Königsheil usw geprägt wurden.
Es dürften wohl eine vielzahl Gründe für einen Wechsel gesprochen haben:
Angefangen mit dem Einfluss seiner Frau, die Abgrenzung zu Theoderich, eine rasche Einbindung der Romanen ins fränk. Reich; die genauen Beweggründe werden wir nicht mehr erfahren und aufgrund der Quellenlage wird wohl noch ne ganze Zeit lang verschiedene Gedankengängen eine Basis gegeben.
 
Ich schrieb:
Für Chlodwig war die Gelegenheit sich dem ostgotsichen Werben zu entziehen, in dem er sich nicht arianisch, sondern katholisch taufen ließ. Dabei stellte sich sein Modell als überlebensfähiger heraus, denn während die arianischen Kriegerfürsten sich nicht mit der landbesitzenden römischen Oberschicht vermischten (Verbot des Connubium) und ihre Reiche so früher oder später dem Untergang geweiht waren, assimilierten sich die Franken mit der provinzrömischen Bevölkerung Galliens, und waren so auf lange Sicht militärisch und dynastisch erfolgreicher, als die Nachbarn.


Sheik schrieb:
Meiner Meinung nach hat das Ostgotenreich unter Theoderich, durch seine politischen Aussetzer und die Gotenkriege Justinians nicht halten können, nicht aufgrund der arianischen Glaubensrichtung der Ostgoten.

Die für mich besondere Note ist, dass durch die "staatliche" Akzeptanz des kath. Christentums, die Machtbasis sich zugunsten der Kirche veränderte und auch auf eine weite Zeit hin, die machtpolitischen Grundlagen wie schon unten in den Begriffen Königsheil usw geprägt wurden.
Es dürften wohl eine vielzahl Gründe für einen Wechsel gesprochen haben:
Angefangen mit dem Einfluss seiner Frau, die Abgrenzung zu Theoderich, eine rasche Einbindung der Romanen ins fränk. Reich; die genauen Beweggründe werden wir nicht mehr erfahren und aufgrund der Quellenlage wird wohl noch ne ganze Zeit lang verschiedene Gedankengängen eine Basis gegeben.

Im wesentlichen widersprichst Du ja nicht den von mir stark verkürzt wiedergegebenen Ausführungen Scheibelreiters. Natürlich sind die Ostgoten nicht "untergegangen" weil sie Arianer waren. Aber der Arianismus war eben ein Grund für die Distanz zur Mehrheitsbevölkerung und damit möglicherweise für ihr militärisches Versagen.

Das Heiratsverbot gab es nur bei den Westgoten, wobei es dort auch Bestrebungen gab,[...]
Könntest Du mir bitte die entsprechnede Literatur nennen, aus der Du entnimmst, dass das Verbot auf die Westgoten beschränkt war?

El Quijote
 
El Quijote schrieb:
Nachdem die Westgoten in der Schlacht von Voillé gegen die Franken unterlegen waren, waren diese, wie die Burgunder den Ostgoten mehr oder weniger hörig. Für Chlodwig war die Gelegenheit sich dem ostgotsichen Werben zu entziehen, in dem er sich nicht arianisch, sondern katholisch taufen ließ

Grundsätzlich stimmen die Aussagen überein, richtig, aber ich finde bei der kurzen Zusammenfassung, klingt es so, dass die Burgunder 507 in Abhängigkeit von Ostgothen standen und die Folgen dieser Abhängigkeiten Chlodwig zum kathol. Christen werden lassen.
Die Grundlagen für den Wechsel seh ich jedoch schon weitaus früher.

Zum Verbot nur bei den Westgoten:

Nachdem meines Wissens nach nur bei den Westgotischen Gesetzesbüchern ( Codex Euricianus und Brevis Alarici) eine derartige Klausel zu finden ist (in den Leges Burgundionum jedoch nicht), stütze ich mich primär darauf. Weitere Punkte die wohl eher gegen einen allgemeines Verbot sprechen ist schon die Situation der Burgunder die nach 454 sich stark den römischen Kaisern (Ostrom) zuwenden was wohl auf die personal angespannte Lage nach der Attilaschlacht zurückzuführen ist.
Ausserdem sollten, sofern es auch bei den Burgundern ein Verbot gegeben hätte, Komentare dazu bei Leuten wie Herwig oder Pohl auftauchen, ich hab davon aber nichts gelesen. (z.B. Pohl, Völkerwanderung). Das alles sind sicherlich keine eindeutigen Beweise dass es nicht anders gewesen sein kann, aber explizit ist mir ein Verbot nur aus den Westgotischen Gesetzen der damaligen Zeit bekannt.
 
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Was vielleicht wichtig wäre: Chlodwig wurde höchstwahrscheinlich durch seine Frau Chlothilde zum Christentum bewegt. Sie heiratete ihn damals nur unter der Bedingung, ihren christlichen Glauben beibehalten zu dürfen.Sie versuchte Chlodwig ebenfalls zu bekehren und ließ sogar heimlich zwei ihrer gemeinsamen Söhne taufen. Chlodwig war darüber damals alles andere als begeistert!!! Chlothilde wird heute noch in der katholischen Kirche als Heilige verehrt. Warum der Übertritt Chlodwigs zum Christentum so wichtig war und die Europäische geschichte geprägt hat, liegt, denk ich daran, dass er eben seinen gesamtes Reich mittaufen ließ. das heißt, erst einmal seinen ganzen Hofstaat, aber das Volk musste sich danach wohl oder übel auch taufen lassen! wenn Chlodwig sich damals nicht zum Christentum bekannt hätte, wären wir möglicherweiße jetzt alle Mitglieder des Oströmischen Reiches, bzw heiden oder muslime. Kommt drauf an, wie die Geschichte dann verlaufen wäre!
 
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